- Es wird niemals eine Entwarnung geben
- Keine Verbrennung ist keine Verbrennung
- Um ein Risiko bewerten zu können, benötigt man Relationen
Vor einigen Wochen hatte ein YouTuber ein reißerisches Video zum Thema Sucralose veröffentlicht, in dem er andere Quellen dazu zitiert, an Wutdampfer adressiert und eine Minderheitenpanik ausgelöst hat.
Im Grunde hatte er nur eine Warnung des BfR, des Bundesinstituts für Risikobewertung, in einem Forum gelesen. Zu einem völlig anderen Thema. Und dazu die Stellungnahme des Pharmakologen Prof. Dr. Bernd Mayer.
Dieser hatte kurz zuvor ein Gutachten für den Händlerverband BfTG erstellt. Darin hatte er für eine Kennzeichnungspflicht plädiert und Herstellern geraten, erst einmal auf Sucralose zu verzichten.
Das hatte er klickgeil so dargestellt, als sei er nun auf eine bisher verborgene Wahrheit gestoßen, Sucralose sei furchtbar gefährlich und die Hersteller würden es den Konsumenten verheimlichen.
Das Thema Sucralose klappt auch in meiner Blase immer mal wieder auf. Kürzlich wieder in unserer Facebook Gruppe, gerade wieder in einem Kommentar.
Da ich mich schnell aus dem für mich uninteressanten Thema ausgeklinkt hatte und es eh seit Jahren grassiert, habe ich das gar nicht so wahrgenommen.
Natürlich ist es verständlich, wenn Konsumenten durch die Warnungen und Empfehlungen verunsichert sind. Noch dazu, wenn das BfR davor warnt und Prof. Dr. Bernd Mayer (und das BfTG) Herstellern dazu rät, darauf zu verzichten.
Es gibt niemals Entwarnung
Der Einschätzung möchte ich auch ganz ausdrücklich nicht widersprechen.
Das hat aber einen einfachen Grund:
Selbst wenn Sucralose im Dampf auch nur einigermaßen halbwegs nicht unschädlich ist, kann man jemandem, der sich professionell damit beschäftigt und öffentlich Entwarnung gibt, dafür später Ärger machen.
Deshalb wird niemals – und ich meine wirklich niemals – irgendwer halbwegs seriöses sagen „Sucralose ist unschädlich“.
So wie auch niemand seriös sagt „Dampfen ist unschädlich“.
Merksatz: Unschädlichkeit kann wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden.
Kein Wissenschaftler wird jemals entwarnen. Nicht bei Wasser und nicht bei Atemluft. Nicht einmal Zucker und Salz sind unbedenklich.
Hinzu kommt, dass viele jetzt darauf warten, dass das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) vor Sucralose in Liquids warnt oder Entwarnung gibt. Noch dazu, nachdem der VdeH veröffentlicht hatte, das Testen zu lassen. Und ich weiß, dass auch das BfTG da dran ist.
Erst einmal Emissionstests
Es ist klar, dass Sucralose bei Erhitzung zu Abbauprodukten führen kann, die wiederum als krebserregend eingestuft sind.
Das ist so zu sagen eine chemische Tatsache.
Doch um das einschätzen zu können, müsste man erst einmal feststellen, wie viel ein Dampfer davon überhaupt aufnimmt und wie es im Körper verarbeitet wird. Dazu müsste man wiederum feststellen, wieviel von diesen Abbauprodukten überhaupt im Dampf ist. Dazu müsste man einen Emissionstest machen.
Denn die Warnung des BfR bezog sich auf Lebensmittel, die auf bestimmte Temperaturen erhitzt werden.
Genaue Angaben dazu hat jedoch auch das BfR gar nicht gemacht. Auch da ist es gar nicht klar, wie viele dieser Abbauprodukte im Essen bleiben und in den Körper gelangen. Geschweige denn in welcher Dosierung.
Das ist es, was die Verbände nun versuchen. Nur um überhaupt mal einen groben Anhalt zu haben, ob da überhaupt etwas ist.
Und das ist nicht so einfach, denn es gibt keine Labors die sowas standardmäßig anbieten. Die müssen dazu erst einmal über einen Versuchsaufbau und ein Design nachdenken. Also welche Liquids, wie viele Liquids und bei welchen Temperaturen man sie testet. Und natürlich wie man den Dampf dann fängt und analysiert.
Die Dampferinnen und Dampfer sollten sich also klar machen, dass es noch Wochen dauern wird, bis solche Ergebnisse vorliegen. Und wahrscheinlich noch Jahre, bis es zuverlässige Aussagen zur Schädlichkeit gibt.
So funktioniert Wissenschaft.
