- Anfragen zu zwei Studien, die angeblich Schädlichkeit der E-Zigarette für die Lunge nachweisen
- Grundlagenstudien werden durch die üblichen Verdächtigen aufgebauscht
- Dampfende Schafe sind überraschend schlechte Triathleten
Nicht alles, was über meinen Monitor flimmert, erreicht das gleißende Licht der Öffentlichkeit.
Zum Beispiel werde ich häufig in Mails nach meiner Meinung zu Studien gefragt. So auch zu Beginn dieser Woche.
Einer der Fragesteller, der auf ein Posting im Forum Dampfer Board verwies, räumte aber direkt ein, ich könne auch öffentlich antworten.
Während ich also eine Antwort tippte, habe ich mich spontan entschlossen, das in einem kurzen Kommentar öffentlich zu beantworten.
Denn häufig werden Studien durch die großen und kleinen Medien getrieben. Die Mechanismen der Kommunikation dahinter sind immer die gleichen. Und so ist das ein gutes Beispiel dafür, wie das eigentlich funktioniert.
Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass ich keine medizinische Ausbildung habe.
Aber die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens sind in empirischen Fächern überall gleich. Das ist so zu sagen die Sprache, in der man sich verständigt.
Ich kann also lediglich das grundlegende Design und die getroffenen Aussagen prüfen. Doch das reicht in fast allen Fällen schon.
Die Studien
Die erste Studie ist erschienen im ATS Journal der American Thoracic Society. Unter dem Titel „Electronic Cigarette Vapor with Nicotine Causes Airway Mucociliary Dysfunction Preferentially via TRPA1 Receptors“ (Etwa: „E-Zigaretten Dampf mit Nikotin verursacht mukoziliäre Dysfunktion“)
Die zweite Studie ist erschienen im RSNA Radiology unter dem Titel „Acute Effects of Electronic Cigarette Aerosol Inhalation on Vascular Function Detected at Quantitative MRI“ (Etwa: „Akute Effekte der Inhalation von Aerosol aus E-Zigaretten auf die vaskuläre Funktion“)
Tut mir leid, aber ich muss die Veröffentlichungen korrekterweise ja zumindest mal nennen.
Beide Studien beschäftigen sich mit den Auswirkungen des Dampfens auf die Lungenfunktion. Die Selbstreinigung und die Aufnahme von Sauerstoff.
Beide Studien kommen zu dem Schluss E-Zigaretten sind voll doof.
Und da ist bereits der ganz große Faktor, der für das Dampfen wichtig ist. Und der von den meisten Medien, die darüber berichten, schlicht ignoriert wird. Oder sogar absichtlich unterschlagen wird.
Alles, was man abseits von frischer Bergluft oder einer frischen Meeresbriese inhaliert, ist schädlich. Und eigentlich ist sogar die jahrelange Dauernutzung der Lunge schlecht. Wer mal einen alten PC Lüfter gesehen hat, wird wissen, was ich meine.
Doch der menschliche Körper ist eine einzigartige und wundervolle Maschine. Die sich selber ständig reinigt und repariert.
Einfach zu sagen, etwas Eingeatmetes ist schlecht, ist also nie ausreichend.
Das sind Grundlagenforschungen, mal mehr und mal weniger sinnvoll. Einen Rückschluss auf den tatsächlichen, realexistierenden, lebenden und sich reparierenden Menschen kann man dadurch aber selten treffen.
Man sollte sich auch klar machen, dass die Methoden und Möglichkeiten inzwischen so genau geworden sind, wie es noch vor zwanzig Jahren kaum zu erwarten gewesen wäre. Ich sage nur DNA Beweise in Crime Serien. In meiner Jugend wurden Mörder noch durch alkoholtolerante, unrasierte Bullen überführt, nicht durch Chemiker mit Wattestäbchen.
Wenn mir jemand sagt, die E-Zigarette ist schädlich, frage ich als erstes „Im Verhältnis zu was?“.
Man braucht eine Relation
Beispielsweise hatte Prof. Dr. Bernd Mayer, den ich zur Sicherheit nochmal gefragt hatte, bereits eine Relation veröffentlicht. Selbst nach 30 Jahren Rauchen erhöht sich das Risiko von atherosklerotischer Veränderungen der Gefäße („Ablagerungen“) gerade mal um 30 Prozent.
Das hört sich erst einmal viel an. Und das ist auch so ein Kommunikationstrick von Gegnern der E-Zigarette. Denn um das in eine Relation setzen zu können, müsste man wissen, wie groß die Gefahr bei Nichtrauchern ist. Denn eigentlich sind 30 Prozent mehr Peanuts.
Angenommen man hat ein einprozentiges Risiko, dass der Fallschirm sich nicht öffnet. Mit 30 Prozent mehr wäre das Risiko also nicht 31 Prozent, sondern 1,3 Prozent.
(Was mir beim Fallschirmspringen dennoch einen Tick zu hoch wäre. Wenn ich so drüber nachdenke… Doofes Beispiel eigentlich.)
In der ersten Studie im ATS Journal wurden aber keine Menschen getestet, sondern Zellen in der Petrischale (in vitro) und Schafe.
Warum ausgerechnet Schafe weiß ich jetzt auch nich Kinners, fragt mich nicht. Vielleicht wollte man sehen, ob inhalierter Dampf schöne Haare macht.
In der zweiten Studie wurden 31 Nichtraucher getestet.
Man benötigt eigentlich nur den normalen Menschenverstand um sagen zu können, dass diese Ergebnisse eigentlich wenig Aussagekraft haben.
Natürlich ist es gut und wichtig, so etwas grundsätzlich zu wissen.
