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Warum Vaper Nichtraucher sind

Ein Plädoyer

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Sprache ist sehr ungenau. Deshalb sind wissenschaftliche Texte auch immer so lang. Alleine der Satz „Boxer sind doof“ kann entweder mit einer gebrochenen Nase oder einem Gebissabdruck im Hintern enden. Das kann schon mal einen großen Unterschied machen.
Gerne genommen sind auch die T-Shirts auf denen vorne steht „Ich bin schizophren“ und auf dem Rücken „Ich auch“. Darüber kann man sogar als Psychologe grinsen, jeder weiß was gemeint ist. Obwohl Schizophrenie überhaupt nichts mit multipler Persönlichkeit zu tun hat. Aber „Ich habe eine Dissoziative Identitätsstörung“ sieht auf T-Shirts einfach scheiße aus.

Was ist eigentlich ein „Raucher“?

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Es schmeckt nach Selbstzerstörung

Im normalen Sprachgebrauch unterscheiden wir einfach Raucher und Nichtraucher. Auch wenn das genauso ungenau ist. Denn eigentlich denken wir dabei ja nicht daran, ob derjenige gerne hin und wieder einmal Nikotin inhaliert, sondern ob er Tabakabhängig ist.
Aber diese Sucht besteht aus verschiedenen Komponenten. Sucht ist nicht gleich Sucht. Das muss man eigentlich schon sehr unterscheiden.

Beispielsweise schildert der inzwischen an Lungenkrebs verstorbene Alan Carr in seinem erfolgreichsten Buch „Endlich Nichtraucher“ den Fall einer jungen Frau, die jeden Morgen eine Zigarette geraucht hat. Nur die eine. Sonst hat sie keine Zigaretten angefasst. Würden wir sie wirklich im allgemeinen Sprachgebrauch als „Raucher“ bezeichnen? Unabhängig davon ob sie dabei einen sehr großen Leidensdruck hatte.
Und was ist mit Pfeifen und Shisha Rauchern, die sich am Wochenende einmal gemütlich ein Schmaucherchen gönnen, aber nie auf die Idee kämen sich Zigaretten zu kaufen? Oder der Zigarrenraucher, der abends in seinem Club die teure Kubanische verbrennt, aber sonst nichts anzündet? Sind diese Menschen „süchtig“? Sind das „Raucher“?
Ist jemand, der sich mal zum Essen einen Wein gönnt, ein „Trinker“?

Neue Vokabel gesucht

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Ist jeder ein Säufer, der sich mal gepflegt ein Gläschen genehmigt?

Jetzt stehen wir -und offensichtlich sehr viele Politiker- vor einem Dilemma. Denn bisher gab es nur die Unterscheidung „Raucher“ oder „Nichtraucher“. Wir haben uns keine Mühe gemacht, da genauer zu definieren, was tatsächlich einen Raucher ausmacht. Ist es die Abhängigkeit nach dem Tabak, dass jemand nervös wird wenn er sein Feuerzeug vergisst, oder reicht schon wenn jemand einmal im Monat zu seinem Single Malt eine Cohiba anzündet?
Jetzt haben wir neben Rauchen und Nichtrauchen noch einen dritten Weg. Vaping.
Es sieht aus wie Rauchen, es kann Nikotin enthalten, aber das war es auch schon. Da ist unser allgemeiner Sprachgebrauch an seinen Grenzen angekommen. Wir müssen offenbar etwas neu definieren. Wir müssen neue Vokabeln finden. So wie die Amerikaner, die keine Kindergärten hatten und die kurzerhand auch im amerikanischen „Kindergarten“ nannten.
Aber für die meisten Politiker ist es das Gleiche. Es sieht aus wie Rauchen, also ist es Rauchen.

„Rauchen“ ist nicht das Inhalieren von Nikotin

In unserem Die Einsteigerkurs haben wir versucht zu erklären, was Sucht eigentlich ist und wie sie funktioniert. Denn entgegen der landläufigen Meinung ist der Raucher keineswegs einfach nur vom Nikotin abhängig. Dann wäre das Problem ja mit Nikotinpflästerchen ganz leicht gelöst.
Derjenige der ständig raucht, ist auch davon abhängig, etwas in den Fingern zu haben. Er ist auch nach einer sozialen Komponente abhängig, in der Pause mit den Kollegen eine rauchen zu gehen. Er ist nach dem Throat Hit süchtig, und vor allem anderen ist er nach der Belohnung abhängig.
Das alles gehört eigentlich zu einer Sucht dazu.
Deshalb kann man den Hipster, der alle drei Wochen mal bei seinem Lieblings-Pakistani zu einer Fassbrause eine Shisha anmacht, wohl schwer als Raucher bezeichnen.
Der Suchtexperte spricht hier auch nicht von einer „Tabaksucht“, geschweige denn von „Raucher“, sondern von einem Nikotin Abusus. Und er schreibt dann auch direkt dazu, wie häufig das vorkommt.

