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FDP hält Dampfen für Kiffen

Vape Fail des Jahres

Die FDP spricht sich gegen eine Überregulierung der E-Zigarette aus. Und für die Freigabe von Cannabis. Leider kommt das offenbar auch schon mal durcheinander.
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Die FDP hat es durch ihren frischen und modernen Wahlkampf geschafft, sich auf Bundesebene wieder ins Gespräch zu bringen. Gezogen hat das Ganze vor allem durch ihren Spitzenkandidaten Christian Lindner, der mit seiner lässigen Art viele Menschen ansprechen konnte.

Vor allem solche Themen wurden besetzt, von denen die FDP weiß, dass sie eher jüngere Menschen ansprechen. Und neue Kanäle wurden dazu genutzt, das Neuland Internet wurde erschlossen.
So diskutierte Christian Lindner nicht nur mit Studenten live über ein kostenpflichtiges Studium. Sondern gab auch ein Interview auf der Plattform Jodel, die vor allem bei jungen Akademikern beliebt ist.

Blöd ist nur, wenn die ganze Strategie von Parteifreunden konterkariert wird. Denn wenn ein Sechzigjähriger versucht zu sprechen wie ein Zwanzigjähriger, dann kommt das nicht nur sehr bemüht rüber. Sondern es leidet auch die Glaubwürdigkeit.

Freigabe von Cannabis

Veröffentlichung der FDP Baden-Württemberg, 13.09.2017

Heute Mittag veröffentlichte die FDP Baden-Württemberg auf ihrer Facebook Seite eine der typischen FDP Grafiken dieses Wahlkampfes. Einprägsam zu lesen steht dort „Ich wähle FDP, weil mich ein Joint noch nicht zum Verbrecher macht.“
Dazu veröffentlichte sie den Begleittext:

„#Kiffen ist nicht kriminell!
Wir Freie Demokraten halten die unnötige Kriminalisierung des #Cannabis-Konsums für aus der Zeit gefallen. Schätzungen zufolge konsumieren rund vier Millionen Menschen in Deutschland Cannabis. Wir fordern eine kontrollierte Freigabe von Cannabis. Besitz und Konsum solllte Volljährigen in Deutschland erlaubt sein.“

Das ist soweit ja tadelsfrei. Die Argumentation ist super.
Und die Hashtags auf „Kiffen“ und „Cannabis“ zeigen auch deutlich, wer damit angesprochen werden sollte.

Dampfen = Kiffen?

Screenshot der Facebook Seite der FDP Baden-Württemberg

Blöderweise ist auf der Grafik aber kein Joint zu sehen. Sondern eine stinknormale E-Zigarette.
Eigentlich ist es noch nicht einmal ein gutes Bild. Denn dabei handelt es sich um ein übliches Agenturfoto, das so bereits mehrfach durch die Medien gegangen ist.

Profis am Werk

Man kann das aber durchaus noch weiter analysieren.
Denn es ist doch unwahrscheinlich, dass ein solches Bild von einer Werbeagentur gemacht wurde. Wenn irgendjemand glaubt, ein Werbemann in einer Agentur würde nicht wissen wie Kiffen aussieht, sollte er doch einmal die Verwandtschaftsverhältnisse seiner Eltern hinterfragen.

Aber sei es drum, Baden-Württemberg ist ja auch nicht gerade Düsseldorf. Während in der Werbe- und Modehauptstadt das Koks sogar im Abwasser gemessen werden kann, wird die süddeutsche Hauptstadt wohl eher von der illegalen Zubereitung von Käsepätzle dominiert. Man weiß es nicht.

Das Problem, wenn man Praktikanten veröffentlichen lässt

Der Hashtag #Lindnersprueche auf Twitter wurde wohl von den Grünen initiiert

Abgesehen davon, dass das Bild auch verzerrt ist, hat es auch noch einen merkwürdigen, weißen Rand. So etwas nennt man im Print einen Blitzer.
So etwas würde keine professionelle Agentur aus der Hand geben. Es sei denn, sie ist gerade stoned. Von Käsepätzle vielleicht.

Deshalb ist eher davon auszugehen, dass hier ein eher älterer Mitarbeiter der freshen und hippen FDP mal irgendwas jugendaffines raushauen wollte. Und hat dabei aus purer Desinformation in die Schüssel gegriffen.
Der Shitstorm ist in vollem Gange.

Mal schön drei Millionen den Finger zeigen

Der Ansatz, mit diesem Argument vier Millionen Kiffer anzusprechen, dürfte verfehlt sein. Denn der Großteil der Kiffer wird sicher nicht auf Postings der FDP achten. („Mir doch egal!“)
Dafür hat die FDP Baden-Württemberg aber mit einem Schlag über drei Millionen Dampfer in Deutschland vergrätzt.
Denn selbst Befürworter einer Freigabe von Cannabis dürften etwas dagegen haben, durch eine E-Zigarette für Kiffer gehalten zu werden.

Das wirft doch ein sehr fragwürdiges Licht auf die FDP. Denn es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie setzen Dampfen und Kiffen gleich, weil sie keine Ahnung haben. Oder sie offenbaren hier eine deutliche Anbiederung bei der jüngeren Zielgruppe, von der sie aber offenbar recht weit entfernt sind.
In jedem Fall ist das der Fail des Jahres.

Ein paar Vorschläge

Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht und mal ein paar Entwürfe für die Zukunft zusammengeschraubt.
Liebe FDP, könnt Ihr ruhig so verwenden. Nix zu danken, helfe gerne. Wo darf ich mich bewerben?

Ps.: Noch bevor dieser Artikel veröffentlicht war, wurde das Bild offenbar kommentarlos von der Seite gelöscht.


EDIT 22:10: Die FDP  BaWü hat auf ihrer Seite eine überarbeitete Version des Bildes (Hintergrund weiß) gepostet. Darunter hat sie sich in einem Kommentar entschuldigt.
Das ist anständig und zeugt von Rückgrat.

In einer früheren Version dieses Beitrags haben wir fälschlicherweise eine E-Zigarette als Bild gepostet. Das war ein dummer Fehler von uns. Da haben wir voll ins Klo gegriffen mit dem Bild. Kiffen hat absolut garnichts mit elektronischen Zigaretten zu tun. Den Zusammenhang herzustellen war nicht unsere Absicht. Wir haben den Post inzwischen gelöscht. Wir entschuldigen uns bei allen, die sich dadurch ins falsche Licht gerückt fühlen. Wir werden den Fehler nicht noch einmal machen! Eure FDP Baden-Württemberg.“


Facebook Seite der FDP BaWü: https://www.facebook.com/fdpbw

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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