In Großbritannien ist die erste traditionelle E-Zigarette von PMI bereits auf dem Testmarkt. Ich habe sie mir organisiert und exklusiv für Euch getestet.
Und das Ergebnis lässt tatsächlich tief blicken und verändert auch ein Stück weit die Sichtweise auf PMI und die IQOS.
Inzwischen ist sie auf dem Markt. Die erste „echte“ E-Zigarette von Philip Morris International, den Machern von Marlboro.
Allerdings ist sie derzeit nur in Großbritannien auf dem Testmarkt.
Daher geht PMI wohl auch recht sparsam mit den Informationen um. Zumindest im Vergleich zum IQOS Tabakerhitzer, von dem nun die Version 3 in Deutschland auf den Markt kommt.
Von fehlenden Verkaufszahlen bis zu Geoblocking der entsprechenden Internet Seiten.
Ich habe mir die IQOS Mesh (Eigenschreibweise IQOS MESH™) besorgt und ausgiebig getestet.
Um es vorweg zu nehmen: sie ist genau das, was ich von PMI erwartet hätte. Eine neue, bis auf das kleinste durchentwickelte Technik.
Überraschend und endtäuschend groß. Aber was unter der Haube steckt lässt erahnen, dass von der Forschung und Entwicklung im schweizerischen Neuchâtel noch einiges zu erwarten sein könnte.
Die IQOS MESH™
Die IQOS Mesh hat einen Durchmesser von 17 mm und ist 155 mm lang. Sie hat die Ausmaße einer Zigarre oder des erfolgreichen Umsteigegerätes Endura T18 von Innokin. Aber sie ist mit 62g überraschend leicht.
Es handelt sich, wie von einem Tabak Riesen nicht anders zu erwarten, um ein geschlossenes System.
Der Akku verfügt über 900mAh, was einem vergleichbaren Gerät der neusten Generation entspricht.
In seiner Nutzung ist es wieder auf Raucher ausgelegt.
Mit einer Akkuladung und einem Tank kommt ein durchschnittlicher Raucher über den Tag.
Dafür spricht auch die Anwenderfreundlichkeit.
Das Gerät verfügt zwar über einen Anschalter. Der dient aber tatsächlich lediglich zum Anschalten.
Danach funktioniert das Gerät mit Zugautomatik.
Nach etwa drei Minuten ohne Nutzung schaltet sich das Gerät selbstständig aus.
Das erste Bemerkenswerte ist aber in der Regelung des Akkus versteckt. Er verfügt über eine Temperaturkontrolle.
Das bedeutet nicht nur, dass der Nutzer nichts einstellen kann. Es bedeutet auch, dass er nichts einstellen muss. Der Akku gibt unabhängig von Ladestand, Füllstand und anderen Bedingungen die gleiche Leistung ab.
Der Dampf bleibt immer gleich.
Das hat auch zwei weitere Vorsteile.
Es gibt kein Kokeln. Ist der Tank leer, kommt einfach nichts mehr raus. Ende.
Dadurch senkt die Steuerung weiter mögliche Schadstoffe auf ein Minimum.
Eine kleine Leuchtdiode am unteren Ende des Akkus warnt vor niedrigem Akkustand.
Die Veev
Die Pods werden als Kapseln (capsules) oder Falvour Caps bezeichnet und laufen unter dem Markennamen Veev.
Die Verpackung ist an den IQOS Tabakerhitzer angelehnt. Es wurde das gleiche Design verwendet.
Alles ist auf weißem Untergrund, sehr stylisch, sehr clean.
Die Veev enthalten nach Herstellerangaben 2ml Liquid.
Bei herkömmlichen E-Zigaretten wird das Liquid über die Watte an den Heißdraht geleitet. Nicht so bei der IQOS Mesh.
Und das ist das zweite Bemerkenswerte, es ist eine absolute Neuerung.
Die Pods verfügen als Heizdraht über einen hauchdünnen Mesh Draht, also ein Metallgitter. Die Abstände betragen lediglich 16 μm, also sechzehn Tausendstel Millimeter.
Und das zeigt recht deutlich, wie durchdacht das Ganze ist.
Offenbar wurde hier das Dampfen tatsächlich von der Pike auf neu gedacht.
Zwei Aspekte sind entscheidend.
Zum ersten kann es auch dadurch nicht zu einem Kokeln kommen, da es keine Watte gibt, die kokeln könnte.
Zum zweiten hat sich bei den offenen Systemen eine Technik entwickelt, möglichst aufwendige Drähte zu verwenden.
Die Idee dahinter ist, dass wenn die Oberfläche des Heizelementes bei gleichem Widerstand möglichst groß ist, auch viel Liquid verdampft werden kann. Und somit auch viel Geschmack entsteht.
Das wurde in der IQOS Mesh auf die Spitze getrieben. Eine möglichst große Oberfläche bei einem Widerstand, der mit möglichst wenig Leistung das Liquid zum Verdampfen bringen kann.
