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Umfragen zeigen: Ärzte und Apotheker weitestgehend uninformiert

Unfragen bestätigen erschreckende Desinformation

  • Befragungen zeigen weite Desinformation in der Bevölkerung
  • Auch Ärzte und Apotheker sind unzureichend informiert
  • Konzept der Tobacco Harm Reduction weitestgehend unbekannt

In Brüssel sind die Zeichen auf Diskussion um die E-Zigarette gestellt. Und in Deutschland findet derzeit ein Streit um das Werbeverbot und die Regulierung von nikotinfreien Liquids statt. Kanzleramt, Regierungskoalition und Drogenbeauftragte sind sich offenbar uneinig, weshalb eine Entscheidung bereits mehrfach vertagt wurde.

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Das hinterlässt den Eindruck, dass die E-Zigarette in der großen Politik angekommen ist. Leicht ist man versucht zu glauben, dass dies also auch in der Bevölkerung der Fall sei.
Mehrere Umfragen zeigen nun, dass das Gegenteil der Fall ist.

Der Wissensstand um die E-Zigarette ist in der Bevölkerung erschreckend gering.
Umso erschreckender, dass vor allem Raucher wenig Informationen zur E-Zigarette haben.

Derzeit sterben alleine in Deutschland nach Schätzungen jährlich 121.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsum. Es wäre also zu erwarten, dass der Wissensstand um eine deutlich weniger schädliche Alternative bei Rauchern und Medizinern entsprechend hoch ist.

Verbrauchermonitor des BfR

Anfang des Monats veröffentlichte das BfR einen Verbrauchermonitor zur E-Zigarette.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung ist dem Bundesministerium für Ernährung unterstellt.

Die Behörde befragte insgesamt 1006 Personen telefonisch. Diese wurden durch Zufallsprinzip ausgewählt. Eine solche randomisierte Befragung gilt als sehr zuverlässig.
Das Ergebnis war jedoch erschreckend.

Nur 27 Prozent der Befragten hielten das Risiko von E-Zigaretten im Vergleich zu Tabakzigaretten für „niedriger“ oder „eher niedrig“. Ganze 37 Prozent hielten das Dampfen für genauso gefährlich wie das Rauchen. Und 35 Prozent hielten das Risiko sogar für höher oder viel höher.

Fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) verbanden das Risiko mit Lungenerkrankungen, 42 Prozent mit Krebs.

Das widerspricht fundamental dem derzeitigen wissenschaftlichen Stand.
Bereits 2015 hatte PHE, die staatliche Gesundheitsbehörde Großbritanniens, das Risiko der E-Zigarette auf 95 Prozent geringer geschätzt. Anfang 2018 legte sie nochmal nach und schätzte das Krebsrisiko aufgrund von Metastudien auf 99,5 Prozent geringer.

Wie der Berliner Lungenspezialist Dr. Thomas Hering kürzlich im Fachjournal Der Internist schrieb, wird diese Zahl inzwischen auch durch Einzelstudien bestätigt. (0,4 Prozent Krebsrisiko im Vergleich zur Tabakzigarette)

Anteil der Dampfer weiterhin gering

Diese Desinformation macht erklärlich, dass 78 Prozent der Raucher es für „sehr unwahrscheinlich“ hielten, in Zukunft E-Zigaretten zu nutzen.
Von allen Befragten hielten 37 Prozent das gesundheitliche Risiko durch E-Zigaretten für „sehr hoch“.

Der Anteil der Dampfer dürfte also auch in naher Zukunft in der Bevölkerung sehr gering bleiben.
Nur zwei Prozent aller Befragten gaben an, regelmäßig und ausschließlich die E-Zigarette zu nutzen.
Allerdings gab es eine Überschneidung von vier Prozent mit den Rauchern (21 Prozent). Der Anteil der so genannten Dual User, also jener die sowohl rauchen wie auch dampfen, ist damit doppelt so groß, wie der der reinen Dampfer.

