Genau wie Drogenkarrieren sich gleichen, gleichen sich Dampferkarrieren. Der Werdegang läuft zwar nicht bei jedem genau identisch ab, aber es gibt sehr viele Parallelen.
Der Umsteiger kauft sich ein Gerät und steigt, wenn alles richtig läuft, von der Zigarette um. Wenn es nicht klappt, liegt das meist am Gerät. Dann endet seine Dampferkarriere schnell wieder. Ebenso bei Dual Usern, dort endet der Werdegang.
Ist der Umstieg aber geschafft, kommt bei den Meisten als nächstes ein zweites, vielleicht höherwertiges Gerät. Und da endet dann die Entwicklung ebenfalls. Denn die allermeisten Dampfer wollen damit ganz einfach ihre Zigaretten ersetzen. Und das war es dann. Die sind mit einem Gerät der zweiten Generation völlig zufrieden.
Bei dem kleinen Rest geht die Evolution hier aber weiter. Einige wenige wollen dann immer mehr Dampf haben. Viele entwöhnen sich aber spätestens hier auch vom Tabak Geschmack. Sie fangen an mit Aromen zu experimentieren, suchen ein schönes All Day oder probieren auch mal einige Edel Liquids aus. Da kommt dann die Frage auf: Wie bekomme ich mehr Geschmack?
Und weil ja immer mehr Menschen umsteigen und diese Entwicklung durchlaufen, wird diese Frage auch immer wieder gestellt.
Wie gibt’s mehr Geschmack?
Darauf gibt es aber keine eindeutige Antwort. Auch wenn in Foren und auf Social Media immer schnell Menschen am Start sind und diesen oder jenen Verdampfer empfehlen. Oder sogar irgendwelche Akkuträger die besonders viel Watt raushauen. Vergesst das. Sorry, aber so einfach ist das nicht. Wer eine solch einfache Antwort haben will, der kann jetzt aufhören zu lesen.
Natürlich gibt es Verdampfer, die eher auf Geschmack ausgelegt sind. Im Allgemeinen naheliegend „Geschmacksverdampfer“ genannt. Aber der Geschmack ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Denn Schmecken ist ein hoch komplexer Vorgang. Er hat mitnichten nur damit zu tun, dass man etwas auf der Zunge schmeckt.
Die Wahrnehmung selber ist schon sehr komplex. Beispielsweise gibt es Schlaganfallpatienten, die nichts mehr schmecken. Weil das Hirn entsprechend geschädigt wurde. Das Spannende ist, viele merken es erst einmal gar nicht. Weil man ja auch am Gefühl merkt, ob man da gerade Popcorn oder Brokkoli im Mund hat. Der Profi spricht hier auch von Textur und Mundgefühl. Deshalb fällt es einigen erstmal gar nicht auf, dass sie geschmacklich sensorisch nichts mehr mitbekommen.
Sogar die Hormone haben einen Einfluss auf die Geschmackswahrnehmung. Nicht nur, dass schon Schwangere dabei erwischt wurden, wie sie Spaghetti Eis mit Gurken essen. Nachts um drei. Und anschließend in der Mikrowelle Gummibärchen mit Käse überbacken wollen. Auch schmecken Frauen zu bestimmten Zeiten des Zyklus deutlicher besser oder schlechter.
Männer sind völlig frei von solch überflüssigen Komplexitäten, sie müssen auch nicht rumschwangern oder vor sich hin menstruieren. Männer sind die Pantoffeltierchen der Gattung Homo.
Und um jetzt restlos zu verwirren noch ein Punkt. Ohne Luft schmecken wir nichts. Damit wir etwas wahrnehmen können, benötigen wir Luft bzw. Sauerstoff.
Jetzt wird sich der ein oder andere denken, was ein Quatsch, ohne Luft falle ich um. Also ist ja eh Luft da. Erst recht, wenn ich gerade sechs Liter Dampf inhaliert habe. Aber eben das ist falsch. Genau deshalb ziehen Kaffee, Tee, Whiskey und Wein Tester Luft durch und machen komische Schmatz Geräusche wenn sie etwas probieren. Entscheidend ist nämlich, dass Luft im Rachenraum ist.
Macht einmal einen Selbstversuch. Haltet Euch die Nase zu und macht „hmmmmm“. Es wird Euch höchstens drei Sekunden lang gelingen. Und das wäre auch exakt der Punkt, an dem ihr nichts mehr schmecken würdet. Deshalb schmecken erkältete Menschen weniger. Mit zugeschwollener Nase schon mal gar nichts.
