Ich veröffentliche sehr häufig, dass Nikotin nicht süchtig macht. Meine übliche Formulierung ist eher und genauer, „dass Nikotin keine nennenswerte Suchtwirkung hat“.
Und fast jedes Mal finden anschließend Diskussionen auf Social Media statt. Einmal mit E-Zigaretten Konsumenten, die beim Ausschleichen von Nikotin andere Erfahrungen gemacht haben. Und mit Rauchern oder Nichtrauchern, die das anzweifeln.
Es wird sich für viele verständlicherweise erstmal absurd anhören.
Das Thema ist komplex. Sehr grundsätzlichen Überlegungen dazu verschließen sich, wenn man sich nicht intensiv und auf akademischem Niveau damit auseinandersetzt.
Auch in der vergangenen Woche entstand wieder eine solche Diskussion in der Facebook Gruppe von VAPERS.GURU. (Link unten) Also habe ich schlaftrunken versprochen, es noch einmal zu erklären.
Ich versuche es so einfach und kurz wie möglich, mit möglichst wenig Wissenschaft. Ich versichere jedoch, dass dem die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zugrunde liegen.
Unten findet Ihr noch ein entsprechendes Video von Prof. Dr. Bernd Mayer. Das ist der Chef der Pharmakologie der Karl-Franzens-Universität in Graz. Wer Interesse daran hat, kann sich also auch alles nochmal in einem Vortrag auf akademischem Niveau in etwa einer Stunde reinziehen.
Also auf ein Neues. Aber diesmal: Macht Nikotin süchtig? …für Dummies.
Eine Sucht „bezeichnet in der Medizin das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand.“ (Wikipedia)
An dieser Formulierung sieht man bereits, dass es nicht nur um etwas körperliches geht. Es geht um einen „Erlebniszustand“. Denn ein Spielesüchtiger ist genauso süchtig wie ein Crack Süchtiger.
Jede Sucht hat also zwei Komponenten, die man voneinander trennen sollte. Die körperliche Sucht und die psychische Abhängigkeit.
Ein Heroinsüchtiger ist körperlich von seinem Stoff abhängig. Im wahrsten Sinne. Nach etwa acht Stunden kommt er in den Entzug. Sein Körper reagiert mit Schweißausbrüchen, Zittern, Gliederschmerzen und Erbrechen. Das kann bis zum Kreislaufzusammenbruch gehen. Ein Schwerstabhängiger kann am Entzug sterben.
Das findet bei Rauchern aber gar nicht statt. Selbst wenn Raucher berichten, dass sie im Entzug mal fahrig werden, Stimmungsschwankungen haben oder ähnliches. Doch diese Symptome kommen nicht vom körperlichen Entzug, sondern vom psychischen. Denn der bedeutet Stress.
Gegenbeweis: Ein Raucher zündet sich im Schnitt mindestens einmal pro Stunde eine Zigarette an. Er hat nach acht Stunden Schlaf keine relevante Menge Nikotin mehr im Körper. Das Nikotin vom Vortag ist abgebaut. Er hat also seinen Entzug einfach verpennt. Das wäre bei anderen, körperlichen Süchten – wie nach Opiaten – schlicht unmöglich.
Nikotin hat also keine Komponente einer körperlichen Abhängigkeit. Auch wenn viele das glauben oder Nikotinkonsumenten das vielleicht so empfinden.
Der aufmerksame Leser wird merken, dass ich hier bereits die Begrifflichkeiten gewechselt habe, um das zu verdeutlichen. Von „Sucht“ zu „Abhängigkeit“.
Denn es geht um einen rein psychologischen Effekt. …auch wenn die Wissenschaft inzwischen so weit ist, auch psychologisch Effekte auf physische Vorgänge im Gehirn zurückführen zu können. Trotzdem ist die Unterscheidung zwischen Psyche und Physis auch weiterhin sinnvoll.
Spielsüchtige sind danach süchtig zu spielen. Nicht danach zu gewinnen. Sondern nach dem „Erlebniszustand“. Sie rauchen keine Roulette Tische und spritzen sich keine Spielautomaten. Ganz ähnlich ist es bei allen psychischen Abhängigkeiten. Es wird ein bestimmtes Gefühl gesucht, dass man auch haben kann, wenn man Kaffee trinkt, Schokolade isst, auf Social Media mit anderen kommuniziert, etc.
