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Anleitung zum glücklichen Dampfen

Der Mut zur Gelassenheit

Derzeit werden sie wieder laut, die immer gleichen Argumente. Man müsse doch mal etwas gegen die TPD machen. Anstatt sich gegenseitig zu verklagen, sollten die Händler gegen die sechs Monate Wartefrist vorgehen. Aber was dann? Wären wir Dampfer dann glücklich?
Eine philosophische Betrachtung.
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Der verehrte Paul Watzlawik gehörte sicher zu den Genies des vergangenen Jahrhunderts. Er begnügte sich nicht damit Kommunikationswissenschaftler zu sein. Er war auch Psychotherapeut, Soziologe und Autor. Und weil die Psychologie auch viel mit Philosophie zu tun hat, war er auch Philosoph.
Er veröffentlichte Anfang der 80er Jahre ein kleines Büchlein mit dem Titel „Anleitung zum Unglücklichsein“. Darin erzählt er eine kleine Geschichte.

Ein Mann steht nachts unter einer Laterne und sucht den Boden ab. Ein vorbeikommender Polizist fragt ihn, wonach er suche.
Er suche seinen Schlüssel sagt der Mann. Und so hilft der Polizist ihm suchen.
Nach einer Weile fragt der Polizist den Mann, ob er denn sicher sei, dass er den Schlüssel unter genau dieser Laterne verloren hätte. „Oh nein“, antwortet der Mann, „dort hinten. Aber da ist es ja schon viel zu dunkel, um etwas zu finden.“

Ich erkenne Parallelen zu dem, was sehr viele Dampfer tun.
Anstatt sich mit dem auseinander zu setzen was tatsächlich ist, tut man das, was mehr Erfolg zu versprechen scheint. Selbst wenn es sinnlos ist.

Das Streben nach Glück

Was tatsächlich allen Menschen gemein ist, ist das Streben nach Glück. Das ist so fundamental, dass die amerikanischen Siedler das Recht auf das Streben nach Glück in ihre Unabhängigkeitserklärung schrieben.
Nun ist Glück ja für jeden etwas anderes. Für den einen ist es die Gründung einer Familie und Kinder groß zu ziehen. Für den anderen ein kaltes Bier und ein Steak.
Es fällt uns schon schwer zu verstehen, dass andere eine andere Definition von Glück haben als wir selber.

Und so gibt es auch tausende Bücher, die sich damit befassen. Der Markt der Selbstoptimierung.
Fremde Menschen erklären uns, wie wir mehr Erfolg im Beruf haben, wie wir eine bessere Mutter oder beliebter werden.
Kannst Du schreiben, dann schreib einen Ratgeber. Das geht immer wie geschnitten Brot. Oder werde Motivationstrainer.

Stoa

Stoa von Attalos
Die Stoa von Attalos in Athen. Sozialer Brennpunkt durch hohe Philosophendichte.

Es gab im alten Athen schon eine Philosophenschule, die sich genau damit befasst hat. Darüber nachzudenken, wie jeder einzelne glücklich werden kann. Und diese Philosophen hatten einen überraschend anderen Ansatz.

Auf dem Hauptplatz Athens, der Agora, standen die Philosophen herum und hielten Reden. Man kann sich das vorstellen wie die Speakers Corner im Hyde Park in London.
Um etwa 300 v. Chr. stellte sich ein Zenon aus Kition dort hin. Meist in einer Säulenhalle, die im alten Griechenland Stoa genannt wurde. Und deshalb heißt diese Philosophie bis heute Stoa oder auch Stoizismus.

Was alle Philosophen der Stoa gemeinsam hatten, war ein grundlegender Gedanke.
Um glücklich zu sein, muss der Mensch etwas verändern. Denn sonst wäre er ja bereits glücklich und nicht auf der Suche.
Der Mensch kann aber nur verändern, was er auch wirklich beeinflussen kann. Also lediglich innere Vorgänge und einen sehr beschränkten Kreis von äußeren Umständen.

Genau deshalb, so die Schlussfolgerung, dürfe der Mensch nicht versuchen, alles zu verändern um glücklich zu sein. Er müsse umgekehrt nur das verändern, worauf er auch Einfluss hat. Also nicht die äußeren Umstände, sondern seine Wünsche.

