Wie an dieser Stelle berichtet, wurde vor sieben Tagen eine Petition ins Leben gerufen, um eine Höchstmenge von Menthol auf nicht unter 2% festzulegen. Diese Petition wurde gestern nach nur sechs Tagen gestoppt.
Ich sage ungerne „Ich habe es ja gleich gesagt.“ Manche würden es klasse finden, weil sie Recht behalten haben. Mir zeigt es nur, dass man vorher nicht auf mich gehört hat.
Und auch wenn mir und meiner „Motzerei“ nur marginale Schuld an diesem erneuten Rohrkrepierer gegeben wird, möchte ich darüber Worte verlieren.
Zum einen, weil die absurde Schuldzuweisung diesmal einen doch unerwarteten Kandidaten trifft. Nämlich den von mir hoch geschätzten und hier bereits mehrfach zitierten Prof. Dr. Bernd Mayer.
Und zum Zweiten, weil solche Menschen offenbar zutiefst nicht verstehen, dass sie mit solchen Aktionen dem Dampfen einen nachhaltigen Schaden zufügen können. Und das betrifft nicht nur die Initiatoren dieser Petition, sondern alle solche möchtegern Revoluzzer die sich in Blogs und Foren herumtreiben.
Die Menthol Petition
Vor sechs Tagen wurde eine Petition gelauncht, die das zuständige Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft dazu auffordern wollte, die Höchstmenge für Menthol in nikotinhaltigen Liquids auf nicht unter 2% zu setzen.
Nachdem das vorherige Verbot vom Bundesrat abgeschmettert wurde, hatte dieser in seinem Beschluss das BMEL dazu aufgefordert, eine Höchstmenge zu prüfen. Es sprach in seinem Beschluss von einer Dosierung von 0,1%, die so aus der Industrie bestätigt worden sei.
Ein Furz im Orkan
Daraufhin habe ich in einem Blog Beitrag versucht darzulegen, warum ich eine solche Petition für unsinnig halte. Ja sogar für gefährlich.
Zum ersten hatte ich die Dosierung angeführt. Das hat zu sehr konstruktiven Diskussionen geführt, ich habe dazu gelernt.
Darüber hinaus habe ich aber auch noch andere Dinge angeführt. Beispielsweise die Rechtschreibfehler, das Quorum, den Adressaten und ähnliche formale Mängel.
Meiner Meinung nach wäre diese Petition verweht wie ein Furz im Orkan, selbst mit hunderttausend Unterzeichnern.
Nun könnte man ja meinen „Ach lass die Kinder doch spielen.“ Das wirklich blöde an solchen Petitionen (und ähnlich sinnlosen Aktionen) sind jedoch zwei weitere Faktoren. („Gleich heult wieder einer!“)
Auf der einen Seite werden damit Dampfer beschissen. Denn ihnen wird vorgegaukelt, sie könnten irgendetwas an der derzeitigen politischen Situation ändern. Das können sie aber nicht, und daran sind sie in Deutschland zu weiten Teilen selber schuld.
Auf der anderen Seite lassen solche Aktionen uns Dampfer aussehen wie ein hirnloser Haufen analphabetischer Wutbürger, die mit Fackeln und Heugabeln durch das Dorf ziehen und jeden Bezug zur Realität verloren haben.
Aber gemäß der langen Erklärung des Initiators zum Rückzug dieser Petition war ich ja nicht der Grund.
Denn meine „Motzerei“ wäre ja leicht zu widerlegen gewesen. Außerdem war sie auf meinem „kommerziellen Blog“ nur der Tatsache geschuldet, dass ich „anderen Organisationen zu Diensten“ bin die „ihrerseits ihre Pfründe in Berlin zu sichern bestrebt sind“.
Klarstellung zu vapers.guru
An dieser Stelle muss mir erlaubt sein, das einmal eindeutig klar zu stellen. Ich denke, diese Che Guevaras sind sich nicht so ganz im Klaren darüber, was sie da eigentlich sagen und machen.
Ich verdiene Geld durch die Anzeigenschaltung auf dieser Seite. Das funktioniert ganz genauso, wie bei jedem Online Magazin oder der Wochenzeitung aus dem Dorf. Keine Werbekunde hat irgendwelchen Einfluss darauf, was ich oder andere hier redaktionell raushauen. Würde diese Denke stimmen, müsste man jedes Medienunternehmen anzweifeln. Denn absolut alle verdienen Geld durch Werbung.
