Am Sonntag ging sie zu Ende, die größte Dampfermesse Deutschlands.
Nicht nur, dass die schwäbisch-griechischen Organisatoren um Ira noch einmal ordentlich drauf gelegt haben. Nicht nur, dass die Hall of Vape sich damit wohl uneinholbar an die Spitze der deutschen Messen gesetzt hat. Sie rangiert ab jetzt auf Augenhöhe der Vaper Expo in Birmingham, die bisher das größte Branchentreffen Europas war.
Die wummernden Bässe verstummen. Rollwagen werden Richtung Eingang geschoben. Kehrmaschinen fahren in die Halle. Die hektische Betriebsamkeit weicht langsam der Leere und Ruhe.
Erst wenn eine Messe zu Ende geht, werden die wirklichen Ausmaße der Messehalle wieder erfahrbar.
Die Halle 1 der Messe Stuttgart hat 26.800 m² Ausstellungsfläche. Sie ist damit größer als drei Fußballfelder. Damit wurde die Ausstellungsfläche der bisherigen Messen mehr als verdoppelt.
Dieser mutige Schritt wurde nicht nur gemeistert. Kritikpunkte der vergangenen Hall of Vape wurden ausgeräumt. Es fand eine weitere Verbesserung und Professionalisierung der schon vorher sehr guten Messe statt.
Hauptstadt des Dampfens für ein Wochenende
Deutlich über 20.000 dampfende Besucher strömten am vergangenen Wochenende nach Stuttgart. Die Auswertung dauert an, gilt es doch Aussteller von Besuchern zu trennen, Tageskasse von Wochenendtickets.
Der kleine Vorort Leinfelden-Echterdingen, in dem der Messe- und Flughafen-Komplex eigentlich beheimatet ist, war überlaufen von Vapern. Denn das Örtchen hat selber nur 40.000 Einwohner.
Über den wenigen Biergärten stiegen Dampfwolken auf, auf den Straßen waren ständig Menschen aller Altersstufen mit E-Zigarette in der Hand zu sehen.
Ist Shenzhen die Dampferhauptstadt der Welt, war zumindest an diesem Wochenende Leinfelden-Echterdingen die Dampferhauptstadt Deutschlands. Wenn nicht sogar ganz Europas.
Stimmen vorbeigehender Passanten klangen nicht mehr schwäbisch, sondern englisch oder chinesisch. Bayrisch und norddeutsch, schweizerisch oder österreichisch.
Rekordversuch schon vor Beginn
Der erfolgreiche Umzug von der vergleichsweise kleinen Halle 9 ist Sinnbild für die Entwicklung der ganzen Branche. Ging es im vergangenen Jahr noch über einen Parkplatz zu einem kleinen Nebeneingang, warteten die Dampfer in diesem Jahr sehnsüchtig auf den Einlass in den Haupteingang.
Über 2000 Besucher wurden von einem mit Megaphon bewaffneten Nebelfee in Empfang genommen. Gemeinsam wollte man den Rekord der größten Dampfwolke in erreichen. Nach dem zweiten Versuch lag die Sichtweise kurzzeitig unter zehn Metern.
Dutzende Ordner und Sicherheitskräfte machten einen sehr schnellen Einlass in dem großen Foyer möglich, die Drehkreuze standen nicht mehr still.
Nicht nur die schiere Menge an Besuchern, sondern die Größe der Location und die Professionalität der Organisation zeigten eins ganz deutlich:
Die E-Zigarette hat es aus dem Hinterhof geschafft und ist im Thronsaal angekommen.
Voll, aber entspannt
Die Größe der Halle war richtig gewählt.
Natürlich war es voll. Eine Messe ist kein Ort für Feinde von Menschenmengen.
Doch wie auch am Einlass kam es zu keinen Stockungen. Die Wartezeiten an den Ständen waren recht kurz. Die Gänge waren breit, ohne dass die Stände verloren aussahen.
Mit etwa 300 Ausstellern war die Messe ebenso vielfältig besetzt wie die Vaper Expo in Birmingham.
Vor allem die Hersteller aus China hatten eher unscheinbare und kleine Stände. Denn die Firmen wollten sich dort nicht den Enddampfern präsentieren oder Einzelhandel betreiben. Sondern Geschäftsverbindungen knüpfen.
Die Messe ist keine reine Besuchermesse. Sondern auch eine B2B Messe, Business to Business.
Das hatten die Organisatoren aber offenbar vorrausschauend einberechnet. Die Stände waren hervorragend durchmischt. Es war vermieden worden, Aussteller einzelner Marktsegmente zusammenzufassen.
Liquidhersteller waren gemischt mit Händlern, Shops präsentierten sich neben chinesischen Geräteherstellern, Flaschenhersteller stellten neben Distributoren aus, und in einer Ecke war eine Abfüllanlage zu bestaunen.
Die Besucher konnten wunderbar schlendern und shoppen, bummeln und sich informieren.
Auch Geräte für Enddampfer
Die häufig beklagte Tatsache, dass fast nur Liquids auf den Messen vertreten sind, war nicht so übermäßig zu spüren.