All das kann zu einem Suchtverhalten führen. Weshalb psychische Abhängigkeiten inzwischen immer mehr als Zwangsstörungen angesehen und eingeordnet werden. Deshalb muss man sich anschauen, wie eine psychische Abhängigkeit überhaupt entsteht.
Wichtig zu verstehen ist, dass eine psychische Abhängigkeit nicht „leichter“ oder „schlimmer“ ist, als eine körperliche. Es ist schlicht etwas anderes. Man kann auch ein Nierenversagen nicht mit einer Magersucht vergleichen.
Die meisten sollten aus dem Biologieunterricht noch den Pawlowschen Hund kennen. Iwan Pawlow hatte einem Hund regelmäßig Fressen gegeben und dabei mit einem Glöckchen geklingelt. Der Hund entwickelte daraufhin Speichelfluss in Vorfreude auf sein Fressen. Etwas, was sicher viele von uns ebenfalls kennen werden. Nach einer Weile hat er das Glöckchen geklingelt, aber dem Hund kein Fressen gegeben. Dem Hund lief weiterhin „das Wasser im Mund zusammen“.
Da der Hund nicht bewusst „denkt“, muss also unterhalb des Bewusstseins etwas passiert sein, was diesen Effekt auslöst. Pawlow bekam später den Nobelpreis für seinen Nachweis der Konditionierung: Unbedingte Reaktionen können zu bedingten Reaktionen werden.
Diese Konditionierung ist die Ursünde aller psychischen Abhängigkeiten. Das Futter ist das, wovon man abhängig ist. (Zocken, Kaffee, Social Media, etc.) Das Glöckchen ist ein Schlüsselreiz. Das kann das Aufbrühen des Kaffees sein, der Blick auf einen Spielautomaten oder ähnliches. Das wurde mit dem Erlebniszustand unterbewusst verknüpft. Und das Wasser, das im Mund zusammenläuft, sind „Glückshormone“, die in unserem Hirn ausgeschüttet werden.
Ein Beispiel, das viele vielleicht kennen werden: Ist man verliebt und bekommt eine Nachricht von dem oder der Angebeteten, erklingt ein Signal des Handys. Das Hirn schüttet Dopamin und andere Glücklichmacher aus. Nach einer Weile werden diese bereits ausgeschüttet, wenn nur das Handy piept. Und wir sind dann endtäuscht, wenn es nur eine Nachricht von der Oma ist. Kommt länger keine Nachricht, gucken wir ständig auf das Handy, ob wir nicht eine Nachricht verpasst haben.
Das ist der Mechanismus des Entstehens einer Zwangsstörung, einer psychischen Abhängigkeit.
Es gibt bis heute keinen Nachweis, dass Nikotin alleine süchtig macht. Das ist ein schlichter und sehr einfacher Fakt. Ebenso wie Nikotin keinen Krebs verursacht. Das ist ebenfalls eine Legende.
Aber es ist in der Wissenschaft nun einmal nichts zu beweisen, was nicht da ist. Das geht rein logisch nicht. Denn wie sollte man beispielsweise beweisen, dass es keine karierten Kängurus gibt? Man müsste alle einzeln zählen und könnte trotzdem nie sicher sein, nicht doch eins übersehen zu haben.
Man muss sich also einer Wahrscheinlichkeit annähern. Beispielsweise durch Beobachtung. Wenn hunderttausende Kängurus braun sind, ist es unwahrscheinlich, dass es ein kariertes gibt. Man kann auch über die Genetik versuchen zu erklären, warum Kängurus braun sind. Oder beispielsweise durch die Evolution, denn ein kariertes Känguru würde ja sehr schnell von Fressfeinden entdeckt und aus dem Genpool weggefressen werden. Außerdem hätte doch sicher längst jemand davon berichtet, wenn er mal ein kariertes Känguru gesehen hätte.
Und genauso ist es mit der Suchtwirkung von Nikotin. Man muss aus dem, was man hat, Rückschlüsse ziehen.
Hinzu kommt, dass man ja nicht einfach Menschen, die nie Nikotin konsumiert haben („nikotinnaiv“), Nikotin verabreichen kann. Auf die Gefahr hin, dass sie dann wider Erwarten doch abhängig werden. So etwas würde keine Ethikkommission genehmigen.
Aber es gibt sehr viele Hinweise und sogar einige Studien dazu.