Vereinfacht gesagt bedeutet das, er solle sich mit dem begnügen, was er hat. Und sein Glück darin finden.
Es verspricht keinen Erfolg darüber unglücklich zu sein, wenn es regnet. Man kann es nicht ändern.
Der Wunsch es wäre anders kann nur zwangsläufig zu Frust führen.

„Eine bittere Gurke? Wirf sie weg! Dornensträucher im Weg? Weiche ihnen aus! Das ist alles. Frage nicht noch: Wozu gibt es solche Dinge in der Welt?“
Selbstbetrachtungen, Mark Aurel, Römischer Kaiser 161 bis 180 n. Chr.

Parallelen zum Buddhismus

Mark Aurel
Selbst Hannibal Lecter war Fan: Der Stoiker,  Philosophenkaiser und M2L Dampfer Mark Aurel. (121 bis 180 n. Chr.)

Daraus ergibt sich logischerweise, dass der Mensch sich als Individuum nicht zu wichtig nehmen soll.
Das begegnet dem Interessierten dann auch in der fernöstlichen Philosophie wieder. Beispielsweise im Zen Buddhismus.

Eigentlich machen nicht die äußeren Umstände unglücklich, sondern das innere Begehren. Denn dieses Begehren ist immer dann zum Scheitern verurteilt, wenn das erwünschte Ziel nicht erreicht werden kann.
Der Mensch, der seinen Platz in der natürlichen Ordnung der Dinge findet und darüber hinaus nichts begehrt, wird glücklich sein.

Nun werden einige Skeptiker einwerfen, würde sich jeder begnügen, dann würde sich ja nie etwas ändern. Nie hätte es eine Revolution gegeben, wären die Pyramiden erbaut worden und nie wäre ein Mensch zum Mond geflogen.
Das ist falsch. Denn in dieser Betrachtung geht es ausschließlich um das persönliche, individuelle Glück. Nicht um das Glück einer Gesellschaft.
Aber um ehrlich zu sein, selbst der Unabomber hat darüber nachgedacht, ob wir nicht auch als Gesellschaft glücklicher wären, wenn wir Handys und Autos verschrotten und in Holzhütten leben. Sogar Stephen Hawking hatte solche Gedanken.
Jeder Aspekt von Fortschritt und Zivilisation bringt auch Nachteile mit sich.

Die Krux der Digitalisierung

Wir stecken in den Kinderschuhen der Digitalisierung. Dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. So langsam erst beginnen die Regierungen überhaupt darauf zu reagieren, aktuell mit der neuen Datenschutzverordnung DSGVO.
Das führt zu einer Diskrepanz. Denn eigentlich ist der Mensch noch gar nicht bereit für seine eigenen Erfindungen. Denn eine DSGVO wäre nicht nötig, wenn allen Menschen bewusst wäre, was mit ihren Daten geschieht.

Wäre die Welt zwölf Stunden alt, wäre der moderne Mensch erst in den letzten zwei Sekunden überhaupt erschienen. Eigentlich hat der Mensch nur eine zeitliche Vorstellung die den Rahmen seiner bisherigen Lebenszeit nicht überschreitet. Alles darüber hinaus entzieht sich uns.
Kleopatra war näher am Heute als am Bau der Pyramiden. Der Mensch hat 100.000 Jahre gebraucht um Ackerbau und Metallbearbeitung zu erlernen. Nur 10.000 Jahre später kommt die Industrialisierung, kaum 100 Jahre später fliegt er zum Mond und spaltet Atome. Wir können kaum abschätzen, was in zehn Jahren sein wird. Das ist beängstigend.
Unsere Motivationen, unsere ganze physische und psychische Funktionsweise ist ausgelegt auf ein Überleben in einer Zeit ohne Ackerbau. Und ohne Internet.

Kaum einer versteht das Internet

Drachenlord
Opfer des seelischen Exhibitionismus: Rainer Winkler aka. Drachenlord

Die Diskrepanz liegt darin, dass wir das Internet zwar bedienen können, es aber eigentlich gar nicht verstehen. Wir verstehen als Individuum häufig die Dynamiken dahinter nicht.
Wer ein eindrückliches Beispiel dafür haben will, der kann sich gerne einmal die Vorgänge um den YouTuber Drachenlord genauer anschauen. Der einerseits überwältigt ist von einem anhaltenden Shitstorm und dem Wegbrechen von Umgangsformen. Die wir eigentlich als sozialen Konsens voraussetzen. Andererseits aber nicht damit aufhören kann sich bis ins persönlichste Detail öffentlich zu machen und sich damit der Lächerlichkeit preiszugeben. Und selber diese sozialen Normen durchbricht.

