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Sechsjährige trinkt hochdosiertes Nikotin Liquid – und überlebt

Nikotin wohl doch nicht so tödlich

In den USA hat ein Vater versehentlich seinem Töchterchen mal eben 5ml einer 140er Basis verabreicht.
Das ganze geschah bereits im Dezember, aber der Weg über’n Teich ist ja doch recht weit, also weht diese Nachricht erst jetzt durch den deutschen Blätterwald. Als erstes kaut der Stern das Thema durch, allerdings ist das Mädchen da natürlich dem Tod gerade noch so aus der knöchernen Hand geflutscht.

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Jetzt gleich vorweg, ich find’s echt nicht gut, dass hier die Filia für die Dummheit der Mutter leiden musste. Und für sie war es mit Sicherheit die Hölle. Auch die Eltern werden keinen Veitstanz aufgeführt haben, als sie um das Leben ihrer Tochter zitterten. Aber zum Glück war es für die Kleine wohl doch kein Gehopse auf dem Drahtseil des Sensenmanns, auch wenn sie den Tag so schnell nicht mehr vergessen wird.

Was war passiert?
Die Mutter, von was auch immer geritten, hatte doch tatsächlich ihre Bunkerbasis in eine Flasche für Schmerzmittel geschüttet und die dann auch noch recht dürftig beschriftet. Sie fand es auch nicht nötig, ihrem Liebsten etwas davon zu sagen… so in etwa: „Hey Schatzi, hier das Antiauamittel darf nur gedampft, nicht getrunken werden“.
Nun gut, wär ja bis jetzt noch halb so schlimm, aber das Schicksal ist nun mal ’ne garstige alte Hexe und so kriegte das kleine Töchterchen böse Aua. Biste blöd, haste ja meist noch Pech dazu… oder so. Dem Kindlein brummte also der Schädel… oder was auch immer.
Da liegt nix näher, als dem Kind mit ’n bissel Anti-Aua-Tonikum Linderung zu verschaffen. Gedacht, getan. Ab dafür, auf dass es besser würde.

Überdosis ist nicht witzig

Es hätte auch sicher geholfen, wäre halt in der Flasche tatsächlich ein Schmerzmittel und keine Megabunkerbasis gewesen. Das hat die Sprösslingin natürlich umgehauen.
Die Kleine muss sich den halben Magen aus dem Leib gekotzt haben, war zeitweise weggetreten und hatte heftige Muskelzuckungen. Natürlich sind die Eltern gleich ab mit ihr ins Krankenhaus, wo die Sechsjährige erst mal künstlich beatmet wurde. Wie gesagt, alles echt kacke.
Aber die Mutter hatte mehr Glück als Verstand, die Kleine ist mittlerweile wieder wohlauf. Ihr Glück war nämlich, dass Nikotin nicht gerade eins der stärksten Totmachdinger ist und so’n Körper, sogar ein so kleiner, doch einigermaßen gut mit klar kommen kann.

…aber offenbar auch nicht so tödlich

Drama Drama: der Aufmacher im Stern

Ja, ja, ich weiß: „Nikotin, ist das nicht dieses megagefährliche Nervengift… so Atem des Todes“-mäßig?“ Öhm… nöpp, eben nicht. Und das zeigt uns dieser Fall voll deutlich, denn ein paar Sachen sollte man sich mal vor die Guckmurmeln drücken.

Die Kleine hat 5ml Liquid mit 140mg/ml Nikotin vom Vater reingedrückt bekommen. Das sind 700mg von dem Zeug. Wir haben hier also eine Dosis von ca. 35mg/kg Körpergewicht, das ist echt mal ne Hausnummer.
Es ist noch gar nicht so lange her, da hat Bernd Mayer – Dampfer kennen ihn gut –  die Abnibbeldosis von Nikotin neu geschätzt… war auch so was von nötig, was bis dahin so gedacht wurde, war nämlich absoluter Humbug. Und dieser neue Wert, natürlich konservativ gemetert, liegt bei 6 bis 13mg/kg Körpergewicht. Was der Dreikäsehoch da also abbekommen hatte war schlapp mal das Dreifache davon. Und die hat das gepackt.

Ich kann verstehen, dass die Postillen sich natürlich für das „fast tot“ entschieden haben. Ist ja auch mehr Drama und so. Aber aus der ganzen Sache jetzt die „Todesfalle Liquid“ zu stricken ist einfach nur Kappes.

140mg? WTF?

Und manche so…

Wir reden hier ja noch nicht mal von einem dampfbaren Liquid. Jetzt mal ehrlich, keiner haut sich ne 140er rein. Das war also wohl ne echt heftige Bunkerbasis. Ein handelsübliches Liquid für den Hausgebrauch hat 3 bis 18mg/ml Nikotin. Und selbst die gängige Bunkerbasis hier bei uns hat selten über 48mg/ml. Dank des Tabakerzeugnisgesetzes gibt es ab Mai ja eh nur noch Fertigliquids mit maximal 20mg/ml und höchstens 10ml Inhalt. Das ist sieben Mal weniger als das, was das Mädchen überlebt hat. Ich weiß nicht, reale Gefahr sieht irgendwie anders aus.

Dazu kommt, dass Liquid meistens verdammt eklig schmeckt, da muss man sich echt überwinden, so eine ganze Flasche wegzusüppeln. Der Knirps hat das Zeug wohl auch nur geschluckt, weil sie dachte, es wär’ Medizin… die muss beschissen schmecken, sonst wirkt die nicht. Weiß doch jedes Kind.

Nicht dramatisieren heißt nicht gleich verharmlosen

Ich will jetzt nicht sagen, dass Liquidflaschen in die Spielzeugkiste der Sprösslinge gehören. Und auch Kindersicherungen sind bestimmt nicht die bescheuertste Idee. Aber hier ist klar, dass die Kirche durchs Dorf getrieben wird, wenn mit so einer Story relativ harmlose Liquids zu „Giftcocktails“ gemacht werden sollen. Denn dieser Fall zeigt nicht, wie gefährlich Liquids sind. Sondern genau das Gegenteil.

Die Gefahr ist beherrschbar und Eltern, die ihre Bunkerbasis in Medikamentenflaschen schütten, gehören ausgepeitscht.

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Ehemaliger Germanist und Vape Blogger. Interessengebiet: Presse und Medien rund um das Dampfen. Redakteur des täglichen Netz Reviews in der Rubrik "Netzblick" auf vapoon.