- Bernvapes entstand aus jungen Dampfern in der schweizer Metropole, denen der Mainstream der süßen Liquids nicht schmeckte
- Experimente, von Salzig über Melisse bis Edelweiss
- Alle Liquids durchgedampft: Ein Erfahrungsbericht
Bern ist die Hauptstadt der Confoederatio Helvetica. Was schon für viele überraschend ist – denn es ist weder Zürich, noch Genf oder Basel. Daher das „CH“ als schweizer Länderkennzeichen.
Aber Bern ist inzwischen auch Sitz der jungen und dynamischen Liquidbrauerei „Bernvapes“.
In kurzer Zeit eroberte sie sich eine Fangemeinde innerhalb der Schweiz und ist mittlerweile auch in einigen deutschen Shops vertreten.
Begonnen hatte es 2018 als Reaktion auf die übersüßen Liquids mit den schicken Verpackungen. Welche zu zähflüssig für die damaligen Nautilusse, äh Nautilüsse, argh.. Nautilanten… Nautis waren.
Hinzu kamen auch etwas unkooperative Shops, welche 50/50 Liquids nur in 10ml Flaschen verschlossen verkauften.
„Kann ich das kaufen?“ … „Nein zu dick für dich.“ … „OK kann ich das da mal probieren?“ … „Sorry die gibt’s nicht zum Probieren.“ …
Wurde dann etwas Passendes gefunden war die Quittung Halsweh. Also begann man zu recherchieren wie das Zeug eigentlich hergestellt wird.
Dann halt selber machen
So entstanden in einer zum Hobbylabor umgebauten Mansardenwohnung die ersten Liquids.
Der Felsenau Fuchs, benannt nach dem Berner Stadtteil in dem Bernvapes beheimatet ist. Der Breitsch Hirsch, der Loraine Luchs und die Matte Eule. Alles die Lieblings-Quartiere der Bernvapes-Liquidköche. Somit erklärt sich auch der Name der Linie: „die QuarTiere“.
Quartiere nennen die Berner ihre Stadtteile, in denen man sich (nach Hörensagen) regelmäßig betrinkt.
Nicht zuletzt deswegen haben Bernvapes vor kurzem auch den ersten eigenen Likör auf den Markt gebracht.
In der Anfangszeit wurde noch jede der 30ml Flaschen mit Kartonröhre selbst mit acht Stickern pro Flasche von Hand beklebt. Was nur dank heldenhafter Unterstützung von Freunden und Mitbewohnern möglich war.
Wie der Zufall es wollte waren gerade die ersten vier Liquids fertig, als ein alter Bekannter über den Weg lief, der den letzten freien Ausstellerplatz auf der schweizer Dampfermesse Vapecon organisierte.
Von da an ging es steil bergauf, neue Kreationen und eine (für ein kleines Independent-Label) überwältigende Nachfrage. Mittlerweile ist das Potpourri auf eine ansehnliche Auswahl angewachsen.
Was mich besonders gefreut hat ist, dass man jede Flasche problemlos mit dem Schraubdeckel öffnen kann, ohne dass man irgendwelches Werkzeug dafür benötigt.
Schnee Hase
Geschmacksangabe: Salziges Cashew
Der erste Zug ist überraschend.
Trotz der Beschreibung hatte ich es so nicht erwartet. Wohl auch, weil salzige Liquids eher ungewöhnlich sind.
Die nussige Note ist eher im Hintergrund, ich ordne es eher als salziges Popcorn ein. Nach einigen Zügen sehr angenehm und nicht zu intensiv.
Trockener, herber Geschmack und fein salziger Geruch in der Nase. Nach einem Tank gelüstet mir zwar nach einem anderen Geschmack. Ich erwische mich aber immer wieder, wie ich bewusst zum Schneehasen greife.
Eine klare Sub-Ohm-Empfehlung, in kleinen M2L-Geräten ist mir der Geschmack zu flach.
Abgrund Gemse
Geschmacksangabe: Himbeer Mascarpone
Ein unglaublich intensiver Geruch nach Himbeere schon beim Öffnen der Flasche.
Ein Liquid mit echtem Suchtpotential.
Ein cremiger und echter Himbeergeschmack in Mund, Rachen und Nase ohne „too much“ zu sein. Perfekt abgestimmte Süße, Frucht und leicht säuerliche Cremigkeit. Hier stört rein gar nichts – ein Geschmack der noch lange nachwirkt.
Bollwerk Köter
Geschmacksangabe: Tabak Feige
Wow… ich bin eigentlich kein Freund von Tabak-Aromen, doch hier ergänzt sich die süsse, schwere Feige mit dem würzig-erdigen Tabakaroma ganz hervorragend.
Etwas feucht-torfig, aber angenehmer Rauch. Sehr präsent mit harmonischer Süße als Herznote, die lange nachklingt, ohne den Tabak zu überdecken.