Zunächst einmal ist weltweit kein Fall dokumentiert, dass jemand in Abwesenheit von Tabak nikotinsüchtig geworden ist. Bei fast acht Milliarden Menschen müsste doch wenigstens mal ein blitzgescheiter Nichtraucher auf die Idee gekommen sein, sich Nikotinsprays reinzuziehen. Aber da ist einfach nichts.
Hinzu kommt, dass wenn das Nikotin alleine so entscheidend wäre, die so genannten Nikotinersatztherapien (NRT, Nicotine Replacement Therapies, i.e. Pflaster, Kaugummis, etc.) ja helfen müssten. Bei Heroinsucht hilft Methadon ja auch.
Aber diese Gimmicks der Pharmaindustrie kommen im Durchschnitt auf eine Erfolgsquote von etwa fünf Prozent. Und sind damit nur knapp über dem Level von Placebos. Was nichts anderes bedeutet, als dass die Menschen eine fast genauso gute Chance hätten mit dem Rauchen aufzuhören, wenn sie sich Biene Maja Pflaster auf den Hintern kleben würden.
Es gab viele Untersuchungen mit Ratten und Mäusen. Ohne Ergebnis. Und in zwei Studien wurde auch Nikotinnaiven regelmäßig Nikotin verabreicht. Also Menschen, die zuvor nie Nikotin konsumiert haben. Mit dem Ergebnis, dass auch sie keine Sucht entwickelten. (Pullan et al., 1994; Newhouse et al., 2012)
Der fast als legendär verehrte Suchtforscher Dr. Karl Fagerström aus Schweden hatte den „Test für Nikotinabhängigkeit“ entwickelt. Eigentlich sollte den jeder Arzt als „Fagerström Test“ kennen. Doch Fagerström hat ihn selber schon 2011 umbenannt. Denn er hat schnell eingeräumt, dass das Nikotin alleine keine Suchtwirkung haben kann. Daher heißt der Test heute offiziell „Fagerström Test für Zigarettenabhängigkeit“.
Kommen wir also zur Kardinalsfrage. Warum machen Zigaretten süchtig? Und warum machen offenbar Zigarren und Shishas weit weniger süchtig?
Weil viele Komponenten an der Zigarette die Entwicklung einer psychischen Abhängigkeit fördern. Sie bieten den „Erlebniszustand“, der dafür nötig ist. In einer Frequenz und mit Effekten, die das unterstützen.
Zum ersten sind die Komponenten für die Konditionierung (das Glöckchen) ganz wichtig.
Der Reiz (Throat Hit)
Die sensorische Wahrnehmung (Geschmack, Rauch/Dampf)
Die Haptik (etwas in den Fingern haben)
Das Ritual (Anzünden, Zigarettenpause, Qualm ausstoßen)
etc.
Ich selber glaube sehr stark, dass auch die Portionierbarkeit eine große Rolle spielt. Eine Zigarette dauert eine bestimmte, aber nicht zu lange Zeitspanne. Sie liefert eine bestimmte Menge Rauch. Und das verstärkt das Ritual. Der Raucher belohnt sich mit einer Zigarette wie mit einer Praline, was das Belohnungssystem ansprechen könnte. Mit einer Zigarre, die man stundenlang paffen kann, oder einer Shisha, die man aufwendig vorbereiten muss, geht das nicht so einfach.
Und jetzt folgt der wohl wichtigste Satz, für den diese ganzen Erklärungen notwendig waren:
Das Nikotin unterstützt diese Mechanismen, ist aber nicht Auslöser der Abhängigkeit.
Denn das Nikotin erhöht ja kurzfristig den Blutdruck und versteift die Arterien. Was Joggen übrigens genauso bewirkt. Und es fördert die Ausschüttung von „Glückshormonen“.
Und genau das wird durch den Tabak sogar noch weiter verstärkt. Denn der Tabakrauch enthält Stoffe, die den Abbau von Dopamin verhindern. (Monoaminooxidase Hemmer) Das ist offenbar die Erklärung dafür, dass fast alle Menschen, die an affektiven Störungen wie Depressionen leiden, rauchen.
Um auf den Pawlowschen Hund zurückzukommen: Für den Raucher ist der reine Gedanke daran, eine Zigarette rauchen zu können, schon das Glöckchen. Der Reiz, der Auslöser, der Trigger. Dann läuft ihm bereits das Wasser im Mund zusammen, das Hirn fängt schon mal an Dopamin bereitzulegen: Er will den Erlebniszustand der Zigarette haben. Das Ritual, das Anzünden, das Inhalieren, das Kratzen im Hals, die Entspannung sich nur darauf zu konzentierieren.
