Highendsmoke ist in den letzten Jahren zur größten Kette aufgestiegen. Beliefert werden die Shops nicht nur aus dem Hauptlager, sondern auch direkt durch die automatisierte Kommissionierung des wohl größten Abfüllers in Deutschland.
Ein Blick hinter die Billy Regale.
Von der Landeshauptstadt in die Provinz ist es nur eine halbe Stunde Zugfahrt. Doch am Hauptbahnhof Düsseldorf verkürzt man sich die Wartezeit bei einem Kaffee in einem Bistro oder beim Italiener. Gelsenkirchen hat das Backwerk und eine Dönerbude, in der die Kaffeekanne verlassen auf einer Maschine simmert. Aber die Bedienung ist wohl gerade auf Toilette.
In der Nähe des Bahnhofs befinden sich zwei Ibis Hotels. Und der Parkplatz an der Bahnhofstraße befindet sich unterhalb des Busbahnhofs. Was ein Treffen auch in Zeiten von Navi und Handy für Ortsfremde durchaus enervierend gestalten kann.
Zumindest benötigt man nach der Verwirrung auch keinen Kaffee mehr. Willkommen im Pott.
Es geht in kurzer Autofahrt aus dem Stadtkern in eine ruhige Vorortgegend. Es wirkt ländlich. Ein Kleingartenverein, ein Park, die Autobahn ist in der Nähe, der Rhein-Herne-Kanal nicht weit. Man erwartet ein Industriegebiet, aber es kommt keins. An der Ecke ist ein Diner.
Freistehende Einfamilienhäuser mit Innenhof, die erahnen lassen, dass sie entstanden sind aus der Baustruktur von Bauernhöfen. Vor fast jedem Haus ein Firmenschild.
Hier wohnt Geld.
Zu Gast bei Culami
Wir fahren durch ein automatisches Rolltor auf einen Innenhof. Ein zweistöckiger Bürokomplex, zwei Hallen, ein kleiner Anbau durch dessen Glastür es nach Chemielabor aussieht.
Durch einen kleinen Garten geht es zu einem Wintergarten. Vollverglast, großer elektronischer Grill, riesiger Kühlschrank. Edelstahl, dunkler Marmor, das Lamellen Dach lässt sich fernbedienen und leitet Wind auf die Versammelten.
Es ist heiß, Eiswürfel in die Getränke nach Wahl. Es lässt sich aushalten.
Niemand trägt Krawatte, alle sind entspannt freundschaftlich. Die Szenerie hat nicht den Geschmack eines Meetings im Büro, sondern eines Treffens bei einem norddeutschen Großgrundbesitzer. Kein Protzen, man genießt halt was man hat.
Wir sind zu Gast bei Culami, dem sicher größten Hersteller für Liquids in Deutschland.
Der CEO Michael Opel begrüßt uns herzlich. Man kennt sich.
Eingeladen wurde ich von Sebastian Ebbers, Mitglied der Geschäftsleitung von Highendsmoke. Er wartet bereits auf uns. Gekommen bin ich mit Roman Hallier, auch bekannt als YouTuber Dampflion. Was er aber konsequent von seinem Hauptberuf getrennt wissen möchte. Er ist Bereichsleiter West.
Der Bereichsleiter Ost, Adde Müller, ist nicht angereist. Die beiden werden im Laufe des Tages mehrfach mit ihm telefonieren.
Der Inhaber von Highendsmoke ist Olivier Stephan Kussin.
Odyssee in Gelsenkirchen
„Nein nein, die Abfüllung ist ja wo anders. Hier haben wir nur den Rover. Und ein bisschen Büro.“
Was schade ist. Denn Culami produziert derzeit über eine Millionen Liquids pro Monat. Über genaue Zahlen spricht man in der Branche ungerne.
Alles ist noch zu klein, alles zu nah, jeder kennt jeden.
Im Bundesanzeiger hat Culami für 2016 etwas über drei Millionen bilanziert. Es dürfte inzwischen mehr sein.
Hier werden die Zuwachsraten des Dampfens messbar.