So erklärt sich auch, warum ein Raucher mit einem Akku über den ganzen Tag kommt.
Ebenfalls erklärlich dadurch ist, warum das System keine Watte benötigt.
Das Mesh ist so beschaffen, dass zwar die Zuleitung ermöglicht ist. Aber einen Durchfluss des Liquids durch die Oberflächenspannung verhindert wird.
Das Gerät hat im ganzen Test nicht einmal auch nur einen Hauch von Flüssigkeit abgegeben. Nicht einmal Kondensat.
Die Liquids
Zwei Bekannte aus der Branche, mit denen ich vertraulich gesprochen habe, waren bei den Liquid sehr überrascht.
Sie hatten damit gerechnet, dass PMI sich auf Tabak und vielleicht Menthol Aromen konzentriert.
Weit gefehlt.
Ich hatte im Test ein Tobacco Harmony, das ich als unappetitlich süß empfand. Da war meine Erwartungshaltung an ein Tabak Aroma unwiederbringlich zerstört. Besser schmeckte mir das Mellow Tobacco, dass leichte Zitrus Noten mit sich brachte.
Geradezu widerlich empfand ich das Chai Zing, ein für mich etwas undefinierbares Konglomerat aus Aromen auf Tee Basis.
Ganz hervorragend schmeckten mir Passion Fruit Zest (Passions Frucht) und Pitanga Fruit Zest (Surinamkirsche, nicht zu verwechseln mit der Drachenfrucht Pitaya). Und wieder erwarten Cool Peppermint, obwohl ich persönlich Minze eigentlich eher ablehnend gegenüberstehe.
Alle Geschmacksnoten sind jedoch hervorragend designed.
Sie sind weit entfernt von den bei Hardcore Dampfern und Subohmern beliebten Geschmacksbomben. Ich würde sie als All Day tauglich beschreiben, unaufdringlich und zurückhaltend. Nicht einmal die Tabak Aromen erinnern wirklich deutlich an Tabak.
Aber ich traue ausnahmslos allen Aromen zu, Raucher abholen zu können. Selbst dem Tee Zeug, dass ich selber überhaupt nicht mochte.
Im Selbstversuch habe ich auch die beiden Frucht Aromen in einem herkömmlichen Tröpfler probiert. Sie sind wirklich hervorragend, PMI könnte sie ohne weiteres unabhängig von den Pods vertreiben.
Die Veev Pods gibt es je nach Geschmacksrichtung in den Stärken 6 mg, 11 mg und 18 mg.
Beim Besuch in Neuchatel erhielten wir auch ein ca. einstündiges Briefing zu der IQOS Mesh.
Dort zeigte sich, mit welcher Akribie geforscht wurde.
Es wurde sogar im Labor getestet, wie lange der Geschmack je nach Tankfüllung anhält. Verglichen mit anderen E-Zigaretten. Schön in Diagrammen aufgearbeitet.
Es war sehr beeindruckend und mit nichts, was ich aus der Branche kenne, zu vergleichen.
Die Dampfentwicklung
Ein Redakteur der britischen Vaping Post beschrieb die Dampfentwicklung als „unbefriedigend“.
Das stimmt, wenn ich die Maßstäbe eines langjährigen Dampfers anlege.
Berücksichtige ich aber, für wen dieses Gerät designed ist, sieht es anders aus. Deshalb finde ich solche Reviews wenig aussagekräftig.
Ich kann auch keinen Ferrari mit einem Panzer vergleichen.
Zum einen bin ich ja schon längere Zeit wieder zum Unterwegs-M2L-Dampfer geworden. Zugegebenermaßen auch da mit ganz anderen Dampfmengen und Leistungen.
Aber ich hatte ja zuvor auch länger die IQOS im Test und habe zwischendurch tatsächlich einige Zigaretten geschnorrt.
Meiner Wahrnehmung nach ersetzen Dampfer den Nikotin Hit und den Lung Hit durch den Throat Hit.
Das ist nicht nur daran zu sehen, dass viele, die wenig Nikotin bevorzugen, gerne Cooling Agents mögen. Das macht es auch erklärbar, warum eine Juul mit über 50 mg und Nikotinsalzen in den USA solche Erfolge feiert.
Nutze ich in meinem M2L Geräten mit 18 mg Nikotin auch noch Menthol springt mir der Draht aus der Mütze.
Ich habe das Gerät bei einigen Gelegenheiten auch dabei gehabt und sowohl Leuten aus der Branche als auch Dual Usern zum Testen angeboten. Alle waren ausnahmslos verblüfft.
Ein spontaner Satz war „Näher an eine Zigarette geht es ja kaum noch.“
Versetze ich mich zurück in meine Zeit als Umsteiger, mit Ego CC mit 1,8 Ohm und eher singulären 24 mg Liquids, dann sieht das Urteil anders aus.
Hätte ich beim Umstieg die IQOS Mesh gehabt, wären alle anderen Geräte dagegen abgestunken. Da gibt es für mich gar keine Zweifel.
