Am Mittwoch wurde von mir ein Artikel über den Verkauf der Filialen von German Flavours an Niko Liquids veröffentlich. Die Reaktionen blieben nicht aus, die Resonanz war enorm.
Ein veröffentlichter Kommentar von German Flavours zwingt mich leider zu einer Gegendarstellung.
Vorgestern habe ich auf vapers.guru einen Artikel über den Verkauf der Filialen von German Flavours an Niko Liquids veröffentlicht. (Link unten)
Die über mehrere Wochen andauernde Recherche geschah in Kooperation und Austausch mit Simon Bauer, der den Kanal Vape Scene Investigation auf YouTube betreibt. Sein zeitgleich veröffentlichtes Video ist in dem Artikel eingebettet.
Nach der Veröffentlichung kam es auf den verschiedenen Social Media Kanälen zu weitreichenden Reaktionen. Sowohl Simon Bauer wie ich selber wurden von vielen Menschen kontaktiert.
Gestern hat German Flavours nun einen Kommentar dazu mindestens auf der Fanpage auf Facebook veröffentlicht. Dieser Kommentar ist durch die Funktionsweise der neuen Medien weit rezipiert worden, bis hin zu WhatsApp.
Ich gebe diesen sehr gerne im Wortlaut wieder.
Stellungnahme von German Flavours
„Uns ist selbstverständlich bekannt, welche Berichte über GermanFLAVOURS veröffentlicht wurden. Und natürlich ist es ärgerlich, so etwas in dieser Form zu lesen bzw. zu hören und wir haben absolutes Verständnis dafür, dass derartige Artikel irritieren oder Fragen aufwerfen. Wir selbst fühlen uns im Moment ja auch eher ein wenig wie in einer Folge „Game of Vapes“…
Auch wenn in den Berichten Fakten mit Spekulationen und Gerüchten vermischt wurden, gibt es rechtlich nur wenig Handhabe dagegen und wir verspüren ehrlich gesagt auch keinerlei Lust, diesbezüglich gerichtliche Auseinandersetzungen zu führen. Wir möchten uns viel lieber mit dem beschäftigen, was wir können und lieben: Liquids entwickeln und produzieren. Es gibt auch ohne derartige Schritte genug überflüssige Spannungen innerhalb des doch noch überschaubaren Marktes, die wir nur absolut ungern mit derartigen Aktionen verstärken wollen würden. Damit wäre ganz sicher niemandem geholfen.Wir haben bereits Anfang Februar die Fachhändler unter unseren Kunden sowie unsere Partner darüber informiert, dass wir uns zum 1.2.2018 von unseren Ladenlokalen getrennt haben. Dass es diesbezüglich noch keine öffentliche Aussage von uns gab hängt vor allem damit zusammen, dass wir noch keine endgültige Informationen darüber hatten, in welcher Form die Ladenlokale weitergeführt werden. Bekannt war bislang lediglich, dass sie bestehen bleiben und weitergeführt werden, von weiteren Plänen oder Gerüchten zu möglichen Plänen haben wir durch den Artikel bzw. das Video erfahren. Von der Veräußerung vollkommen unberührt bleiben allerdings unsere Entwicklung, die Produktion sowie der Vertrieb, ganz im Gegenteil ist das klare Ziel, unser Augenmerk noch stärker auf den Onlinehandel und die Händlerbetreuung zu legen, statt uns in vielerlei anderen Aktivitäten möglicherweise zu verzetteln.
Es gibt darüber hinaus bislang auch noch niemanden, der in unserem Unternehmen Hausverbot hätte. Richtig ist lediglich, dass Herr Felix Hertz das Unternehmen verlassen hat. Statt jedoch, wie berichtet, entspannt auf Mallorca in der Sonne Golf zu spielen, pendelt er seit Anfang des Jahres regelmäßig zwischen seinem Zuhause und Arztpraxen hin und her. Das möchten wir an dieser Stelle allerdings aus sicher nachvollziehbaren Gründen nicht weiter vertiefen.