Geschmacklich nicht so sehr für Fruchtampfer sondern für jeden, der es gerne würzig aber ohne Schärfe mag.
Bollwerk Köter ist auch ein gut geeignetes Liquid auch für Umsteiger, die dem Glimmstengel nicht ganz abgeschworen haben.
Schanzen Kater
Geschmacksangabe: Kaffe Amaretto
Der Amaretto ist sowohl beim Geruch als auch Geschmack sehr dominant. Mir spürbar zu viel. Allerdings ist dieses Aroma sehr gut getroffen.
Sehr intensives Marzipan-Mandelaroma welches fast in Richtung schwerer Portwein abdriftet. Der Kaffee wird überdeckt und ist allenfalls zu erahnen.
Ich war nach einem Tank übersättigt durch die Intensität. Amarettoliebhaber werden es sicher hervorragend finden.
Gipfel Adler
Geschmacksangabe: Zitronengras GingerAle
Angenehme Süße mit leichter Würze, eine Kombination die alle Geschmacksbereiche unterschiedlich bedient.
Auf der Zungenspitze süß wie der Kuss einer Frau, die gerade Zitronenlimonade getrunken hat.
Im hinteren Zungenbereich und Rachen etwas säuerlicher, dann im Rachen und beim Ausatmen mit Ingwer-Würze eine Geschmacksexplosion. Sehr intensiv ohne zu übersättigen.
Wenn auch mit unterschiedlichen Setups das Empfinden variiert, das Geschmackserlebnis war jederzeit ein Hochgenuss. Vollkommen egal ob Backendampfer, Subohmer, Tröpfler – Für mich das beste Liquid im Test.
Nebel Wolf
Geschmacksangabe: Apfelmus Traube Edelweiss
Auf dieses Liquid war ich wirklich gespannt, auch weil mir „Edelweiss“ als Geschmack unbekannt war.
Die Komposition würde ich als fruchtigen Wacholder beschreiben, angenehm zu dampfen – es schmeckt gut, aber unspektakulär.
Eine klare Differenzierung ist nicht wirklich möglich, ich persönlich bevorzuge es im M2L-Setup.
Steinschlag Bock
Geschmacksangabe: Zitrusblüte Aprikosentee
Sehr authentische Aprikose mit einer leichten Zitronennote abgerundet.
Für mich eine M2L-Komposition, die beim Backendampfen noch ein paar Quäntchen besser wirkt. Angenehm mild, aber trotzdem mit der Intensität einer sehr reifen Aprikose, die das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
Bei höherer Leistung fast grenzwertig süß, aber nicht künstlich sondern immer noch intensiv lecker.
Waldwiesen Biene
Geschmacksangabe: Honig Melisse
Eigentlich müsste man nur ein Wort schreiben: „Zitronenhonig“: süss-säuerlich und äusserst intensiv.
Auch hier wieder eine Komposition in der einfach alles passt, ohne jeglichen störenden Beigeschmack und perfekt ausgewogen.
Authentischer Honiggeschmack an den Zungenseiten, leicht zitroniger Kick auf der Zungenspitze und ein Abgang der mit minziger Süsse in Nase und Rachen nachklingt.
Ein echtes All Day, egal ob bei Hitze am Strand oder zu Hause vor dem Kamin.
Breitsch Hirsch
Geschmacksangabe: Pistazie roter Apfel
Die Pistazie ist hier der dominante Part. Würzig nussig, nicht übertrieben.
Ein leicht saurer Beigeschmack entfaltet sich erst nach und nach, das braucht einige Züge um sich zu entwickeln.
Leider hat Breitsch Hirsch einen leichten, fremden Nachgeschmack der an Torf erinnert, aber er stört nicht wirklich, sondern irritiert eher.
Felsenau Fuchs
Geschmacksbeschreibung: Haselnuss Blaubeere
Der Felsenau Fuchs ist wieder ein Zungen-Gaumen-Nasenliquid, welches alle Geschmacksnerven mit Heidelbeere anregt. Sanft auf der Zunge, kräftig im Rachen, fruchtig in der Nase.
Ich schmecke kaum nussige Nuancen, es ist eher ein Abrunden des Gesamteindrucks der Beeren.
Auch hier hat der Aromakoch löblicherweise die Naturbeere nachempfunden und nicht den (leider) typischen Heidelbeerjoghurt-Kunstgeschmack.
Für mich genügt aber ein Tank, danach brauche ich etwas zum Neutralisieren – der Felsenau Fuchs schmeckt dann aber wieder und wieder und wieder…. nach jeder Pause aufs Neue gut.
Länggass Dachs
Geschmacksbeschreibung: Hollunder saure Mango
Entgegen der Beschreibung ist es nicht wirklich sauer, sondern eher ein prickeliges Vergnügen aus Frucht-süss-sauer.
Mango schmecke ich nicht, eher hausgemachtes Hollundersirup mit Zucker und Zitrone.
