Die Vaper in Deutschland erhalten nun auch Hilfe von ganz unerwarteter Seite. Vom Zigarettenverband.
Heute Mittag veröffentlichte der Deutsche Zigarettenverband DZV eine entsprechend Presseerklärung. In dieser fordert er das DKFZ zur Offenlegung der Interessenkonflikte auf, die durch eine Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie bestehen können.
Am vergangenen Dienstag veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung im Rahmen ihres Themenschwerpunktes zum Tabakerzeugnisgesetz einen hervorragenden und sehr gut recherchierten Artikel mit dem Titel „Wie die E-Zigarette ausgebremst wird“. Darin enthüllte der Redakteur enge Verflechtungen zwischen der Pharmaindustrie und dem DKFZ.
Der Wissenschaftliche Aktionskreis Tabakentwöhnung e. V. ist eine Vereinigung von Wissenschaftlern, die sich mit dem gesamten Themenkomplex der Tabakentwöhnung beschäftigen. So kämpft der WAT bereits länger dafür, dass Maßnahmen der Tabakentwöhnung wie Nikotinersatztherapie (Nikotin Pflaster, Sprays, Kaugummis etc.) und auch begleitende psychologische Entwöhnungskurse von den Krankenkassen erstattet werden müssen. Hierzu hat er unlängst auch eine Initiative gegründet und möchte das, nach mehrfacher Ablehnung, auf dem Klagewege erzwingen.
Der Artikel der Süddeutschen Zeitung förderte nun aber zutage, dass der WAT e.V. nach Angaben der PR-Firma Klinksiek im Auftrag von Novartis Consumer Health gegründet wurde. Und das lässt die ganze Geschichte in ganz anderem Licht erscheinen.
Denn Novartis ist ein schweizer Pharmariese mit über 130.000 Angestellten weltweit. Im Jahr 2015 wurde der Umsatz mit knapp 50 Milliarden Dollar ausgewiesen. Der Konzern stellt vor allem Medikamente zur Therapie von Krebs her, hier auch Erkrankungen der Atemwege. Die Novartis Consumer Health ist eine direkte Tochter und zeichnet vor allem für die Produkte der Nikotinell Serie verantwortlich.
Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Pharmariese der sein Geld mit Nikotinersatztherapie verdient gründet auf indirekten Wegen einen wissenschaftlichen Verein, der darauf klagt, Nikotinersatztherapie müsste von den Kassen übernommen werden.
Wenn man sich das einmal klar macht, ist es auch sehr ersichtlich, warum der WAT die E-Zigarette als Entwöhnung vom Tabakrauch ablehnt. Die Verbindung zum DKFZ ist dabei noch signifikanter als nur eine gemeinsame Ideologie zu verfolgen. Denn Fr. Dr. Pötschke-Langer, Leiterin des Kollaborationszentrums der WHO bei der DKFZ und langjährige Gegnerin der E-Zigarette, ist Mitglied dieses Vereins.
Wissenschaftliche Einrichtungen müssen Anschein von Interessenkonflikten vermeiden
„Wissenschaftliche Einrichtungen zur Tabakkontrolle und Suchtmedizin müssen jeden Anschein von Interessenkonflikten vermeiden. Ich fordere deshalb volle Transparenz über die Zusammenarbeit von DKFZ, WAT und Pharmaindustrie. Die wissenschaftliche Bewertung von risikoreduzierten Erzeugnissen für Raucher wie der elektronischen Zigarette muss völlig frei von wirtschaftlichen Erwägungen der Pharmaindustrie erfolgen“, sagte der Geschäftsführer des Zigarettenverbandes Jan Mücke gestern in Berlin.
Im Mittelpunkt der Bewertung neuartiger, risikoreduzierter Tabakerzeugnisse, elektronischer Zigaretten und von Ersatzprodukten müsse die Minimierung gesundheitlicher Risiken für Raucher stehen und nicht das geschäftliche Interesse der Hersteller von Nikotinpflastern. „DKFZ und WAT müssen den Nachweis erbringen, dass ihre Arbeit völlig frei von den Einflüsterungen der Pharmaindustrie ist. Sonst erscheint die regulative Gleichstellung von Tabakzigaretten und elektronischen Zigaretten in einem bedenklichen Licht.“
Das von der Bundesregierung geplante Totalwerbeverbot für Tabakerzeugnisse soll gleichermaßen auch für elektronische Zigaretten Anwendung finden. Damit würde auch für diese risikoreduzierten Erzeugnisse die Plakatwerbung untersagt und Werbung im Kino faktisch verboten werden. Der Markteinstieg dieser Produkte würde wesentlich erschwert und ein Umstieg für bisherige Tabakraucher erheblich behindert werden.
Es bleibt abzuwarten, wie das DKFZ nun reagiert. Denn man sollte sich auch einmal klar machen, wer da nun aneinander gerät. Das Deutsche Krebsforschungszentrum ist eine durchaus angesehene und sinnvolle Einrichtung, die zu großen Teilen vom Land Baden-Württemberg und der Bundesrepublik getragen wird. Die WHO Kollaborationsstelle unter Pötschke-Langer ist nur eine kleine Unterabteilung.
Der Deutsche Zigarettenverband ist die Lobby Organisation der Zigarettenhersteller und des Zigarettenhandels. Seine Mitglieder repräsentieren einen Marktanteil von 60%, unter ihnen solche Riesen wie Reemtsma und British American Tobacco.
Somit tritt offenbar ein, was vapers.guru lange prognostiziert hat. Wenn die Tabakindustrie den Dampfermarkt für sich entdeckt, wird sie zwangsläufig auch für Dampfer Partei ergreifen. Aber uns glaubt ja keiner.
Es ist nicht davon auszugehen, dass Fr. Dr. Pötschke-Langer sich mit Aussagen über „Bezahlkommandos“ oder Unfug wie vor dem Bundestagsausschuss dieser Angelegenheit wird entledigen können.
Joey Hoffmann
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