Ein Gericht ordnete gestern an, dass Starbucks und andere Ketten in Zukunft in Kalifornien vor der Krebsgefahr durch ihren Kaffee warnen müssen.
Die Umkehr der Beweislast ist symptomatisch.
Der Los Angeles Superior Court verkündete gestern sein Urteil. Starbucks, McDonalds, Dunkin Donuts und andere Ketten müssen in Kalifornien demnächst vor Krebsgefahr durch ihren Kaffee warnen. Das berichtete gestern Abend das Wall Street Journal.
Im Bundesland Kalifornien existiert eine Liste gefährlicher Stoffe. Diese ist bekannt als Antrag 65 (Proposition 65). Enthält ein Lebensmittel eine der dort aufgeführten 900 Stoffe, muss davor gewarnt werden.
Dies stellt eine Umkehr der Beweislast dar, wie sie in der US amerikanischen Rechtsprechung immer mehr Einzug hält. Und sich ebenso in den Köpfen vieler europäischer Politiker festgesetzt hat.
Es muss nicht nachgewiesen werden, dass ein Konsumgut Krebs verursacht. Sondern die Hersteller müssen nachweisen, dass ihr Produkt keinen Krebs verursacht.
Dies war bei der aktuellen Gerichtsverhandlung dem Unternehmen Starbucks nicht gelungen, befand der Richter Elihu Berle.
Dass Kaffee auch gesundheitsfördernde Eigenschaften hat, wie von Starbucks angeführt, sei nicht überzeugend gewesen.
Der gegenteilige Effekt
„Krebswarnungen auf Kaffee wären missverständlich“ sagte dazu William Murray, President und Chefdirektor von Starbucks. „Dieses Gerichtsurteil hat eine Farce aus Antrag 65 gemacht, Konsumenten verunsichert und tut nichts dazu, die öffentliche Gesundheit zu verbessern.“
Kaffee ist auch in Deutschland das Getränk, das am meisten verzehrt wird. Jeder Erwachsene trinkt im Durchschnitt 0,41l pro Tag, sogar mehr als Wasser (0,38l).
Die Gefahr eines solchen Gerichtsurteiles ist daher offensichtlich. Es wird höchstens dazu führen, dass die Menschen die Warnhinweise auf vielen Produkten nicht mehr ernst nehmen. Dass dadurch weniger Kaffee getrunken wird, ist eher unwahrscheinlich.
Acrylamid… Mal wieder.
Der gefährliche Stoff, um den es geht, ist Acrylamid. Das beim Rösten der Kaffeebohnen entsteht.
Das ist auch vielen Dampfern aus zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten und den üblichen Pressemitteilungen bekannt. Denn auch E-Zigaretten stehen im Verdacht Acrylamid abzugeben.
Allerdings haben Untersuchungen gezeigt, dass dies in relevanten Mengen höchstens bei unsachgemäßer Benutzung bei so genannten Dry Hits geschieht. Also wenn der Liquidnachfluss abreißt und die Watte verkokelt. Und selbst dann noch in weit geringeren Mengen, als es bei Verglimmen einer Tabakzigarette geschieht.
Dies ist auch nicht weiter verwunderlich. Denn Acrylamid ist in fast allen Lebensmitteln enthalten.
Es entsteht vor allem, wenn stärkehaltige Lebensmittel hoch erhitzt werden. Also auch beim Frittieren von Pommes Frites und anderen Nahrungsmitteln. Aber auch beim Braten von panierten Schnitzeln, dem Grillen, dem Backen oder der Zubereitung von gebratenen chinesischen Nudeln.
Entscheidend ist, wie bei jedem Gift, die Dosis. Es ist keineswegs nachgewiesen, dass die Dosis Acrylamid beim üblichen Kaffeekonsum überhaupt Krebs verursachen kann.
Dies ist für das Gerichtsurteil jedoch nicht entscheidend. Denn die Rechtsprechung besagt lediglich, dass vor der Krebsgefahr gewarnt werden muss, sobald es enthalten ist.
Die Hersteller müssten nachweisen, dass von ihren Produkten keine Krebsgefahr ausgeht. Und das ist, wie auch bei der E-Zigarette, unmöglich. Denn man kann wissenschaftlich nicht Nichts nachweisen.
Gesundheitsorganisationen brauchen Öffentlichkeit
Bereits 2010 hatte die nicht staatliche Gesundheitsorganisation Council for Education and Research on Toxics (Rat für Erziehung und Forschung zu Giftstoffen, CERT) über 90 Ketten in Kalifornien Verklagt. Der Richterspruch ist nun die höchste Instanz.
CERT ist eine sehr kleine Gesundheitsorganisation in den USA. Die Strategie dürfte dabei offensichtlich sein.
Diese kleine Organisation verklagt die größten Unternehmen. Dadurch ist ihr entsprechende Öffentlichkeit sicher. Sie erlangt dadurch Bekanntheit und kann in der Folge mehr Zuwendungen durch private Spender oder den Staat erwarten. Ein Risiko geht sie damit nicht ein.
Diese Mechanismen lassen sich sehr genau auf die E-Zigarette übertragen. Nicht nur, dass es viele Bestrebungen gibt, die angekündigte Lockerung der Regulierungen der FDA Rückgängig zu machen.
Diese Mechanismen waren es auch, die hierzulande beinahe dazu geführt hätten, Menthol in Liquids zu verbieten.
Der bloße Verdacht einer Gefahr reicht inzwischen aus, um nach Regulierungen und Sanktionierungen zu rufen. Dafür ist der Nachweis einer Gefahr durch entsprechende Einflussnahme bei den von Wählerstimmen abhängigen Politikern zumeist nicht mehr nötig.
Die Unternehmen wollen kämpfen
Das Gerichtsurteil ist zwar die höchste Instanz für den Staat Kalifornien. Doch es ist vorläufig. Richter Berle hat nun darüber zu entscheiden, wie die Unternehmen vor der angeblichen Krebsgefahr zu warnen haben und wie ein Verstoß bestraft werden soll.
Starbucks hat angekündigt, weiter gegen das Urteil vorgehen zu wollen. Es stehen noch Wege auf Bundesebene offen.
Zunächst haben die Unternehmen nun bis zum zehnten dieses Monats Zeit, Einspruch einzulegen.
Mechanismen von Wissenschaft und Medien: https://www.vapers.guru/2017/02/07/wissenschaft-beweist-deutlich-geringeres-risiko-von-e-zigaretten/
Neue wissenschaftliche Wege: https://www.vapers.guru/2016/08/28/neue-wissenschaftliche-ergebnisse/
Joey Hoffmann
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