Große Einigkeit gab es jedoch bei der Frage, ob die E-Zigarette auch positive Effekte hätte. Ganze 84 Prozent verbanden keinerlei Vorteile mit der Dampfe.



Ärzte und Apotheker uninformiert

Fast zeitgleich veröffentlichte die Philip Morris GmbH die Ergebnisse mehrerer Umfragen.
Und diese Ergebnisse sind noch erschreckender.

Harm Reduction oder Schadensminimierung bezeichnet das Konzept, den Schaden von Substanzen zu reduzieren, wenn Menschen den Konsum nicht von alleine einstellen oder reduzieren wollen oder können.
Das bekannteste Beispiel für Schadensminimierung waren die damals hart umstrittenen Maßnahmen bezüglich Heroin Abhängigen. Es wurden Drückerstuben eingerichtet und der Ersatzstoff Methadon angeboten.
Das Konzept erwies sich bisher überall als sehr erfolgreich, um den Schaden an Menschen und Gesellschaft zu reduzieren.

Von den durch Philip Morris befragten Apothekern gaben 91 Prozent an, das Konzept der Schadensminimierung beim Rauchen (Tobacco Harm Reduction) nicht zu kennen. Obwohl sie selber Nikotinpflaster und ähnliche Ersatztherapien anbieten.
Diese NRT (Nicotine Replacement Therapies) sind ebenfalls Harm Reduction Angebote und damit in der Idee nichts anderes als E-Zigaretten.

Sogar 69 Prozent der befragten Ärzte gaben an, das Konzept der Tobacco Harm Reduction nicht zu kennen.

Darüber hinaus hielten 77 Prozent der Apotheker das Schadenspotential von E-Zigaretten für gleich hoch oder sogar höher als bei Tabakzigaretten.

Desinformation entgegen der Wissenschaft

Der Kern des Problems lässt sich sicher an der fundamentalen Fehleinschätzung des Risikos des Rauchens festmachen.

Nikotin wurde immer mit verbrennbaren Tabak gleichgesetzt. Denn es war über Jahrhunderte die (fast) einzige Möglichkeit, Nikotin zu konsumieren.

Dies wurde in den vergangenen drei Jahrzehnten durch die Pharma- und Gesundheitslobby verstärkt.
Die aus sehr eigenen Interessen handeln. Da sie Entwöhnungskurse und pharmazeutische Ersatzprodukte verkaufen, die ihnen Milliarden in die Kassen spülen.

Hinzu kommen die reißerischen, unverhältnismäßigen und häufig falschen Berichte in den Medien, die wiederum nur Agenturmeldungen verbreiten.

Dabei ist die Wissenschaft längst weiter.
Wie viele Studien inzwischen gezeigt haben, macht Nikotin weder Krebs noch ist es für den Menschen so giftig, wie seit dem vorletzten Jahrhundert angenommen wurde.
Und es gibt bis heute auch keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass Nikotin ein großes Suchtpotential hat.
Daher wird Nikotin in Abwesenheit von Tabak von vielen Wissenschaftlern inzwischen eher auf dem Level von Coffein eingeordnet.

Das Gefährlich am verbrennbaren Tabak sind eben die Verbrennungsstoffe. Diese sind es, die zu kardiovaskulären Erkrankungen und zu Krebs führen. Und die Suchtgefahr durch eine Verhaltensabhängigkeit scheint weit größer zu sein und durch das Nikotin nur unterstützt zu werden.

Am deutlichsten wird die völlige Fehleinschätzung an einem Ergebnis der Erhebungen.
Nicht einmal die Hälfte des befragten Pflegepersonals wusste, dass der Verbrennungsprozess das Gefährlich am Rauchen ist. Das bedeutet 61% der medizinisch Tätigen unterlagen der Desinformation.


Verbrauchermonitor des BfR (Guru server): https://www.vapers.guru/wp-content/uploads/2020/05/bfr-verbrauchermonitor-2019-spezial-e-zigaretten.pdf

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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