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E-Zigarette explodiert… Hoden verbrannt

Wieder wird eine halbgare Sau durchs Dorf getrieben

Seit zwei Tagen geht die Meldung durch die Medien, die heute auch Deutschland erreicht.
Einem Dampfer in Großbritannien sei am vergangenen Freitag eine E-Zigarette in der Hosentasche „explodiert“ und habe sein Gemächt abgefackelt.
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Gemäß eigener Aussage war der 37 jährige Darren Wilson erst vor einem halben Jahr auf die E-Zigarette umgestiegen, um seine Gesundheit zu schonen.
Während Renovierungsarbeiten „explodierte“ nun angeblich die E-Zigarette in der Hosentasche des Gasinstallateurs.

„Ich renovierte mein Haus. Ich stand in der Küche und als nächstes dachte ich, jemand habe einen Feuerwerkskörper in den Flur geworfen.“ sagte der dreifache Vater den Medien. „Ich sah herunter und meine Tasche ging hoch wie ein Knaller, zischend und sprühend und Rauch kam heraus.“

Seiner Aussage nach verbrannte der Akku seine Hoden und sein linkes Bein. Derzeit brauche er Morphium um überhaupt duschen oder sich waschen zu können.
Aussagen, die natürlich für Überschriften sehr geeignet sind.

„Ich habe angefangen E-Zigaretten zu nutzen, weil ich dachte sie seien besser für mich. Ich Idiot.“
Darren Wilson, 11.11.2018

Voneinander abgeschrieben

E-Zigarette
Darren Wilson mit seiner Freundin. Offensichtlich ein Privatbild. (Foto: Darren Wilson)

Ausgangspunkt scheint die Regionalzeitung Liverpool Echo zu sein.
Erst wurde diese Meldung von britischen Zeitungen abgeschrieben, üblicherweise von Boulevard Blättchen. Heute hat sie auch Deutschland erreicht. (u.a. Bild)

Es ist anzunehmen, dass der Betroffene selber die Story an die Medien verkauft hat.
Hinweis darauf sind nicht nur die veröffentlichten Bilder seiner Verletzungen, sondern auch private Bilder von ihm, u.a. mit seiner Freundin.

Fehlinformationen… oder gar keine

Diese Meldung ist in keiner Weise zu verifizieren.
In keinem der Berichte wird ein Produkt genannt, geschweige denn eine Ursache. Beispielsweise ob es sich um einen ungeregelten Akkuträger gehandelt hat, ob die Funktion gesperrt war o.ä.




Mit veröffentlicht wird das unten gezeigte Bild.
Dieses Bild zeigt einen typischen 18650er Akku neben einem beschädigten.
In einigen Medien wird dieses Bild damit unterschrieben, es handele sich um den „explodierten“ Akku. (Akkus explodieren nicht, sie entgasen.)
Auch in deutschen Medien wird dies übernommen.

E-Zigarette explodiert
Ein beliebiger „explodierter“ Akku, Herkunft nicht eindeutig. (Foto: Liverpool Echo)

Diese Aussage ist falsch.
Das Bild im Liverpool Echo ist wörtlich unterschrieben mit „The burnt out battery of an e-cigarette that exploded in the pocket of Darren Wilson, 37, from Kirkby“.
Korrekt übersetzt heißt das lediglich „Die ausgebrannte Battery einer E-Zigarette, die [i.e. „wie sie“] in Darren Wilsons Tasche explodiert ist.“

Es handelt sich bei der Darstellung um irgendeine Batterie, nicht „die“ Batterie. Es ist nicht einmal sicher, ob sie in einer E-Zigarette genutzt wurde. Denn diese Akkus sind weit darüber hinaus im Gebrauch.

Das sieht man auch daran, das alle Bilder den Quellverweis „Darren Wilson“ tragen. Bis auf dieses Bild des Akkus.

Tatsächlich gibt das Opfer Darren Wilson an, seine E-Zigarette hätte Ersatzbatterien genutzt. („replacement batteries fitted“). Dies kann aber im englischen Sprachgebrauch ebenso bedeuten, dass ein anderer Akkuträger verwendet wurde oder die ausgegaste Batterie tatsächlich lose in der Tasche getragen wurde.

Um die Meldung einschätzen zu können ist eine Information über das Produkt und den Gebrauchszustand zwingend notwendig. Doch die gibt es nicht.

E-Zigaretten nicht gefährlicher als jeder andere Akku

Akkus von E-Zigaretten entgasen genauso oft oder selten wie Akkus von Handys, Tablets und Hover Boards.

Fest verbaute Akkus oder geregelte Akkuträger sind vor solchen Entgasungen geschützt.

Es kommt häufiger zu solchen Vorfällen, da viele sich der Risiken der austauschbaren Hochleistungsakkus nicht bewusst sind und sie lose in die Tasche stecken.
Oder den Akkuträger an falschen Geräten aufladen. (Laptops, Zigarettenanzünder im Auto, etc.)
Oder ungeregelte Akkuträger benutzen, ohne sich damit auszukennen.

Weltweit gab es bisher nur verschwindend wenige Unfälle mit bestimmungsgemäß genutzten E-Zigaretten.
Sie sind so sicher – und teilweise sicherer – wie jeder andere Akku den wir tagtäglich nutzen.


Die Meldung im Liverpool Echo: https://www.liverpoolecho.co.uk/news/liverpool-news/e-cig-explosion-leaves-dad-15401393
Brigitte versucht es mit Schleichwerbung: https://www.vapers.guru/2018/11/05/produkttest-schleichwerbung-in-der-brigitte/

WHO fordert Verbot von E-Zigaretten

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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