Schnell kommen wir dazu, einen Kommentar unter einen Bericht oder ein Video zu posten. Denn Filter und Schranken fallen weg.
Wir können in der Mittagspause auf die Schnelle unseren Unmut ins Handy tippen. Denn wir haben das Bedürfnis uns zu äußern, unsere Meinung kund zu tun. Es ist eine emotionale Motivation. Danach fühlen wir uns kurzfristig besser. Der Homo sapiens in uns hat gesiegt.
Wir machen uns nicht klar, dass wir eigentlich vor einer möglichen Menge von Hunderttausenden sprechen. Was uns unendlich schwerer fallen würde, würden sie vor uns stehen.

Der freigewählte Frust

Doch gerade das trägt dazu bei, dass wir langfristig noch frustrierter werden. Weil unsere Meinungsäußerung auf den Plattformen der sozialen Medien unbeantwortet bleibt. Sie bleibt folgenlos und erfolglos.
Gemäß Stoa versuchen wir etwas zu beeinflussen, was sich unserem Einfluss entzieht. Wir arbeiten selber daran mit, frustriert zu werden. Denn jeder Kommentar der folgenlos bleibt, zeigt uns umso deutlicher, dass wir als Individuum wenig wert sind und wenig beeinflussen können.




Die Digitalisierung ist die Antithese zu der Erziehung der vergangenen zweihundert Jahre. In denen uns im Streben nach Individualismus vermittelt wurde, dass jeder Mensch etwas zu sagen hat und viel wert ist.
Social Media zeigt uns, dass wir nur ein Sandkorn in der Wüste sind. Ein Furz im Orkan. Und unsere Meinung wenig zählt. Die Individualität ist nichts mehr wert, weil alle individuell sind.

Um das zu verdeutlichen möchte ich zwei Beispiele aufzeigen, die mir in den letzten Tagen begegnet sind.

Als Dampfer will ich mit Tabak nix zu tun haben!

In einem YouTube Interview mit Dr. Alexander Nussbaum, Leiter der Scientific & Medical Affairs von Philip Morris, kamen auch die Bemühungen von Philip Morris zur Sprache, eine herkömmliche E-Zigarette für Liquids zu entwickeln.
Darunter kommentierte dann ein offenbar erzürnter Dampfer im auffordernden Ton, er wolle demnächst wissen, welches Liquid von der Tabakindustrie gemacht wird. Damit er das nicht kauft.
Als hätte er ein Anrecht darauf, dass nun jemand dafür zuständig ist, ihm das mitzuteilen.

Das ist auf einer emotionalen Ebene völlig nachvollziehbar. Die meisten Dampfer haben jahrzehntelang Tabak geraucht und sind auf die E-Zigarette umgestiegen, um die gesundheitlichen Folgen einzudämmen.
Er identifiziert die Tabakindustrie als einen Feind. Was offensichtlich leichter ist, als sich einzugestehen, dass er selber es war, der jahrelang die schädlichen Produkte konsumiert hat. Wozu ihn niemand gezwungen hat.
Die Schlussfolgerung hingegen ist völlig absurd.

Auf meine provokante Aufforderung, man solle doch einmal darüber nachdenken, woher das Nikotin komme, wurde er wohl noch gereizter. Es gäbe schließlich auch Nikotin aus Europa und „wir“ müssten nicht alles aus „amiland“ kaufen.
Daran zeigt sich eine völlige Fehleinschätzung. Über die der junge Mann wohl weder vorher einmal nachgedacht hat, noch als er das in sein Gerät getippt hat.

So lange man Nikotin konsumiert…

Finde den Unterschied: In dem einen Glas befindet sich Nikotin der Tabakindustrie, in dem anderen Nikotin der Liquidindustrie.

Philip Morris ist ein international operierender Konzern. Die Zigaretten, die Philip Morris in Deutschland verkaufen, werden in Berlin und Dresden gefertigt. Wo der Konzern eigene Firmen unterhält.
Der meiste Tabak kommt auch nicht aus den Südstaaten der USA oder Kolumbien. Sondern mit großem Abstand aus China, gefolgt von Indien.
Hinzu kommt, dass auch das Nikotin in Liquids aus den gleichen Quellen kommt. Es wird aus Tabak gewonnen und durch entsprechende Händler vertrieben. Auch durch Firmen, die zu diesen Konzernen gehören.

