- Helios Klinik eröffnet neue Video Reihe mit Fragen zur E-Zigarette
- Direktor der Klink für Pneumologie stellt die E-Zigarette falsch dar
- „E-Zigarette kann genauso gefährlich sein wie Tabakzigarette“
Das Helios Universitätsklinikum in Wuppertal ist marketingmäßig weit vorne mit dabei. Es unterhält eine zeitgemäße Homepage, einen YouTube Kanal und eine Facebook Seite.
Auf dieser Facebook Seite gibt es nun eine neue Video Reihe unter dem Titel „Eure Fragen. Unsere Antworten.“.
Als erstes Video dieser Reihe wurde am 31. Januar ein kurzes Video veröffentlicht, in dem Prof. Dr. Kurt Rasche drei Fragen zur E-Zigarette beantwortet.
Rasche ist Direktor des Klinikums für Pneumologie.
Das Problem dabei ist, dass Rasche ein sehr falsches Bild von der E-Zigarette mal. Wovon sich bisher 2300 Zuschauer überzeugen konnten.
Diese Aussagen möchte ich hier kurz kommentieren.
Von problematisch bis zur Verzerrung
[Der Konsum der E-Zigarette nimmt weiter zu] „weil eben auch die E-Zigarette sehr in Richtung deutlich gesünder als normale Zigaretten vermarktet wird.“
Diese Aussage ist bereits hochproblematisch. Denn sehr offensichtlich besitzt der Professor für Pneumologie weder eine Kompetenz in dieser Branche, noch weiß er so genau über den Markt und die juristischen Regulierungen zur E-Zigarette Bescheid.
Mir ist derzeit kein Unternehmen bekannt, dass seine Produkte als „gesünder“ vermarktet.
Das ist in der Form so auch deshalb problematisch, da in der Werbung keine Heilsversprechen erlaubt sind.
Es ist richtig, dass die E-Zigarette vor allem durch Nutzer, Wissenschaftler und Verbände als deutlich weniger riskant kommuniziert wird. Und inzwischen sogar von Kardiologen, dem DKFZ, dem BfR und einigen anderen.
Doch das geschieht nun einmal aus Überzeugung und unabhängig von einzelnen Produkten. Es ist daher auch keine „Vermarktung“.
Zudem würde sich kaum jemand so weit aus dem Fenster lehnen, von „gesünder“ zu sprechen.
„Und das ist schon ein erhebliches Problem. Weil natürlich gerade im Bezug auf die E-Zigaretten auch andere Altersgruppen angesprochen werden.“
Auch das ist eine Verzerrung.
Es gibt einzelne Unternehmen, die ihre Produkte vor allem an eine jüngere Zielgruppe kommunizieren. Beispielsweise die my blu, hinter der die Firma Reemtsma steht. Auf Plattformen wie Instagram wird mit Influencern geworben.
Dies wird in der Branche jedoch weit kritisiert.
Und es ergibt sich ein grundsätzliches Problem, dass bei allen Themen von Gesundheitsexperten gerne ausgeblendet wird:
Bestimmte Konsumformen sprechen auch experimentierfreudige Jugendliche an. Von Alkohol bis zu Drogen. Ganz ohne Marketing.
Das Durchschnittsalter für den Einstieg in den Tabakkonsum liegt in Deutschland derzeit bei 14,7 Jahren. Trotz Werbeverbote und Jugendschutz. Der im Übrigen auch für die E-Zigarette gilt.
Das Einstiegsalter für die E-Zigarette liegt im Durchschnitt weit jenseits der 30 Lebensjahre.
Es kann also keine Rede davon sein, dass die E-Zigarette prinzipiell junge Menschen adressiert.
…bis zu klaren Falschaussagen
„Beispielsweise Jugendliche, die zunächst einmal den Einstieg über die E-Zigarette ins Rauchen finden.“
Das ist eine schlichte Falschaussage von Rasche.
E-Zigaretten sind preiswerter, schmecken besser und werden nicht von den üblichen Symptomen des Tabaks begleitet.
Ein Umstieg von der E-Zigarette auf die Tabakzigarette entbehrt also bereits jeglicher Logik.
Das zeigen auch die entsprechenden Zahlen.
Schon im Herbst 2017 hatte Prof. Dr. Linda Bauld von der Universität Stirling die Daten von über 60.000 Jugendlichen ausgewertet. Diese haben gezeigt, dass der regelmäßige Konsum von E-Zigaretten bei Jugendlichen bei etwa drei Prozent lag.
Doch diese Jugendlichen hatten zumeist zuvor bereits geraucht. Der regelmäßige Konsum von Jugendlichen, die zuvor nicht geraucht hatten, lag je nach Umfrage zwischen 0,3 und 0,5 Prozent.
