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Pure Flavour Aromen

Lebensmittelaromen zum Dampfen

Schon lange wollte ich ganz einfache Aromen probieren, die sonst nichts mit dem Dampfen zu tun haben. Dazu hatte ich nun Anlass und Chance. Und es hat mir wirklich neue Horizonte eröffnet.
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Seit die TPD in der Ferne gedroht hat, gingen immer wieder Gerüchte durch die Foren und durch Social Media, dass Aromen verboten werden sollen. Und seit es vapers.guru gibt, versuche ich zu erklären, dass so etwas nicht passieren kann.

Denn die Aromen, die wir dampfen, sind ganz normale Aromen für Lebensmittel. Sie sind in allem, vom Weingummi über Säfte bis zur Tütensuppe und Duftkerzen.
Wer sich einmal ein wenig damit beschäftigt hat, der weiß, dass hinter der Lebensmittelindustrie riesige Konzerne stehen. Und die würden sich bedanken, wenn man irgendwelche Aromen verbieten würde.
Es geht also immer nur darum, was das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in der Tabakerzeugnisverordnung als Zusatzstoff verbietet. Und das kann es nur, wenn Nikotin enthalten ist.

Aromen selten nur eine Substanz

Aber die neuerliche Diskussion um ein Mentholverbot hat auch gezeigt, dass der Grund noch ganz wo anders zu finden ist. Aromen bestehen selten aus einer Substanz. Selbst wenn man ein scheinbar einfaches Aroma wie Kirsche nimmt, ist das schon ein Cocktail aus verschiedenen anderen Aromen. Und deshalb gibt es auch so viele verschiedene. Kirsche, Sauerkirsche, Schattenmorellen, Amarena… Teilweise sind sie frisch bis sauer, teilweise schmecken sie deutlich nach Mandel bzw. Marzipan, und so weiter.

Selbst wenn das BMEL nun Menthol verbieten würde, und der Bundesrat würde das so annehmen, wären damit noch lange nicht alle Menthol Liquids verdammt. Denn Menthol ist eine Grundsubstanz. Verändert man nur ein klein wenig an der Formel, ergibt das einen neuen Stoff, der wieder ein neues Verbot durchlaufen müsste. Und es gibt bereits Dutzende so genannter Cooling Agents und andere Stoffe wie Pulegon.

Der Gummibärchen-Effekt

„Nach was schmeckt das?“ „Nach rot.“

Der Grund, warum ich Lebensmittelaromen ausprobieren wollte, ergibt sich daraus. Und aus einem psychologischen Effekt.
Besucht man einen Kurs zur Weinverköstigung, wird einem erst einmal nahegebracht, wie man überhaupt schmeckt. Das hat weniger mit der Zunge zu tun, als mit dem Hirn. Denn unsere Geschmäcker sind an Bilder gebunden, und diese Bilder wieder an Geschmäcker.

Blindversuche haben gezeigt, dass die meisten Menschen Gummibärchen nicht am Geschmack erkennen können. Und auch nicht auseinanderhalten. Die meisten können sie noch nicht einmal einer Farbe zuordnen.
Erst wenn man sieht, dass ein Gummibärchen beispielsweise gelb ist, ordnet man damit automatisch den Geschmack Richtung Zitrone zu. Oder Ananas. In dem Fall Gummibärchen ist bis heute die große Preisfrage: Wonach schmecken eigentlich die durchsichtigen Gummibärchen?

Was schmeckt „echt“?

Beobachten kann man das auch schön bei Kindern. Sie mögen ihren Erdbeerjoghurt, aber wenn sie zum ersten Mal eine echte Erdbeere essen, verziehen sie das Gesicht.
Aromenköche versuchen also weniger den wirklichen Geschmack zu treffen. Sondern das, was wir dafür halten. Das Bild, das wir im Kopf haben. Eine Wassermelone schmeckt beispielsweise nach kaum etwas. Aber sie riecht, sie hat eine bestimmte Textur (Gefühl im Mund) und alles das was wir beim Essen einer Melone wahrnehmen, fließt in das Aroma mit ein. Bei einer Honigmelone hat die weiche Masse der Kerne in der Mitte weit mehr Aroma als das, was wir essen. Wir riechen das Aroma mehr, als das wir es schmecken. Und viele Honigmelonen Aromen schmecken nach der Schale, nicht nach dem Fruchtfleisch.

Weintester versuchen, diese Bilder im Kopf wieder zu entkoppeln. Sie verbinden die Geschmackwahrnehmung mit anderen Bilder. Und deshalb kommen bei ihnen auch solche Bilder heraus, wie ein Rotwein der nach Leder schmeckt. Wobei jeder Normalsterbliche sich an den Kopf packt und denkt: Wenn ich etwas Ledriges schmecken will, lecke ich am Fernsehsessel.

Lebensmittelaromen „echter“?