Selbstverständlich wird diese Entwicklung das Gesicht vieler weiterer Messen bestimmen. Denn Liquids sind nun einmal das Verbrauchsmaterial des Dampfens, geringere Fertigungs- und Entwicklungskosten führen zu einer höheren Fluktuation.
Aber da auch viele Einzelhändler Stände hatten, waren auch viele Geräte zu den üblichen Messepreisen zu ergattern. Schnäppchenjäger konnten auf ihre Kosten kommen.
Einzig die Modders Gallery hatte einen eigenen, etwas getrennten Bereich, in dem die vielen Enthusiasten stöbern oder ihre eigenen Arbeiten präsentieren konnten.
Dahinter lag etwas abseits das Conference Center. Eine kleine Bühne, auf der Philgood zwei Tage lang ein tolles Informationsprogramm moderierte.
Conference Center und Hauptbühne
Prof. Dr. Bernd Mayer plauderte aus dem Nähkästchen der Anfänge des Dampfens in Europa vor über zehn Jahren. Dr. Alexander Nussbaum von Philipp Morris präsentierte die Forschung und Pläne zu alternativen Tabakprodukten. Simon Bauer von Vape Scene Investigation erläuterte einige Aspekte der gesetzlichen Regulierung. Die IG-ED stellte eine Online Umfrage vor. Und eine Diskussionsrunde gab den interessierten Zuschauern Einblicke in das Konzept der Harm Reduction.
Unterm Strich blieb die Erkenntnis: Beim Konzept und Ziel der Harm Reduction waren sich alle einig.
Auf der Hauptbühne in der Mitte der Halle wurde das Spaßprogramm geboten.
Firmen wie Dinner Lady heizten die Stimmung mit Giveaway Shows an. Und bei Live Gigs von Jayden Lyrics und Azad war die Konzert Atmosphäre garantiert.
Doch auch viele Standbetreiber hatten verstanden, dass man den Enddampfern Unterhaltung bieten muss.
So konnte man sich nur wenige Meter neben der Hauptbühne am Stand von Kapka’s – passend zur neuen Liquid Linie – von einem Traditional Barber frisieren lassen.
Auch waren einige Autos, ein Trike und eine Harley zu bewundern. Bei einigen Ständen fanden Gewinnspiele statt. Und an viele Ständen gab es Testbars, kleine Naschereien oder Kaffee.
Verpflegung und Ruhezonen angemessen
Die Preise für die Verpflegung waren angemessen. Man darf sie nicht mit dem Supermarkt um die Ecke vergleichen, sondern man muss sie mit anderen Messen oder Kinos vergleichen.
Ein Wasser kostete beispielsweise 3,45 €. Allerdings für einen halben Liter. Und das ist durchaus der Schnitt einer normalen Kneipe in einer Großstadt.
Die Atmosphäre war zwar nicht familiär. Das ist bei solchen Massen nicht zu erwarten.
Doch sie war durchweg entspannt, freundlich, unaufgeregt. Die vielen Ordner werden ein sehr ruhiges Wochenende gehabt haben.
Dazu beigetragen hat sicher auch, dass das Organisationsteam um „Ira“ Iraklis und die Eventagentur Simeonidis die häufige Kritik der fehlenden Ruhezonen aufgegriffen hatte.
Viele Sitzecken der Stände luden zum Entspannen ein. 510 Cloudpark hatte eine weite Fläche angemietet, auf der an Stehtischen USB Anschlüsse zum Aufladen bereitgestellt wurden. Und wo sich viele YouTuber einfanden, die über das Label ihre Aromen anbieten. Die natürlich auch probiert werden konnten.
Im hinteren Teil der Halle und in der Vorhalle standen Biergarnituren, abseits von der Dauerbeschallung der Musikanlagen.
Besucher konnten sich also sehr leicht den ganzen Tag oder sogar beide Tage auf der Messe aufhalten. Und sie hätten immer noch nicht alles gesehen.
Die nächste Hall of Vape bereits in Planung
Auch die Kritik der Händler wurde aufgenommen, die eine zu kurze B2B Zeit von nur drei Stunden vor Öffnung bemängelt hatten. Bereits jetzt steht die Planung für das nächste Jahr, wo dies anders umgesetzt werden wird.
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die große Erwartungshaltung nicht nur erfüllt wurde. Sie wurde übertroffen.
Die Hall of Vape ist endgültig der Maßstab, an dem sich Messen wie Oberhausen, Castrop-Rauxel, Berlin, München und Braunschweig werden messen lassen müssen.
Nach der Messe ist vor der Messe.
Schon am Montag wurde bekannt gegeben, dass die Planung für 2019 bereits läuft.
Die Hall of Vape wird dann drei Tage dauern, wobei das erste Wochenende im Juni dann komplett für Besucher reserviert ist und der vorherige Freitag für Fachbesucher.
Europas Dampfer sollten sich den Termin bereits jetzt vormerken.
Hall of Vape 2017: https://www.vapers.guru/2017/05/07/hall-of-vape-2017/
Joey Hoffmann
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