Das Bild, es gäbe einerseits eine Tabakindustrie, und andererseits eine unabhängige, lokale Dampferindustrie, ist also falsch. Um es einmal zu überspitzen, im Grunde ist auch die Dampferindustrie Teil der Tabakindustrie.
Der emotional nachvollziehbare Wunsch sich davon zu distanzieren ist sachlich also zwangsläufig zum Scheitern verurteilt.

Um das stoizistisch zu beurteilen muss man sich nun also fragen, ob der erzürnte Dampfer nun wohl glücklicher ist als vor seinem Posting.
Denn er hat mindestens gemerkt, dass er sich nicht distanzieren kann, so lange er Nikotin konsumiert. Im schlimmsten Fall hat er aber gemerkt, dass seine Meinung schlicht Unfug ist.

Die müssen endlich mal was dagegen machen!

In der vergangenen Woche wurde vor dem Landgericht Hamburg über eine einstweilige Verfügung entschieden, die der Großhändler und Importeur InnoCigs aus Hamburg gegen die Düsseldorfer posh global GmbH lanciert hatte.

Dabei ging es darum, dass posh seine importierten Produkte nicht ordnungsgemäß angemeldet hatte und somit die Wartezeit von sechs Monaten auch nicht eingehalten hat.
InnoCigs sah das als unlauteren Wettbewerb und ist dagegen vorgegangen.

Unter jedem Beitrag, in dem das thematisiert wurde, finden sich die gleichen Argumente. Die Händler sollen doch gegen die sechs Monate vorgehen, anstatt sich gegenseitig zu bekämpfen.

Auch dieses Argument ist auf der emotionalen Ebene nachvollziehbar. Denn Dampfer können im Zeitalter der digitalen Kommunikation sehr leicht sehen, welche Geräte von den chinesischen Produzenten herausgebracht werden.
Je nach Leidensdruck müssen sie also abwarten, oder sie bei chinesischen Händlern bestellen. Zwar günstiger, was jedoch mit einigen Risiken verbunden ist. Beispielsweise der fehlenden Gewährleistung, Probleme mit der Post oder dem Aufbringen durch den Zoll.
Es ist also naheliegend, dass Verbraucher diese Wartefrist nicht mögen. Zumindest der Teil der Verbraucher, der sie überhaupt zur Kenntnis nimmt. Was eine deutliche Minderheit sein dürfte.

Keine Chancen sind wenig Chancen

In der Praxis ist es aber so, dass diese Wartefrist so gut wie unanfechtbar ist.
Das wird alleine dadurch deutlich, dass es eine europäische Bestimmung ist. Die TPD 2, die Tabakproduktrichtlinie, schreibt dies vor. Dies wurde durch das deutsche Tabakerzeugnisgesetz umgesetzt.

Will man also dagegen vorgehen, hätte man keine Aussicht auf Erfolg. Denn der deutsche Gesetzgeber muss sich nach dem richten, was die EU vorgibt.
Nun gibt es zwei Wege, damit umzugehen. Entweder, man versucht gegen die europäische Richtlinie vorzugehen. Oder man versucht einzelne Aspekte der deutschen Umsetzung anzugehen.

In jedem Fall müsste man aber begründen, warum die jeweilige Regulierung abgeschafft oder verändert werden soll. Und da liegt der eigentliche Konflikt. Denn dass ein paar Dampfer einmal sechs Monate auf den neusten Verdampfer aus China warten müssen, ist für keinen Gesetzgeber ein ausreichendes Argument, ein Gesetz zu kippen.

Man könnte beispielsweise argumentieren, dass es den europäischen Handel benachteiligt. Aber das findet ja aus der Sicht des Gesetzgebers gar nicht statt.
Die chinesischen Hersteller müssten selber nur frühzeitig die Produkte anmelden, sie versteuern, verzollen und offiziell in den EU Raum einführen. Schon wäre das Problem gelöst. Dass sie das nicht tun kann ja nun einmal kein Problem des Gesetzgebers sein. Im Gegenteil, er wird eher bemüht sein, einen schwarzen bis grauen Handel zu unterbinden, um seinen Wirtschaftsraum zu schützen.