Nur in 100ml zu haben: Aromen von ASM für Eisdielen

Meine Erwartung bei Lebensmittelaromen war, dass sie irgendwie „echter“ schmecken. Reiner, natürlicher, einfacher. Weil diese Aromen ja viel eher zum Essen und Trinken bestimmt sind. Sich also viel mehr am Orignal orientieren müssen.
Und ich wurde nicht enttäuscht. Es war genau, wie ich es mir vorgestellt habe.

Während meiner Recherchen vor der TPD und dem Tabakerzeugnisgesetz war ich bereits auf die Münchner Firma Pure Flavour aus München gestoßen. Weil sie damals schon Lebensmittelaromen in sehr kleinen Mengen vertrieben hat.
Inzwischen sind ja einige darauf gekommen, Eisdielenaromen zu probieren. Weil diese von der Firma ASM auch in 100ml angeboten wurden, anfänglich nur als Proben. Pure Flavour hat damals schon Aromen in 10ml für den Hausgebrauch angeboten.

Pure Flavour

Das neue Logo der Pure Flavours

Vor etwa sechs Wochen hat mich dann eine nette Mitarbeiterin vom Marketing von Pure Flavours kontaktiert.
Offensichtlich haben die Aroma Spezialisten auch die Entwicklung beim Dampfen mitbekommen, und wollten da natürlich mit in den Markt einsteigen. Sie haben ihre Homepage ein wenig umgestellt und eine Rubrik „Für Liquids“ mit dazu genommen.

Offensichtlich haben sie hier aber nicht eine Linie von neuen Produkten auf den Markt gebracht. Sondern hauptsächlich bestehende Aromen so sortiert, dass sie auch für Dampfer ansprechender werden. Deshalb sehen sie auch von der Aufmachung eher aus wie Backzutaten, was aber irgendwie sympathisch ist.
Ich fand das sehr spannend, und habe mir das dann sehr gerne einmal angeschaut.

Trägerstoffe entscheidend

Die Firma wirbt dafür mit der Aussage, dass diese Aromen kein Diacetyl, Koffein oder Taurin enthalten. Sie müssen das nicht.
Diese Stoffe sind zwar inzwischen in nikotinhaltigen Liquids durch das BMEL verboten. Aber man fällt davon nicht tot um. Die Schädlichkeit von Diacetyl ist bis heute nicht eindeutig nachgewiesen. Und viele Pioniere haben mit koffeinhaltigen Liquids experimentiert. Man muss sich also nicht auf diese „Liquid Aromen“ beschränken.
Wichtig für uns Dampfer ist nur, dass die Trägerstoffe geeignet sind. Die meisten bestehen eh aus Propylenglykol und Glycerintriacetat, sind also völlig in Ordnung. Interessiert man sich aber für andere Aromen, kann man das auch schnell googeln. Die Trägerstoffe sind bei Pure Flavours bei jedem Aroma vorbildlich und sogar mit dem Verhältnis angegeben.

Granatapfel

Meinen Liebling möchte ich direkt als erstes ansprechen. Granatapfel.
Ein tolles, frisches und fruchtiges Aroma. Mediterran mit einer sehr ausgewogenen Süße und Säure. Es schmeckt schon wie ein Weingummi. Trotzdem erkennt man, dass es sich um den Granatapfel als Einzelaroma handelt.

Drachenfrucht

Schwer im Kommen: Drachenfrucht

Fast gleichauf rangiert bei mir die Drachenfrucht. Ohne große Abzüge zum Favoriten.
Im Moment sind bei bekannten Vape Linien Drachenfrucht Aromen sehr im Kommen. Entweder in Verbindung mit Frische, oder mit Sahne. Hier findet man das im Gegensatz zu den Mischaromen überwältigende Einzelaroma.

Kirsche

Weil ich als Kind Kirschen geliebt habe, war ich auf der Suche nach einem guten Kirsch Aroma seit ich dampfe. Ich wurde fast immer enttäuscht. Entweder es traf nicht meinen Geschmack, oder man schmeckte andere Komponenten zu deutlich heraus. Es schmeckte meist stumpf oder künstlich.
Das Kirsch Aroma von Pure Flavours ist genau, was ich gesucht habe. Es erinnert sehr an reife, dunkle Kirschen. Wie Kirsch Joghurt, nur ohne Joghurt. Oder auch die Kirschen im Mon Cherie. Rund, süß, aber nicht zu süß.

Tabak

Pure Flavours hat auch ein Tabak Aroma im Programm. Auch wenn ich selber lange nicht mehr rauche und lange vom Tabak Aroma weg bin, wollte ich das natürlich testen.
Bevor ich umgestiegen bin, habe ich schon seit Jahren unbehandelten Tabak geraucht. Als ich umgestiegen bin, schmeckten die Tabak Aromen für mich nach den enorm parfümierten Zigaretten, die ich schon davor nicht mehr leiden konnte. Ich hatte lediglich Glück, ein Aroma zu finden, das mir wirklich geschmeckt hat.
Soweit ich meiner Erinnerung noch trauen kann, ist das Tabak Aroma von Pure Flavours hervorragend. Keine Süße, keine Zusatzstoffe, kein Parfum. Sondern der pure Tabak Geschmack. Es fehlt nur das Verbrannte. Schade, dass es das nicht als Liquid gibt, ich würde es Umsteigern empfehlen.

