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Nikotinfreie Liquids verboten!

Der Amtsschimmel wiehert in Griechenland

Am vergangenen Montag wurde vom griechischen Gesundheitsministerium die Umsetzung des Gesetzes 4419/2016 A 174 veranlasst. Dieses Gesetz beinhaltet eine Kontroverse, welche nicht nur in Griechenland Wellen schlägt: Das Verkaufsverbot von nikotinfreiem Liquid.
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Das griechische Ministerium für Gesundheit veröffentlichte am 24.09.2018 die sogenannten „Richtlinien für die Durchführung des Gesetzes 4419/2016 über die Herstellung, Verkauf und Präsentation von Tabakwaren, elektronischer Zigaretten und ähnlichen Produkten.“

Bei diesen Richtlinien handelt es sich um einen Leitfaden, wie das Gesetz in der Praxis umgesetzt werden soll.
Hinter der kryptischen Bezeichnung 4419/2016 verbirgt sich nichts anderes als die Tabakproduktrichtlinie der EU TPD2.

Diese beinhaltet Regulierungen über Zusatzstoffe, Emissionen, Verkauf und Inverkehrbringen von E-Zigaretten, Liquids und Aromen, sowie die Handhabung von Import und Export dieser Produkte.
Ähnliches kennen wir auch hier in Deutschland, wo die Umsetzung der TPD2 jedoch etwas anders gehandhabt wird.

Handel mit nikotinfreien Liquids verboten

In Griechenland hat diese Umsetzung mit dem Verbot nikotinfreier Liquids nun sehr seltsame Auswüchse angenommen.
Die zuständigen Sachverständigen argumentieren ihre Entscheidung nikotinfreie Liquids zu verbieten damit, dass durch die TPD2 nur den Handel mit nikotinhaltigen Liquids reguliert, nicht jedoch den Handel mit Liquids ohne Nikotin.
Aufgrund dieser Argumentationsbasis wurde jetzt der Handel mit ebendiesen verboten.

Dass dies jedwedem Menschenverstand entbehrt und sogar einen der Harm Reduction völlig gegenteiligen Effekt haben wird ist sehr wahrscheinlich.
Doch gerade um den geht es bei der E-Zigarette. Menschen von der potentiell tödlichen Tabakzigarette wegzubringen und eine weniger schädliche Alternative anzubieten.




Auch anerkannte Wissenschaftler wie Dr. Konstantinos Farsalinos, seines Zeichens wissenschaftlicher Mitarbeiter des Onassis Cardiac Surgery Center in Athen, und Prof. Dr. Bernd Mayer, Leiter der Abteilung Pharmakologie und Toxikologie der Universität Graz, sehen die aktuelle Situation kritisch und in keiner Weise dem Ziel der Harm Reduction zuträglich.

Wie sehr die kontroverse Entscheidung in Griechenland die Gemüter erhitzt, zeigt ein kürzlich auf Facebook von Prof. Dr. Mayer veröffentlichtes Statement:

„Wie auch immer, damit hält Griechenland wohl den Weltrekord an blödsinnigen Regulierungen des Dampfens. Und das will was heißen in Anbetracht der vielen blödsinnigen Regulierungen, über die täglich berichtet wird.“
Prof. Dr. Bernd Mayer, Leiter der Abteilung Pharmakologie und Toxikologie der Universität Graz, Facebook, 27.09.2018

Auch in den USA seltsame Auswüchse

Dies spiegelt sehr gut die allgemeine Situation von Regulierungen für die E-Zigarette wieder. Viele Vorschriften sind völlig unverständlich und lassen das Gefühl aufkommen, dass dieses Marktsegment mit immer neuen, teilweise dubiosen Regulierungen und Gesetzen gegängelt wird.

Ein weiteres gutes Beispiel hierfür ist das vor kurzem in den USA von der FDA angestrebte Verbot von Aromazusätzen in Liquids. Als Begründung gilt hier die mehrfach durch Studien und Umfragen widerlegte Gateway-Hypothese.
Genau wie das Verbot nikotinfreier Liquids sorgt dieser Sachverhalt seit seiner Bekanntmachung für Proteste und Gegenbewegungen, denen sich sehr viele Verbände und Social Media Größen angeschlossen haben.

