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Profiteure der Angst – Teil 3: Wissenschaft und Medien

Gekaufte Erfüllungsgehilfen

Ein Multiplikator der Stimmungsmache gegen die E-Zigaretten sind die Medien. Ohne sie wäre die öffentliche Stimmung nicht zu beeinflussen. Und auch einige Wissenschaftler spielen den Dampfgegnern in die Hände.
Um sie soll es im dritten Teil des Themenschwerpunktes gehen. Denn auch sie vertreten ihr ganz eigenen Interessen.
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Wir befinden uns im Informationszeitalter. Immer mehr Menschen stellen immer mehr Information zur Verfügung.
Inzwischen werden Informationen nicht mehr angeboten, es wird vielmehr um den wertvollen Faktor Aufmerksamkeit bei den Konsumenten gerungen.

Dabei bleibt die Medienkompetenz bei vielen inzwischen auf der Strecke. Es werden nur noch Überschriften gelesen. Kaum jemand unterscheidet noch zwischen Zitat und Aussage eines Redakteurs, zwischen Kommentar und Nachricht.

Dabei ist die Erwartungshaltung gegenüber den Medien in der Öffentlichkeit nicht mit den technischen Möglichkeiten mitgewachsen.
Nach wie vor herrscht die Vorstellung, dass Medien Informationen selber recherchieren und sie veröffentlichen. Doch wenn das Bild jemals zugetroffen hat, so hat es sich spätestens durch die Digitalisierung längst verändert.

Medien sind Unternehmen. Auch sie müssen ein Produkt verkaufen. Ihr Produkt sind ihre Beiträge. Und wenn immer mehr Beiträge immer schneller veröffentlicht werden, muss die Produktion gesteigert werden.
Das führt aber nicht dazu, dass mehr Redakteure mehr recherchieren und mehr Journalisten mehr aufdecken. Denn gleichzeitig sind die Beiträge ja immer weniger wert. Artikel werden weniger angeklickt und Sendungen weniger geschaut. Es ist ein Konkurrenzkampf um Geschwindigkeit und Schlagzeilen ausgebrochen, den es vor dem Internet nicht gegeben hat.

Die Allzweckwaffe Pressemitteilung

Und das ist der Grund, warum so viele Meldungen sich gleich anhören und anlesen. Es sind die gleichen Meldungen.
Der größte Teil der Informationen, die in den Medien verbreitet werden, stammt nicht mehr von den Medien selber. Sondern von Presseagenturen. Sie werden von den Redaktionen nur aufbereitet und umgeschrieben. Nur so ist die Frequenz neuer Artikel zu halten.
Nur die großen Leitmedien können sich noch eigene Journalisten leisten, die zu einem Thema investigativ recherchieren.

Das haben auch die Organisationen, Unternehmen und Parteien erkannt. Längst hat die Bewegung begonnen, die Inhalte gleich selber zu veröffentlichen. Social Media macht es möglich und Trump macht es vor.
Doch diejenigen, die nicht in das Licht der Öffentlichkeit möchten, wählen dazu andere Mittel. Die Pressemitteilungen.

Über die Pressemitteilungen kann man sehr einfach den Redakteuren die Informationen zuspielen, die diese verzweifelt suchen. Sie werden dankbar aufgesaugt und veröffentlicht. In der Regel ohne die Zeit einer Überprüfung zu investieren. Man schreibt „Reuters“ oder „dpa“ darunter und entledigt sich damit der Verantwortung.
Vor allem die Informationen von vermeintlich uneigennützigen Organisationen werden dabei häufig übernommen ohne sie zu hinterfragen.

Dabei geht es den Gesundheitsorganisationen und Verbraucherschutzverbänden meist weniger darum, aktuelle und akute Informationen zu veröffentlichen. Es ist ein Ausnutzen des alten Leitspruches „Das Netz vergisst nicht.“
Irgendwann recherchiert ein Redakteur mal zu einem ähnlichen Thema. Und dann wird er zufällig auf diese Informationen stoßen, die vorher bereits veröffentlicht wurden.

