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Dampfen ist für Sissis… Nicht.

Ein Plädoyer

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Für die meisten Checker erfüllt Giacomo Casanova nicht gerade das Bild des krassen Babo. Wenn ihnen der Name überhaupt noch etwas sagt. Ok, er hat zu seiner Zeit schon ein paar Miezen klar gemacht. Aber immerhin hatte er weder Vollbart noch iPhone, sondern rannt mit Zöpfchen und hochhackigen Schuhen rum. Genau betrachtet ist der Name auch nicht gerade end-fresh, auf Deutsch heißt er eigentlich Jakob Neuhaus.
Aber Casanova hat nicht nur mit 17 bereits einen Doktortitel geschossen. Er war auch Spion, konnte so gut Geige spielen dass er in einer der größten Bands seiner Zeit war, hat Schulden vom Zocken und ist aus dem Hochsicherheitsgefängnis Bleikammern in Venedig getürmt. Da ist Prison Break ein müder Abklatsch gegen. Er stellte ein Verzeichnis verbotener Bücher auf, was zeigte dass er sie alle gelesen hatte. Und was die paar Miezen angeht… Eigentlich waren es Groupies mit denen er unaussprechliche Orgien gefeiert hat. Der wahre 1%er seiner Zeit. So schaut’s aus.

Coolness ist immer eine Frage des Zeitgeistes. Spätestens seit Falco („Wer sich an die 80er erinnern kann hat sie nicht erlebt!“) wissen wir dass Mozart auch ein ziemlich krasser Rocker war. Und bei Tribute Konzerten für Led Zeppelin und Jimmy Page, der quasi nebenbei den Verzerrer erfunden hat, sitzen heute Staatspräsidenten im Frack und klatschen artig.
Jede Generation versucht sich von der vorherigen abzusetzen. Sie versucht sich neu zu definieren. Durch Kleidung, Sprache und Habitus. Die Nummer ist so alt wie die Menschheit. Das ist Psychologie, man definiert sich als erstes dadurch was man nicht ist.

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Wenn ich groß bin werde ich auch so!

Als der Tabak nach Europa kam war es für Frauen verpönt zu rauchen. Generell war es in der Öffentlichkeit nicht gerne gesehen. Es wurde höchstens bei Königs in Rauchsalons geraucht. Die ersten Dampfer Stammtische.
Das Bild des einsamen Cowboys mit dem Zigarillo im Mund ist historisch gesehen auch etwas unsinnig. Denn nimmt man offenen Tabak mit auf einen wochenlangen Rinder Trail hat man am Ende ungenießbares Stroh. Und Aromaverpackungen aus Plastik waren selten. Deshalb standen in den Saloons auch keine Aschenbecher sondern Spucknäpfe in die alle Anwesenden rotzten. Und sich dabei ausgiebig in den ungewaschenen Bart sabberten. Total hip.
Was bis zum zweiten Weltkrieg in Europa als Zigaretten verkauft wurde hat ebenfalls wenig mit den heutigen Produkten zu tun. Es waren unparfümierte Wuchtbrummen aus der Pfalz die eher an Rothändle Ohne erinnern würden. Der feine Mann rauchte abends sein Pfeifchen, aber keine Kippe. Erst durch die Alliierten und den Schwarzmarkt wurden Zigaretten -wie auch Kaugummi- zu einem Statusobjekt und Lifestyle Produkt in das mehr hinein interpretiert wurde.

Wen Humphrey Bogart sich in einem Film Noir eine Kippe anmachte, dann hatte das schon etwas. Es hatte Coolness. Etwas Verwegenes. Deshalb holte auch keiner Dean Martin oder Frank Sinatra von der Bühne wenn sie sich eine anzündeten. Keiner wollte am nächsten Morgen mit einem Pferdekopf im Bett aufwachen.
Dank James Dean wissen wir seit 70 Jahren wie ein Rebell auszusehen hat. Jeans, Shirt, Sonnenbrille und schöne Haare. Schöne Haare sind immer wichtig! Und wenn man sich schon keinen Verkehrstod im Porsche leisten kann -oder einem dazu die Eier fehlen- dann doch wenigstens die Kippe im Mundwinkel.