Kein Mensch mit halbwegs Medienkompetenz regt sich darüber überhaupt auf. Denn anders wäre die Arbeit, die dahinter steckt, überhaupt nicht zu leisten. Weder finanziell (Testgeräte, Bildrechte, etc.) noch zeitlich. Das gilt ebenso für viele YouTuber.
Und weil ich damit Geld verdiene, bin ich Mitglied im Händlerverband BfTG. Ich war auch schon Mitglied in der IG-ED und sollte dort als Kommerzieller den höheren Mitgliedsbeitrag zahlen. (Ich hatte selber darauf hingewiesen, die haben das nämlich auch nicht gerafft.)
Innerhalb des BfTG bin ich eine ganz kleine Nummer. Ich spreche auch nicht für das BfTG. Ich bin Karl Arsch, letzte Reihe letztes Glied. Da sind nämlich Millionenunternehmen drin.
Würde ich das mal bekommen…
Ich erhalte kein Geld vom BfTG oder von anderen Organisationen. Ich habe noch nie Geld für einen redaktionellen Inhalt erhalten, für die Unterstützung einer Kampagne oder ähnlichen Geschichten. Nie hat ein Werbepartner versucht, Einfluss auf den redaktionellen Inhalt zu nehmen. So genannte Advertorials müssten als solche gekennzeichnet werden und werden von mir regelmäßig abgelehnt. Und ich bin jederzeit bereit, das unter Eid auszusagen. Die Behauptung die Inhalte seien gekauft, ist geschäftsschädigend.
Aber keine Sorge, ich werde niemanden verklagen. Erstens ist bei den meisten Vögeln eh nichts zu holen, und zweitens würde ich solche medieninkompetenten Blödmannsgehilfen damit wohlmöglich noch irgendwie aufwerten.
Wohlmöglich würden sie dann noch Reichweite und Content Marketing kapieren.
Interessen der Verbände nicht verstanden
Diese Argumentation zeigt schön, wie verdreht es offenbar im Hirn dieser Revolutionsführer zugeht. Denn es ist mir unverständlich, was ein Verband von Händlern für Pfründe zu sichern hätte. Als wenn die Hersteller die Arme hochreißen und schreien „Juchu, Mentholverbot. Wieder ein Stoff den wir nicht verwenden dürfen.“
Es liegt im ureigenen Interesse jedes Herstellers, die Regulierungen so gering wie möglich zu halten. Sie müssen also andere Gründe haben, warum sie so etwas nicht unterstützen. Aber das wird nicht verstanden.
Professor Bernd Mayer
Prof. Dr. Bernd Mayer ist Pharmakologe, Leiter der Pharmakologie der Universität Graz und eingefleischter Dampfer. Er ist eine der Speerspitzen des Dampfens in der Politik und der Aufklärung.
Er neigt manchmal dazu, entgegen seines Status etwas undiplomatisch zu werden. Aber das weiß er sicher selber. Und Wissenschaftler sind keine Diplomaten. Er ist nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen bei der Sache.
Bei der Anhörung zum Tabakerzeugnisgesetz wurde er vom deutschen Bundestag als Sachverständiger gehört. Und er hat bei den Gesprächen mit dem Bundesministerium mit seiner Argumentation maßgeblich dazu beigetragen, dass es in Deutschland nicht zu einem Mentholverbot gekommen ist.
Nun hat er diese Petition ebenfalls für Blödsinn erklärt. Zum einen auf Facebook, und zum anderen in dem Forum Dampfertreff.
Das nehmen die Initiatoren dieser Petition nun zum Anlass, ihm die Schuld zu geben. Weil niemand unterzeichnet hat.
Irgendwer muss ja schuld sein. Dieser psychologische Reflex schützt Menschen davor, die Schuld bei sich zu suchen.
Sollten auch Tiefbegabte kapieren
Dabei wurde die Argumentation offensichtlich überhaupt nicht verstanden.
Der Prof sagt nämlich im Kern nur: „Warum sollte man dem BMEL noch eine Vorlage geben?“
Der Bundesrat hat das Mentholverbot unter anderem mit der Begründung abgeschmettert, dass es keine Indikation dafür gibt, dass Menthol schädlich ist. Man muss schon ein gerüttelt Maß Kommunikation können, um das zu interpretieren. Das bedeutet nämlich nichts anderes, als dass das BMEL bei seinem nächsten Versuch sehr genau begründen müsste, warum es eine bestimmte Höchstgrenze einrichten will. Und dafür gibt es keinen Grund.
