Am vergangenen Sonntag hat die Bloggerin mit dem Nick „Kurbelursel“ ihre Sparte „Aufgeschnappt“ offenbar einigermaßen enttäuscht geschlossen. In dieser Sparte hatte die Bloggerin versucht, Artikel aus verschiedenen Dampferblogs zusammenzutragen, um damit auch eine Art Suchmaschinenoptimierung im gegenseitigen Nutzen zu gewährleisten.
Da dieser Blog von Anfang an zu den – vorsichtig formuliert – Kritikern von vapers.guru gehört hat, sollte man meinen, ich sitze jetzt hier, reibe mir die Hände und mache eine Flasche Sekt auf.
Das ist aber tatsächlich nicht der Fall.
Ich hätte es prognostizieren können. Es interessiert mich sehr beiläufig.
Für „Kurbelursel“ tut es mir tatsächlich persönlich leid. Denn es steckt ja Arbeit dahinter und ist mit einer gewissen Hoffnung verknüpft.
Blogger und Wutdampfer
Was mich trotzdem veranlasst, diesen Artikel zu schreiben (der übrigens mit den Tag „Meinung“ versehen und mit meinem Namen unterschrieben ist) ist etwas anderes.
In meiner subjektiven Wahrnehmung gehört „Kurbelursel“ zu einer bestimmten Spezies von „Online-Aktivisten“, gegen die sich vapers.guru seit seinem Bestehen erwehren musste. Was sehr mühsam und zudem völlig sinnlos ist.
Diese Aktivisten sind einige Forennutzer, Blogger und Wutdampfer, denen aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht passt, was vapers.guru tut. Aber auch andere Online Magazine wie egarage oder das Dampfer Magazin sind offenbar ein Dorn im Auge.
Unterm Strich führt das immer wieder zu Nebenkriegsschauplätzen, die dem Dampfen insgesamt aber eher abträglich sind. Dabei geht es oftmals um solche Dinge wie eine Deutungshoheit, aber auch wer nun eine Autorität darstellen könnte.
Da der erwähnte Blog das angesagte Ziel hatte, Blogs zu vernetzen und damit eine Suchmaschinenoptimierung zu gewährleisten, ist es für mich ganz persönlich ein gegebener Anlass, einiges klar zu stellen. Denn die Streitereien und Scharmützel lassen sich meiner Meinung nach darauf zurückführen, dass aus völlig verschiedenen Ausgangssituationen der Betreiber über völlig verschiedene Dinge gesprochen wird. Ja oftmals nicht einmal die gleiche Sprache benutzt wird.
Was musste ich mir schon anlesen? vapers.guru ist ja oberflächlich, weil es in 90 Sekunden Teasern oberflächliche Informationen raushaut. vapers.guru respektiert die Meinung seiner Leser nicht, weil wir keine Kommentarfunktion haben. vapers.guru hält Dampfer für blöd, weil wie die Situation der WHO grundsätzlich erklären.
Was ein Unfug.
Zeitgemäße Kommunikation
Mit der Entwicklung des Internet kam es zu dem logischen Schritt, dem Netz 2.0. Das bedeutet, dass jeder Nutzer selber auch Beiträge online stellen kann.
Das passiert natürlich über Social Media. Das kann aber auch über solche Dinge wie WordPress oder Blogspot passieren.
War vorher dafür noch ein fundamentales Wissen über HTML oder Web Editoren nötig, kann jeder Hinz und Kunz inzwischen einen auf Journalist machen und Dinge online stellen.
Das bedeutet wiederum, dass wir den ganzen Tag beballert werden von Informationen.
Möchte ich, dass meine Information gelesen wird, dann muss ich dafür bestimmte Dinge beachten. Es reicht nicht mehr, einen Blog zu schreiben und darauf zu warten, dass ihn jemand anklickt.
Wie man so etwas tut, das kann man erlernen. Wie jemand den Beruf des Schreiners erlernen kann, kann er die Fachkompetenz erlernen wie er möglichst viele Menschen mit seinem Content erreicht.
Und hier trennen sich bereits die Welten. Diese oben erwähnte Gruppe von „Online-Aktivisten“ hat das nie erlernt. Offenbar herrscht die Meinung vor, jeder der sich – in unserem Beispiel – für die E-Zigarette interessiert, der liest auch solche Blogs.