Irgendwie ist aber irgendetwas passiert. Irgendwie läuft die Jugendrebellion gerade invers.
Auf einmal ist es nicht mehr Hip dem Dorfsheriff die Kippe vor die Füße zu schnipsen, sondern sich mit Holzfällerhemd und Kassengestell beim indischen Straßendealer auf dem Prenzlauer Berg einen Mango Lassi zu holen. Plötzlich bietet auch Omas Eintopfbude vegane Würste zur Erbsensuppe. Teenager haben in einem Alter das erste Mal Geschlechtsverkehr in dem Großmutter schon das zweite Kind geworfen und den Hof bewirtschaftet hat. Selbst Tattoos müssen leicht zu entfernen sein, aber dafür hat sie jeder. Wir schauen uns an wie Aushilfspromis irgendwo im Dschungel Känguruhoden erbrechen, während wir uns in Anti-Rutsch-Socken vorm nachhaltig produzierten Fernseher die Dinkelplätzchen schmecken lassen. Eine Tofuisierung der Gesellschaft.
Rock n‘ Roll ist irgendwie anders.

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Original und billige Kopie mit E-Zigarette

Da passt es ja völlig ins Bild wenn auf einmal gedampft anstatt geraucht wird. Die homöopathische Dosis Aufstand mit Erdbeergeschmack. Wo sind nur James Dean und Dean Martin?
Rauchen muss nicht nur aussehen wie Rauchen. Es muss auch so schmecken. Nach verbrannten Pflanzen und sterbendem Wald durch Monokulturen. Der ausgebeutete Tabakpflanzer soll gefälligst bei jedem Zug aufschreien.
Etwas das man raucht macht man anschließend auch nicht mit fünf Klicks aus und steckt es in die Tasche. Man muss es wegschnipsen und höchsten falls noch drauftreten. Es muss nach Krebs riechen, ja man muss auch so aussehen. Jede Zichte der Blick ins Auge des Abgrunds. Scheiß drauf, durch die Luftröhre kann man auch sprechen. Wer braucht schon einen Kehlkopf?
Das ist Rock n‘ Roll!

Da stellt sich nur eine kleine, philosophische Frage. Ist Aufbegehren nicht immer genau das, was gegen den Zeitgeist läuft? Mehr noch, bedeutet echte Unabhängigkeit nicht einen Haufen auf alles zu machen was die Gesellschaft meint meinen zu müssen?
Eigentlich sollte es für Vaper sehr einfach sein. Denn auf der einen Seite versuchen Interessengemeinschaften wie WHO und DKFZ zu erklären warum Dampfen zum plötzlichen Tod führt. Die Presse erklärt ja auch die Popcorn Lunge. Und auf der anderen Seite wird einem jeder besoffene Gelegenheitsrocker erklären, warum Dampfen etwas für Sissis ist.
Also kann der Vaper sich doch sehr entspannt zurücklehnen und aus ganzen Herzen sagen: „Fickt Euch doch alle!“
Sagen wir doch wie es ist: Casanova hätte gedampft. Einfach weil es bei den Mädels besser ankommt wenn man beim Küssen nicht nach Dresden 45 schmeckt.

Ja, Dampfen ist gesünder. Aber sind gelbe Zähne und stinkende Klamotten echt so sexy? Ist es Rock n‘ Roll morgens aufzuwachen mit dem Gefühl eines Aschenbechers auf der Zunge?
Muss man wirklich auf der Suche nach Coolness in den Reflex verfallen seine Homies mit möglichst derben Dampfwolken zu beeindrucken oder mit teuren Geräten zu posen? Oder ist auch das nur Blendwerk für alle, die sich keinen Porsche leisten können?

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Vaping geht auch sexy.

Vaper suchen nach einer Identität. Dampfer suchen nach einer Identifikation. Dabei läuft das alles längst. Es ist längst da. Die Gesellschaft guckt nur falsch.
Wenn ein Leonardo DiCaprio sich im Frack hinsetzt und im amerikanischen Fernsehen -in dem ja Rauchen einem Skandal gleichkommt- die Dampfe auspackt und sich gemütlich sein Nikotin reinzieht, dann ist das eine Aussage.

Wir sind alleine in Deutschland über zwei Millionen. Millionen von Menschen sollten sich selbst genug sein. So langsam sollten wir mal ganz unaufgeregt darauf scheißen, wenn andere Menschen versuchen uns in ihre Schubladen zu packen.
Wir dampfen. Einfach weil es geil ist. Wir machen uns von der Tabakindustrie unabhängig. Und von euren Bildern von Revolution oder Coolness. Wir sind unser eigener Rock n‘ Roll.
Und die Revolution läuft doch längst.

Rauchen? Nichtrauchen? Küsst unseren Arsch. Wir haben da eine dritte Möglichkeit gefunden. Kommt darauf klar.

Vape on!

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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