Wenn ein Professor, bei dem sämtliche Apotheker Österreichs durch die Ausbildung gegangen sind, das so sagt, bin ich geneigt dem einfach mal zu glauben.
[Edit 19.08.: Man kann auch in Wien und Innsbruck Pharmazie studieren. Somit ist Bernd Mayer nicht für die Qualen aller Studenten Österreichs verantwortlich. Er hat mich nett darum gebeten, das richtig zu stellen.]
Der Mann hat sogar einen Wikipedia Eintrag.
„KLARSTELLUNG
Eine mir bisher nicht bekannte Organisation hat eine Petition zur Begrenzung des Mentholgehalts von Liquids auf „mindestens höchstens“ 2 % an das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gerichtet, die ich auf FB und im DTF scharf kritisiert habe. Angeblich sei meine Kritik daran schuld, dass die Petition nunmehr abgebrochen werden musste.
Ich möchte darauf hinweisen, dass ich im Herbst 2016 maßgeblich zur Verhinderung eines Mentholverbots in Deutschland beigetragen habe. […]
Es ist mir vollkommen unverständlich, dass Dampfer in voraus eilendem Gehorsam einen Grenzwert für Menthol fordern. […] Die „mindestens höchstens“ 2 % werden in der Petition mit den Bedürfnissen der Dampfer begründet. Dazu wiederhole ich mich gerne: viel blöder kann man nicht argumentieren. Entweder ist ein Stoff ab einer gewissen Dosis schädlich oder nicht. Der Gesetzgeber kann doch nicht den Grenzwert eines (angeblichen) Schadstoffs an die Bedürfnisse der Konsumenten anpassen! Das sollten eigentlich auch Tiefbegabte kapieren.
Die Petition war in der Tat eine Missgeburt, und ich bin froh, dass die vom Tisch ist. Ich habe allerdings nicht behauptet, die Arbeit dieser Organisation sei eine Missgeburt, wie mir unterstellt wurde. Die Organisation ist mir unbekannt und für meine Belange irrelevant. Sollte diese Petition deren einzige Arbeit sein, wäre das bedauerlich.
[…]
Abschließend an die Adresse derer, die mich jetzt nimmer lieb haben: Ich habe stets zu diversen, mir relevant erscheinenden Themen öffentlich meine Meinung gesagt und werde das auch weiterhin tun. Ich hätte das mit den Organisatoren privat diskutieren sollen, wurde angemerkt. Warum sollte ich? Mich hat ja im Vorfeld auch niemand gefragt, ob man eine solche Petition starten soll oder nicht.
Wenn ich etwas für unsinnig erachte, dann sage ich das. Egal ob der Unsinn vom DKFZ, BfR oder Dampfaktivisten stammt. Ich lasse mir von niemandem den Mund verbieten.“
Prof. Dr. Bernd Mayer, Facebook, 17.08.2017
Einfach mal die Schnauze halten
Was solche Petitionsverfechter nun aber überhaupt nicht kapieren ist Diplomatie. In der Politik geht es nicht nur um Fakten und Mehrheiten, sondern um Strategie, Taktieren und Abwägen.
Das erinnert sehr an den Vollidioten, der den ganzen Abend beim Pokern verliert. Und dann hat er auf einmal einen Flash auf der Hand, setzt sofort all in und wundert sich warum alle anderen aussteigen.
Auch ein schönes Bild ist aus dem Film Colors – Farben der Gewalt. Der alternde Bulle Robert Duvall erzählt dem Newbie Sean Penn: „Angenommen ein Bulle steht auf einem Berg, und sieht im Tal vor sich eine Herde Kühe. Dann kann er runterlaufen und eine Kuh ficken. Oder er schleicht sich leise runter und fickt sie alle.“
Die Petition hat gefordert, die Höchstmenge von Menthol nicht unter 2% festzulegen. Ein Beamter könnte das auch so interpretieren, dass die Höchstmenge nach Meinung der Dampfer ruhig auf 2% festgelegt werden kann.
Wozu diese Steilvorlage? In inhalativen Arzneimitteln sind bis zu 5% Menthol. Nichts anderes hat Bernd Mayer gesagt.
Was wäre wenn?