Auch Politiker lesen Zeitung. Und auch sie haben oftmals nicht die Zeit Informationen zu hinterfragen. So kann es dann schon mal passieren, dass eine Drogenpolitische Sprecherin der Grünen in einer Podiumsdiskussion behauptet, E-Zigaretten enthielten auch Blei. Was sehr klar auf eine Veröffentlichung zurückgeht, die wiederum auf sehr merkwürdigen Quellen basiert. (siehe unten)

Häufig ist es so, dass die Urheberschaft solcher Pressemitteilungen für den Leser kaum zu erkennen und noch schwerer nachzuverfolgen ist.
Ein Beispiel dafür gab Prof. Stanton Glantz, der bereits im zweiten Teil des Themenschwerpunktes vorgestellt wurde, zu Beginn dieser Woche.

Verschiedene englischsprachige Medien berichteten am vergangenen Montag über eine Studie, in der gezeigt wird, in wie vielen Haushalten mit Kindern gedampft wird. Diese Studie ist hinter einer Paywall verborgen.
In den Berichten äußerte sich auch der Lobbyist Stanton Glantz.
Nur zwei Klicks weiter wird jedoch deutlich, dass die Studie bereits am Tag ihrer Veröffentlichung in einem Fachjournal auch in den Medien auftaucht. Denn sie wurde von der Nachrichtenagentur Reuters aufgegriffen.
Bei einem Blick auf die Zusammenfassung der Studie erfährt man auch, dass Stanton Glantz gar nicht an der Studie beteiligt war.
Es ist also davon auszugehen, dass Glantz die Pressemitteilung erhalten und sie durch eigene Kommentare ergänzt hat. Die er dann den Medien zuspielte. Anders ist die Veröffentlichung am gleichen Tag nicht zu erklären, es muss einen koordinierten Vorlauf gegeben haben.

Eine Gefahr durch das Passivdampfen weist die Studie gar nicht nach. Doch das geht aus den Medienberichten nicht hervor. Es wird einfach so behauptet.

„Dampf ausgesetzt zu sein ist ein zunehmendes Problem. Umso mehr wir erfahren, umso gefährlicher sind E-Zigaretten.“
Prof. Dr. Stanton Glantz, MedicalXpress, 06.05.2019

Medienkampagne lässt gezieltes Vorgehen vermuten

Im September 2017 überschlugen die Medien sich mit einer Meldung zur E-Zigarette.
Doch eigentlich war es eine Zusammenfassung von drei Meldungen. Die überall gleich aufgearbeitet wurden.

Die erste Meldung ging zurück auf eine ältere Studie der University of California in L.A., die auch noch falsch benannt wurde. Die Studie war zuvor bereits weitreichend zerlegt worden.
Die zweite Meldung ging zurück auf die Universität Wien. Gemäß einer Studie sollen E-Zigaretten „Nitrosamine, Formaldehyd und Schwermetalle wie Blei nachweisen“. Diese Formulierung fand sich in allen folgenden Beiträgen fast wortgleich wieder. Doch die Studie hatte es nie gegeben. Was es gab war ein älterer Artikel eines Arztes der Wiener Urologie, der eine andere Studie aus Großbritannien auch noch falsch zitiert hatte.
Die dritte Quelle ging zurück auf eine Studie aus Stockholm, die Konsumenten nach dem Dampfen untersucht hat. Doch das waren Raucher. Man konnte also gar keine wirklichen Rückschlüsse ziehen, der Versuchsaufbau war geradezu absurd.

Diese drei Quellen wurden zuvor bereits ganz ähnlich aber eher beiläufig in englischsprachigen Medien veröffentlicht. Sensationell wurde es nur in Deutschland.
Vier Tage nach den Veröffentlichungen in den englischen Medien erschien ein Beitrag in der Bunten. Am gleichen Tag wie ein Artikel zu Heat-Not-Burn Produkten, mit Zitaten von Frau Dr. Pötschke-Langer, der vehementen Dampfergegnerin. (siehe Teil 4)
Am nächsten Tag erschien der gleiche Inhalt auf mann.tv, der Artikel mit Pötschke-Langer in der Rheinpfalz und der Frankenpost.
Fünf Tage später lief ein Beitrag mit diesen drei Informationen dann auf Pro7 im Fernsehn. Am nächsten Tag erschienen wieder ähnlich lautende Beiträge mit identischen Aussagen auf web.de, Focus Online, der Stuttgarter Zeitung, Business Insider und auf heilpraxis.net. Zusätzlich brachte die Augsburger allgemeine einen Artikel zu Heat-Not-Burn Produkten mit Zitaten von Pötschke-Langer.
Sat1 schloss sich an und veröffentlichte den Beitrag von Pro7, da beide zum gleichen Medienunternehmen gehören.

