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Studie widerlegt Gateway

60.000 Teilnehmer und keine Anzeichen

Am vergangenen Dienstag veröffentlichte das wissenschaftliche Fachjournal International Journal of Environmental Research and Public Health eine Studie, die Gegner der E-Zigarette weiter verstummen lassen könnte.
Interessant sind dabei nicht nur die Ergebnisse alleine, sondern auch woher sie kommen.
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Die schottische Kleinstadt Stirling ist vor allem für die Schlacht auf der Stirling Bridge bekannt, in der William Wallace vor über 700 Jahren für die Freiheit Schottlands gegen die Engländer kämpfte.
Und die Silhouette der Stadt ist bis heute so mittelalterlich geblieben, als käme Braveheart jeden Moment durch die Straßen geritten.

Im Gegensatz dazu verfügt Stirling aber über eine moderne und angesehene Universität, die sich über weite Teile des Städtchens verteilt und etwa 9000 Studenten beheimatet.
Ein großes Thema an der Uni ist Public Health, also die öffentliche Gesundheit.
Professorin für Öffentliche Gesundheit und Direktorin des Institutes für Sozialmarketing ist Linda Bauld. Darüber hinaus ist sie stellvertretende Direktorin des UK Centre for Tobacco and Alcohol Studies, eines Zusammenschlusses von 13 Universitäten.
Vor drei Jahren wurde Linda Bauld als Krebsvorsorge Champion Großbritanniens bezeichnet, weil sie es schaffte eine Förderung von insgesamt 9 Millionen Pfund an Land zu ziehen. In Deutschland ist sie für ihre Fürsprache für die E-Zigarette bekannt.

Eine Metaanalyse

Prof. Dr. Linda Bauld [Foro: Universität Sterling)
Ein Team von Forschern um Prof. Dr. Bauld hatte sich nun zusammengeschlossen. Mit dabei waren Vertreter der staatlichen Gesundheitsbehörde Public Health England, des Kings College in London, Action on Smoking and Health und einige andere. Und sie haben eine so genannte Metaanalyse durchgeführt.
Sie haben Daten von fünf großen Studien zum Tabak und E-Zigaretten Konsum der 11-16 Jährigen zusammengezogen. Und so kamen sie auf Daten von über 60.000 Teilnehmern, in einem Zeitraum von 2015 bis 2017. Was diese Datenerhebung zur größten ihrer Art macht.

Seriöse Quellen

Und das ist es, was diese Analyse so aussagekräftig macht. Denn sie wurde nicht von einem einzelnen Interessenvertreter in Auftrag gegeben. Sie kann nicht mit Argumenten zur Quellenlage oder zur vermeintlichen Parteinahme vom Tisch gefegt werden.
Sondern sie hat andere Daten herangezogen. Und diese Studien wurden wiederum von staatlichen Stellen (z. B. der Regierung von Wales) und sehr angesehenen Stellen (z. B. der British Heart Foundation) gestützt oder sogar durchgeführt. Also alles Hausnummern, von denen man im deutschsprachigen Raum leider annehmen müsste, dass sie der E-Zigarette eher ablehnend gegenüber stehen würden.

Zu differenziert? Bezahlkommandos!

Die Uni Hamburg kam 2015 zu ähnlichen Ergebnissen

Es gab auch auf dem Festland ähnliche Erhebungen. Doch diese, wie beispielsweise die Ergebnisse der Universität Hamburg, wurden von den Gegnern mindestens ignoriert. Oder ihnen wurde sogar die wissenschaftliche Aussagekraft abgestritten.
So kam es auf der Konferenz für Tabakkontrolle des Deutschen Krebsforschungszentrums im Dezember 2015 zu unschönen Szenen, als die bekannte Gegnerin der E-Zigarette, Dr. Martina Pötschke-Langer, den Vortrag von Kirsten Lehmann vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Uni Hamburg mit dem Verweis auf „Bezahlkommandos“ abtat. Und dies anschließend sogar noch abstritt, was aber durch einen Audio Mittschnitt belegt werden konnte. [Link zum Bericht unten]

In anderen Erhebungen wurde lediglich nach dem Gebrauch der E-Zigarette gefragt. Nicht danach, ob die Jugendlichen sie einmal ausprobiert hätten, oder regelmäßig Dampfen würden. Erst recht nicht, ob sie vorher bereits geraucht hätten.
Solche Erhebungen wurden dann verbreitet und mit Pressemitteilungen angepriesen.