Grüne Minze

Grüne Minze: Die Älteren werden sich erinnern (TV Spot 1985)

Ich hasse Minze. Schon immer. Es erinnert mich an Pfefferminztee. Und im Bett bleiben müssen. Und deshalb hasse ich die Grüne Minze von Pure Flavours. Es schmeckt original nach Minze. Aber sowas von. Wrigley‘s Spearmint Gum. Mit Idioten-Apostroph. Kein Menthol, sondern klare, sehr intensive Minze. Wer solche Kaugummis mag, wird das Zeug lieben.

Kiwi und roter Apfel

Beide Aromen waren hervorragen. Ohne zu viel Süße, sondern genau solche puren Einzelaromen, wie der Firmenname verspricht. Und weshalb ich solche Aromen testen wollte.
Die Kiwi erinnert wirklich an die Frucht, und nicht an Gummibärchen. Und der rote Apfel hat mich beeindruckt. Denn meist werden solche Apfelaromen – im Gegensatz zum sauren, grünen Apfel – gesüßt oder mit Zimt versehen. Auch hier hat man aber das Gefühl, man beißt in die einzelne Frucht.

Gurke

Es gibt sogar Gurken Sirup für Barkeeper

Ja, ich habe Gurke probiert. Und das Aroma beschäftigt mich bis heute. Denn es war lecker. Unglaublich.
Denkt man an Gurke, hat man die Erwartungshaltung von Wasser. Gurke aus Holland ist der vierte Aggregatszustand von Wasser. Vielleicht denkt man auch noch an die pilzig-labbrige Scheiben, die die meisten Leute bei McDonalds versuchen aus ihrem Cheeseburger zu puhlen, bevor sie drauf beißen.

Bei diesem Aroma war ich echt gefordert, diese Bilder im Kopf abzustellen und nur zu schmecken. Und ich gestehe, dass ich mir zum ersten mal einen Nikotin Flash gedampft habe.
Es ist mir nicht möglich, das weiter zu beschreiben. Ich weiß nur, dass ich damit noch so einiges herumprobieren werde. Es hat mich schwer beeindruckt.

Das Kratzen

Etwa eine Woche nach dem ansetzen der Aromen empfand ich alle Mischungen als kratzig. Nach zwei Wochen wurde mir klar, warum. Sie waren alle überdosiert.
Da diese Aromen ja nicht explizit zum Dampfen gemacht sind, gibt es auch keine genaue Dosierungsempfehlung. Auf der Internet Seite von Pure Flavours sind Tropfen auf Flüssigkeit angegeben (Bspl.: 15 Tropfen auf ein Liter Getränk). Bei den Aromen für Liquids steht nur darüber, die optimale Dosierung läge zwischen 5% – 8%. Ich habe alle Aromen mit 8% angesetzt. Und nach zwei Wochen war es dann deutlich zu viel. Ich habe fast alle Aromen nochmal gestreckt.

Das lädt natürlich zum eigenen Experimentieren ein. Wer aber schnell an ein Ergebnis kommen möchte, dem Empfehle ich bei ca. 75% VG mit höchstens 5% anzufangen und zumindest die Fruchtaromen zwei Wochen reifen zu lassen. Eine 50/50 Base und/oder Subohmer brauchen sicher noch weniger.

Fazit

Backzutatencharme

Das führt auch dazu, dass die Aromen sehr ergiebig sind. Und dadurch vergleichsweise preiswert. Die 10ml bewegen sich um die 4,- €, je nach Aroma.
Dass Pure Flavours hier sehr genau rechnet erklärt sich, da man die Aromen auch direkt bis zu 500ml bestellen kann.

Aber wer sich mit der Menge da direkt so festlegt, der begeht eine Sünde. Ich mag gar nicht daran denken, was man da noch alles ausprobieren kann.
Beispielsweise wird auch ein Basilikum Aroma angeboten. Und wer schon einmal ein Basilikum Eis gegessen hat, der wird wissen, dass man da nicht an Tomaten mit Mozzarella denken sollte.
Hollunderblüte, Tonic Water, Rosmarin, Guarana, Hopfen…

Es gibt ja verschiedene Bekloppte unter uns. Die einen interessieren sich mehr für Akkus, die anderen mehr für die Aukkträger und viele, wie ich bisher, eher für Verdampfer. Aber ich denke, demnächst werde ich mich mehr mit Aromen befassen. Da kommt der Hobbykoch raus.
Wer lieber selber kocht als im Restaurant zu essen, der sollte sich das einmal anschauen.
Mir haben sich tatsächlich neue Horizonte eröffnet.

9.8

Geschmack

9.5/10

Preis/Leistung

10.0/10

Ergiebigkeit

10.0/10

Pros

  • Klare, reine Aromen
  • Sehr ergiebig
  • Ungewöhnliche Aromen

Cons

  • Keine Dosierungsempfehlung
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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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