Die zeitliche Nähe eines Beitrags mit teilweise wortgleichem Inhalt in den verschiedenen Medien, die zeitnahe Veröffentlichung eines Artikels mit Zitaten von Pötschke-Langer und das alles ohne aktuellen Anlass, lassen es wahrscheinlich erscheinen, dass zuvor eine Mitteilung an die Medien gegeben wurde.
Die zitierte, ausgesprochen dürftige Studie, das Bezeichnen eines Artikels als Studie, die falsche Benennung einer Universität und die Kombination aus diesen Übereinstimmungen zeigen, dass diese wahrscheinliche Mitteilung nicht von den Redakteuren geprüft wurde.
Nachweisen lässt sich das freilich nicht. Man müsste schon bei den Medienhäusern selber anfragen, woher die Informationen stammen. Was diese sicher nicht gerne preisgeben würden.

Die Gesundheitsorganisationen bespielen die Klaviatur der Medien hervorragend. Und zwar so, dass kein Konsument oder die Öffentlichkeit es erkennen können.

In eine Formel gebracht sieht das Phasenmodell für diesen Ansatz wie folgt aus:

  • Politische Ziele identifizieren
  • Berichterstattung in den Medien lancieren, um öffentliche Sorge, Angst oder Empörung hervorzurufen
  • Die öffentliche Empörung in Schwung bringen, um politische Ziele zu erreichen
  • Die Interessen der Regierung anregen, um eine selbstdrehende Spirale der Angst zu erzeugen
  • Fundraising basierend auf Erfolg oder Scheitern der Politik

Michelle Minton, Competitive Enterprise Institute, Fear Profiteers, 12/2018

Die Modulation von Fakten

In den letzten Wochen ist eine Diskussion um den Begriff des Framings in Deutschland entbrannt. Vor allem, weil die ARD dazu ein Manual in Auftrag gegeben hatte, wie man bestimmte Begriffe als Journalist besser verwenden sollte.
Manche fühlen sich dadurch beeinflusst. Was umso schwerer wiegt, wenn man sich generell beeinflusst und gegängelt fühlt und eine geringe Selbstwirksamkeitserwartung hat.

Dabei ist Framing ein alter Hut. Es wird nur jetzt erst durch wissenschaftliche Ansätze der Psychologie, der Soziologie und der Kommunikationswissenschaften genauer beleuchtet.
Framing ist das Ausnutzen eines so genannten neuronalen Deutungsrahmens. Man bedient sich der Bilder, die der Mensch eh im Kopf hat.
Jeder Politiker nutzt ständig Framing. Sprache ist immer auch ein Stück weit manipulativ.

Im Gegensatz dazu haben Zahlen immer Recht. Es gibt kein „vielleicht“ in der Mathematik, nicht in der Wissenschaft und nicht in Statistiken. Das Universum würfelt nicht. Etwas ist so, oder es ist nicht so. Oder man kann es nicht nachweisen.
Das Problem ist, wie man Ergebnisse interpretiert. Die Wissenschaft kennt keine Konjunktive.

Steht man mit einem Fuß in einem Eimer Eiswasser und dem anderen Fuß auf einer heißen Herdplatte, bleibt die Körpertemperatur statistisch gleich.

Auch Wohlfahrtsverbände und Gesundheitsorganisationen nutzen die Mittel des Framing. Die Modulation von Argumenten. Sie nutzen die Macht der Kommunikation, und sie tun das bewusst.
Dazu ein Beispiel.