Das Suchtverhalten ändert sich

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Nucleus accumbens, der alte Süchtel

Bei jemandem, der komplett aufs Vaping umsteigt, passiert in der Regel auch noch etwas anderes. Ganz unmerklich. Er ändert nämlich sein Suchtverhalten.
Das fängt schon dabei an, dass er nicht mehr gezwungen ist eine ganze Zigarette durchzuziehen. Er kann auch auf dem Weg zum Auto zwei Züge machen, und steckt das Ding wieder weg.
Den meisten wird nach einiger Zeit auch auffallen, dass sie sich keine Gedanken mehr darum machen. Was jeder Raucher eigentlich kennt. Ist das Nikotin im Körper abgebaut, schreit das Belohnungssystem im Hirn sofort „Gib mir Nachschub“. Und deshalb gucken Raucher nach ca. einer Stunde in Geschäftsbesprechungen auch immer häufiger auf die Uhr.

Das ist aber nur das grundsätzliche Verständnis dahinter, weshalb man die Bezeichnung „Raucher“ einmal durchaus kritisch sehen sollte. Im Falle von uns Vapern zählt noch etwas anderes weit mehr.
Die meisten Wissenschaftler, die sich mit Nikotin beschäftigen, bescheinigen dem Nikotin in seiner reinen Form ein sehr geringes Suchtpotential. Es wird immer öfter verglichen mit dem Coffein einer Tasse Kaffee.
Das eigentlich schädliche am Rauchen sind die Zusatzstoffe, die durch das Verglimmen von bis zu 7000 Einzelstoffen entstehen und in die Lunge geballert werden. Und das findet bei Vapern ja gar nicht statt. Weshalb auch hoch angesehene Einrichtungen wie das Royal College of Physicians dem Dampfen inzwischen mindestens 95% weniger Schädlichkeit bescheinigt.
Natürlich pflegen Vaper auch weiterhin sich damit zu beschäftigen. Eigentlich sogar mehr als beim Rauchen. Geräte, Liquids, Mischen, Wickeln. Aber ist das für sich alleine bereits eine Verhaltensabhängigkeit? Das wäre für viele Modelleisenbahner und Dailysoapgucker verheerend.

Nicht-Kaffeetrinker sind Nicht-Kaffeetrinker

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Das „Wieviel“ ist nicht entscheidend

Rein logisch ist es noch viel einfacher: Jemand der keinen Kaffee trinkt ist ein Nicht-Kaffeetrinker. Selbst wenn er zum Probieren mal dran nippt ist er ein Nicht-Kaffeetrinker. Ob er sich jeden Morgen acht Red Bull zum Wachwerden reinzieht, interessiert keinen. Er trinkt keinen Kaffee.
Und bei „Nicht-Kaffeetrinker“ denkt doch auch niemand sofort an „Nicht-Coffein-Süchtiger“.
Und noch etwas wird von Vape Gegnern gerne unter den Tisch gekehrt. Beim Dampfen entsteht kein Rauch. Denn Rauch ist, wenn etwas verbrennt. Das ist aber beim Dampfen nicht der Fall. Was vielleicht sogar der Grund sein könnte, warum man das „Dampfen“ nennt.

Was bleibt bei einem Vaper also vom Rauchen tatsächlich übrig?
Er hat den Throat Hit. Er hat die soziale Komponente. Er konsumiert vielleicht Nikotin, das aber nicht einmal aus Tabak gewonnen sein muss und das eigentlich nicht mehr ist, als eine Tasse Kaffee. Das ist alles.
Ob er selber jetzt noch „süchtig“ ist, das liegt ja bei jedem selber. Denn der eine wird zum Dauernuckler, der andere dampft nach Feierabend vorm Fernseher mal gemütlich seine Subohm und der nächste nutzt seit Jahren ein Gerät der zweiten Generation genauso, wie er vorher Zigaretten geraucht hat. Pauschal als Süchtigen bezeichnen kann man Vaper dann aber korrekterweise nicht. Man muss den Einzelfall betrachten.

Vaper sind Nichtraucher

In jedem Fall sind Vaper Nichtraucher. So wie jeder andere, der keinen Tabak raucht.
Und diejenigen die vapen, aber sich auf dem Rock Festival dann mal eine Schachtel Zichten reinziehen, sind halt Raucher. Aber wenigstens reduzieren sie mit der Dampfe die Schadstoffe.
Eigentlich ganz einfach.

Vielleicht sollten wir aber so langsam das Selbstbewusstsein entwickeln, und einfach nicht mehr in Schubladen stecken zu lassen.
Wir sind Vaper. Punkt.
Allerdings verhindert das sicher nicht die Diskussionen, die noch folgen werden. Denn so langsam kommen ja die ersten Untersuchungen heraus, in denen steht wie viele Menschen mit der E-Zigarette aufgehört haben zu rauchen.
Letzter Stand sind in Europa übrigens über 6 Millionen.

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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