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Der Professor und das Astroturfing

Es ist infantil

Gestern habe ich einen Artikel veröffentlicht, in dem ich die Verknüpfungen der World Vapers‘ Alliance mit dem Consumer Choice Center und den Geldgebern dargelegt habe. (Link unten)

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Was sich danach in den Facebook Kommentarspalten abgespielt hat, ist einfach nur noch lächerlich.

Ich möchte mich in diesem Kommentar weder erklären noch rechtfertigen.
Ich möchte mal meine Interpretation dessen geben, was da tatsächlich abläuft. Und den Leuten, die es offensichtlich nicht verstehen (oder verstehen wollen) mal einige Zusammenhänge erklären.

Denn was da innerhalb der üblichen Online-Dampfer-Blase, der selbsternannten Community, abläuft, ist an Niveau kaum noch zu unterbieten. Angefangen von dem Statement von Prof. Dr. Bernd Mayer bis hin zu Lügen über meine Person.

Die World Vapers‘ Alliance

Die World Vapers‘ Alliance hat seit dem letzten Quartal des vergangenen Jahres Kontakt zu verschiedenen Content Creator gesucht. Auch zu mir bzw. zu VAPERS.GURU.
Darüber habe ich in dem gestrigen Artikel nicht berichtet, weil es für die sachliche Darstellung keine Rolle spielt.
Inzwischen hat Thomas „Steamshots“ Frohnert es öffentlich bestätigt: Auch zu ihm wurde der Kontakt gesucht. Ich weiß von weiteren Versuchen; bei denen es mir aber nicht zu steht, sie öffentlich zu machen.

Der Footer der Mail an mich kam aber nicht von der World Vapers‘ Alliance, sondern vom Consumer Choice Center. Derjenige, der mich im Namen der WVA angeschrieben hatte, arbeitete also für das CCC.
Damals bin ich damals darauf aufmerksam geworden. Und habe dem Versuch eine sehr deutliche Absage erteilt.

Seitdem habe ich mich immer mal wieder dafür interessiert und auch mit Branchenkennern darüber gesprochen. Ich darf wörtlich zitieren: „Ja klar, das ist Big T.“
Es war also Menschen innerhalb der Branche längst klar.
Daraufhin habe ich mich irgendwann hingesetzt und angefangen, dazu zu recherchieren.

Politik und Wissenschaft

Der Auslöser, mich akut mit dem Thema zu befassen, war jedoch das durch die World Vapers‘ Alliance veröffentlichte Video, in dem Prof. Dr. Bernd Mayer eine Erklärung verliest.
Das bedeutet allerdings, ich war schon längst an dem Thema, als ich noch gar nichts von der Zusammenarbeit zwischen dem Consumer Choice Center bzw. der World Vapers‘ Alliance und Prof. Dr. Bernd Mayer wusste.

Der Vorwurf, Prof. Dr. Bernd Mayer diskreditieren zu wollen, ist also lächerlich.
Wenn Mayer überhaupt diskreditiert wurde, was ich noch nicht einmal so sehe, dann hat er selber dafür gesorgt. Denn ich war ja nicht der Einzige, dem das aufgefallen ist. Ich war nur derjenige, der es öffentlich gemacht und die Konsumentinnen und Konsumenten informiert hat.

Spätestens seit Corona sollte klar sein, dass Politik immer über der Wissenschaft steht.
Wissenschaft kann immer nur Argumente liefern. Und dann auch immer nur in einem sehr begrenzten Fachbereich. Aber die Erkenntnisse der Wissenschaft sind niemals alleine relevant für politische Entscheidungen.

Deshalb sind Wissenschaftler – ich nenne es mal provozierend – käuflich. Denn ihre oberste Integrität ist immer die Wissenschaft, Ihre Verpflichtung immer die objektive Argumentation in ihrem Fachbereich.
Andere Menschen sind es, die einen politischen Kurs bestimmen. Wissenschaftler zieht man sich nur heran, wenn man diese Argumente haben will. Beispielsweise in Form von Stellungnahmen oder Gutachten. Die diese sich dann sehr gut bezahlen lassen. Das ist ihr Job.

Ich kritisiere das nicht. So wie ich auch Prof. Dr. Mayer nicht kritisiert habe. Und auch jetzt nicht tue. Er macht, was sein Job ist.
Das Problem ist nicht, was Wissenschaftler tun. Das Problem ist, was andere hineininterpretieren.

Offenbar gibt es aber eine weite Fehlinterpretation über die Rolle der Wissenschaft und der Wissenschaftler. Das sieht man auch in der Corona Debatte.
Einige schreien, es würde nur gemacht, was der Drosten sagt. Obwohl es hunderte Wissenschaftler gibt, die die Politik beraten. Und die Politik kaum etwas davon wirklich umsetzt, was die Wissenschaftler raten. Denn Aufgabe der Politik ist abzuwägen, beispielsweise zwischen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Interessen.