Im gesamten Nasen-, Mund- und Rachenraum passiert ganz viel. Es ist ein Zusammenspiel. Wir schmecken nicht nur mit der Zunge.
Drei Faktoren sind entscheidend
Kommen wir also zurück zum Dampfen. Was mach einen guten Geschmack aus?
Ganz grob sind es drei Faktoren, die den Geschmack beim Dampfen beeinflussen. Zum ersten der Dampf selber und wie wir die Aromen darin überhaupt erfassen können. Zum zweiten das Gerät, also der Verdampfer. Und zum dritten wie der Dampf entsteht, also wie der Verdampfer befeuert wird.
Liquids selten die Ursache
Um eins von vorn herein auszuschließen: Das Liquid hat damit recht wenig zu tun. Denn die Hersteller von Liquids geben sich größte Mühe, damit Ihr Zeug gut schmeckt. Die probieren lange rum, testen ihre Proben in dutzenden Verdampfern und so weiter.
Selbstverständlich gibt es Liquids, die mehr oder weniger intensiven Geschmack liefern. Und wir nehmen Geschmack auch deutlicher wahr, wenn er neu für uns ist. Aber das sind Faktoren, die wir nur mittelbar beeinflussen können.
Deshalb solltet Ihr beachten, wenn Ihr einen neuen Verdampfer auf seinen Geschmack testet, das dann mit einem gut bekannten Liquid zu tun. Und besser kein Menthol oder ähnlich frisches, denn das haut natürlich immer ziemlich durch. Ein Mentholiker hat wenig Probleme mit Geschmack. Fishermans schmecken auch bei Erkältung.
Zum Testen sind einfache Aromen zu empfehlen. Ein ganz simples Beeren Liquid beispielsweise, eins mit Cookie Geschmack, oder ähnliches.
Sicher haben auch alle die selber Mischen die vermeintlich einfachste Lösung schon ausprobiert. Viel hilft viel, also rinn damit. Hohe Aroma Dosierung. Das muss drücken im Gesicht.
Und alle die das einmal ausprobiert haben, haben auch gemerkt, viel hilft eben nicht viel. Der Geschmack verändert sich leicht Richtung ekelig, es wird kratzig, es schmeckt gar nicht mehr wie es schmecken soll. Ein gutes Beispiel hierfür ist jedes vielschichtige Aroma. Heisenberg schmeckt je nach Dosierung eher nach Beere oder eher nach Absinth.
Also kann man sich die einfache Lösung für besseren Geschmack auch schon mal abschminken.
Was zeichnet einen Geschmacksverdampfer aus?
Das mit dem Gerät ist relativ leicht zu erklären. Der Geschmack ist umso besser, umso kleiner die Verdampfer Kammer ist. Und der Weg zum Mund. Denn dann kommt das Aroma ja sehr komprimiert an.
Aber Obacht: Es gibt auch Verdampfer mit einer sehr großen Kammer, die trotzdem viel Geschmack bringen. Einfach weil die Coils auch sehr groß sind. Es kommt also – um exakt zu sein – auf das Füllvolumen der Kammer an.
Das ist eigentlich schon alles, was am Gerät selber den Geschmack beeinflussen kann. Und natürlich die dazugehörigen Coils. Umso mehr Oberfläche der Heizdraht hat, umso mehr wird verdampft und umso mehr Aroma bekommt man natürlich.
Viel hilft nicht viel
Auch der nächste Faktor ist leicht zu erklären. Das Befeuern.
Die Inhaltsstoffe reagieren auf vieles. Um das zu verdeutlichen, mal einige Beispiele.
Nikotin oxidiert. Deshalb verfärben sich Nikotin Base und angemischte Liquids auch immer zum Bräunlichen. Das sieht nicht lecker aus, ist aber völlig ungefährlich. Es spielt auch für den Geschmack keine Rolle.
Auch Vitamine sind flüchtig. Jeder weiß inzwischen, dass stark durchgekochte Lebensmittel kaum noch wertvolle Inhaltsstoffe haben. Wer sich also der Illusion hingibt, seine Marmelade enthalte Vitamine weil sie aus Früchten ist, der sollte sich auch das schnell aus dem Kopf schlagen.