Nur einmal angenommen, das BMEL kommt nun mit einer Höchstmenge von 1% um die Ecke. Das würde eh vorher in einem Entwurf zur Änderung veröffentlicht. Dann würde es noch Monate dauern, bis das vor den Bundesrat geht. Und nur mal angenommen, der würde das so annehmen: Dann, aber auch erst dann, könnte man die Messer wetzen.
Und das machen dann sicher schon ganz andere, als ein paar wirre Zausel mit einer Petition.
Manchmal muss man einfach mal die Schnauze halten können.
Stattdessen wird es jetzt so gedreht und verkauft, Bernd Mayer hätte als „Papst“ und heilige Kuh diese Petition mit seinem Kommentar scheitern lassen.
Nun, es gibt keine heiligen Kühe. Ich habe mich auch schon mit Bernd gezofft. Was wohl daran liegt, dass wir Tag und Nacht sind. Aber in der Sache recht ähnlich ticken. Ich lebe immer noch.
Es geht nicht ums Dampfen
Man muss mit psychologischem Hintergrund unterstellen, dass es Menschen, die solche Aktionen initiieren, gar nicht um das Dampfen geht.
Wenn es kaum Resonanz auf eine solche Aktion gibt, die Verbände da nicht einmal offiziell von gehört haben, kein YouTuber Interesse zeigt, der „selbsternannte Guru“ (Ich, Bild oben) eine ganze Palette von Argumenten dagegen bringt und dann noch einer der größten Verfechter der E-Zigarette im deutschsprachigen Raum das für Nonsens und gefährlich hält, dann sollte man doch einen Moment innehalten und sein Tun hinterfragen.
Autoradio: „Vorsicht, auf der A1 kommt ihnen ein Geisterfahrer entgegen.“
Fahrer: „Einer? TAUSENDE, TAUSENDE.“
Der Dunning-Kruger-Effect
Inkompetente Menschen neigen dazu, die Kompetenz anderer zu unterschätzen. Das bezeichnet man scherzhaft als Dunning-Kruger-Effect, weil die zwei Wissenschaftler das einmal eher als Gag so formuliert haben.
Oder wie ich es formulieren würde: Wer blöde ist, ist auch meist zu blöde, um zu merken wie blöde er ist.
Wobei ich weder die Verfasser der Petition noch andere dieser Revoluzzer zwangsläufig für blöde halte. Ich denke nur, dass sie denken, alle anderen ziehen sich den Hut mit dem Hammer auf.
Das sieht man auch in jeder politischen Diskussion in Foren. Alle wissen es irgendwie besser. Dass auf den anderen Seiten meist hochintelligente und studierte Menschen dahinter stehen, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen, wird einfach ausgeblendet.
Wenn Händler nicht gegen die TPD klagen, dann wird das wohl seinen Grund haben. Die sind da auch nicht glücklich drüber. Aber man sollte doch einmal für möglich halten, dass die etwas wissen, was man selber nicht weiß.
Wenn alle anderen einem entgegen kommen, dann ist man selber der Geisterfahrer.
Revolución o muerte
Das eigentliche Problem ist aber, dass es diesen Menschen nicht primär darum geht, das Dampfen langfristig zu fördern. Es geht ihnen auch nicht darum, was Umsteiger tatsächlich wollen.
Sondern sie glauben im Dampfen eine Möglichkeit gefunden zu haben, es „denen da oben“ mal so richtig zu zeigen. Und deshalb nenne ich sie Wutdampfer.
Meine Glaskugel sagt mir, dass alle diese Menschen damit scheitern werden. Angefangen von der nächsten schwachsinnigen Petition und Mailaktion, über den nächsten Verband bis hin zum Händler der ordnungswidrig Geräte anbietet.
Es ist eine dampfende Revolution. Aber es ist keine Revolution gegen die Demokratie. Die wird aber von solchen Menschen in den seltensten Fällen verstanden. Weil sie sich als Individuum begreifen, und nicht als Teil einer Masse.
Realitäten in Zahlen
Warum diese Petition wirklich gescheitert ist? Nun, das ist in meinen Augen ganz einfach.
Würde jemand mich bitten, so eine Petition und Kampagne zu promoten, dann würde ich mir erst einmal die Zahlen anschauen.
In Deutschland dampfen geschätzte drei Millionen Menschen. Das ist scheiß viel.
Aber rechnen wir einmal durch, nur so Pi mal Auge, um die Relationen klar zu machen. (Hätte der IG-ED sicher auch gut getan.)