Die Culami GmbH & Co. KG ist hervorgegangen aus einer Handels UG. Komplementär ist wiederum eine Beteiligungs GmbH. Und irgendwo am Anfang der Kette steht der eSmokerShop.
„Ich möchte mich lieber auf das konzentrieren, was ich kann.“ Opel kommt vom Computer. Ein gewisser Stolz schwingt dann doch mit. Er mag Computer. Er mag Problemlösungen.
In der Halle empfängt uns ein großer, schwarzer Klotz, der fast den gesamten Raum einnimmt. Die vollautomatisierte Kommissionierung. „Wohl der erste in der Branche“, liebevoll nur „der Rover“ genannt.
Die offensichtliche Ehrfurcht lässt „Also sprach Zarathustra“ von Strauss erwarten.
2018: Odyssee in Gelsenkirchen.
Vom Handy aus bedienbar
In seinem Inneren befinden sich tausende kleiner Fächer in Plexiglas Regalen, in denen Liquids abgelegt sind. „Bitte nichts anfassen, sonst weiß der Rechner nicht mehr, wo was ist.“
Zur Demonstration wird der Roboterarm auf die Reise geschickt. In unerwarteter Geschwindigkeit und herzloser Präzision greift er Packungen aus den Regalen und wirft sie in eine Box. Binnen weniger Minuten ist die Box voll und rollt auf einem Umlauf vor den schwarzen Klotz. Hier muss ihr Inhalt nur noch zum Versand in einen Karton gepackt werden. Die Etiketten sind automatisiert ausgedruckt schon bereit.
„Wenn die Bestellung eingeht, können wir das auch über Handy auslösen. Kein Problem.“
Nach dem Preis für den schwarzen Klotz gefragt fängt Opel an zu drucksen.
„Man muss ja die Programmierung eigentlich mit einrechnen. Das haben wir ja alles selber gemacht. Also wenn jemand das so kaufen würde… sicher eine Million. Eher mehr. Die Programmierung ist teuer.“ Da ist er wieder, der kleine Stolz des Nerd. Das Kind im Manne blitzt auf.
Über genaue Zahlen spricht man in der Branche ungerne.
Versendet wird von hier weniger an Enddampfer. Sondern an die Shops.
Einer der größten Kunden ist Highendsmoke mit inzwischen 90 Shops und 170 Mitarbeitern. In diesem Segment sind sie in den letzten wenigen Jahren zu den Größten der gesamten Branche geworden.
Tief im Westen
Berlin ist eine Ansammlung von Dörfern, die zu einer Stadt zusammengeschlossen wurden. Ähnlich wie Köln.
Der Ruhrpott ist eine Ansammlung von Dörfern, die zu Städten geworden sind, aber nicht zusammengeschlossen wurden. Es ist das größte Ballungszentrum Deutschlands. Vom Ortsausgangsschild kann man meist das Ortseingangsschild der nächsten Stadt sehen.
In wenigen Minuten ist man in Bochum. Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt.
Ein typisches Arbeiterviertel einer nordrhein-westfälischen Großstadt. Austauschbar.
Aneinander gedrängte vierstöckige Häuser an langen, geraden Straßen. Verklinkerte kleine Ladengeschäfte im Erdgeschoss. Eine Sparkassenfiliale, ein Eiscafé, das aussieht wie ein türkischer Delikatessenladen, die schmucklose Kneipe gegenüber hat die Rollläden noch unten. Zu wenige Parkplätze.
Malocher Charme aus einer Zeit, als das Geld noch aus der Erde kam.
Ständig glaubt man irgendwo Grönemeyer zu hören und erwartet dass Herbert Knebel mit Jutebeutel zum Supermarkt schlurft oder vorm Kiosk eine Dose Bier trinkt.
Wir betreten den Shop von Highendsmoke.
Das Ambiente passt zum Stadtteil. Ein paar Plakate, ein einfacher Verkaufstresen, dominiert von weißen Regalen aus schwedischer Konfektionierung.
Die Innenausstatter sollen sich an der Kö in Düsseldorf austoben. Die so nah ist und doch weit weg erscheint.