Der Armutsbericht

Der Paritätische Wohlfahrtsverband veröffentlicht in jedem Jahr seinen Armutsbericht. Die Kernaussage ist seit Jahren die gleiche, immer mehr Menschen in Deutschland leiden an Armut.

Betrachtet man sich das jedoch nüchtern, drängen sich viele Fragen auf. Denn in der Regel gelten vor allem Hartz IV Empfänger als arm. Die Zahl der Hartz IV Empfänger ist jedoch seit Jahren rückläufig.

Der Trick liegt in der Definition von Armut.
Als arm gilt, wer höchstens 50% des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung hat. Das klingt soweit erst einmal vernünftig. Auch wenn man nicht unberechtigt einwenden könnte, über den Lebensstandard würden sich viele Menschen in Albanien oder im Kosovo freuen.
Hier erschafft der Begriff Armut bereits ein Bild im Kopf.

Interessanter wird es, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Paritätische Wohlfahrtsverband diese Definition selber festgelegt hat. Armut wird am Einkommen aller gemessen, nicht an der Lebenssituation des Einzelnen. Eigentlich sollte es also nicht „arm“ heißen, sondern „arm im Gegensatz zum Rest der Wohlstandsgesellschaft“.
Armut ist in Deutschland eher an Schulausflüge und Jahresurlaub gebunden, als an Hunger und Obdachlosigkeit. Es hat bereits eine Definitionsverschiebung stattgefunden, von „lebensnotwendig“ zu „gesellschaftlich angemessen“.

Gemäß Wohlfahrtsverband gehört derjenige noch zur Mittelschicht, der 60% bis 200% des Durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung hat. Richtig gelesen, 200%. Das sind derzeit 4095 Euro netto für einen Single.
Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass zwischen den „Armen“ ab 50% und der „Mittelschicht“ ab 60% etwas fehlt. Für diesen Bereich hat der Paritätische kurzerhand die Bezeichnung „von Armut bedroht“ eingeführt.

Natürlich hat der Verband ein Interesse daran, die Situation möglichst drastisch darzustellen. Sonst würden die Medien nicht darüber berichten. Und er würde wohlmöglich keine Fördergelder mehr erhalten, wenn der Armutsbericht zu dem Schluss käme „Uns geht es gut“.

Es geht nicht darum, ob man nicht als Gesellschaft etwas dagegen tun sollte. Das sollte man selbstverständlich. Niemand kann dafür sein, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander geht. Außer die Reichen vielleicht.
Es geht darum, dass hier Bemessungen willkürlich festgelegt werden, um auf ein möglichst dramatisches Ergebnis zu kommen. Ja dass sogar Definitionen verändert werden. Um sich dadurch seiner eigenen Daseinsberechtigung zu versichern.

E-Zigarette
Lobbyarbeit am Ziel: „E-Zigaretten enthalten Blei.“ Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Drogenpolitische Sprecherin der Grünen

Der „Pari“ ist lediglich ein Dachverband, der einzelne Mitglieder repräsentiert. Beispielsweise den Weißen Ring, Pro Familia und die Deutsche Krebshilfe, über die im letzten Teil dieses Themenschwerpunktes noch zu sprechen sein wird. Er hilft also selber niemanden direkt. Er wird vor allem aus den Sozialkassen gefördert.
Im Jahr 2017 wies der Paritätische Wohlfahrtsverband einen Umsatz von knapp 42 Millionen Euro aus.

Die Gegner des Dampfens bedienen sich genau dieser Techniken. Sie verschleiern Relationen.
Ein Beispiel war eine Arbeit der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, die im Februar vergangenen Jahres ebenfalls Blei in einigen E-Zigaretten gefunden hatte.
In den alarmistischen Medienbeiträgen wurde nicht erwähnt, dass die gefundenen Mengen um das fünfzigfache unter den Höchstmengen der deutschen Trinkwasserverordnung lagen. Wenn man dauerhaft Liquid einatmen würde.

Auch Wissenschaft ist ein Produkt

Die falsche Erwartungshaltung gegenüber der Presse lässt sich auch auf die Wissenschaft übertragen. Auch der Wissenschaftsbetrieb ist in weiten Teilen genau das: ein Betrieb.