Gerne vergessen wird dabei, dass es „nur“ um ein Krebsrisiko geht. Was nichts anderes bedeutet, als dass auch nicht alle Raucher Krebs bekommen. Und dass die Gefahr für die Lunge und das Herz-Kreislauf-System (und damit das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle) sogar noch größer ist.
Unser Bundeskanzler Schmidt hat Kette geraucht und ist 96 geworden.
Das soll natürlich kein Argument für eine Ungefährlichkeit sein. Sondern nur zeigen, dass diese Variable in der Milchmädchenrechnung häufig vergessen wird. Und es ist die größte und unberechenbarste Variable.
Ein Krebsrisiko heißt Krebsrisiko, nicht Krebsgewissheit. Die meisten Raucher leiden jedoch an COPD oder der Schädigung ihrer Arterien.
Das Gleiche gilt übrigens nach wie vor für Acrylamid in Pommes. Sollte man bei der nächsten Bottroper Schlemmerplatte (Pommes Currywurst Mayo Cola) mal drüber nachdenken.
Meine persönliche Einschätzung
Ich werde keine irgendwie geartete Entwarnung geben.
Aber ich kann versuchen, aus meiner Sicht einmal die Relation darzustellen, wie ich das so sehe.
Die staatliche Gesundheitsbehörde von Großbritannien PHE hat schon vor Jahren das Dampfen als 95% weniger riskant als das Rauchen von Zigaretten eingestuft. Das Krebsrisiko schätzt sie auf 99,5% geringer.
Das ergibt sich aus Metastudien, also aus der Auswertung von tausenden anderen Studien weltweit.
Ich persönlich glaube, dass auch eine mögliche Gefahr durch Sucralose oder anderer Aromastoffe diese Einschätzung nicht signifikant ändern wird. Denn die Harm Reduction ergibt sich vor allem aus dem Wegfall der Verbrennung.
Und ich kann mir absolut kein Szenario vorstellen, in dem das Dampfen auch nur annähernd an die Gefahren der Tabakzigarette heranreicht. Um Längen nicht.
Sollte es irgendwann einen tatsächlichen Nachweis für so etwas geben, würde ich meinen Job stark überdenken. Und wohlmöglich die Bude dicht machen.
Denn ich glaube zutiefst an die Harm Reduction. Das ist Kern und Antrieb meiner Arbeit. Deshalb berichte ich auch über Snus, Tabakerhitzer und manchmal sogar Cannabis.
Trotz einer wissenschaftlichen Grundausbildung, inzwischen professioneller Arbeit und jahrelanger Beschäftigung mit Forschungsergebnissen sehe ich absolut nichts, was der enormen Harm Reduction widersprechen würde.
Das Bild der geldgeilen Gewissenlosen, die einfach etwas zusammenrühren und an doofe Dampfer verbimseln, ist einfach falsch.
Ich kenne viele Händler und Hersteller. Die allermeisten sind selber Dampfer und durch ihre eigenen Erfahrungen und Enthusiasmus überhaupt erst in diese Branche gekommen. Und sie konsumieren ihr Zeug auch selber.
Es bleibt dabei:
Es ist absolut kein Szenario denkbar, in dem es besser ist zu rauchen als zu dampfen.
Ob mit oder ohne Sucralose.
Ich hoffe, ich konnte damit einmal die Relationen darstellen und wenigstens einigen Verunsicherten mal eine Perspektive vermitteln.
Wem das nicht reicht, dem kann ich nur sagen, mehr wird er seriös nicht bekommen. Nirgendwo, von niemandem.
Ich halte es auch nicht für förderlich, wenn man sich täglich 40ml reinballert. Oder sich bis zum Geschmacksverlust völlig übersüßte Liquids antut. Da sollte jeder für sich selber überdenken, ob das wirklich das Ziel war, auf Zigaretten zu verzichten.
Einen Grund zur Warnung sehe ich derzeit aber auch da nicht. Die Leute werden schon selber drauf kommen, wenn sie morgens Gylcerin Husten.
Tot umfallen wird spontan keiner.
Wenn man auf Sucralose verzichten will, ist das völlig legitim.
Dann reicht es aber, einfach mal nett bei seinem Offliner, dem Online Händler oder dem Hersteller nachzufragen.
Denn anders als dargestellt ist das nicht alles in geheimen Laboren unter den Straßen der Stadt von Superschurken zusammengeschüttet. Geheim sind nur die Rezepte, wie bei jedem Koch. (Gruß an Coca Cola)
Ein Grund für Panik ist es eher nicht.
Wie das meiste, was heutzutage im Netz 2.0 weit heißer gekocht als gegessen wird.
Geleakte Dokumente zeigen Pläne der WHO: https://www.vapers.guru/2019/09/26/geleakte-dokumente-angriff-der-who-auf-die-e-zigarette/
Joey Hoffmann
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