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Sieben Schüler mit Nikotin Vergiftung im Krankenhaus

Dramatische Szenen in einer Schule in Florida

Am vergangenen Freitag kam es in einer Schule in Florida zu dramatischen Szenen, als plötzlich mehrere Schüler Symptome einer Vergiftung zeigten.
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Fort Lauderdale ist ein eher beschauliches Rentnerparadies in Florida mit 170.000 Einwohnern.
Bekannt ist es höchstens wegen einer eher ungewöhnlichen Party Kultur. Bisher wurde es üblicherweise von Studenten anlässlich des Spring Break überrannt. Doch aufgrund verschiedener Maßnahmen der Stadt gegen die alljährlichen Drogen- und Alkoholexesse sind die Feierwütigen inzwischen ausgewichen.

Am vergangenen Freitag kam es zu ungewöhnlich dramatischen Szenen, nachdem die Jaclyn Academy die Rettungskräfte verständigt hatte.
Die Privatschule gab bei dem Notruf an, mehrere Schüler würden Vergiftungssymptome zeigen.

Beim Eintreffen der Sanitäter wurde diesen mitgeteilt, sieben Kinder hätten eine unbekannte Substanz zu sich genommen. Alle zeigten die gleichen Symptome wie Herzrasen, Zittern, Atemnot und Erbrechen.
Recht schnell war dann klar: Die Kinder hatten eine Nikotin Vergiftung erlitten.

Nicht die üblichen Verdächtigen

Nikotinvergiftung
Meldung der Lokalreporterin auf Twitter

Jedoch hatten die zwischen neun und elf Jahre alten Schüler weder geraucht noch gedampft.
Sie hatten Nikotin Drops gegessen.

Einer der Schüler hatte die Dragees mit zur Schule gebracht und verteilt. Offenbar ergab sich daraus ein Wettbewerb, wer die meisten essen könnte.
Es handelte sich um Nikotin Pastillen der Marke Nicorette aus dem Hause Johnson & Johnson.

„Wir dachten es wären Süßigkeiten, er gab mir zwei und ich steckte sie mir in den Mund.“ Sagte Jaheim Moore, eins der beteiligten Kinder, später zu Reportern von NBC. „Ich habe sie im Mund behalten, aber dann ausgespuckt. Und dann tat mein Bauch weh, ich habe gezittert und musste mich übergeben.“

Die Schüler wurden in eine Kinderklinik des Broward Health Medical Center gebracht, wo sie sechs Stunden lang unter Beobachtung bleiben mussten.
Alle Kinder sind wohlauf und konnten die Klinik am gleichen Tag verlassen.

Im Geschäft gekauft

Nikotinvergiftung
Die Nicorette Pastillen „Mini Lozenge“ (Hier mit 2mg)

Wie sich inzwischen herausgestellt hat, hatte das Kind die Nikotin Dragees nicht von zu Hause mitgebracht.
„Er sagt er hat sie in einem Geschäft gekauft“ sagte Edward Moore, Vater von Jaheim. „Er hat sie in einem Geschäft gekauft und ich verstehe nicht, warum sie ihm die Nikotin Dragees verkauft haben.“

Die Meldung ist vor allem deshalb so bemerkenswert, weil Liquids und Zigaretten mit der Warnung vor Nicotin versehen werden müssen.
Derartige Nikotinersatzprodukte müssen jedoch weder in Deutschland noch in den USA mit Warnhinweisen gekennzeichnet sein.

Die Nicorette Dragees sind in verschiedenen Dosierungen erhältlich.
Ein Kind hatte zehn der Dragees mit einer Dosierung von 4mg gegessen. Das Kind hat also in kürzester Zeit 40mg konzentriertes Nikotin verzehrt, etwa so viel wie der Rauch von fünfzig Zigaretten enthält.

Hinweis:
Die Angaben der Dosierung auf Zigarettenschachteln entsprechen nicht der Konzentration des Nikotins im Tabak. Sondern dem Nikotin, das beim Verglimmen einer Zigarette im Rauch enthalten ist. Die tatsächliche Konzentration liegt weit darüber.

Eine Packung der Nicorette Dragees enthält 88mg Nikotin.
So viel wie vier Schachteln Zigaretten im Rauch produzieren oder in 30ml Liquid mit 3mg enthalten sind.



 

Falsche Annahmen zur Giftigkeit

Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass die letale Dosis für Erwachsene bei 50 – 60mg Nikotin liegt.
Prof. Dr. Bernd Mayer konnte in seiner 2014 veröffentlichten Arbeit nachweisen, dass diese Angaben falsch sind.
Das oben genannte Kind hätte die tödliche Dosis wahrscheinlich längst überschritten.

Bernd Mayer
Prof. Dr. Mayer, Leiter des Bereichs Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Graz

Bereits 1856 hatte der Wiener Pharmakologe Karl Damian von Schroff fragwürdige Selbstversuche durchgeführt.
Anhand dieser Selbstversuche stellte der Pharmakologe Rudolf Kobert 1906 dann in seinem „Lehrbuch für Intoxikationen“ die Schätzung auf, bei der er auf die genannte Dosis kam. Und die seit dem ungeprüft immer wieder übernommen wurde.
Prof. Dr. Mayer hat in einem Fachbeitrag inzwischen 500mg – 1000mg als mindestens anzunehmende Untergrenze vorgeschlagen.

Das bedeutet, dass es selbst für einen Erwachsenen kaum möglich wäre so viel Nikotin zu sich zu nehmen, dass er dadurch dauerhafte Schäden erleiden könnte. Weder mit Zigaretten, noch Tabakersatzprodukten, noch mit Liquids. Ein schnelles Erbrechen ist unvermeidbar.

Über die Sinnhaftigkeit solcher Warnhinweise dürfte also grundsätzlich nachzudenken sein. Ebenso wie über die Warnung vor der Suchtwirkung, da diese in Abwesenheit von Tabak bisher wissenschaftlich nie eindeutig nachgewiesen werden konnte.

Dennoch sollten natürlich alle diese Produkte grundsätzlich für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden.


Der Bericht auf NBC: https://www.nbcmiami.com/news/local/7-Children-Sick-After-Ingesting-Nicotine-Gum-at-Fort-Lauderdale-School-493278851.html
Vergiftungen bei Kindern um 1500% gestiegen: https://www.vapers.guru/2016/05/29/1500/
Kind trinkt Nikotin: https://www.vapers.guru/2017/01/21/sechsjaehrige-trinkt-hochdosiertes-nikotin-liquid-und-ueberlebt/

TFV 8 wegen fehlender Kindersicherheit beschlagnahmt

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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