Aber was E-Zigaretten Konsumenten ja eigentlich nur interessiert ist, ob sie das gleiche Risiko eingehen wie beim Rauchen. Und das ist es ja eigentlich, was im Sinne der Harm Reduction auch Politiker interessieren sollte.
Da beide Studien aber keinerlei Kontrollen aufweisen, kann man dazu gar keine Aussagen treffen.
Beispielsweise hätte man eine Kontrollgruppe von Rauchern (oder rauchenden Schafen) einbauen müssen, um das beurteilen zu können. Oder eine so genannte Placebo-Gruppe.
Man muss schon Fachmann und Forscher auf dem Gebiet sein, um abschätzen zu können, ob durch die Ergebnisse eine echte Gefahr für den Menschen ausgeht.
Wäre das aber der Fall, würden solche Studien viel breiter kommuniziert werden.
Ganz ähnlich wie bei der angeblich plötzlich auftretenden „mysteriösen“ Lungenkrankheit in den USA. Die bei etwa 50 Millionen Konsumenten von E-Zigaretten weltweit spannenderweise nur einige Wenige in einem kleinen Areal in den USA befällt. Nach über zehn Jahren. (Link unten)
Wäre das ernst zu nehmen, würden längst überall die Maschinen rattern und die Seuchenschutzbehörden mit Vollschutz anrücken.
Also hier einmal in aller Deutlichkeit:
Beide Studien sagen weder etwas über eine tatsächliche Gefährdung, noch über eine Relation, geschweige denn über die Gefahr von Lungenerkrankungen durch die E-Zigarette.
Nicht einmal über kettenrauchende Schafe.
Und eine Gefährdung nach vielen anderen Studien und zehn Jahren E-Zigarette ist auch nicht plausibel.
Die üblichen Verdächtigen
Die Studie aus dem ATS Journal wurde bereits am 19.06.2019 in einem Artikel mit dem Titel „Das Dampfen nikotinhaltiger E-Zigaretten beeinträchtigt die Selbstreinigung der Atemwege“ verwurstet.
Dieser Artikel auf der Seite lungenärzte-im-netz.de wurde am Montag im Forum Dampfer Board geteilt, und seitdem erreichten mich dazu verschiedene Anfragen.
Um das auch mal in das richtige Licht zu rücken, muss man sich die Seite einmal genauer betrachten.
Die Seite wird betrieben von der Monks Ärzte im Netz GmbH in München.
Offenbar hat der Geschäftsführer Sean Monks schon vor langer Zeit ein funktionierendes Geschäftsmodell ersonnen. Denn das Unternehmen betreibt knapp zehn solcher Seiten. Kinderärzte im Netz, Internisten im Netz, Frauenärzte im Netz und so weiter.
Die GmbH fungiert dabei lediglich als Agentur. Sie firmiert als „Internetredaktion für ärztliche Berufsverbände und Fachgesellschaften“.
Vor zwei Jahren wies sie eine Bilanzsumme von 300.000 Euro aus, bei einem Jahresgewinn von zehntausend Euro. Was bedeutet, das wird eine sehr kleine Bude sein, mit einer Handvoll Mitarbeitern. Die selber auch nicht recherchiert.
Im Fall der Lungenärzte im Netz fungieren die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und die Lungenstiftung als Herausgeber. Sie sind inhaltlich verantwortlich. Der Artikel kommt direkt von der Lungenstiftung.
Beide Verbände sind auch Mitglied im Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR), das von Dr. Martina Pötschke-Langer geleitet wird.
Das ABNR befindet sich spätestens seit dem Wechsel von Pötschke-Langer von DKFZ auf dem Kriegspfad gegen die E-Zigarette. Denn es ist als Lobbyverband vor allem damit beschäftigt, die Rauchentwöhnung zur Kassenleistung zu machen. Und da stört die E-Zigarette natürlich nachhaltig.
Der aktuelle Spiegel deckt in einem Artikel gerade die Machenschaften der Pharmalobby auf, die das ABNR unterstützt und massiv, wenn auch scheinbar indirekt, sponsert. (Link unten)
So wurde der Jahreskongress der DGP im vergangenen Jahr alleine von dem Konzern GlaxoSmithKline mit 185.956 Euro finanziert. Und der ist wiederum Hersteller von Nicotinell.
Man kann sich also mit gesundem Menschenverstand zusammenreimen, warum die die E-Zigarette doof finden.
Der Artikel ist eigentlich ein Sammelsurium der üblichen Nebelkerzen. Von jungen Dampfern, die nie geraucht haben, bis zu geschädigten Blutgefäßen durch Aroma. Wie das Aroma im Körper überhaupt ins Blut kommen soll, wird auch in der zitierten Studie nicht erklärt. Vielleicht wenn man sich Liquid spritzt.
Normalerweise verschwende ich meine Zeit nicht mehr mit solchen Studien. Höchstens mit dem groben Unfug, den einige Publikationen dann daraus machen. Lungenärzte im Netz wäre mir nicht einmal das wert gewesen.
Aber so konnte ich das zumindest mal an einem praktischen Beispiel aufzeigen.
Außerdem lernt man durch solche Anfragen immer dazu. Ich bin da echt dankbar.
Mir ist während der langen Recherche zu diesem Artikel überhaupt erst einmal klar geworden, wie viele unfassbar endgeile Fotos von Schafen es gibt.
Denke ich werde Sean Monks mal anschreiben: schafe-im-netz.de… Wär doch was.
Oder sheep.guru. Wenn‘s mal mit VAPERS.GURU nicht mehr läuft, habe ich zumindest schon einen Plan.
Die angeblichen Toten durch die E-Zigarette: https://www.vapers.guru/2019/08/25/es-gibt-keine-toten-durch-e-zigaretten/
Joey Hoffmann
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