Gestern fand die dritte Fachkonferenz zu E-Zigaretten und Tabakerhitzern statt.
Ausgerichtet wurde sie vom Institut für Suchtforschung der University of Applied Science in Frankfurt unter der Leitung des Suchtforschers und Soziologen Prof. Dr. Heino Stöver.
(Ausführlicher Bericht folgt.)
Als Ergebnis der Tagung haben die Organisatoren ein gemeinsames Positionspapier veröffentlich, das von vielen unabhängigen Wissenschaftlern bereits unterzeichnet wurde. Unter dem Titel „Neue Wege zur Eindämmung des Rauchens“ geben Sie eine Perspektive und Empfehlungen an Politiker und Ärzte.
Erarbeitet wurde das Papier von dem Veranstalter Prof. Dr. Stöver und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Daniela Jamin, sowie von dem Facharzt für Pneumologie Dr. Hering aus Berlin.
Zu den Verfassern zählt darüber hinaus der Gefäßchirurg Prof. Dr. Martin Storck, der Direktor am Städtischen Klinikum Karlsruhe ist, eine Gastprofessur in Japan unterhält und unter anderem auch Vorträge in Oxford hält. Er ist auch ehemaliges Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin.
Die Kernaussagen
Eine grundlegende Aussage ist, dass Deutschland das Rahmenübereinkommen der WHO (FCTC) unterzeichnet hat. Dieses aber bei weitem nicht einhält.
Das Positionspapier weist darauf hin, dass diese Rahmenbedingung „Strategien zur Verminderung […] des Schadens“ fordert. Was die Verminderung des Konsums von Tabakerzeugnissen beinhaltet.
Das muss als Kritik an der WHO gewertet werden. Da diese versucht, die E-Zigarette und Tabakerhitzer zu bekämpfen, anstatt sie gemäß ihrer eigenen Regeln als Mittel der Schadensminimierung zu akzeptieren.
Kritiker vermuten dahinter die Interessen der Pharmaindustrie, von deren Geldern die WHO inzwischen stark abhängig ist.
Weitere Thesen im Überblick:
- „E-Zigaretten und Tabakerhitzer sind nach aktueller Risikoeinschätzung erheblich weniger schädlich als fortgesetztes Rauchen.“
- „Für Tabakraucher, die nicht mit dem Rauchen aufhören können oder wollen, bedeutet der vollständige Umstieg auf E-Zigaretten eine Schadensminderung (Harm Reduction)“
- Die Information der Bevölkerung über die mögliche Risikoreduktion durch E-Zigaretten ist mangelhaft.
- Studienzitat: Die E-Zigarette ist beim Rauchausstieg doppelt so erfolgreich wie Nikotinersatztherapien (Pflaster, Sprays, etc.).
- Studienzitat: Alleine in den USA könnten durch die E-Zigarette im Zeitraum von 10 Jahren 6,6 Millionen vorzeitige Todesfälle verhindert werden.
- Aktuelle Zahlen aus Deutschland zeigen keinen Gateway Effekt bei Jugendlichen.
- Der Tabakkonsum unter Jugendlichen geht weltweit zurück, die E-Zigarette beschleunigt diese Entwicklung sogar.
Empfehlungen an Politik und Ärzte
Die Wissenschaftler empfehlen der Politik daher eine bessere Aufklärungsarbeit. Aus ihrer Sicht ist es eine „absolute, ethische Notwendigkeit“, die Bevölkerung über „eine weniger schädliche Alternative“ aufzuklären.
Auch gegenüber Ärzten und medizinischem Fachpersonal wird empfohlen, ein „erhebliches Informationsdefizit“ zu beheben.
Ärzte sollten Patienten zum Rauchstopp die E-Zigarette „aktiv empfehlen“.
Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements wird Unternehmen und Arbeitgebern empfohlen, „auch den Umstieg auf Produkte ohne Tabakverbrennung bekannt zu machen“.
Und Rauchern wird der „schnellstmögliche“ und vollständige Umstieg auf rauchfreie Produkte empfohlen. (E-Zigaretten, Tabakerhitzer, Snus)
Bereits viele Unterstützer
Das eigentlich sensationelle an diesem Positionspapier ist, dass dieses aus Deutschland kommt.
Und dass es von vielen Wissenschaftlern bereits als Unterstützer unterzeichnet wurde.
„So begrüßenswert das überfällige Werbeverbot für Verbrennungszigaretten ist, so dringend ist es, Alternativprodukte nicht nur zu regulieren, sondern als Hilfsmittel zur Senkung der Raucher*innenzahlen anzuerkennen.“
Postitonspapier „Neue Wege zur Eindämmung des Rauchens“, 15.10.2020
Zu den Unterstützerinnen gehört beispielsweise auch die Vortragende Prof. Dr. Mons. Die Nachfolgerin der bekannten E-Zigaretten-Gegnerin Martina Pötschke-Langer beim Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg war. Und auch im Vorstand des Lobbyverbandes Aktionsbündnis Nichtrauchen sitzt, das die E-Zigarette vehement bekämpft.
Darüber hinaus gehören nicht nur Prof. Dr. Bernd Mayer aus Graz und der Privatdozent Dr. Uhl aus Wien zu den Unterstützern. Sondern auch Dr. Leonie Brose vom Kings College London und der Psychiater Prof. Dr. Michael Kauzs von der University of British Columbia in Kanada.
Auch zwei Mitarbeiterinnen des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung in Hamburg finden sich. Und überraschenderweise zählt auch der Suchtmediziner Dr. Tobias Rüther von der Ludwig-Maximilians-Universität München zu den Unterstützern, der sich noch vor zwei Jahren eher skeptisch zur E-Zigarette geäußert hatte.
Die Liste ist weiterhin offen. Stöver hat auch andere Wissenschaftler dazu eingeladen, das Positionspapier zu unterstützen.
„Es wurde etwas Großes angestoßen“
Die E-Zigarette ist massiven Angriffen ausgesetzt.
Zum einen durch die WHO, die sie nicht als Mittel der Schadensminimierung akzeptiert und sogar bekämpft. Und dadurch ihren eigenen Ansätzen zuwiderhandelt.
Zum anderen durch millionenschwere Lobbyarbeit der Pharmakonzerne, die die Rauchentwöhnung als gewinnträchtigen Markt an sich binden wollen.
Dadurch wird das enorme Potential rauchfreier Produkte in der Politik nicht erkannt.
Sie werden als „anderes Rauchen“ verstanden und entgegen der wissenschaftlichen Faktenlage werden eventuelle und eingebildete Risiken gegenüber dem Nutzen betont.
Es muss ein Umdenken in Politik und Bevölkerung stattfinden. Und dieses Positionspapier kann ein wichtiger, erster Schritt dazu sein. Mit der Wortmacht unabhängiger Wissenschaftler.
Wie Pof. Dr. Stöver gestern auf Twitter schrieb:
„Es wurde etwas Großes angestoßen.“
Positionspapier (Gruru Server): https://www.vapers.guru/wp-content/uploads/2020/10/Positionspapier_E-Zigarette.pdf
Postitionspapier (Uni Frankfurt): https://www.frankfurt-university.de/fileadmin/standard/Hochschule/Fachbereich_4/Forschung/ISFF/Veranstaltungen/Webinar_E-Zigaretten_2020/Positionspapier_E-Zigarette_final_12102020.pdf
Joey Hoffmann
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