Die veröffentlichten Informationen und gestreuten Gerüchte stammen mit ziemlicher Sicherheit ursprünglich von jemandem, der über eine gewisse Zeit Einblick in unser Unternehmen hatte. Allerdings zeigt die Tatsache, dass zwar Namen genannt wurden, darüber hinaus aber zugehörige Details und Spekulationen in vielerlei Hinsicht falsch sind oder auf komplett falschen Annahmen beruhen, dass diese Person/en seit einiger Zeit von der Quelle abgeschnitten ist/sind. Ebenso wurden Fotos aus unserem Unternehmen veröffentlicht, die wir nie zur Veröffentlichung freigegeben haben. Für uns gibt es jedoch keinerlei Anlass, hier oder anderswo Namen zu nennen oder Verdächtigungen anzustellen. Wir beteiligen uns nicht an der Entstehung oder Verbreitung von Gerüchten, die Anderen Schaden zufügen könnten, selbst wenn wir uns vollkommen sicher sind. Ebenso wenig möchten wir hier oder anderswo sämtliche geäußerten Vermutungen und Spekulationen kommentieren. Unser Ziel war, Fakten zu bestätigen und darüber hinaus deutlich zu machen, dass wir uns auch weiterhin auf das konzentrieren wollen, was wir gern machen: Liquids herstellen und allen Dampfern interessante und leckere neue Produkte liefern. Mit, auch das ist ein erklärtes Ziel, mehr Transparenz und Kommunikation unseren Kunden gegenüber. Was für uns aber keinesfalls damit gleichzusetzen ist, derartige Berichte ausführlichst öffentlich zu kommentieren.
Wir verstehen, dass mit diesem Statement natürlich nicht alle möglichen Fragen beantwortet wurden, bitten an dieser Stelle aber um Verständnis dafür, dass wir, auch um unser Unternehmen und seine Mitarbeiter zu schützen, nicht auf jeden Punkt ausführlich eingehen können. Dies würde auch viel zu weit führen. Wir kannten die Gerüchte bereits im Vorfeld, wurden aber zu keinem Zeitpunkt dazu befragt oder um Stellungnahme gebeten. Das ist schade, aber nicht zu ändern. Trotz oder ein Übermaß an Ärger wäre unangebracht und würde uns lediglich von unseren eigentlichen Aufgaben abhalten und die Verwirklichung unserer Ziele unnötig erschweren. Welche Ziele das sind, haben wir bereits genannt: auch weiterhin unsere Kunden mit Produkten zu versorgen, die gern gekauft und konsumiert werden.
German Flavours, Facebook Fanpage, 01.03.2018“
Gegendarstellung
Da vapers.guru ein professionell betriebenes Medium ist, ist die Glaubwürdigkeit der Plattform und meiner Person von existentieller Bedeutung. Noch dazu, da die Kernthemen Politik und Wissenschaft rund um die E-Zigarette sind.
Daher sehe ich mich gezwungen, zu oben zitiertem Kommentar eine Gegendarstellung abzugeben.
- Es gibt in Deutschland Gesetze darüber, was veröffentlicht oder öffentlich behauptet werden darf und was nicht. Der Artikel ist sorgsam recherchiert und gewissenhaft formuliert.
Wenn es dagegen keine juristische Handhabe gibt, liegt das an eben diesem Umstand. Nicht daran, dass jemand „keine Lust“ hat, dagegen vorzugehen. - Der Artikel enthält keine Spekulationen. Fakten sind klar wiedergegeben und Gerüchte als solche deutlich gekennzeichnet.
- Die Filialen von German Flavours wurden zum Februar verkauft. Darüber dann zeitgleich die Fachhändler zu informieren, jedoch weder die Kunden noch die eigenen Angestellten frühzeitig und umfassend zu informieren, spricht für sich. (Stichwort Kündigungsfrist)
Dies dann mit dem Adverb „bereits“ zu versehen ist ironisch klingender Euphemismus. - Diese mangelhafte interne und externe Kommunikation damit zu begründen, man hätte nicht gewusst wie die Filialen durch den Käufer – der zu dem Zeitpunkt ja bereits festgestanden haben muss – weiter geführt würden, ist konstruiert.
- Im Artikel wird nicht behauptet, der ehemalige Geschäftsführer Felix Hertz würde entspannt auf Mallorca Golf spielen. Es wird behauptet, dass es das Gerücht gibt, dass Felix Hertz sich nach Mallorca abgesetzt hat.
(Siehe Punkt 1. und 2.) - Die Spekulationen zu einem einzelnen Informanten, der über eine gewisse Zeit Einblick in das Unternehmen German Flavours hatte, sind falsch.
