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Langzeitstudie: Keine Schäden durch E-Zigarette

Nichtraucher 3,5 Jahre begleitet

Von Gegnern der E-Zigarette wird gebetsmühlenartig darauf verwiesen, dass es keine „Langzeitstudien“ gäbe. Dabei ist nicht klar, wie so etwas überhaupt auszusehen hätte.
Doch nun wurde sogar eine Studie veröffentlicht, die wenig Spielraum für solche Kritik lässt. Mit recht eindeutigen Ergebnissen.
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Zusammen mit Namen wie Mayer und Farsalinos gehört Riccardo Polosa sicher zu den bekanntesten Wissenschaftlern in Europa, die der E-Zigarette positiv gegenüber stehen.
Prof. Dr. Polosa ist Direktor des Institutes für Innere Medizin und Klinische Immunologie an der Universität Catania in Italien. Darüber hinaus ist er verantwortlich für das Zentrum für Tabak Forschung an der Universität und Ehrenprofessor für Medizin an der Universität Southampton.
Er hat inzwischen über 250 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.

Ihm schein nun gelungen zu sein, was als annähernd unmöglich gilt. Nämlich belastbare Daten dafür zu finden, welche Langzeitfolgen der regelmäßige Gebrauch von E-Zigaretten auf den Körper haben könnte.

Forderung nach Langzeitstudien

Das Problem daran ist sehr einfach zu verstehen. Der Großteil der Dampfer sind ehemalige Raucher.
Würde man nun aber ehemalige Raucher beobachten, könnte man nie sicher unterscheiden, welche Folgen nun durch das vorherige Rauchen und welche durch das Dampfen entstehen. Denn das Krebsrisiko einer Raucherlunge sinkt beispielsweise erst nach Jahren auf das Niveau von jemandem, der nie geraucht hat.

Bewusste Täuschung

Auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mortler fordert immer wieder Langzeitstudien.

Diese formale Schwierigkeit muss auch denjenigen vollkommen bewusst sein, die in der öffentlichen Debatte immer wieder Forderungen nach Langzeitstudien aufstellen.

Hinzu kommt der einfache logische Schluss, dass man nichts beweisen kann, was nicht da ist. Man kann keine Unschädlichkeit beweisen, zumal Wissenschaftler das Wort grundsätzlich sehr ungerne verwenden. Immerhin sind schon Marathonläufer gestorben, weil sie zu viel Wasser getrunken haben. Dennoch käme niemand auf die Idee, Wasser als schädlich zu bezeichnen.
Man könnte die Forderung nach mehr Langzeitstudien endlos weiter anbringen.

Beim Aufbau eines solchen Versuchs, dem so genannten Design, müsste man dies also mit einkalkulieren. Zumindest, wenn man zuverlässige Daten erhalten will.
Eine Möglichkeit wäre, eine Anzahl von Nichtrauchern zu bitten, für einige Jahre zu dampfen. Das würde jedoch keine Ethik Kommission gutheißen.
Es ist also eine Sackgasse, in die die E-Zigarette ganz bewusst gedrängt wird.

Sehr früh an der Studie gearbeitet

Offenbar war Polosa sich dessen vollkommen bewusst. Und er hat sehr früh eben dort angesetzt. Was vielleicht auch für Laien verständlich macht, warum wissenschaftliche Ergebnisse oftmals sehr lange auf sich warten lassen.

Bereits im Juni bis September 2013 hat er über Vape Shops Teilnehmer für eine Studie gesucht. Jeder der länger dampft weiß, dass dieser Zeitraum, gemessen an der rasanten Entwicklung der E-Zigarette, enorm weit zurück liegt. Denn es gab noch keine Regulierungen und die Produkte entsprachen bei weitem nicht heutigen Standards. Es wurde vergleichsweise viel mehr Nicotin aus vergleichsweise viel schlechteren Geräten konsumiert. Es war zwar nicht die Steinzeit, aber die Dampfer-Antike.

Teilnehmer in Vape Shops gefunden

Prof. Dr. Riccardo Polosa

Die Betreiber der Vape Shops wurden gebeten, ihren regelmäßigen Kunden einige Fragen zu stellen. Und von diesen wurden dann diejenigen ausgewählt, die regelmäßig dampfen aber vorher nicht geraucht haben.
Dies wurde so definiert, dass die Konsumenten zuvor weniger als 100 Zigaretten in ihrem Leben geraucht haben sollten und die E-Zigarette seit mindestens drei Monaten täglich nutzen. Dual User wurden nicht mit aufgenommen.
Da dieser Anteil an Nutzerprofilen unter den Dampfern sehr gering ist, war es eine glückliche Fügung, dass elf Männer und fünf Frauen für die Studie gefunden werden konnten.

Die Testpersonen unterzogen sich einem morgendlichen medizinischen Check up im Zentrum für Tabakprävention an der Universität. Während des gesamten Erhebungszeitraums wurde dieses dreimal pro Jahr wiederholt.