Wie viele davon dann anschließend auf die Tabakzigarette gewechselt sind, war gar nicht zuverlässig statistisch darstellbar.
Ähnliches sagte auch vor kurzem Frau Dr. Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum.
Sie gab sogar zu bedenken, dass viele der Zahlen erhoben wurden, als das Jugendschutzgesetz noch nicht in Kraft war.
Es gibt keine Bewegung von zuvor nikotinnaiven Konsumenten vom Dampfen zum Rauchen. Bei Jugendlichen erst recht nicht.
Es gibt keinen Gateway, auch wenn er noch so oft von Gegnern der Harm Reduction an die Wand gemalt wird.
Die Relationen verloren
„Die Diskussion um die Gefährlichkeit der E-Zigarette ist für uns Pneumologen sehr problematisch. Das ist so ähnlich wie die Frage, regel ich jetzt die Höchstgeschwindigkeit eines Autos von 250 km/h auf 200 herunter – was ist gefährlicher?“
Das ist eine sehr bildliche Beschreibung. Und eine sehr falsche.
Rasche untermahlt das im Folgenden mit angeblichen toxischen Stoffen, die auch in der E-Zigarette enthalten seien.
Im Tabak sind mehrere tausend Stoffe enthalten, von denen einige Dutzend von vorn herein als karzinogen eingestuft sind. In Liquids für E-Zigaretten sind nur eine Handvoll Stoffe enthalten.
Glycerin, was ein aus Pflanzen gewonnener Alkohol ist, und Propylenglykol.
Beide Stoffe sind gut erforscht, denn sie werden auch für Diskonebel, als Feuchthaltemittel in Kosmetika, Zahnpasta und sogar in Nahrungsmitteln genutzt. Sie waren auch lange die Basis für Asthmainhalatoren und werden auch heute noch in Nikotinsprays verwendet.
Hinzu kommen Aromen, das Nikotin (das alleine keinen Krebs verursacht) und Wasser.
Diese Stoffe werden bei etwa 300°C verdampft und nicht bei über 700°C verglimmt.
Was der gesunde Menschenverstand schon vorgibt, wurde inzwischen längst durch die Wissenschaft untermauert.
Deshalb kam die staatliche Gesundheitsbehörde Public Health England nach der Auswertung von einigen hundert weltweit durchgeführten Studien schon 2014 zu dem Ergebnis, dass das Dampfen mindestens 95 Prozent weniger schädlich als das Rauchen ist. Das Krebsrisiko bezifferte sie Anfang 2018 auf mindestens 99,5 Prozent geringer.
Um bei dem Bild von Prof. Dr. Rasche zu bleiben, würde das also bedeuten, man reguliert ein Auto nicht von 250 km/h auf 200 km/h herunter. Sondern auf 12,5 km/h.
Genauso gefährlich? Unmöglich.
„Wir Pneumologen sind ganz sicher der Meinung, dass die E-Zigarette genauso gefährlich sein kann wie die normale, bisher bekannte Zigarette.“
Und noch eine Verzerrung.
Wie zuvor bereits erklärt, kann die E-Zigarette gar nicht genauso gefährlich wie die Tabakzigarette sein.
Sie kann es einfach nicht. Es ist naturwissenschaftlich unmöglich.
Nun könnte man davon ausgehen, der Herr Professor weiß es einfach nicht besser.
Doch die Aussagen sind so selbstsicher und dezidiert vorgetragen, dass man schon von einer Überzeugung ausgehen muss.
Ob die Aussagen wider besserem Wissen getroffen wurden, bleibt dem geneigten Zuseher zu entscheiden.
Das tatsächlich problematische daran ist, dass das Klinikum damit Werbung macht.
Und diese Aussagen sogar zum Anlass genommen hat, eine neue Video Reihe zu eröffnen.
Dieses Video wurde nicht nur auf der Facebook Seite der Wuppertaler ausgespielt.
Es wurde sogar als Werbeanzeige auf Facebook geschaltet.
Prof. Dr. Rasche ist unter anderem aktives Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und der Deutsche Krebsgesellschaft, die beide wiederum Mitglied im von Dr. Martina Pötschke-Langer geführten Aktionsbündnis Nichtrauchen sind.
Fachtagung in Frankfurt: https://www.vapers.guru/2019/10/14/fachtagung-zur-e-zigarette-in-frankfurt/
Geleaked- WHO will E-Zigarette verbieten lassen: https://www.vapers.guru/2019/09/26/geleakte-dokumente-angriff-der-who-auf-die-e-zigarette/
Joey Hoffmann
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