Das Nikotin macht das Futter (i.e. die Zigarette) nur ganz besonders lecker. Es erhöht den Reiz und die Belohnung. Denn es versteift die Arterien, erhöht den Blutdruck, macht aber gleichzeitig ruhig und entspannt. Meist so, dass der Raucher es gar nicht bewusst wahrnimmt.
Würde man ihm jetzt das Nikotin einfach so geben, würde es ihn nicht befriedigen. Denn das meiste, was er durch die Zigarette hat, bekommt er so nicht.
Das ist, sehr vereinfacht, das Erklärungsmodell, das die Suchtforschung aktuell anbietet.
Warum wird immer wieder behauptet, dass Nikotin süchtig macht?
Die Erklärung dafür ist denkbar leicht: Weil es so schön einfach ist.
Um an diesen Punkt zu kommen musste ich sehr viel erklären. Und es ist eigentlich immer noch sehr ungenau. Ein Redakteur einer Zeitung oder beim Fernsehen hat aber gar nicht die Zeit. Also verkürzt er es einfach auf: Nikotin macht süchtig.
Hinzu kommt, dass Tabak seit hunderten Jahren in Europa im Gebrauch ist. Und recht schnell auch das Nikotin entdeckt wurde, das im Tabak enthalten ist. Das ist übrigens in allen Nachtschattengewächsen enthalten, auch in Kartoffeln, Tomaten und Auberginen. Aber verbrennbarer Tabak war eigentlich die einzige Möglichkeit, Nikotin zu konsumieren. Und seit etwa einem halben Jahrhundert springen nun alle auf den Zug auf und erklären und glauben, dass das Nikotin süchtig macht.
Ein weiterer Faktor ist, dass der Mensch ungerne bereits ist zu akzeptieren, dass unterbewusste Vorgänge in seinem Hirn für sein Handeln verantwortlich sind. Das musste schon Sigmund Freud feststellen, der stark für seine Theorien zum Unterbewussten angegriffen wurde. Während man sich gerne einredet, alles logisch und durch sein Denken unter Kontrolle zu haben, vermittelt so etwas wie eine psychische Abhängigkeit eher das Gefühl, nicht der Herr im eigenen Haus zu sein.
Da ist eine Erklärung durch eine Substanzabhängigkeit doch viel verlockender: Nicht ich bin schuld, es ist das böse Nikotin.
Ausgenutzt wird das vor allem durch die Gesundheitslobby. Die bis heute, entgegen der besseren wissenschaftlichen Erkenntnisse, gerne noch vom süchtig machenden Nikotin spricht. Das ist auch verständlich, denn schließlich wollen sie ja ihre Rauchentwöhnungen verkaufen. Und gerne als Kassenleistung durchsetzen.
Und letztendlich haben wir die sehr mächtige Pharmalobby. Die natürlich bemüht ist, eine Substanzabhängigkeit zu postulieren. Was auch der Grund für die Gegenwehr gegen die E-Zigarette, Tabakerhitzer oder den Snus ist. Denn sonst würden die Abhängigen ihre Pflaster und Dragees nicht mehr kaufen. Ein Markt, der derzeit jährlich etwa 20 Milliarden verspricht, mit zweistelligen Zuwachsraten.
Und so wird etwas konstruiert, das die Differenzierung von psychischer Abhängigkeit und physischer Substanzabhängigkeit einfach ignoriert: Nikotin in Zigaretten, E-Zigaretten, Kautabak und Snus macht süchtig, das Nikotin in Pflastern aber nicht. Was schlicht absurd ist.
Ja, natürlich gibt es da Unterscheide. Aber die liegen eben nicht im Nikotin. Denn das ist immer gleich. Sondern ob eine psychische Abhängigkeit durch die Konsumform gefördert wird, oder eben nicht.
Da dies ein Blog zur Tobacco Harm Reduction ist, noch ein Wort zu E-Zigarette. Was aber jedem aufmerksamen Leser nun einleuchten sollte.
Ja, viele Dampfer sind abhängig. Denn sie waren vorher schon von Zigaretten abhängig. Aber völlig egal wie sie es selber empfinden, wahrnehmen und interpretieren: Sie sind streng wissenschaftlich nicht nach Nikotin süchtig.
Sie haben eine psychische Abhängigkeit nach der Haptik, dem Reiz, dem Throat Hit, dem Geschmack. Eine Verhaltensabhängigkeit, eine Zwangsstörung.