Als Politiker muss ich die drei Millionen immer in Relation setzen. Und als Politiker tue ich das natürlich im Verhältnis zu den Wählern. Bei 62 Millionen Wahlberechtigten entspricht die Zahl der Dampfer also nicht einmal einem Zwanzigstel. Und da sind Gelegenheitsdampfer schon mit dabei.
Selbst wenn also alle Menschen, die irgendwie öfter mal Dampfen, unterschreiben würden, wäre das ein Zwanzigstel der Wahlberechtigten.
Wir haben alle erlebt, was beim Nichtraucherschutzgesetz und dem Rauchverbot in Kneipen abgelaufen ist. In Deutschland raucht ein Viertel aller Menschen. Und hier sprechen wir von einem Zwanzigstel.
Minderheit einer Minderheit einer Minderheit
Die allermeisten der Dampfer interessieren sich aber überhaupt nicht für Politik. Die wollen abends vorm Fernsehen ihre eGo schmökern, oder in der Mittagspause beim Shop um die Ecke ihr Liquid kaufen. Die haben sich vorher auch nicht in Gruppen für Zigarettenmarken engagiert, warum sollten sie das bei E-Zigaretten? Diese Menschen sind online überhaupt nicht erreichbar. Es interessiert sie einen Scheiß.
Das zeigt schon, wie verdreht solche Aktivisten sind, wenn sie das diesen Menschen auch noch vorwerfen. Demokratie bedeutet, dass man auch mal in der Minderheit sein kann. Wollen viele nur nicht einsehen.
Online nur Nebengeschäft
Ich spreche inzwischen auch mit sehr vielen Händlern und Herstellern. Und ich war anfänglich sehr verwundert, dass die ihr Marketing im Netz nur als eins von vielen Tools ansehen. Inzwischen ist es auch mir klar, warum. Und das verstehen Menschen dann natürlich nicht, die „Viva la Revolucion“ schreien, ihren Scheiß in China bestellen und Bunkerbase für die nächsten 80 Jahre haben.
Ich würde schätzen, dass höchstens zehn Prozent aller Dampfer überhaupt einmal im Netz in dieser Richtung aktiv sind. Das reduziert die potenzielle Zielgruppe dann schon auf 300.000. Nur dass die sicher nicht alle eine Petition unterzeichnen würden.
Menschen mit Wut sind laut
Wutdampfer treten sehr „laut“ auf. Und das vermittelt den Eindruck einer starken Präsenz. Das ist der gleiche Effekt wie bei AfD Trollen in den Kommentarspalten. Und bei einzelnen möchtegern Revoluzzern, die vier Internetseiten zu dem gleichen Thema unterhalten. Internet Profis checken so etwas genauer, Mitglieder in Foren oder Likes auf Facebook sind nur einzelne Kennzahlen.
Deshalb verwundert es auch nicht, wenn ich mich mit Profis in Berlin, München oder Hamburg unterhalte, und sie alle nennen die gleichen Namen. Weil das nur eine Hand voll selbsternannter Revoluzzer sind.
Gehen wir also einmal davon aus, dass jeder zehnte eine solche Petition unterzeichnen würde. Und das ist ein sehr gut gemeinter Wert. Dann wäre diese Petition also bei 30.000 gelandet.
Ganz ohne Böswilligkeit, ohne Diskussionen um Dosierung oder Sinnhaftigkeit, ohne Dampfen oder Beef oder Guru Scheiß. Sondern meine professionelle Einschätzung. Zielgruppe und Erreichbarkeit.
Denn Printmedien wurden nicht erstellt, Kooperationen nicht gesucht und Social Media wird verweigert. (Wo lagen eigentlich die Unterschriftenlisten aus?)
Die Nachteile von Planlosigkeit und Aluhut.
Petition ist gerade grundsätzlich eh eine blöde Sache. Weil die Mehrzahl der Dampfer und Unterstützer nach dem Hick Hack um die IG-ED Petition nämlich die Schnauze davon voll hat, sich von Amateuren verarschen zu lassen.
555 Dampfer täglich
Will eine solche Petition in 90 Tagen ein Quorum von 50.000 erreichen, müssen dort täglich über 555 Menschen unterschreiben. Drei Monate lang. (Wie viele Leser habt ihr? Leser, nicht Klicks? Sieben, von denen drei selber einen Blog haben?)
Wenn es irgendwie relevant sein soll und dem Petitionsausschuss vorgelegt werden soll, gilt aber eine 30 Tage Frist. Also müssten dort täglich über 1666 Menschen unterschreiben.
