Nach der gestrigen Meldung zum Tod eines jungen Mannes nach der Explosion seiner E-Zigarette überschlagen die Medien sich heute.
Dabei wird eine Fehlinformation wiedergegeben, die offenbar auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen ist.
Gestern wurde ein Unfall öffentlich, bei dem ein junger Mann in Texas durch seine „explodierende“ E-Zigarette getötet wurde. (Link zum Bericht unten)
Diese Meldung geht zurück auf eine Pressemeldung der dpa, weshalb sie sich in den meisten Medien sehr gleich anliest.
Medien kaufen solche Meldungen auf, schreiben sie ein klein wenig um und veröffentlichen sie dann.
Daher war dies auch genau so vorhersehbar und prognostiziert.
Verwundernswert war jedoch, dass die Welt online gestern bereits von einer durchtrennten Halsschlagader sprach. Die eigenen Recherchen gaben darauf keinerlei Hinweis.
Im Gegenteil, der junge Mann war zwei Tage nach dem Unfall an einem Schlaganfall verstorben.
Wie ich nun erfahren habe, liegt das offenbar an einem Übersetzungsfehler.
Ob von der dpa oder anderen Medien ist dabei nicht herauszufinden.
In englischsprachigen Medien findet sich der Hinweis auf eine angeblich durchtrennte Schlagader nicht.
Bericht des Gerichtsmediziners
Der Gerichtsmediziner hat dazu seinen Bericht veröffentlicht. In dem heißt es zur Todesursache wörtlich:
„cerebral infarction and herniation due to dissection of left internal carotid artery due to penetrating trauma from exploding vaporizer pen.“
Das Wort „dissection“ bedeutet wörtlich übersetzt zwar „Zersplitterung“ oder „Zerfetzung“. In diesem Fall wurde aber keine Ader „zerfetzt“!
Auch im Deutschen spricht man medizinisch von einer Dissektion, wenn die Innenhaut einer Arterie (Intima) verletzt wird. Dabei muss es nicht einmal zu Blutungen kommen.
Das ist ein Fachbegriff, den man sehr leicht googeln kann.
Um nicht zu fachchinesisch zu werden, einmal laienhaft die Erklärung, was bei dem Unfall mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit passiert ist.
Die E-Zigarette ist „explodiert“.
Dadurch ist es zu einer wuchtigen Einwirkung auf den Hals gekommen. Wahrscheinlich durch ein Teil des Verdampfers, der in den Rachen geschossen wurde. Dies gibt zumindest die Großmutter des Opfers so an.
Ob die linke Halsschlagader („internal carotid artery“, Arteria carotis interna) dadurch tatsächlich geöffnet wurde, geht aus dem Bericht nicht hervor. Das „penetrating trauma“ kann sich auch auf den Hals oder den ganzen Organismus beziehen.
Dadurch wurde die Innenhaut der Arterie verletzt. Diese löst sich dann ab und kann ein Hindernis für den Blutfluss darstellen. (Siehe Bild oben)
Das Blut tut dann genau das, was es soll. Es bildet eine „Kruste“ um die Verletzung, was jeder von seinen aufgeschabten Knien aus Kindertagen kennen sollte.
Diese Kruste verstopft dann aber die Ader. Entweder an der Verletzung direkt. Oder das Gerinnsel wird dann weiter geschwemmt und verstopft dann kleinere Adern im Hirn.
Das Gehirn erleidet dann einen Schlaganfall.
Eigentlich ist das Wort Schlaganfall ungenau, es wird für zwei grundsätzlich völlig verschiedene Dinge verwendet.
In diesem Fall spricht man von einem ischämischen Infarkt, Hirninfarkt oder weißen Schlaganfall.
Das kann dann relativ schnell gehen und binnen Sekunden dramatische Folgen haben, noch bevor man selber etwas bemerkt. Es tut auch nicht weh, weil das Hirn selber kein Schmerzempfinden hat.
Und genau das steht auch wörtlich im Bericht des Gerichtsmediziners. Ein „cerebral infarction“, ein Hirninfarkt.
Dies ist übrigens der Grund, warum Rauchen zu Schlaganfällen führen kann.
Bilden sich Ablagerungen in den Adern, kann dadurch genau der gleiche Effekt ausgelöst werden.
