Gerade geht die zweite Hall of Vape in Stuttgart zu Ende. Fast 200 Aussteller aus der ganzen Welt präsentierten sich den Fachbesuchern und dem Publikum.
Soviel darf man vorweg nehmen: Eine sehr gelungene Veranstaltung, die gezeigt hat, dass das Dampfen in Deutschland so stark ist wie nie zuvor.
Messen gibt es bereits seit dem Mittelalter. Sie haben sich aus den Jahrmärkten entwickelt. Recht früh hat sich hier bereits gezeigt, dass eine Messe eigentlich zwei Funktionen hat. Zum einen natürlich die ursprüngliche Idee hinter einer Messe. Dem Kunden seine Waren anbieten zu können. Da diese Messen sich dann aber immer mehr zu Veranstaltungen einzelner Branchen entwickelten, kam auch die zweite Aufgabe hinzu. Die Vernetzung der Händler untereinander.
Heute gibt es reine Besuchermessen, die dann sehr häufig den Beigeschmack eines Flohmarktes haben. Und es gibt auch reine Messen für Fachbesucher, beispielsweise im Medienbereich oder in der Modebranche. Diese werden dann Business to Business, kurz B2B genannt.
B2B vs. B2C
In der sehr jungen Branche der E-Zigarette findet noch eine Orientierung statt. Vor allem, weil diese Branche sich mit Lichtgeschwindigkeit entwickelt.
Die Hall of Vape hat es in diesem Jahr geschafft, angesichts dieser Entwicklung beides bestmöglich miteinander zu vereinen. Deshalb ist eine Kritik, beispielsweise an den Wartezeiten vor der Kasse, immer mit dem Blick auf diese Situation zu beurteilen. Dass sich dann auch während der allgemeinen Öffnungszeiten reine B2B Stände auf der Messe befinden, mag einige Besucher sicherlich frustrieren. Aber es ist nicht nur selbstverständlich, sondern sogar wünschenswert. Nur so können sich Händler und Hersteller von der anderen Seite der Welt ein Urteil darüber erlauben, was vor Ort tatsächlich passiert.
Im Falle der E-Zigarette sollte man dazu vielleicht bedenken, dass viele Hersteller und Händler aus China – wo sehr viele Geräte produziert werden – noch nicht erkannt haben, wie der Markt sich durch die Regulierungen in Europa verändern wird.
Eine Besuchermesse hat dagegen immer auch einen Eventcharakter. Es ist laut, es ist voll, man muss lange anstehen, es ist ein Überfülle an Informationen, bei der sich regelmäßig Besucher verlaufen. Und bei der Dampfe kommt noch der Effekt hinzu, dass das alles in einem ständigen Nebel passiert.
Event wurde in Stuttgart geboten. So viel ist sicher.
Besucheransturm vor Eröffnung
Am Samstagmorgen war die Messe nur für Fachbesucher geöffnet. Um zwölf Uhr wurde sie dann für das Publikum geöffnet. Bereits Stunden vor Messebeginn hatte sich eine große Menge an Besuchern vor dem Eingang versammelt. Kurz vor der Eröffnung war diese Traube auf mindestens 2000 Personen angewachsen.
Das es durch diesen unerwarteten Andrang an den Kassen zu Verzögerungen kommen kann ist verständlich. Für Besucher die bereits eine Karte hatten klappte der Eingang sehr zügig und völlig reibungslos. Sie konnten fast durchspazieren.
Zwei Besonderheiten sorgten für Schnäppchenjäger
Der große Andrang vor Eröffnung war sicher durch zwei Faktoren zu erklären.
Zum ersten greift am 20. Mai die letzte Frist des Tabakerzeugnisgesetzes, gemäß dem nicotinhaltige Liquids dann nur noch bis 10ml und 20mg verkauft werden dürfen. Es war also mit einem Abverkauf und entsprechenden Preisen in diesem Bereich zu rechnen. Was über die üblich niedrigen Messepreise hinaus das ein oder andere Schnäppchen versprach. Hinzu kam sicher auch, dass die Überprüfung der einzelnen Regulierungen von den Behörden noch nicht stringent verfolgt wird. Mancher Händler wird hier also Geräte angeboten haben, die offiziell noch nicht in Deutschland vertrieben werden dürfen.