Wer das differenzieren will, der müsste einen Blindversuch machen. Er müsste Liquids dampfen, die kein Nikotin enthalten. Und zwar ohne dass er weiß, ob Nikotin enthalten ist. Nach einigen Tagen müsste er beurteilen, ob er den Unterschied überhaupt bemerkt hat.
Viele Dampfer berichten, dass sie das Nikotin ausgeschlichen haben und danach kaum noch gedampft haben. Das erklären sie sich durch die Abwesenheit von Nikotin. Aber diese Schlussfolgerung ignoriert alles, was ich bisher erklärt habe. Denn jemand, der eh den Konsum reduzieren will, wird ja mit dem Nikotin auch seinen Konsum ausschleichen. Er löst das so genannte Suchtverhalten und damit die psychische Abhängigkeit insgesamt auf.
Dagegen spricht auch, dass es auch Nikotinkonsumenten gibt, die keine Abhängigkeit entwickeln. Nämlich wenn sie in einem Zigarrenclub sind oder sich zweimal in der Woche mit Freunden in Shisha Bars treffen. Im indischen, persischen und arabischen Raum gibt es Millionen von Menschen, die regelmäßig Tabak mit Shishas konsumieren. Darüber hinaus aber nie Zigaretten anfassen.
Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass E-Zigaretten süchtig machen. Das kann verschiedene Ursachen haben. Beispielsweise, dass weit weniger Nikotin im Plasma ankommt, als bei einer Tabakzigarette. Oder auch, weil die E-Zigarette nicht portionierbar wie eine Zigarette ist. Auch die Abwesenheit von Monoaminooxidase-Hemmern könnte eine Rolle spielen. (Die hier aber weit den Rahmen sprengen würde.) Wie lange soll eine Zigarettenpause dauern, wenn man stundenlang konsumieren könnte? Das Suchtverhalten ist vergleichbar mit einer Zigarre, die man jederzeit ausmachen kann. Das Belohnungssystem läuft ins Leere, der Konsum ist nichts Besonderes mehr.
Die Frage stellt sich aber auch gar nicht. Weil über 99 Prozent aller Dampfer sowieso ehemalige Zigarettenraucher und damit abhängig sind.
Wichtig zu verstehen ist, dass das Nikotin, das eine Abhängigkeit unbestreitbar fördern oder aufrechterhalten kann, gar nicht das große Übel ist. Sondern der Verbrennungsvorgang. Das Inhalieren von verglimmtem Tabak führt zu kardiovaskulären Erkrankungen, Krebs und Schlaganfällen. Nicht das Nikotin.
Diese Diskussion ist keine kleinteilige Wortklauberei!
Denn zum ersten ist es entscheidend für den Jugendschutz, den Konsumentenschutz und die Harm Reduction, ob E-Zigaretten genauso abhängig machen wie Tabakzigaretten. Und trotz der schwierigen Befundlage sieht es derzeit nicht danach aus.
Zum zweiten ist es wichtig zu differenzieren, um der Pharma- und Gesundheitslobby den Wind aus den Segeln zu nehmen. Mit denen sie gegen die deutlich weniger schädliche Alternative der E-Zigarette und der Tabakerhitzer ankämpfen. Denn das Gefährliche sind die Verbrennungsstoffe des Tabaks, nicht das Nikotin.
Wäre die Suchtwirkung von E-Zigaretten also deutlich geringer als von Tabakzigaretten, wären Diskussionen um den Jugendschutz unsinnig. Und genau davon gehen immer mehr Suchtforscher und Wissenschaftler aus.
Nikotin wird von Suchtforschern inzwischen mit Coffein verglichen.
tl;dr
Nikotin verursacht keine physische Abhängigkeit
Nikotin kann das Entstehen einer psychischen Abhängigkeit begünstigen und unterstützen
Nikotin ist kein alleiniger Auslöser für eine psychische Abhängigkeit
Hochrangige Suchtforscher erkennen das längst an
Weltweit gibt es keinen dokumentierten Fall einer Abhängigkeit von Nikotinsprays o.ä.
Nikotin verursacht keinen Krebs
Nikotin wird von Suchtforschern inzwischen mit Coffein verglichen
Das Gefährliche im Tabak sind die Verbrennungsstoffe, nicht das Nikotin
Video Vortrag
Prof. Dr. Bernd Mayer Leiter der Pharmakologie und Toxikologie am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz
Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.