Ein weniger dramatisches Bild
Selbstverständlich und unbestreitbar ist der durch die E-Zigarette verursachte Unfall ursächlich für die Verletzung.
Doch das Bild ist ein völlig anderes und sehr viel weniger dramatisches.
Wäre dem jungen Mann tatsächlich die Halsschlagader durchtrennt worden, wäre er innerhalb weniger Sekunden bewusstlos geworden. Und sehr sicher verstorben, noch bevor ein Krankenwagen auch nur in die Nähe gekommen wäre.
Hinzu kommt, dass er sofort mehrere Liter Blut verloren hätte, selbst nachdem das Herz aufgehört hätte zu schlagen.
Doch er ist nicht in seinem Auto durch eine riesen Explosion zerfetzt worden, sondern still zwei Tage nach dem Unfall im Krankenhaus verstorben.
Auch das geht aus den Meldungen in den Medien nicht hervor. Ebenso wenig, dass dies bereits vor über einer Woche passiert ist.
Entscheidend ist jedoch auch ein anderer Aspekt.
Jemand der eine solche Verletzung erleidet und bei dem sogar noch – wie in diesem Fall – durch eine Röntgenuntersuchung ein Fremdkörper im Rachen entdeckt worden wäre, wäre in Deutschland umfangreich untersucht worden.
Beispielsweise wären die Adern auf solche Verletzungen durch Ultraschall oder auch durch einen Scan im Kernspintomographen untersucht worden. Zusätzlich wäre er ans Monitoring gekommen, seine Vitalfunktionen wären dauerhaft überwacht worden.
Ob dies in diesem Fall geschehen ist lässt sich nicht sagen. Die bekannten Probleme mit Krankenversicherungen und Behandlungskosten in den USA lassen aber befürchten, dass es vielleicht aus Kostengründen nicht gemacht wurde.
Was bedeuten würde, dass der Tod dieses Menschen wohlmöglich zu verhindern gewesen wäre.
Ich weiß wovon ich rede
Üblicherweise gehe ich mit der Selbstkundgabe sehr sparsam um. Aber hier ist es vielleicht angebracht.
Ich bin kein Mediziner. Auch wenn ich im Studium natürlich einiges mitnehmen musste. (Ich weiß wo dein Occipitallappen ist, Du Sau!)
Sondern ich kenne mich damit gut aus, weil ich selber zwei solcher Schlaganfälle erlitten habe.
Weil ich genau so eine Dissektion in einer Ader im Nacken erlitten habe. Es war ein winziger Unfall mit dramatische Folgen.
In der Reha sagte die Neuro-Psychologin zu mir, die meisten derartigen Fälle kämen nach der Düsseldorfer Kirmes rein. Weil dort Menschen auf Achterbahnen und Autoscootern solche Verletzungen erleiden, ohne es direkt zu bemerken.
Das sollte aber nun niemandem Angst machen, selbst ich würde jederzeit wieder auf eine Achterbahn gehen. Leider lässt mein Gleichgewichtssinn das nicht mehr zu.
Die jüngste Reha Teilnehmerin war übrigens eine 24 Jährige Tänzerin und Bodenturnerin.
Nicht vapers.guru liegt falsch. Sondern tatsächlich alle großen Medien, die von der dpa abgeschrieben haben. Weil die Meldung des Gerichtsmediziners an irgendeiner Stelle der Informationskette falsch übersetzt wurde. Wahrscheinlich weil derjenige weder Ahnung von Dampfen noch von Medizin hatte.
Stille Post mit Journalisten.
Vape Pen?
Im Übrigen wird auch in deutschen Medien ständig von einem Vape Pen gesprochen.
Das ist sicher darauf zurückzuführen, dass der Gerichtsmediziner den eher fachlichen und etwas unzutreffenden Begriff „Vaporizer Pen“ verwendet hat.
Im Deutschen bzw. in Europa versteht man darunter jedoch landläufig eher ein Kleingerät der ersten oder zweiten Generation. Also so etwas wie die My von blu.
Auch dies ist wohl lost in translation.
Der Eindruck, solche Geräte könnten einem den Kopf abreißen, ist also völlig falsch. Mir ist derzeit kein einziger Fall einer noch so kleinen Entgasung eines Vape Pen bekannt.
Joey Hoffmann
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