Richtig ist, dass Simon Bauer und ich die Recherchen zu dem Thema bereits im Januar aufgenommen haben. Im Zuge dieser Recherchen haben wir beide mit mindestens zwanzig Personen gesprochen. Darunter auch ehemalige und zu dem Zeitpunkt noch verbliebene Mitarbeiter des Unternehmens German Flavours.
Selbstverständlich wurde auch der Kontakt zu dem Käufer Niko Liquids gesucht. Und dieser hat sich als Unternehmen selbstverständlich dazu geäußert.
Der im Artikel erwähnte ehemalige Mitarbeiter Michael Potthast, der nun als neuer Leiter der Filialen bei Niko Liquids fungieren soll, hat sich innerhalb der Recherche zu keiner Zeit schriftlich oder mündlich relevant zu internen Vorgängen bei German Flavours geäußert. Insgesamt hat das Unternehmen Niko Liquids sich sehr seriös und professionell verhalten. - Ein großer Teil der Quellen sind so genannte offene Quellen. Beispielsweise erhält man durch offen einsehbare Quellen im Internet Hinweise auf Unternehmensstrukturen und personelle Vernetzungen. Ebenso über vorherige Insolvenzverfahren. Dies macht den größten Teil einer solchen Recherche aus.
Darüber hinaus wurde eine Pressemitteilung veröffentlicht.
Wenn diese Informationen also falsch sind, dann liegt es an der Außenkommunikation des Unternehmens. - Unwahr ist, dass die von mir veröffentlichten Fotos aus dem Unternehmen nicht freigegeben wurden.
Ich war persönlich Mitte des vergangenen Jahres im Unternehmen zu Gast. Ziel war es, einen Bericht über das German Flavours zu veröffentlichen. Im Anschluss habe ich wie abgesprochen per Mail einige Fragen zu Hintergrundinformationen übersendet, mit der Bitte um entsprechendes Bildmaterial.
Diese Fragen wurden über Wochen hinweg nicht beantwortet. Der zuständige Mitarbeiter war davon sehr peinlich berührt, die Informationen sollten erst durch Verantwortliche freigegeben werden. Offenbar verfolgt die Inhaberfamilie Hertz eine sehr rigorose Kommunikationspolitik. Mir wurde auch der Zugang zu Teilen der Fertigung (manuelle Abfüllung) verwehrt.
Im Zuge dieser Kommunikation wurden mir die Bilder durch das Unternehmen selber übersendet. Da keine ausdrückliche Beschränkung formuliert wurde, ist dies ein konkludentes Handeln. Der entsprechende Vorgang ist selbstverständlich dokumentiert.
Nun zu behaupten, die Veröffentlichung sei unfrei erfolgt (und damit eine Verletzung des Urheberrechts), lässt nur zwei Rückschlüsse zu. Entweder das Unternehmen möchte mich entsprechend diskreditieren. Oder dem Unternehmen ist nicht bekannt, was es selber freigegeben hat.
Dieser Vorgang hat, zusammen mit der insgesamt spärlichen Kommunikation von German Flavours und der redaktionellen Gewichtung, dazu geführt, dass ich darauf verzichtet habe, dem Unternehmen Gelegenheit zu einer Stellungnahme zu geben.
Drohungen mit Anwalt
Inzwischen wurde nicht nur von German Flavours reagiert.
Wie bereits erwähnt, haben sich bei uns inzwischen mehrere ehemalige Mitarbeiter von German Flavours gemeldet.
Menschen, die nach eigener Aussage trotz der Versprechen durch das Unternehmen nun doch ihre Arbeitsstelle verloren haben. Menschen, die regelmäßig zu spät ihr Gehalt bekommen haben. Und Menschen, die von einem sehr überheblichen Verhalten der Chefs gegenüber ihren Mitarbeitern berichtet haben. (Zitat: „Wenn Du Dein Gehalt pünktlich willst, dann bekommst Du jetzt von mir die Kündigung. Beim Arbeitsamt gibt es das Geld pünktlich.“)
Darüber hinaus wurde mir inzwischen von dritter Seite für eine Abänderung des Artikels eine Frist gesetzt und mit einem Anwalt gedroht. Diese Frist ist gestern Morgen verstrichen.
Wir sehen dem sehr entspannt entgegen.
Beef um der Klicks Willen?