Es gehört mehr dazu
In Deutschland gehen täglich Wirte pleite, die meinen sie pachten eine Kaschemm, verkaufen da Bier, und dann haben sie ein Geschäft. Preise kalkulieren sie einfach, indem sie schauen, was die Kneipen rechts und links davon für ein Bier nehmen. Und dann war es das. Das ist genau die gleiche Funktionsweise, wie bei Kommunikation.
Jeder hat schon mal die verirrten Seelen gesehen, die im Regen vorm Supermarkt stehen und den Wachturm hochhalten. Kaum einmal steht dort jemand und spricht mit diesen Menschen. Weil sie keine Kommunikationsbereitschaft herstellen (dürfen). Es ist eine Selbstgeißelung.
Die gleiche Selbstgeißelung ist es, einen Blog zu schreiben und dann zu warten, dass jemand zu einem kommt.
Und eben da setzt die Fachkompetenz ein. Und das bedeutet nicht, wie offenbar viele meinen, nur Fachwissen über E-Zigaretten zu besitzen.
Ein Schreiner geht aber auch nicht hin und erzählt jedem, wie er einen Tisch selber baut. Würde er das tun, würde demnächst ja jeder seine Möbel selber bauen und keiner mehr Schreiner brauchen. Und es würde auch niemand erwarten. Deshalb werde ich hier auch keine Tipps geben.
Aber wenn vapers.guru, nur wenige Monate nachdem es online gegangen ist, über 130.000 Zugriffe auf der Seite hat, dann wird das kritisiert. Anstatt sich einmal selber zu hinterfragen, warum der eigene Blog oder auch die Seite des eigenen Verbandes kaum jemanden erreicht.
Philgood ist auf seine tiefenentspannte schweizerische Art aber eigentlich genau das Gleiche. Genau wie Obi, der mit dem Stoizismus eines Beamten die Spannungskurven von Akkuträgern erläutert. Sie werden aber von (fast) niemandem angefeindet, offenbar hinterfragt aber auch keiner, warum das so ist. Ein kleiner Tipp: Es hat was mit der Zielgruppengröße zu tun.
Was nämlich ganz viele von vorn herein falsch machen ist, dass sie sich offenbar keinerlei Gedanken über ihre Zielgruppe und die eigene Zielgruppenrelevanz machen. Und anschließend steht dann ein Konsumentenverband da und wundert sich, warum er keine Mitglieder bekommt.
Zahlenspiele
Ein paar Zahlenspielereien, um das einmal zu verdeutlichen.
Nachdem ich ja viel zu lange auch durch die Foren gehüpft bin und Blogs und Kommentare gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass dort überall immer die gleichen Leute kommentieren. Vorsichtig geschätzt sind das eventuell zwei Dutzend, in einzelnen Foren eventuell 50 Nutzer. Sehr hoch geschätzt.
Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob in einem Forum nun 19.000 Nutzer angemeldet sind. Oder ein Verein 800 Mitglieder hat. Es sind immer die gleichen, die sich offenbar auch noch alle untereinander kennen. Zumindest virtuell. Und deshalb wirken sie sehr „laut“.
In Deutschland haben wir derzeit etwa 2 Millionen Dampfer. Die Zahlen unterscheiden sich, da der Markt einerseits explodiert, andererseits in den Erhebungen aber unterschiedlich abgefragt wird. (Reine Dampfer, Dual User, mal eine E-Zigarette ausprobiert etc.)
Ich habe einmal versucht das Verhältnis grafisch darzustellen. Es ist gar nicht möglich. Denn bei zwei Millionen Nutzer müsste man auf über 20.000 Nutzer, Mitglieder oder Kommentatoren kommen, damit es überhaupt einen Prozent ergibt.
Was sich viele auch nicht klar machen, ist die Zielgruppenrelevanz. Also ob das, was ich an Content heraushaue, überhaupt entsprechende Leser finden kann. Denn erst einmal sollte man ja meinen, bei zwei Millionen wird schon der ein oder andere einmal darauf klicken. Das ist einfache Mengenlehre.
Frag ich aber mal bei denen die es wissen müssen, nämlich im Handel, dann bekomme ich überall die gleiche Antwort. Etwa 80% der verkauften Geräte sind Einsteiger Geräte. Also irgendwelche Sets oder eGos. Die meistverkaufte Sparte an Liquids ist nach wie vor Tabak. Je nachdem wen man fragt, machen Tabak Liquids etwa 20% des Umsatzes aus, bei einigen Shops geht das bis über 50% hinaus.