Und selbst wenn 50.000 unterschrieben hätten, entspräche das etwa 0,06 Prozent der deutschen Bevölkerung.
Aber die 162 Unterzeichner waren ja nicht einmal alles deutsche Staatsbürger. Ja nicht einmal die Initiatoren waren alles Deutsche. Was schert es denn einen deutschen Politiker, was ein Österreicher hier vor sich hin petitioniert?
Und ich bin sicher, einige werden jetzt da sitzen, nachrechnen und sich einen Knoten ins Hirn machen, wie sie ihre Illusion von Revolution aufrechterhalten können.
Aber genau das ist der Punkt, denn ich wohl die ganze Zeit meinte, der aber nicht verstanden wurde.
Diese Relationen sind übrigens auch der Grund, warum ich mich selber viel weniger ernst nehme, als diese Wutdampfer es mir unterstellen. „Guru“ ist Selbtironie, aber das ist nicht jedermanns Sache. Weil solche Menschen sich selbst viel zu ernst nehmen.
Jetzt wollte ich schon fast erklären, wie ich das gemacht hätte. Aber das wäre ja schön doof. Ich verdiene ja Geld damit. Und angeblich seid ihr ja alle so kompetent.
Zumindest hätte ich eine Vorlaufzeit einberechnet und mit anderen Menschen gesprochen. Relevanten Menschen, nicht die gleiche Blase von anderen Bloggern, die vielleicht 50 Menschen erreichen. Bernd Mayer zumindest wurde vorher nicht gefragt. Das BfTG auch nicht.
Nur ein Tipp: Fragt mal die IG-ED. Die haben Erfahrung wie es nicht funktioniert. Genau wie Ihr jetzt.
Macht doch mal richtig
Ihr wollt etwas für das Dampfen tun, ganz ohne böse Industrie? Dann gründet einen Konsumentenverband. Wenn es vernünftig ist, habt ihr meine volle Unterstützung. Und ich bin sicher sogar vom BfTG. Vom Bernd Mayer eh. Deutschland braucht so etwas.
Sammelt 10.000 € und startet eine Info-Kampagne. Mit Profis dahinter.
Und wenn ihr dann 10.000 zahlende Mitglieder habt, dann kann man vielleicht einmal über andere Maßnahmen nachdenken. Vielleicht spricht dann sogar einmal ein Politiker mit Euch. Wenn ihr die nicht vorher schon mit irgendwelchen Mailaktionen angepisst habt.
Hört verdammt noch mal auf, Euch heraus zu reden und anderen die Schuld zu geben.
In den Tagen bevor Bernd Mayer die Petition kritisiert hat, hatte sie etwa 100 Unterzeichner. Vielleicht auch 120. Verkackt vom ersten Tag an. Nach zwei Tagen schon 90% in den Miesen.
Ihr seid sowas von derbe verkackt. Und daran trifft Bernd Mayer am allerwenigsten die Schuld, nur weil er das sachlich eingeschätzt hat. Was als Privatperson sein verdammtes Recht ist. Nicht jeder muss jeden Schwachsinn gutheißen, nur weil es angeblich der E-Zigarette dient.
Hättet Ihr es vernünftig gemacht, hätte auch Bernd Mayer das nicht stoppen können. Und vapers.guru noch viel weniger.
Profesionelle Amateure
Ihr zieht Euch zurück? Na dann können sich einige andere mal endlich wieder um die wichtigen Dinge kümmern, anstatt sich dauernd erzwungen zu distanzieren. Oder vor euch zu warnen. Um das Dampfen zum Beispiel. Nur darum geht es hier nämlich. Weder um das Ego einzelner, noch um eine Staatsrevolution.
Deshalb habe ich auch kein schlechtes Gewissen, ich würde hinterher treten. Ihr seid diejenigen, die sofort alle anderen für dämlich halten.
Hört auf, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Sonst könnte man euren Dunning-Kruger-Effekt noch als Arroganz missverstehen. Werdet erwachsen und kommt in den Realitäten an.
Die einen finden Wege, die anderen finden Gründe.
Eure Petition ist nicht gescheitert, weil andere Schuld haben. Sondern weil ihr hochprofessionelle Amateure seid.
Die Realitäten haben Euch ans Bein gepisst. Sonst keiner.
Artikel zur Petition: https://www.vapers.guru/2017/08/13/und-noch-eine-petition-reloaded/
Dunning-Kruger-Effekt: https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt
Joey Hoffmann
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