Ein Forschungsprojekt muss finanziert werden. Das Material, die Arbeitszeit und die Einrichtungen schweben nicht im luftleeren Raum.
Dafür braucht ein Forscher Förderungen. Er hat also häufig ein sehr eigenes Interesse daran, dass seine Arbeiten bekannt werden.
Das bedeutet nicht, dass alle Wissenschaftler käuflich sind, die Ergebnisse nicht stimmen oder alle Studien bezahlt sind. Es macht aber deutlich, dass Wissenschaft nicht per se und ausschließlich neutral ist.

Üblicherweise werden wissenschaftliche Arbeiten in Fachjournalen veröffentlicht. Wissenschaftler aus der ganzen Welt können die Arbeiten dann kommentieren. Diesen Vorgang nennt man peer-to-peer-review, eine „Kollege-zu-Kollege-Kritik“. Hat eine Arbeit dieses peer-to-peer nicht durchlaufen, findet sie meist in der Wahrnehmung der Wissenschaft gar nicht statt.



Es gehört zum guten Ton, unter einer Arbeit anzugeben, wer sie finanziert hat. Das ist ein guter Gratmesser dafür, ob sie vielleicht ein gewünschtes Ergebnis erbringen sollte.
Zusätzlich werden von den Forschern häufig vermeintliche Interessenkonflikte angegeben, beispielsweise wenn sie zuvor mal für ein Pharma- oder Tabakunternehmen gearbeitet haben. Doch da zeigt sich oftmals eine Doppelmoral. Denn Organisationen oder Behörden werden selten als Interessenskonflikt benannt. Selbst wenn sie sehr offensichtlich eigene Interessen haben.
Arbeiten von Tabak Unternehmen werden häufig erst gar nicht angenommen. Weil man eine Einseitigkeit voraussetzt. Doch gerade diese Arbeiten sind meist auf hohem Niveau. Denn die Industrie hat nicht nur das Geld. Sondern wird auch nichts veröffentlichen, das man inhaltlich angreifen kann.

Doch eine solche Veröffentlichung ist manchmal auch gar nicht nötig. Dazu gibt es vor allem im Bereich der E-Zigarette ausreichend Beispiele. Vor allem im US-amerikanischen Raum.
Zum einen gibt es inzwischen eine Vielzahl von vermeintlich wissenschaftlichen Journalen, die solche Arbeiten vor Veröffentlichung nicht inhaltlich prüfen. Zum anderen gibt es Portale wie ErurekAlert! auf denen jeder etwas veröffentlichen kann, der angemeldet ist.

Junk Science

Viele Studien zur E-Zigarette werden als „Junk Science“ bezeichnet, als „Schrott“ oder „Klimbim“ Wissenschaft. Weil sie Inhaltlich nicht den Anforderungen genügen.

Nehmen wir als Beispiel die bereits erwähnte Arbeit aus Stockholm. Sie stammte von Dr. Magnus Lundbäck am Karolinska Institute der Danderyd University Hospital.
Er hatte 15 Probanden eine halbe Stunde lang dampfen lassen. Dann hat er einige Messungen durchgeführt und war zu dem Schluss gekommen, dass der Blutdruck erhöht war.
Es gab keine Kontrollgruppe, die Probanden waren Raucher und die Ergebnisse wurden nicht veröffentlicht.

Tatsächlich hatte Lundbäck das nur in einem Vortrag auf dem ERS International Congress 2017 in Mailand vorgestellt. Hauptsponsoren des Kongresses waren die Pharma Konzerne GlaxoSmithKline und Novartis. Zwei der drei großen Hersteller von Nikotinersatztherapien wie Kaugummis und Nikotinsprays.
Diese Ergebnisse tauchten dann auf der Plattform EurekAlert! auf. Aus einer Quelle, die von außen nicht zu erkennen ist. Fünf Tage nach dem Kongress und der Veröffentlichung ging die Meldung durch die Medien.