Diese Dampfer sind also alles Menschen, die substituieren. Sie ersetzen ihre Zigarette. Mehr interessiert die gar nicht. Die dampfen fröhlich die nächsten drei Jahre das gleiche Gerät und interessieren sich nicht dafür, was im Internet steht. Die rezipieren solche Dampferseiten nicht, geschweige denn dass sie Mitglied in einem Verband werden.
Man kann diese Zahlenspielereien weiter treiben. Und ich habe das logischerweise getan, da könnt Ihr sicher sein.
Das macht sich aber offenbar vorher niemand klar. Die Leute bewegen sich beispielsweise in den Sozialen Medien, lesen in Gruppen oder schauen YouTube Videos, und kommen dann auf die Idee, doch selber einen Kanal aufzumachen. Und weil das ja nahe liegt und man sich mit nichts weiter auseinander setzen muss, macht man halt einen Review Kanal für Liquids.
Dass sie in diesen Gruppen aber eh nur diejenigen wahrnehmen, die eh ständig online in dem Bereich unterwegs sind, merken sie oft erst spät. Das ist ein psychologischer Effekt, eine kognitive Verzerrung.
Und er ist auch Grund dafür, warum beispielsweise Konsumentenverbände keine Umsteiger oder Raucher ansprechen. Sie erreichen sie nicht, weil sie in ausgetretenen Pfaden wandeln.
Viele werden noch scheitern
Was gerade auch in diesem Bereich läuft ist eine Marktbereinigung. Was Philgood, Obi, egarage und auch vapers.guru machen, dazu gehört mehr. Zeit, Investition, Recherche, aber auch solche Dinge die in dem Bereich zu den Grundkompetenzen oder Soft Skills gehören. Nämlich Verbandsarbeit, Vernetzung, soziale Kompetenz, Auseinandersetzen mit den Netzwerken usw.
Und deshalb werden in diesem Bereich auch noch eine Menge Leute scheitern, so sicher wie das Amen in der Kirche.
Der Gedanke von „Kurbelursel“ war ja prinzipiell ganz sinnvoll. Nämlich wenn man viel vernetzt und verlinkt, dann landen die einzelnen Beiträge weiter oben in den Ergebnissen der Suchmaschinen.
Dabei wurde aber offenbar nur die Theorie beachtet und andere Faktoren völlig ausgeblendet. Man hat sich mit dem Wachturm vor den Supermarkt gestellt und gewartet.
In der Praxis sieht es aber so aus, dass Fachinformationen kaum relevant sind. Um es einmal Guru-typisch auszudrücken: Wir könnten Schuldbücher teilen, bomben das Netz aber mit Katzenbildchen und illegalen Kinofilmen. Schätzungen zu Folge sind über 90% des Traffic der im Internet passiert in Zusammenhang mit Porno Seiten. Keine Sau liest in der Straßenbahn auf dem Handy Fachbesprechungen in PDF Format. Das ist die traurige Wahrheit.
Selbst die Artikel von vapers.guru sind eigentlich suboptimal lang.
Hinzu kommt, dass Verlage oder andere Profis für so etwas ganze Redaktionen oder Agenturen beschäftigen. Landet also ein Artikel des Spiegel oder Stern oben im Ranking, dann weil eine ganze Reihe hochbezahlter Profis bereits vorher dafür gesorgt haben, dass die Inhalte generell weit oben landen. Egal um was es inhaltlich geht. Dagegen nun mit einer Handvoll Blogs ankämpfen zu wollen erinnert doch sehr an Don Quijote.
Social Media der Feind
Ein rein technisches Beispiel liegt sehr nahe. Viele dieser „Online Aktivisten“ sehen offenbar Social Media als den natürlichen Feind. Da hat sich ein Bild eines „freien Internet“ verfestigt und Twitter und Facebook gehören nicht dazu.
Das wäre auch richtig, wenn es in der Kommunikation um reine Sachinhalte gehen würde. Kommunikation – und ein Blog ist nichts anderes – besteht aus viel mehr. (Vier-Seiten-Modell, etc.) Es ist ein Kommunikationsangebot das Inhalte zur Verfügung stellt. Die muss sich jemand abholen.
Aber mal ganz ehrlich, wer geht denn 2016 noch hin und googelt? Noch dazu, wo es bei den meisten Blogs ja nicht um Geräte geht, sondern um irgendwelche Metakommunikation über andere Blogs oder Gesetzesverordnungen. Wer zum Henker geht denn abends hin, und googelt mal nach dem letzten Referentenentwurf zur Gesetzesänderung des Tabakerzeugnisgesetzes?