Der zweite Faktor war definitiv der angekündigte Verkaufsstart des Taifun BT, der mit seiner neuen, innovativen Technik ebenso große Auswirkungen auf die Entwicklung haben dürfte wie seinerzeit die offenen Systeme, das Velocity Deck oder die Temperaturkontrolle.
Bereits vor Öffnung für die Besucher hatte sich eine 50 Meter lange Schlange vor dem doch recht kleinen Stand des Smoker Store gesammelt. Ein großer Teil der ersten Produktion von 8000 Stück dürften hier den Besitzer gewechselt haben. Später nahmen Besucher eine Wartezeit bis zu drei Stunden in Kauf.
Bühnen Show
Um kurz nach eins begann dann auch das Bühnenprogramm, durch das Dirk Oberhaus (Obi) und Ralf Küpper (Der Dampfmacher) führten.
Eröffnet wurde es durch Jayden Lyrics, der mit seinem eigens eingespielten Theme Song „Hall of Vape“ den gut zweihundert Zuschauern, die sich bereits vor der Bühne versammelt hatten, einheizte.
An beiden Tagen wurde hier ein interessantes Programm geboten, mit Giveaway Shows einzelner Hersteller und Händler, Trick Acts, Interviews und weiterer Music Acts.
Zu erwähnen sind hier sicher ein Interview mit Prof. Dr. Bernd Mayer von der Uni Graz [Interview hier…], ein Vortrag von Simon Bauer von Vape Scene Investigation [Kanal hier…], der die rechtliche Lage rund um die Regulierung erläuterte, Auftritte von AZAD an beiden Tagen und einige Neuvorstellungen von Herstellern.
An beiden Tagen fand auch ein Q&A Special mit Phil Busardo und Dimitris (Dimi) Agrafiotis statt, den beiden weltweit größten YouTubern, die extra aus den USA angereist waren.
Vermehrt aufwändige Stände
An den Ständen waren einige Unterschiede deutlich erkennbar. Zwei stachen dabei erwähnenswert hervor. Dinner Lady aus Großbritannien hatten einen zweigeteilten Stand, der mit einer eigene Lounge zum kurzen Chillen einlud. Direkt daneben hatten Twelve Monkeys und Illusions – zwei Brandings der gleichen Liquidschmiede aus Kanada – einen sehr stylischen, geschlossenen Stand aufgebaut. [Review hier…]
Vielleicht werden auch mehr deutsche Aussteller hierdurch angespornt, sich demnächst etwas spektakulärer zu präsentieren.
Der Stand von German Flavours, einer vergleichbaren Branchen Größe, stand dem aber auch in nichts nach.
Sehr viele Stände waren sehr trendig und vor allem mit sehr viel Liebe zum Detail entworfen. Und selbst die IG-ED war mit einem professionellem Informationsstand vertreten.
Selbstverständlich waren die Preise für das Catering entsprechend und zu erwarten. Das liegt auch nicht im Ermessen des Organisators. Sich darüber zu beklagen, wäre wie über das Wetter zu jammern. Dass aber in einem ausgewiesenen Ausstellerbistro für zwei Kaffee und ein Wasser zehn Euro fällig wurden ist doch etwas jenseits des Üblichen.
Was hingegen sogar weit besser war als bei vielen anderen Messen, war dass große Bereiche mit Biergarnituren bereit gestellt waren. Hier hatte der Aussteller offenbar auf weitere Stände in der gut gefüllten Halle verzichtet, um den Besuchern Platz zum Verschnaufen einzuräumen. Ausgeruhte Besucher bleiben länger.
Gute Messe für junge Branche
Es gibt sicher einige konstruktive Kritikpunkte. Andere Kritik ist hier, im Anbetracht der Umstände, eigentlich nicht zulässig. Noch dazu, wo es erst die zweite HoV war.
Denn wenn man sich vergegenwärtigt, wie jung die Branche ist, welchem Wandel und welcher Entwicklung sie unterliegt und vor allem in welcher durch die Regulierungen verursachten Unsicherheiten sie sich befindet, war die Messe mehr als nur eine Messe.
Es war ein Event, es war eine Aussage. Niemand, der auch nur wenige Minuten in diesen Halle verbracht hat, kann noch ruhigen Gewissens behaupten, die E-Zigarette wäre eine Nische. Oder gar wieder wegzudenken.
Die Hall of Vape 2017 war ein deutliches Zeichen dafür, dass Dampfen stärker ist als jemals zuvor.
Joey Hoffmann
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