Tabak und die Politik

Die Rolle der Tabakkonzerne in der Politik ist zwiespältig, aber recht eindeutig.
Ich habe es in einem Artikel schon einmal klar formuliert: Niemand spielt mit den Schmuddelkindern.

Das einzige Argument, dass die Tabakkonzerne haben, ist Geld.
Dieses Geld wollen einige Politiker haben. Beispielsweise die CDU/CSU. Es gibt auch einige Politiker innerhalb der SPD, die dann etwas von Arbeitsplätzen faseln.
Andere Politiker, beispielsweise die Linken und Grünen, pfeifen auf das Geld. Die wollen am liebsten alles verbieten.

Deshalb lässt sich kein Politiker gerne mit Lobbyisten der Tabakindustrie sehen. Und jeder Politiker, der zugunsten der Tabaklobby argumentiert, bewegt sich auf Messers Schneide.

Das war beispielsweise an der Bundestagsrede des FDP-Abgeordneten Dr. Gero Hocker zu sehen, der am 02. Juli des vergangenen Jahres eine bemerkenswerte Rede zugunsten der E-Zigarette hielt.
Danach ging der drogenpolitische Sprecher der Linken Niema Movassat ans Rednerpult und wischte das alles mit dem lapidaren Kommentar beiseite, Hockers Rede könne von seinem Parteikollegen Jan Mücke geschrieben worden zu sein. Der wiederum der Chef-Lobbyist der Tabakindustrie in Berlin ist.
Dass Hocker inhaltlich Sinnvolles gesagt hatte, war uninteressant.

Und genau deshalb hat kein Verband große Spielräume, wenn er erstmal Tabak in den eigenen Reihen akzeptiert.

Das Beispiel der Juul, die Marktriese in den USA war, zu Teilen dem Tabakriesen Altria gehört und jetzt kaputtreguliert wird, sollte jedem deutlich gemacht haben, dass auch das Geld immer nur ein Faktor ist. Der ganz schnell mal irrelevant werden kann.

Tabak und die Regulierungen

Die Tabakkonzerne vertreten in Berlin und in der Öffentlichkeitsarbeit ihre Interessen. Und die sind nicht mit den Interessen der E-Zigaretten-Industrie identisch.

Für mich wäre bis vor einigen Jahren eine Zusammenarbeit durchaus vernünftig gewesen. Doch durch die inzwischen stattfindende Entwicklung ist sie das nicht mehr. Weshalb ich mich schon lange, wirklich lange, von dem Standpunkt verabschiedet habe. Und dies auch öffentlich argumentiert habe.

Denn die Tabakriesen vertreten die geschlossenen Systeme wie die Vype von British American Tobacco und die My Blu von Imperial bzw. Reemtsma.
Und genau so sieht die Politik auch die E-Zigarette. So will sie die E-Zigarette umgesetzt wissen. In geschlossenen, sicheren Systemen. Und dafür müssen offene, nachfüllbare Systeme vom Markt verschwinden.

Nur um mal ein Beispiel zu nennen:
Derzeit plant die Koalition eine Steuer auf Liquids. Auch wenn das einige nicht glauben wollen, so wurde es mir aus zuverlässigen Quellen inzwischen bestätigt.
Diese Steuer würde anhand des Nikotin-Gehalts errechnet werden. Was dazu führen würde, dass Nikotin Shots, die derzeit von allen Nutzern offener Systeme genutzt werden, anstatt 1,- Euro dann 9,- Euro kosten würde.
Ein Nutzer einer Blu ersetzt aber nur seine Zigaretten. Und rechnet auch so. Für ihn ersetzt ein Pod mindestens eine Schachtel Zigaretten. Zwei Pods kosten derzeit 6,95 Euro. Und sie würden mit der Besteuerung bei 9mg dann höchstens 8,03 Kosten.
Das ist für ihn eine leichte Entscheidung. Ärgerlich, aber er wird es akzeptieren, weil es immer noch weit preiswerter ist, als Tabakzigaretten. Und das reicht auch den Politikern aller Parteien.

Deshalb wundert es mich auch gar nicht, dass der Spiegel veröffentlicht, die Tabakindustrie sei „bei diesen Plänen im Boot“. Die Tabakkonzerne aber, genau wie die SPD, darauf beharren, von nichts zu wissen.