Genauer nachgefragt

Dies wurde in der Metaanalyse in Stirling anders gemacht. Es wurde genau danach geschaut, ob regelmäßig geraucht oder gedampft wurde. Und ob bei Konsum von E-Zigaretten zuvor geraucht wurde.
Und das brachte ganz erstaunliche Ergebnisse. Man könnte sie sensationell nennen, wenn sie nicht stützen würden, was Befürworter seit Jahren sagen. Nur ist es mit diesem Absender auf dem Umschlag nicht mehr zu ignorieren.

In der Zusammenfassung zeigen die Erhebungen in ganz Großbritannien ein bleibendes Muster: Die meisten Experimente mit E-Zigaretten entwickeln sich nicht zu einem regelmäßigen Konsum, und das Level des regelmäßigen Konsums unter jungen Leuten, die niemals geraucht haben, bleibt sehr niedrig.
Young People’s Use of E-Cigarettes across the United Kingdom: Findings from Five Surveys 2015–2017; Int. J. Environ. Res. Public Health, 29.08.2017

Von den Jugendlichen hatten zwischen 11% und 20% Zigaretten ausprobiert. Das wäre ein dramatischer Befund. Dieser relativiert sich jedoch durch die differenziertere Fragestellung. Nur 1% bis 4% gaben an, mindestens wöchentlich zu rauchen.

Bei den E-Zigaretten sind die Zahlen noch deutlicher. 4% bis 7% der Jugendlichen hatten eine E-Zigarette ausprobiert. Nur 0,1% bis 0,5% gaben jedoch an, mindestens einmal wöchentlich zu dampfen, obwohl sie vorher nicht geraucht hatten.
Unter denen, die zuvor geraucht haben, hatten bis zu 92% auch eine E-Zigarette probiert.

Keinen Beweis für einen Gateway

Unsere Ergebnisse zeigen, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass E-Zigaretten den Drang Tabak zu rauchen erhöht. Das ist entscheidend und zeigt, dass die Befürchtung der E-Zigarette als Gateway für mehr Jugendliche die zu Rauchern werden gegenwertig nicht gerechtfertigt ist.
Young People’s Use of E-Cigarettes across the United Kingdom: Findings from Five Surveys 2015–2017; Int. J. Environ. Res. Public Health, 29.08.2017

Diese Schlussfolgerung ergibt sich auch dadurch, dass in den Daten auch ausgearbeitet wurde, ob die Jugendlichen zuvor geraucht haben. Doch je nach Untersuchung gaben höchstens ein Zweihundertstel der Jugendlichen an, die E-Zigarette wöchentlich zu nutzen, obwohl sie vorher nicht geraucht haben.

Höchstens jeder Zweihundertste

Dies, im Zusammenhang mit den eher rückläufigen Zahlen der Tabakkonsumenten, kann also nur bedeuten, dass die E-Zigarette keine relevanten Auswirkungen hat.
Weder dass mehr Jugendliche E-Zigaretten konsumieren, denn diese Zahlen stagnieren und liegen unter dem Tabakkonsum. Noch dass Jugendliche erst Dampfen und dann auf den Tabak umsteigen.

Während geschätzt wird, dass es 2,9 Millionen ständiger Nutzer von E-Zigaretten unter den Erwachsenen in Großbritannien gibt, bleibt der regelmäßige Gebrauch unter den 11-16 Jährigen sehr niedrig, etwa 3% oder weniger, und beschränkt sich auf regelmäßige Raucher. Ständiger Gebrauch von E-Zigaretten unter denen, die nie geraucht haben, ist sehr selten.
Diese niedrigen Quoten von regelmäßigem Gebrauch zeigen, dass jugendliches Experimentieren nicht zu einem häufigerem Gebrauch führt […]
Young People’s Use of E-Cigarettes across the United Kingdom: Findings from Five Surveys 2015–2017; Int. J. Environ. Res. Public Health, 29.08.2017


Zusammenfassung im Journal: http://www.mdpi.com/1660-4601/14/9/973/htm
Bericht zum Gateway Effekt: https://www.vapers.guru/2016/05/05/gateway-effekt/
Bericht zu den Bezahlkommandos: https://www.vapers.guru/2016/02/14/eiskalt-gelogen/

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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