Wir basteln uns eine Meldung

Ein Journalist, der eine solche zugespielte Meldung veröffentlicht, müsste sie eigentlich inhaltlich prüfen. Zumindest in der Erwartung der Leser.
Doch er müsste nicht nur Methodik prüfen. Wozu er häufig gar nicht qualifiziert ist. Er müsste auch schauen, wer sie veröffentlicht hat, wer sie finanziert hat und ob es eventuelle Interessenskonflikte gibt.
Kein Journalist tut so etwas. Ausgenommen sehr wenige Fachjournalisten.

Im Grunde ist es ehr einfach.
Als Verantwortlicher einer Gesundheitsorganisation sucht man sich einen jungen Wissenschaftler. Dem bietet man an, eine Forschung in einem bestimmten Bereich zu finanzieren. Beispielsweise um zu untersuchen, ob der Dampf von E-Zigaretten Formaldehyd enthält.

Da die Messmethoden inzwischen so fein sind, kann er das sehr sicher nachweisen. Vielleicht kann er auch noch einige Zellen in einer Petrischale malträtieren, das macht das Ergebnis noch dramatischer.
Diese Arbeit nehmen wir dann und interpretieren sie mit Mitteln des Framings und der Rhetorik so, dass sie unserem gewünschten Ergebnis entspricht.
Beispielsweise lassen wir genaue Konzentrationen weg. Wir nennen auch keine Relationen, die dringend nötig sind, damit die Menschen ein Risiko abwägen können. Wir vergleichen die Konzentration mit frischer Atemluft, nicht mit dem Rauch von Zigaretten. Und natürlich erwähnen wir nicht, dass Formaldehyd ein Stoff ist, der auch in der normalen Verstoffwechselung des Körpers entsteht und wieder abgebaut wird.

Das veröffentlichen wir dann als Artikel. Beispielsweise auf einem eigenen Portal oder auf Portalen wie EurekAlert!.
Dann geben wir eine Pressemitteilung heraus, die wir an eine Kontaktliste schicken. Vielleicht machen wir das Ganze noch damit schmackhaft, dass wir für ein Interview oder als Studiogast zur Verfügung stehen.
Da wir für eine Gesundheitsorganisation arbeiten, ist das Interesse bei den Medien sicher groß. Hinzu kommt, dass wir mit Fug und Recht angeben können, dass ein Forscher in einer Arbeit nachgewiesen hat, dass E-Zigaretten Formaldehyd enthalten.
Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit können wir das dann sehr bald als Schlagzeile lesen.

Und wieder eine Win-Win-Win Situation für alle Beteiligten.
Der Forscher konnte forschen und kann das in seinen Lebenslauf schreiben. Der Redakteur hat eine Schlagzeile, die er verkaufen kann. Und wenn wir das nächste mal Gelder beim Staat oder anderen Organisationen beantragen, können wir sagen, wir haben in die Forschung investiert.
Die einzigen Verlierer sind die Abhängigen, die nun glauben, E-Zigaretten sind so schädlich wie Tabakzigaretten. Und weiter ihrem verfrühten Ableben entgegen rauchen.

Die Autorin der Arbeit Fear Profiteers Michelle Minton bestätigte in einem im Februar veröffentlichten Interview mit der kanadischen Plattform RegulatorWatch live, dass ihre hundertseitige Arbeit an alle großen Medien geschickt wurde. Nicht nur, dass wenig Interesse bestand, es kamen kaum Antworten zurück.
Ein Redakteur der New York Times lehnte es ihr gegenüber ab, über die Arbeit zu berichten. Weil er nicht mit den Ergebnissen einverstanden war. („I don’t agree with this.“)
Er bezweifelte, dass die Regierung und Gesundheitsorganisationen falsche Informationen an die Öffentlichkeit geben.
Ohne eigene Nachforschungen war das Thema damit für ihn erledigt.

Es ist das Prinzip von Schwarzbrennern und Baptisten.


Profiteure der Angst – Themenschwerpunkt

Kampagne Desinformation: https://www.vapers.guru/2017/09/25/kampagne-desinfomation-blei-im-urin/
Die Techniken der Medien: https://www.vapers.guru/2019/04/21/oralsex-erhoeht-das-krebsrisiko-beim-mann/

Giftige Metalle in E-Zigaretten nachgewiesen

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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