Das ist keine Frage der Entwicklung des Dampfens. Sondern eine Frage der Entwicklung des Dampfers.
Häufig hatte ich schon Diskussionen – auch mit Shop Mitarbeitern – warum ich glaube, dass viel Dampf und guter Geschmack für einen Umsteiger weniger wichtig sind. Häufig wurde ich verlacht, inzwischen sind viele die mit Subohm umsteigen wollten wieder Raucher und geschlossene Systeme werden das neue Schwarz.
An Zigaretten zieht man etwa eine Sekunde und es kommt kaum etwas heraus. Und schmecken tun sie alle nicht, als Raucher merkt man es nur nicht mehr.
Überraschender Preis
Grundsätzlich, und auch da habe ich keinen Zweifel, ist die IQOS Mesh nichts für altgediente Dampfer. Nicht einmal, wenn Ihr wie ich ein M2L Gerät für unterwegs sucht.
Spart Euer Geld.
Uneingeschränkt empfehlen kann ich das Gerät allerdings für Raucher.
Gäbe es eine Hitliste für reine Umsteigergeräte, würde ich die IQOS Mesh derzeit auf den ersten Platz setzen. Sogar vor allen wirklich guten M2L Geräten. Und trotz der Größe.
Die Bedienung kann nicht einfacher sein, die Anwenderfreundlichkeit ist unschlagbar und der Geschmack ist für ein solches Gerät auch bei 18 mg Nikotin kaum zu übertreffen
Hinzu kommt der Preis.
Natürlich kann ich nicht sagen, ob PMI am Testmarkt in UK extra niedrig kalkuliert. Um ein Potential erkennen zu können. Oder ob sie einen Kampfpreis angesagt haben, um andere Dampfer abholen zu können.
Derzeit ist das Gerät für 19,99 £ zu haben (ca. 22,44 €). Zwei Veev Pods kosten derzeit 2,99 £ (ca. 3,36 €).
Das bedeutet, ein Raucher bekommt die Menge einer Schachtel Zigaretten etwa zum halben Preis. Und Raucher rechnen nun einmal so.
Ander Sichtweise, großes Potential
Für die Größe muss ich einige Punkte in der Bewertung abziehen.
Dass die Pods eine gewisse Größe haben müssen ist mir durch die Technik und Füllmenge inzwischen ersichtlich. (Zum Vergleich: Ein Juul Pod enthält 0,7 ml, ein Pod für die blu 1,5 ml)
Aber gerade beim Akku ist noch Luft nach oben. Beziehungsweise nach unten. Das zeigen vergleichbare Produkte auf dem Markt.
Ich sehe die IQOS Mesh als reines Umsteigergerät. Als Gerät, das Raucher abholen kann.
Gerade der Name PMI und der mögliche Vertrieb über die Kanäle des klassischen Tabakhandels und in den stylischen IQOS Stores könnten viel mehr Menschen ansprechen.
Und ich bin sicher, auch nach der IQOS Mesh geht kaum jemand mehr zurück zur Tabakzigarette.
Natürlich werden einige nun wieder German Angst entwickeln.
Denn selbstverständlich ist es möglich, dass die Tabak Riesen gegen offene Systeme vorgehen. Man sollte nicht naiv sein.
Aber das erwarte ich derzeit noch lange nicht. Denn die Marktentwicklung ist noch lange nicht so weit. Sie werden erst einmal versuchen, sich gegenseitig Raucher abzuwerben.
Auch die Tabak Konzerne wissen: Wer einmal auf offenen Systemen war, geht auch nicht wieder zurück.
Jetzt wird vielleicht auch klarer, warum ich erwarte, dass noch einiges aus Neuchâtel kommt.
Auf der letzten Pressekonferenz gab PMI an, in der neuen IQOS 3 seien 4300 Patente verbaut. Darüber hinaus seien weitere 6000 Erfindungen von Philip Morris zum Patent angemeldet.
Der IQOS Mesh gestehe ich ein sehr hohes Potential zu. Wenn sie denn entsprechend vom Konzern an den Markt gebracht und kommuniziert wird.
Als Gerät ist die IQOS Mesh für mich persönlich nichts.
Trotzdem gestehe ich ein, ich bin begeistert. Ich würde sie jedem Raucher empfehlen einmal auszuprobieren.
Wenn es sie hier denn gäbe.
Dieser Artikel ist Teil eines Themenschwerpunktes zur IQOS.
Mit Erscheinen weiterer Artikel wird dieser editiert und die Artikel werden hier verlinkt.
Teil 1: Philip Morris, der Dampf und die Harm Reduction
Teil 2: Der IQOS Tabakerhitzer (Review)
Teil 3: Die IQOS Mesh (Review)
Spannende Vorgänge in den USA: https://www.vapers.guru/2018/11/14/e-zigaretten-hersteller-lenken-ein/
Das Ministerium macht, was es machen soll: https://www.vapers.guru/2018/10/30/liste-der-angemeldeten-produkte-veroeffentlicht/
Joey Hoffmann
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