Online Medien tun genau das. Sie sammeln Informationen und stellen sie gebündelt zusammen. Und bieten sie dann dem Leser an. Und der erwartet dann, dass er ein oder zwei Portale hat und sich über die informiert. Er konsumiert nur. Denn er wird ja eh den ganzen Tag beballert.
Social Media ist dafür ein Tool. Dort konkurriert man mit den Inhalten von allen anderen, um sich die Aufmerksamkeit zu erkaufen.
Versperrt man sich aber von vorn herein diesem Werkzeug, dann fällt das weg. Beispielsweise, wenn man keine Facebook Seite oder Twitter Account unterhält. Oder nur unter Pseudonym bei Facebook auftaucht, um einmal seien Blogeinträge zu pushen. Das hat auch etwas damit zu tun, was die Leute als Street Credibility wahrnehmen. Corporate Identity, Barrierefreiheit, leichter Konsum, Handlungsschwelle, das alles sollten keine Fremdworte sein.
Und übrigens fließt genau das inzwischen auch bei Suchmaschinen mit ein. Wird ein Artikel von einer Verlinkung bei Twitter, G+ oder Facebook oft besucht, dann spiegelt sich auch das in dem Ranking wieder.
Kommunikationsprofi oder Scherge des Systems?
Natürlich kann man sich in diesem Bild des freien, unabhängigen Netz jetzt einrichten. Und dann in einer Hybris meinen, alle anderen die nicht so revolluzermäßig frei sind, sind ja nur gekaufte Schergen des Systems.
Im Grunde geht es aber einfach darum, gegebene Kommunikationsmittel zu nutzen.
Wer das, aus welchem Grund auch immer, nicht möchte, der soll es halt lassen. Aber dann darf er sich nicht wundern wenn er keinen erreicht oder wenn sein Blog in der Spitze mal 200 Leser hat.
Und es ist vermessen zu glauben, man tippt jetzt einen netten Text als „Flyer“ runter und stellt ihn als Download zur Verfügung und erreicht damit viele Menschen. Wäre das so einfach, dann muss die Frage gestattet sein, wozu Grafiker, Kommunikationspsychologen, Mediengestalter und Marketing Leute eigentlich so einen Unfug lange studieren. Wenn es doch so einfach ist.
Wie gesagt, für „Kurbelursel“ finde ich es bedauerlich.
Ich finde es tatsächlich auch schade, wenn Menschen Informationen zur Verfügung stellen möchten, und dann merken, dass ihre Informationen kaum jemanden interessieren. Leute die Blogs überhaupt lesen, sind eine verschwind kleine Minderheit. Das ist einfach so. Buch Autoren die „on demand“ veröffentlichen werden auch nie Bestseller Autoren. Das ist so wahrscheinlich wie ein Lotto Gewinn.
Aber es ist doch wirklich nicht ok, die Schuld dafür bei anderen zu suchen. Andere Online Magazine, Social Media oder Blogger können nichts dafür. Geschweige denn die Dampfer, die auch noch so dreist sind einfach Inhalte nur konsumieren zu wollen.
Dann sollte man doch als allererstes einmal seine eigene Erwartungshaltung überprüfen und die mit den Realitäten abstimmen. Und sich die Frage nach den eigenen Kompetenzen mal ehrlich beantworten.
Der Markt wird größer
Auch das gehört zum Erwachsenwerden. Der Markt wird größer. Die Zeiten, in denen es eine kleine Szene aus Online Aktivisten gab, sind vorbei.
Jetzt zu glauben, alle die da etwas mehr Zeit und Fachwissen investieren und vielleicht sogar Kohle über Werbung generieren seien irgendwie gekauft, ist etwas kurz gesprungen.
Es ist dem Leser selbst überlassen, ob er die Inhalte für ehrlich und relevant hält. Ob er ihnen Fachkompetenz zubilligt. Er entscheidet mit seinem Klick, ob er das gut findet. Er muss die Medienkompetenz aufbringen um zu beurteilen, was er da liest und sieht. Er gibt ein unanfechtbares Votum ab.
Der Leser hat das letzte Wort.
Und auch dieser Beitrag wird kaum jemanden erreichen. Zumindest im Vergleich zu anderen Beiträgen. Ich hab da gar keine Illusionen. Aber das wollte ich einmal loswerden. Und vielleicht regt das den ein oder anderen ja einmal an, darüber nachzudenken.
Joey Hoffmann
Betreiber von vapers.guru
Joey Hoffmann
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