Keine Sitzecke, kaum etwas lädt zum Bleiben ein. Einige Barhocker stehen vor dem Tresen. Kein Bistro Ambiente, auf das viele Einzelhändler setzen. Dafür ist die Begrüßung durch die Shopleiterin umso herzlicher. Ein Bussi, eine Frage nach dem letzten Urlaub, man kennt sich mit Vornamen.
„Wir suchen immer Leute“
„Wir möchten, dass es wirklich familiär zugeht. Das ist uns total wichtig. Und damit sind wir bisher super gefahren.“ versichert der Geschäftsführer Ebbers.
Einmal im Jahr wird für ein Wochenende ein ganzes Hotel angemietet und alle Mitarbeiter kommen aus ganz Deutschland zusammen. Gerüchte besagen, es wird auch das eine oder andere Bier getrunken.
Geleitet wird das alles aus Dresden, wo Highendsmoke seinen Stammsitz hat. Highendsmoke ist aber eigentlich gar nicht Highendsmoke. Sondern die Quantus Beteiligungs- und Beratungsgesellschaft mbH. Highendsmoke ist nur das Branding.
Die Shops haben ein Grundsortiment. Das kann aber von den einzelnen Shopleitern angepasst werden. Nach Bedarf.
Den Bedarf sieht man auch in Dresden über das zentral gesteuerte Kassensystem in Echtzeit.
Hat sich ein Mitarbeiter eingearbeitet und Dresden erkenn Potential, denkt man über einen eigenen Shop nach. Der Shopleiter wird dann am Umsatz beteiligt. Er muss Einsatz und Initiative zeigen, da ist man deutlich.
Irgendwie wirkt das trotzdem alles nicht wie Franchise. Nicht wie Strukturvertrieb und Netzwerk-Marketing.
„Wir suchen immer Leute. Schreib das auch bitte ruhig so. Wir suchen immer.“
Rasant expandiert
Highendmoke hat in den letzten Jahren enorm expandiert.
Aber offenbar wurde erkannt, was der Markt will. Irgendwie erinnert nichts an Online und Wutdampfer, an Petitionen und Community. Hier gibt es Laufkundschaft und Stammkunden.
Der Markt ist da, wo die Kunden sind.
Den größten Raum des Billy Regals nimmt die hauseigene Linie German Liquids ein. Abgefüllt und automatisiert kommissioniert von Culami.
Eine Frage nach dem Umsatzanteil erübrigt sich. Ein junger Mann kommt gerade herein und schaut ohne weitere Fragen in einen Katalog, kauft einige 10ml Flaschen. Offensichtlich ein Stammkunde.
Eine Vitrine mit High End Geräten steht unscheinbar in der Ecke. Dicodes und SvoëMesto, eine Resin Box für über 350,- €.
Alle Geräte kommen aus dem Hauptlager in dem 9000 Seelen Örtchen Ottendorf-Okrilla im Landkreis Bautzen, gleich neben Dresden.
Unter der großen Palette German Liquids liegen einige Produkte von InnoCigs. Man kauft bei Großhändlern.
Ein paar Geräte in der unspektakulären Auslage. Crown III, Wismec, es ist alles da, was man so braucht.
Bienenstich, Fansaft, Sique Berlin und Dr. Frost stehen weiter hinten. Die Prioritäten sind erkennbar.
Highendsmoke weist eine Bilanz von knapp zwei Millionen aus. Sehr hohe Liquidität.
Offenbar sollen Fehler, die andere gemacht haben, vermieden werden.
Der Markt ist da, wo die Kunden sind. Und die allermeisten wollen nur ihre Zigarette ersetzen. Substituieren.
Der Online Shop mach nur 10% vom Umsatz aus.
Über genaue Zahlen spricht man in der Branche ungerne.
Bericht über den sensationellen Bericht aus UK: https://www.vapers.guru/2018/08/19/britischer-bericht-ohrfeige-fuer-dampfgegner/
Die neue Linie von Dampflion: https://www.vapers.guru/2018/08/16/checkmate-von-dampflion/
Joey Hoffmann
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