Sehr alldaytaugliche Mischung und wieder ein Liquid welches sich in jedem Setup hervorragend entfaltet. M2L etwas saurer, im Nebelwerfer eher süss, aber immer lecker.
Lorraine Luchs
Geschmacksangabe: Haselnuss Erdbeere Brombeere
Der erste Geruch erinnert an Hubba Bubba Erdbeere.
Recht süsses Beerenaroma auf der Zunge und Gaumen, leicht saure Note im Rachen die nach ein paar Zügen auch auf der Zunge prickelt. Das nussige präsentiert sich erst nach einiger Zeit in der Nase und kommt beim Backendampfen etwas früher zur Geltung.
Diese Geschmackskombination ist für ein Beerenaroma wirklich außergewöhnlich, man glaubt die Beere zu erkennen und hat trotzdem ein Erlebnis wie bei einer unbekannten, exotischen Frucht. Fast erweckt es den Eindruck einer überreifen Brombeere, dann schiebt sich das nussige doch dazwischen und geht eine kandierte Symbiose ein.
Matte Eule
Geschmacksangabe: Ingwer Mandarine
Die matte Eule ist ein Liquid, welches ich als „komplex“ kategorisieren möchte.
Primär ist die Mandarine mit kräftiger aber nicht überdeckender Ingwerschärfe die Geschmack ausmacht.
Nach und nach schmeckt man allerding Vanille in verschiedenen Tönungen heraus. Bei geringerer Leistung wird aus dem Mandarinengeschmack eher Litschi, dann meint man Kiwi oder Apfel zu schmecken. Beim Ausatmen dominiert dann wieder der Ingwer in Rachen und Nase.
Trotz der Vielfalt hat jeder Bereich eine eigene Dominanz ohne die Harmonie zu stören.
Monbijou Marder
Geschmacksbeschreibung: Orange Zartbitterschokolade
Auch hier wieder schmeckt es genau nach dem, was draufsteht.
Leider bin ich absolut kein Freund von Frucht-Zartbitter-Kombis.
Schwere dunkle Schokolade, die sich pelzig auf die Zunge legt mit Orangenduft in der Nase. Kein Schnörkel oder Nebengeschmack, schlichtweg echt und natürlich. Langanhaltende Präsenz ohne übermäßig kräftig zu sein. Wie heißt es im Jugendjargon? Leider Geil.
Wyler Falke
Geschmacksangabe: Jasmin Tee
Teeliquids stehe ich eher kritisch gegenüber. Aber der Jasmin schmeckt sehr überzeugend nach frisch gemähtem Heu mit blumigem Duft.
Weich und mild, fast schmeichelnd breitet sich das Aroma bei jedem Zug neu aus und steigert sich in ein ausdrucksstarkes Finale um dann wieder sanft abzuklingen.
Die beste Entfaltung ist bei M2L mit kleiner Luftzufuhr, hierbei kann man den Aufbau des gesamten Geschmacksspektrums am längsten geniessen. Trotz des komplexen Aromas schmeckt jeder Zug gleich und ist sehr stabil, selbst wenn man vorher ein Glas Orangensaft getrunken hat.
Mit Frische
Hinzu kommen verschiedene „On the Rocks“-Ableger, die mit etwas Frische aufgepeppt wurden.
Hier wurde wieder sehr mit Bedacht gearbeitet, denn jeder einzelne der OTR-Varianten zerstört nicht den Basiseindruck, sondern hellt nur etwas auf und gibt einen frischen Beigeschmack.
So kann man auch bedenkenlos kalte Getränke nachtrinken, ohne dass sich die Fußnägel hochrollen.
Eine zusätzliche Beschreibung kann man sich sparen, da der eigentliche Geschmack nicht überdeckt wird.
Zusammengefasst…
Das gesamte Portfolio der Bernvapes-Liquids ist harmonisch, stimmig und natürlich.
Jeder Geschmack ist auf seine Art hervorragend und trotzdem in sich ein eigenes Erlebnis.
Ich hatte zu keinem Zeitpunkt der durchaus umfangreichen Testzeit in irgendeiner Form Langeweile oder auch nur den Eindruck, dass etwas halbherzig zusammengemischt wurde. Jedes einzelne Liquid ist eine Komposition die bis ins Detail passt.
Es gibt schlichtweg kein „zu kalt“, „zu bitter“, „zu fruchtig“ in der ganzen Bandbreite der Geschmäcker.
Selbst die Flaschen sind durchdacht, mit schlanker Spitze um kleine Verdampfer zu befüllen und leichtgängige Deckel zum Einfüllen der Shots. Lesbare (!) Etiketten mit allen relevanten Angaben – und trotzdem ein ansprechendes Design.
Es passt einfach alles.
Überraschende Liquids aus Bayern: https://www.vapers.guru/2019/04/16/wicked-vaper-von-steam-rebels/
Timo Manges
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