Fehleinschätzung aus Alternativlosigkeit

Zenon von Kition
Auf der Suche nach dem besten Weg zum Glück und dem besten Waldmeister Liquid: Zenon von Kition

Eine solche Verantwortunsgdiffusion von Dampfern offenbart aber noch eine weitere Fehleinschätzung.
Händler haben gar kein Interesse daran, möglichst früh die Produkte anzubieten. Oder möglichst Preisgünstig für den Enddampfer.
Ihre Ware muss lediglich möglichst preisgünstig und rechtzeitig gegenüber anderen Anbietern sein. Und ihre Gewinnspanne möglichst hoch. Das ist die originäre Aufgabe eines Kaufmannes.
Natürlich möchte er zufriedene Kunden haben. Natürlich möchte er die Abnehmer glücklich machen. Aber das ist nicht seine oberste Priorität.
Also wird jeder Händler versuchen, seinen Markt gegen unlauteren Wettbewerb zu schützen. Erst danach wird er hingehen und vielleicht versuchen, etwas an der Regulierung zu ändern.
Etwas anderes zu erwarten wäre naiv.

Interessanterweise wird diese Forderung, etwas dagegen zu unternehmen, kaum noch öffentlich an die Konsumentenverbände gestellt.
Denn hätten Dampfer ein so dringendes Bedürfnis etwas daran zu ändern, wären doch die Konsumenten selber diejenigen, die etwas machen müssten. Aber fragt man jemanden, der genau das fordert, so erfährt man meist, dass derjenige selber nichts dafür getan hat.
Eben das ist die Verantwortungsdiffusion. Der Bystander Effect. Zwanzig Personen stehen um einen Verletzten, und keiner ergreift die Initiative zu helfen. Weil jeder davon ausgeht, der andere würde etwas tun.
In diesem Fall wird die Erwartung auf Händlerverbände umgeleitet.

Man muss also gemäß der Stoa fragen, ob diese Dampfer dadurch glücklicher werden, darauf zu hoffen, dass sich daran etwas ändert. Oder ob es nicht eher dazu geeignet ist ihnen langsam, kontinuierlich aber umso nachhaltiger zu beweisen, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse eigentlich kaum jemanden interessieren. Weder die Regierungen, noch die Händler, ja nicht einmal alle Dampfer.

Erfolgreiche Wege zur Frustration

Es gäbe noch sehr viele Beispiele, die Frage nach dem Glück für Dampfer zu stellen.

Beispielsweise die Blogger, die seit langer Zeit über das Dampfen schreiben. Die aber aus Ermangelung an Inhalten dann in eine Kommunikationsschlaufe geraten, die man bei sehr vielen Plattformen beobachten kann. Zu allen Themen.
Sie fangen an Metakommunikation zu betreiben. Sie schreiben über sich, über andere Blogger, über Berichte über das Dampfen, und drehen sich um sich selbst. Was zwangsläufig dazu führt, dass weder die Leserzahlen ansteigen noch relevante, konstruktive Diskussionen entstehen. Denn neue Lesergruppen sprechen sie nicht an.
Natürlich bringt so etwas immer einen persönlichen Benefit. Es bringt kurzfristig Anerkennung, Teilnahme, Beachtung. Als Rudeltier strebt der Mensch danach. Doch ist der Frust vorprogrammiert, wenn darauf nichts folgt.

Beispielsweise die Verfasser von Petitionen. Die sich weder der juristischen Sachlage bewusst sind. Noch sich schlau gemacht haben, wie viele Versuche es schon gegeben hat.
Irgendwann wird entweder durch die Reaktionen, die Resonanz oder die Teilnehmerzahl an solchen Petitionen der Frust kommen.

Wird das Selbstbild angegriffen ist Kritik meist sinnlos

Natürlich ist das für den Einzelnen schwer zu ertragen. Weshalb dann wohl auch Provokationen scheitern müssen, die doch eigentlich zum Nachdenken anregen sollten.
Denn all diesen Menschen wird die Botschaft vermittelt, dass Ihre Meinung und ihre Stimme nichts wert ist. Und das greift den Menschen an.
Es wird im Hirn tatsächlich in den gleichen Arealen verarbeitet wie körperlicher Schmerz. Der Mensch ist gewillt, sogar seinen eigenen Tod in Kauf zu nehmen, nur um sein Selbstbild nicht aufzugeben.
Und sieht er sich als Kämpfer für das Dampfen, wird er sich konsequent einreden, genau das zu tun. Auch wenn er nie etwas bewirkt.

