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Einigkeit und Recht und Pressefreiheit

Wer die Pressefreiheit angreift, greift uns alle an

Bereits am ersten Mai wurde ein Team der Heute Show in Berlin angegriffen.

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Zwar hat die Staatsanwaltschaft geäußert, die Täter seien dem „linken Spektrum zuzuordnen“. Das erscheint allerdings merkwürdig, da Linke und Linksextremisten nie ein programmatisches Problem mit Medien hatten. Zumindest nicht seit dem deutschen Herbst und „Springerpresse auf die Fresse“.
Allemal ausreichend zu wenig, um ein Team einer Satire Sendung mit Eisenstangen anzugreifen und zusammenzutreten.

Grund für diese Zuweisung war lediglich, dass einige Täter offenbar bereits wegen anderer Straftaten, die dem linken Spektrum zugeordnet wurden, aufgefallen waren.
Es erscheint merkwürdig zufällig, dass das Team zuvor am Rosa-Luxemburg-Platz gefilmt hatte, wo eine so genannte Hygiene Demo abgehalten wurde. Wo sich Desorientierte aller Ausrichtungen versammeln.

Es bleibt eine klare Aussage zur Motivlage abzuwarten, die Ermittlungen dauern an.
Ich lasse mich gerne überzeugen. Denn Spinner gibt es in jeder Couleur.
Die Links-Rechts-Debatte ist für mich instrumentalisierte Zeitverschwendung.

Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass ein Polizist eine junge Tonassistentin während einer Kundgebung ins Gesicht geschlagen haben soll. Auch da laufen die Ermittlungen.

Gestern wurde nun ein Kamerateam der ARD angegriffen. (Video unten)
Auf einer Protestkundgebung, die offenbar von dem therapiebedürftigen Vegankochbuchautoren Attila Hildmann einberufen wurde.
Dieser hatte zuvor alleine am vergangenen Sonntag über 170 Mitteilungen veröffentlicht und angekündigt in „den bewaffneten Untergrund“ zu gehen.

Bezeichnenderweise sprach er noch in eine Kamera für Deutschland sterben zu wollen, verließ nach einem Platzverweis aber sang- und klanglos das Gelände.

Einer dieser Desorientierten versuchte währen der Versammlung ein Mitglied eines Kamerateams der ARD zu treten, traf eine Mikrofon-Angel, die wiederum der Kameramann auf den Kopf bekam.
Was eher aussah wie der infantile Versuch eines Fünfjährigen war nichts desto trotz ein Angriff auf die freie Ausübung der Pressearbeit.

Die selektive Bewertung von Grundrechten

Ich kann die Frustration vieler über die Medien verstehen. Ich verstehe, wie es zu solchen Übergriffigkeiten kommt. Ich kenne die psychologischen Mechanismen, Konzepte und Thesen, die dem zugrunde liegen. Ich verstehe, dass diese Menschen sich auf emotionaler Ebene bedroht fühlen und ihr Hirn das genauso verarbeitet wie einen körperlichen Angriff.
Nachvollziehen kann ich es nicht.

Es ist sicher meinem Gerechtigkeitssinn geschuldet: Es ist mir unmöglich nachzuvollziehen, wie jemand Grundrechte verteidigen will, dabei aber andere Grundrechte bereitwillig ignoriert. Oder sogar bekämpft.
Von den Kognitiven Verzerrungen und den leidigen Fakten einmal ganz abgesehen.

Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut unserer Gesellschaft. Auch für sie haben Menschen geblutet und sind gestorben, nicht erst seit der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten. Auch Pressevertreter und Autoren sind in Konzentrationslagern gestorben.
Der Kampf um die Pressefreiheit ist sehr viel älter und wurde sehr viel blutiger geführt, als es sich offenbar viele Bundesbürger in ihrem rudimentären Schulwissen erhalten haben.



Diese Pressefreiheit bedeutet, dass man es aushalten muss, wenn andere Unfug veröffentlichen.
Man kann dagegen demonstrieren, verklagen, argumentieren… Jeder Bürger hat einen bunten Blumenstrauß an Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren. Persönlich und politisch.
Doch wie auch bei den verzerrten Interpretationen anderer Grundrechte (i.e. Meinungsfreiheit, Unversehrtheit, etc.) mangelt es vielen häufig am Wissen was Polizei, Gerichte, Politik und Presse tatsächlich dürfen und was nicht. Und in dieser Demokratie schon lange dürfen.
Oder was sie selber dagegen machen können und dürfen.

In meiner Wahrnehmung ist das eine sehr viel größere Gefahr für unsere demokratische Gesellschaft, als ein Kamerateam einer Satire Sendung.
In meinem Weltbild hat ein mündiger Bürger das zu wissen, seine Rechte zu kennen, zu wissen wie er sich wehren kann und das zu akzeptieren. Ansonsten ist er kein mündiger Bürger und schließt sich durch Unwissenheit oder emotional bedingter Verzerrung selber aus einer demokratischen Diskussion aus.

Ein mündiger Bürger hat nicht mit einem Strandhütchen in den Nationalfarben auf dem Kopf „Sie haben mir ins Gesicht gefilmt“ in die Kamera zu schreien, während er für einen Staat arbeitet, deren Rechte er zu achten und zu verteidigen hat. Und sie offenbar nicht einmal kennt.

Pressefreiheit ist auch mein Grundrecht!

Ich bin professioneller Blogger und Mitglied im Fachjournalisten Verband. Mein Thema ist die Tobacco Harm Reduction.
Vor allem die E-Zigarette hat unter der tendenziösen Berichterstattung der Medien zu leiden.