LSD ist lustigerweise lichtempfindlich. Sonneneinstrahlung zerstört LSD. Hat der Stammdealer das Fläschchen vorher auf der Fensterbank stehen gehabt, und man schmeißt sich jetzt davon etwas ein, dann hat man höchstens eins. Sehr teures Urin. Sieht man dann den Gefangenen Chor aus Nabucco durch sein Wohnzimmer ziehen, hat man deutlich andere Probleme. Vom LSD kann es nicht kommen.
Aromen sind nicht Hitzebeständig. Ein Eintopf schmeckt nicht gut, weil man ihn drei Stunden kocht. Sondern wenn er abkühlt und man ihn wieder aufwärmt. Kochprofis wissen genau, wann sie welche Gewürze zugeben müssen, damit sie nicht verfliegen.
Und genauso ist es mit unseren Dampfaromen. Erhitze man sie zu stark, verflüchtigen sie sich.
Man sollte die Wahrnehmungen anderer nie für Nonsens halten. Aber wenn jemand sagt, seine Dampfe schmeckt bei 140W total geil, sollte man vielleicht doch skeptisch werden.
Die echten Puristen befeuern ihren Geschmacksverdampfer unter 20W.
Der Dampf macht die Musik
Der letzte Faktor ist auch der komplizierteste. Die Beschaffenheit des Dampfes. Denn dafür gibt es kein Allgemeinrezept. Da muss jeder für sich ausprobieren.
Entscheidend ist hier schon, ob man M2L dampft, oder direkt auf Lunge.
Zieht man direkt auf Lunge durch, haben die Geschmacksknospen gar keine Zeit, den Geschmack überhaupt wahrzunehmen. Man schmeckt also erst beim ausatmen.
M2L ist dagegen kratziger, man schmeckt generell weniger. Dafür schmeckt man aber schon in dem Moment, in dem man den Dampf im Rachenraum gesammelt hat und den Mund öffnet um einzuziehen. Dasselbe Liquid kann also unterschiedlich und unterschiedlich intensiv schmecken, je nachdem wie man dampft.
Die Konsistenz des Dampfes ist auch entscheidend. Grundsätzlich ist ein weites Drip Tip dem Geschmack eher abträglich. Zwar verteilt es den Dampf und das Aroma besser, aber bei großen Dampfmengen schmeckt man ja eh erst beim Ausatmen. Ein dünnes Mundstück komprimiert den Dampf. Aber haut man sich die fetten Dampfmengen direkt auf Lunge, wird ein dünnes Drip Tip eher als unangenehm empfunden.
Natürlich ist viel Dampf auch besser, denn er transportiert ja auch mehr Aroma mit. Das ist auch der Grund, warum viele ihren Nebelwerfer als geschmackvoller wahrnehmen.
Nach dem gleichen Prinzip funktionieren Tröpfler. Denn die werden ja meist recht hoch befeuert. Aber sie produzieren so viel Dampf, der dann sehr unmittelbar im Mund landet, dass sie tatsächlich oft besser schmecken als Tankverdampfer.
Aber eigentlich ist das Verschwendung. Das gleiche Geschmackserlebnis kann man auch mit weniger Power erreichen. Und Tröpfler sind ebenso wenig alltagstauglich wie Boxen mit sechs Akkus. Die meisten möchten ein Gerät, das in die Hosen- oder Handtasche passt.
Lungenzieher können diese Diskrepanz sehr leicht einmal ausprobieren. Zieht an dem Gerät Eurer Wahl nur den Mund voll, so wie bei einer Zigarette. Ihr werdet merken, dass Ihr mit einem dicken Gerät oder weitem Drip Tip den Mund gar nicht richtig voll bekommt. Wenn Ihr jetzt inhaliert, werdet Ihr vom Throat Hit vielleicht sogar husten müssen. Aber Ihr werdet auch merken, dass Ihr schon vorher viel mehr schmeckt. Genau das sind die zwei Seiten der Medaille.
Viel Nikotin eher ungünstig
Nikotin ist übrigens weder ein Geschmacksverstärker, noch hemmt er die Geschmackswahrnehmung. Aber die meisten Geschmacksfetischisten verwenden sehr wenig bis gar kein Nikotin. Abgesehen davon, dass man nicht Gefahr laufen möchte sich einen Nikotinflash zu ziehen. Nikotin wird meist als kratzig empfunden. Was ja genau das ist, was gerade Umsteiger eigentlich suchen. Den Throat Hit. Es muss nach Aschenbecher und Tot schmecken. Und das überlagert dann natürlich den Geschmack.
Teil 2 – Checkliste und Geräte >>
Joey Hoffmann
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