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass ich als Betreiber von vapers.guru nicht direkter Teil des Marktgeschehens bin. Ich habe keinen Vorteil dadurch, Marktteilnehmer absichtlich zu schaden. Und tatsächlich kein Interesse. Klicks sind weniger wert als Vertrauen.
Hätte German Flavours beispielsweise um eine Gegendarstellung gebeten, eine Richtigstellung gewünscht oder Urheberrechte geltend gemacht, wäre das sehr leicht und freundlich machbar gewesen. Wie ich hier auch die Stellungnahme veröffentliche.
Doch ein solcher Kontakt wurde gar nicht gesucht.
Wenn aber mehrere Mitarbeiter einer Kette über arrogantes Verhalten der Chefs berichten, davon dass sie zur Arbeit gehen ohne zu wissen wer sie bezahlt, dass sie am Umsatz beteiligt werden aber keine Ware bekommen, dass Verpflichtungen nicht eingehalten werden und dann sehr schnell und möglichst still fast dreißig Vape Shops abgestoßen werden ohne die Mitarbeiter zu informieren, dann wird man aufmerksam. Stellen wir uns einmal vor, Lidl oder Amazon würden sich so verhalten.
Hier geht es weder um Watergate noch die Hitler Tagebücher. Eine ausreichende Kompetenz darf man uns aber doch schon zutrauen.
Es ist ermüdend und lächerlich, das noch erklären zu müssen.
Kindergarten mit Diamant-Bad
Dieses geradezu kindlich naive und unbeholfene Verhalten gegenüber den Medien und im Bereich der Public Relations ist symptomatisch für weite Teile der deutschen Branche der E-Zigarette.
Da sind Unternehmen, die laut verkünden das Tabakerzeugnisgesetz umgehen zu können, und dann in verstörenden, nächtlichen privaten Stellungnahmen öffentlich von einer Regierungsverschwörung faseln. Und kurz danach von einer „Razzia“ im Unternehmen berichten.
Da ist ein Konsumentenverband, der vollmundig verspricht gegen die TPD zu klagen, während er noch nicht einmal mit einem Anwalt gesprochen hat.
Da verkündet ein Einzelunternehmer per privater Nachricht auf Social Media, er sei ja „nicht irgendwer in Deutschland“.
Da liefert sich ein Konstrukteur auf Social Media Maulfechtereien, weil andere ihm angeblich die Idee geklaut hätten. Und der nächste beschimpft öffentlich Kunden, die sein Produkt nicht gut finden.
Ein Liquidkoch erklärt einem Dampfer, dem sein Liquid nicht schmeckt, er habe dieses im falschen Setting mit der falschen Temperatur gedampft.
Und mancher geht vielleicht gerne Golf spielen, und hält dann eine Einweg E-Zigarette für Golfer für den Markt der Zukunft.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass in dieser Branche bei einigen die Umsätze schneller gewachsen sind, als sie Zeit gebraucht hätten um erwachsen zu werden.
Seit dem vapers.guru existiert habe ich ganz persönlich manchmal eher den Eindruck, das ist nicht der wirtschaftlich orientierte Markt für ein Genussmittel. Sondern ein ideologischer Kindergarten mit neureichen Rotzlöffeln, die mit Rolex Uhren spielen.
(„Der kleine Das-geht-dich-einen-Scheiß-an-Du-Arschloch möchte gerne im Diamanten-Bad abgeholt werden.“)
So viel Dunning-Kruger-Effekte sind mir noch nie so geballt begegnet. Und ich dachte immer, Gastronomie und Sicherheitsdienst wären das Schlimmste.
Der Markt wird erwachsen
So verpasst auch German Flavours es nun, mit offenen Karten und professioneller Kommunikation zu reagieren.
Die Kunden, also wir Dampfer, werden so etwas über kurz oder lang immer erkennen. Ehrlichkeit, Offenheit und Nachhaltigkeit kommen immer weiter.
Alles andere wird der Markt über kurz oder lang hinwegfegen. Dieser Verteilungskampf hat bereits begonnen. Am Ende werden vor allem jene stehen bleiben, die den Faktoren Kundenfreundlichkeit, Mitarbeiterzufriedenheit und Öffentlichkeitsarbeit entsprechende Priorität einräumen.
Und ich werde weiter darüber berichten.
Das ist mein Job.
Bericht zur Filialübernahme: https://www.vapers.guru/2018/02/28/dampferkette-vor-die-wand-gefahren/
Joey Hoffmann
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