Viele Dampfer könnten betroffen sein

Ebenfalls sehr deutliche Worte zum Verbot der nikotinfreien Liquids fand Dr. Farsalinos in einem kurzen Gespräch gegenüber vapers.guru.
„Diese Entscheidung führt dazu, dass Personen, welche vom Nikotin weggekommen sind, gezwungen werden erneut mit Nikotin zu dampfen. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob die Personen, die diese Entscheidung getroffen haben, auch deren Tragweite begriffen haben.“

Konstantinos Farsalinos
Dr. Farsalinos vor einem Gebäude der FDA (Foto: Konstantinos Farsalinos)

Er beschreibt damit sehr gut einen Sachverhalt, den viele erfahrene Dampfer in einer Wahrnehmungsblase gern außen vor lassen: Ein Großteil der Konsumenten mischt eben nicht selbst, sondern kauft fertige Liquids im Shop.
Sicherlich, es wäre eine Lösung Propylenglykol und Glyzerin einzeln zu kaufen und sich seine Base für Liquids selbst zu mischen. Das Gros der Dampfer jedoch macht dies nicht. Es besteht also die Gefahr, dass E-Zigarettenläden in Griechenland spürbare Umsatzeinbußen zu befürchten haben.

Welche Auswirkungen dieses Verbot auf den E-Zigarettenmarkt in Griechenland genau haben wird, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nur schwer vorhersagen.
Da durch diese Regulierung höchstwahrscheinlich auch Basen betroffen sein werden, dürfte es zukünftig sehr schwer sein, Liquids ohne Nikotin zu bekommen. Auch die beliebten Shake & Vape Liquids sowie Short Fills und Aromen dürften in Zukunft einen schweren Stand in Griechenland haben.
Hinzu kommt, dass ein erheblicher Teil der zu verkaufenden Produkte aus den E-Zigarettenläden verschwinden dürften.

Widerstand kündigt sich an

Genau diese Punkte sind es, die bereits Widerstand gegen die Umsetzung der Regulierung gebildet haben.
Wie aus glaubwürdigen Quellen zu vernehmen ist, sind bereits Protestaktionen der Shopbetreiber in Griechenland geplant.
Wie uns der Inhaber des Vape Shop „Kings of Vape“ in der Hauptstadt mitteilte, fand am Donnerstag bereits eine Demonstration in Athen statt. Gemeinsam mit anderen Shops und vielen Dampfer.

Es regt sich also Widerstand. Welcher „…sich in Zukunft noch häufen wird“.
Geplant sind regelmäßige Events und auch Protestschreiben, sowie eventuell auch Klagen des griechischen Verbandes der E-Zigaretten Industrie. Dies müsse jedoch im Vorfeld geprüft werden.

Auch im Hinblick auf kommende Änderungen und Regulierungen hier in Deutschland ist die Thematik spannend.
Ab 2019 soll über die TPD3 beraten werden. Welche Änderungen wir dann zu erwarten haben, hängt unter anderem stark von der allgemeinen Gemengelage in anderen Ländern ab.

Sowohl ein eventuelles Verbot von nikotinfreien Liquids als auch ein Aromenverbot sind mit Sicherheit Bestandteil der Gespräche. Ob auch die Gegenseite wie beispielsweise Studien aus Großbritannien und der dortige Umgang mit dem Thema E-Zigarette Einfluss haben werden, wird sich zeigen.

Wünschenswert wäre es auf jeden Fall, damit die E-Zigarette endlich als das angesehen wird, was sie ist: eine beliebte und gut funktionierende Möglichkeit, aus der Tabaksucht auszusteigen.


Studie widerlegt Gateway Theorie: https://www.vapers.guru/2017/09/01/studie-widerlegt-gateway/

Epidemie unter Jugendlichen: USA prüft Verbot von Aromen

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Sebastian Hackauf

Freier Redakteur bei vapers.guru
Arbeitet als Fachberater, Entertainer, Kumpel, Dolmetscher und Seelsorger in einem Berliner Dampferladen. Hobbymäßiger Schreiberling, Steampunker und Bastler, der schon in vielen Gesellschaftsbereichen gearbeitet hat.

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