Ich wage die Einschätzung, dass es den meisten gar nicht um das Dampfen geht. Denn die Enddampfer haben kaum bis keine Einschränkung durch die Regulierungen hinnehmen müssen.
Den meisten geht es um Recht haben und Recht behalten. Womit sie sich selber beweisen könnten, dass ihre Stimme eben doch etwas zählt. Wie frustrierend zu merken, dass es nicht so ist.

Aber ist all der Frust im Dampferbereich tatsächlich nötig?
Denn jeder Dampfer dampft ja nun. Niemand zwingt ihn, wieder zu rauchen. Niemand tritt ihm morgens die Türe ein und nimmt ihm seine E-Zigarette weg.
Dampfern ging es noch nie so gut wie heute. Nie war Dampfen so leicht, so preiswert, so akzeptiert. Und wir werden immer mehr.
Sicher spielt die im Englischen sprichwörtliche German Angst eine Rolle.

Ein wundervoller Sommertag. Der Chinsese betrachtet einen Schmetterling und philosophiert über das Leben. Der Italiener freut sich auf sein Gelato. Der Argentinier schmeißt den Grill an. Der Amerikaner fährt zum Football. Der Norweger fährt zum Fischen. Und von hinten ruft ein Deutscher mit Socken in Sandalen: „Die haben für heute Nachmittag Gewitter angesagt!“

Mut zur Gelassenheit

Dampfen ist in der Welt. Wie Penicillin, Atomkraft und Zinsen. Das geht nicht mehr einfach so weg.
Nach über zehn Jahren sollte man also meinen, dass das Dampfen auch mal erwachsen wird.

Das bedeutet, dass Verbände und Organisationen längst tief in der politischen Arbeit stecken. Auch wenn der einzelne Dampfer das nicht mitbekommt.
Das bedeutet, dass immer mehr Medien sich ernsthaft mit dem Dampfen auseinander setzen.
Das bedeutet, dass immer mehr Mediziner und Wissenschaftler das Dampfen als gute Alternative ansehen.
Längst haben Profis das Steuer übernommen.

Es wäre an der Zeit, stoische Gelassenheit zu entwickeln. Nicht immer gleich in Alarmismus zu verfallen.
Nicht Mut zur Wut sollte der Wahlspruch der Dampfer sein. Sondern der Mut zur Gelassenheit.
Nicht immer gleich den großen Wurf erwarten. Sondern sich zurücklehnen und genießen was man hat.
Ein Weg beginnt mit dem ersten Schritt, der schwerste Schritt ist immer der nächste und auch kleine Schritte führen ans Ziel.

Natürlich wird es solche Kommentare und Wutdampfer immer geben. Manche Menschen finden ihre Daseinsberechtigung eben darin, gegen irgendetwas zu sein.
Aber Wut und Hass versperren den Blick. Auf Erreichtes, auf Probleme, die wahren Gefahren und auf den Weg, der noch zu gehen ist. Und das Ziel ist noch Jahrzehnte weit entfernt.
Sich ständig über irgendetwas aufzuregen hat nur einen wirklich sicheren Erfolg. Mehr Frust.

Nur gelassene, langfristige, professionelle Arbeit kann zum Erfolg führen. Und es ist Arbeit.
Mit einem wütenden Kommentar auf Facebook oder YouTube ist nichts erreicht.

Dem Samurai Tsunemoto Yamamoto wurde nach dem Tod seines Lehnsherren verboten Sepuku zu begehen. Daraufhin wurde er Mönch und schrieb ab 1710 sein Hagakure.
Darin formulierte er sinngemäß:

Wirst Du von einem plötzlichen Regen überrascht und springst von Vordach zu Vordach, so wirst Du doch durchnässt werden. Gehst du jedoch mit gelassenem Gemüt durch den Regen, wird er dir nichts anhaben können.
Das zu verstehen gilt für alle Dinge.


Stoa: https://de.wikipedia.org/wiki/Stoa
Mark Aurel: https://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Aurel
Hagakure: https://de.wikipedia.org/wiki/Hagakure
Paul Watzlawick: https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Watzlawick

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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