Die Bevölkerung ist uninformiert. Eine weniger schädliche Alternative wird Rauchern informativ vorenthalten. Weshalb weiterhin Millionen von Menschen an den Folgen des Tabaks sterben.

Doch das ist weder eine Folge einer Verschwörung noch ein Zeichen fehlender Demokratie. Es ist Folge der Mechanismen von Lobbyarbeit und Agenturmedien, die wir selber ständig unterstützen.
Wir selber bauen uns die Welt, von der wir uns verraten fühlen.
Und auch wenn es nicht gerne gehört wird, aber einen Anteil Eigenverantwortung hat jeder zu tragen.

Deshalb bin ich eher bereit diese Seite zu schließen, als in den Chor der Verschwörungstheoretiker und selbsternannten Demokratieretter einzustimmen. Egal bei welchem Thema.
Denn wenn die Pressefreiheit mir ermöglicht, meine Stimme zu erheben, dann haben auch alle anderen das gleiche Recht. Und wenn meine Stimme dann nicht gehört wird, liegen die Ursachen dafür in mir und nicht bei den anderen.

Die Pressefreiheit schützt nicht nur mich. Sondern auch das Dampfermagazin, die eGarage und alle anderen, die für die Harm Reduction ihre Stimme erheben.
Der Artikel 5 unseres Grundgesetzes schützt auch die Verbände und sogar Simon Bauer mit seinem Kanal Vape Scene Investigation.

Ich würde eher wieder anfangen zu rauchen, als allen anderen die gleichen Rechte abzusprechen, die ich für mich selber in Anspruch nehme.

Pressefreiheit bedeutet nicht, dass nur das veröffentlicht wird, was mir in den Kram passt.
Seitdem die ersten Menschen Farbe mit ihren Fingern an die Wände von Höhlen gemalt haben, sind Medien immer subjektiv. Und seit Lutherbibel und Flugblättern des Dreißigjährigen Krieges sind Medien politisch.

Eine neutrale Presse gibt es nicht, gab es nie und wird es nie geben. Dieser Anspruch ist in sich bereits falsch.
Kein „aber“.

Die verhätschelten Kinder des langen Friedens

Jeder Mensch ist Teil einer Gesellschaft.
Und menschliche Gesellschaften sind komplex und hierarchisch. Jede Gesellschaft, zu jeder Zeit.
Deshalb gibt es in jeder Gesellschaft Werte, die mehr wert sind, als das eigene Wohl. Ja sogar als Menschenleben.

Und wer das nicht versteht oder einsieht, ist in meinen Augen der verzogene und verhätschelte Spross einer Gesellschaft, die seit 75 Jahren in Frieden lebt. Der nie verstanden hat, dass er selber nur eine Ameise in einem Haufen ist. Der sich selber und seine abgöttisch angebetete Individualität überbewertet und nie gezwungen war abzuwägen.

Ich selber kritisiere viele Maßnahmen, die wegen Corona getroffen wurden. Ich selber kritisiere, dass es keine Daten und Informationen gibt, die eine Risikoabwägung nachvollziehbar machen.
Aber ich fühle mich dadurch nicht bedroht. Und ich wähle Wege der Kritik, die mir zustehen.

Die Maßnahmen werden bereits zurückgefahren. Ob sie nötig waren, werden später Wissenschaftler beurteilen. Ob sie juristisch einwandfrei waren, werden Gerichte beurteilen. Die ersten Prozesse laufen längst.

Wir werden viel zu besprechen haben

Derzeit bin ich durch nichts, aber auch absolut gar nichts, derartig in meinen Grundrechten eingeschränkt, dass ich mir etwas von der Abschaffung der Demokratie zurechtspinnen muss. Geschweige denn von einem Impfzwang für eine Impfung, die es noch gar nicht gibt. Und einem Bill Gates, der durch Euthanasie die Weltherrschaft anstrebt.

Die Ursachen für Verschwörungstheorien liegen meist zwischen den Ohren. Und ich überlege seit Tagen, ob ich versuchen sollte, das redaktionell aufzugreifen und zu erklären. Da diese Exemplare eh nicht mit Fakten zu erreichen sind, würde es eh eher der Unterhaltung und Information der halbwegs normal Gebliebenen dienen.

Unterm Strich bleibt für mich jedoch – neben wachsender Sorge, Wut und wirklicher Bestürzung – tatsächlich nur eins:
Greift jemand die Pressefreiheit an, greift er auch mich an.

Nicht, weil ich damit Geld verdiene. Sondern weil ich die Pressefreiheit für diese Gesellschaft für einen weit höheren Wert halte, als mir beim Einkauf eine Maske anziehen zu müssen oder nicht mit dem Kumpel in der Kneipe dreißig Bier trinken zu können.
Und mit jeder dieser Meldungen verringert sich meine Geduld und mein Verständnis.
Empathie habe ich dafür nie empfunden.

Wenn dieser Spuk halbwegs vorbei ist, werden wir viel zu besprechen haben.
Nicht nur über Viren, die Rechte des Staates, Verschwörungstheorien, Impfungen und Wissenschaftsverständnis. Sondern auch über die rudimentären Kenntnisse der Grundlagen der Gesellschaft, in der wir leben. Staatsbürgerkunde tut Not.
Denn das scheint mit 20 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund und 16 Millionen Bürgern aus der ehemaligen DDR irgendwie abhandengekommen zu sein.

Zusammen mit Netz 2.0, wo jeder Idiot seine Meinung in den Äther blasen kann, war das wohl etwas viel auf einmal für unsere Demokratie.
Und diejenigen, die zurück zu alten Werten wollen, treten sie gerade mit Füßen. Weil sie diese Werte vergessen haben oder nie kannten. Und einige wollen sie gerne abschaffen.

Ich wünsche uns allen gute Besserung.


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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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