Ein sehr anspruchsvolles Design

Einige Testpersonen wurden ausgeschlossen, da sie im Laufe der Studie auch das Dampfen aufgegeben hatten oder nur noch sporadisch die E-Zigarette genutzt haben.
Das ist ein sehr genaues und wissenschaftlich sauberes Vorgehen. Denn so blieben am Ende der Erhebung nur die Daten von neun Teilnehmern, die jedoch tatsächlich durchgehend gedampft hatten.




Um die Zuverlässigkeit noch zu steigern, hatte Polosa auch eine Vergleichsgruppe rekrutiert. In ihr unterzogen sich 15 Teilnehmer den gleichen Untersuchungen, von denen 12 Datensätze gewonnen werden konnten. Dadurch hatte man einen statistischen Vergleich zwischen Dampfern und Nichtdampfern.
Bedenkt man, dass man in diesem Falle keinen Placebo Dampf einsetzen kann, kann man die Datenerhebung kaum gewissenhafter gestalten.

Die Untersuchungen beinhalteten sogar CT Scans

Es wurden auch die Dosierungen des konsumierten Nicotins dokumentiert. Und sogar die Geräte wurden erfasst, mit denen gedampft wurde. An ihnen lässt sich die Evolution des Dampfens in den letzten Jahren ablesen. Waren es zu Beginn einfache eGo Geräte, waren es zum Ende der Erhebung offene Systeme der zweiten und dritten Generation von Joyetech, proVari, Innokin etc.

Die Teilnehmer mussten nicht nur jeweils vier Fragen zur Selbstbeobachtung beantworten. Sondern die intensive Untersuchung beinhaltete die Prüfung der Lungenfunktion, des Körpergewichtes, des Blutdrucks und vielem mehr. Die Teilnehmer durchliefen sogar HRCT Scans, besser bekannt als Computertomographie. Lediglich ein Teilnehmer lehnte dies ab, weil er an Klaustrophobie leidet.

Und gefunden wurde…

Um es kurz zu fassen: Es wurden keine Veränderungen in den über 3,5 Jahre andauernden Untersuchungen gefunden.
Weder dass sich der Zustand der Konsumenten verschlechtert hätte, noch im direkten Vergleich zur Kontrollgruppe.

„Auch hier prüften wir, wegen der kleinen Datenmenge [Kontrollgruppe, Anm. d. Red.], alle individuellen Datensätze einzeln auf negative Veränderungen und fanden keine. Auch nicht bei denen mit dem höchsten Liquid Konsum (5ml/Tag) und längster Nutzung (57 Monate).“
Prof. Dr. Riccardo Polosa, et al., Health impact of E-cigarettes.

Polosa führt dies ungewöhnlich ausführlich aus.
Nicht nur, dass keinerlei Verschlechterung gemessen werden konnte. Er beschreibt auch sehr explizit, dass von den Dampfern keiner auf Tabak umgestiegen ist. Sondern zwei sogar komplett aufgehört haben. Wohingegen in der Kontrollgruppe leider zwei Teilnehmer begonnen haben zu rauchen.

Kleine Versuchsgruppe, deutliches Ergebnis

Natürlich räumt er ein, dass die Versuchsgruppe sehr klein war. Dies begründet er aber sehr deutlich damit, dass die Gruppe derer, die nie geraucht haben aber regelmäßig E-Zigaretten konsumieren, sehr gering ist.
Dazu zitiert er die Zahlen des Eurobarometers von 2014, welches diese Gruppe innerhalb der Dampfer mit lediglich 0,1% maß.

„In einer kleinen Gruppe von jungen, erwachsenen, nierauchenden [never-smoking, Anm. d. Red.], täglichen Nutzern von E-Zigaretten, die sehr sorgfältig für etwa 3,5 Jahre begleitet wurden, fanden wir keinerlei Verminderung des Lungenvolumens, Entwicklung von Atemwegssymptomen, Veränderungen der Marker für eine Entzündung der Lunge in der ausgeatmeten Luft oder Anzeichen von frühen Lungenschäden im CT Scan; im Vergleich zu einer sorgfältig verglichenen Gruppe von Nichtrauchern und Nichtkonsumenten von E-Zigaretten.
Selbst die intensivsten Nutzer von E-Zigaretten zeigten keinen Nachweis für eine beginnende Lungenschädigung in den physiologischen, klinischen oder Entzündungen betreffenden Messungen. Darüber hinaus wurden keine Veränderungen im Blutdruck oder Herzfrequenz gemessen.“
Prof. Dr. Riccardo Polosa, et al., Health impact of E-cigarettes.

Auch Polosa merkt zum Abschluss an, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind. Denn entgegen häufiger Interpretationen steht das unter annähernd jeder wissenschaftlichen Arbeit.

Die Studie wurde bereits im Juni eingereicht, nach Prüfung im Oktober akzeptiert und ist nun auf dem großen wissenschaftlichen Portal nature.com erschienen.


Artikel zur Studie auf nature.com: https://www.nature.com/articles/s41598-017-14043-2

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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