Diese Rechnungen sind ja nicht vom Himmel gefallen. Man hätte E-Zigaretten und Liquids auch anders besteuern können. So einen Entwurf schreibt kein Politiker mal eben selber, erst recht nicht spontan in einer Koalitionssitzung.
Ich bin persönlich der festen Überzeugung, solche Pläne sind auf die Einflussnahme und Einflüsterungen der Lobby zurückzuführen. Vertreten durch Jan Mücke, dem BVTE und anderen, die einen vergleichsweise direkten Draht zu Bundestagsabgeordneten haben.

Und ich bin sehr gespannt darauf was passiert, wenn es offiziell wird. Wie sich dann beispielsweise die E-Zigaretten-Unternehmen im VdeH verhalten werden, wo ja BAT das stärkste Mitglied ist.

Astroturfing ist doch ok

Genau in dieser Situation veröffentliche ich dann einen Nachweis darüber, dass die World Vapers‘ Alliance ein Retortenbaby ist, mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit gefördert durch British American Tobacco.

Und einige finden das völlig in Ordnung. Sie regen sich noch nicht einmal darüber auf, dass hier ganz bewusst und offensichtlich Astroturfing betrieben wird.
Stattdessen werde ich angegriffen, nur weil ich nebenbei erwähne, dass Prof. Dr. Bernd Mayer als Scientific Advisor des angeblichen Konsumentenverbandes agiert.

Dazu zitiere ich doch einfach mal, was der Herrn Professor im Juli des vergangenen Jahres selber noch dazu gesagt hat:

„[…] Und eine Konsumentenvereinigung sollte – zumindest in der Außenwirkung – vollkommen unabhängig von Handel & Industrie sein. Andernfalls geht die Glaubwürdigkeit als Interessenvertretung der Konsumenten verloren. Und Entscheidungsträger werden die Vereinigung als verlängerten Arm der Industrie abqualifizieren, egal ob das nun tatsächlich zutrifft oder nicht. Damit liefert man Behörden und Politikern jedenfalls ein schwer zu widerlegendes Argument in Richtung Einflussnahme durch die Industrie.“

Prof. Dr. Bernd Mayer, Kommentar unter dem Video „Die Debatte um Sucralose“, Vape Scene Investigation, YouTube, 24.07.2020

Geht es darum, dass ich meinen Blog durch die Schaltung von Werbebannern finanziere, ist das anrüchig. Obwohl dies völlig offen geschieht und ich noch nie ein Tabakunternehmen als Werbepartner akzeptiert habe. Zumal ich gar nicht direkt politisch tätig bin.
Geht es aber um die politische Tätigkeit eines Professors, wird offenbar mit zweierlei Maß gemessen.

Denn Prof. Dr. Mayer hat in seinem gestrigen Statement offen eingeräumt, dass er auch mit Tabakkonzernen zusammenarbeitet und für seine Kooperation mit der World Vapers‘ Alliance Geld bekommen hat.

Argumentum ad hominem

Stattdessen werde ich persönlich angegriffen. Ich würde Zwietracht sähen und Clickbaiting betreiben, das verkaufe sich besser.
Ich sei auf „WHO- und ANTZ-Kurs“, die versuchen bei Abhandenkommen sachlicher Argumente „Proponenten“ von THR „unter der Gürtellinie“ anzugreifen. Dabei habe ich Prof. Bernd Mayer gar nicht angegriffen. Sondern lediglich nebenbei das erwähnt, was eh schon öffentlich war. Und einigen in der Branche aufgefallen ist.

Und da wird es dann wirklich lächerlich.
Zum wiederholten Male schmeckt dem Herrn Professor etwas nicht, was ich veröffentliche. Und zum wiederholten male greift er mich als Person an, obwohl er inhaltlich nichts widerlegt oder widerlegen kann.

Ich kann nicht beurteilen, ob ihm der Zusammenhang zwischen dem CCC und der Tabakindustrie nicht bewusst war. In jedem Fall reagiert er erneut auf dem Niveau eines emotional Unreifen. Ein Niveau, auf das ich mich auch dieses Mal nicht herablassen werde. Und da ich ihn persönlich kenne, habe ich sehr wohl eine persönliche Meinung über den Menschen Bernd Mayer.

Es ist schon lächerlich, wenn Mayer zum wiederholten Male ein Statement zu einer meiner Veröffentlichungen damit einleitet zu betonen, dass er meine Artikel ja nicht zur Kenntnis nimmt.

Sprechen wir in einem Jahr nochmal

Und das, was ich für infantil halte, setzt sich dann in vielen Kommentaren fort. Unter seinem Statement finden sich reihenweise Accounts, die mir nur deshalb bekannt sind, weil ich ihnen mal Contra gegeben oder sie gesperrt habe.
Das geht bis zu Lügen und Falschaussagen, unter anderem durch den Vorsitzenden der IG-ED Stolba.

So fragt Mayer in seinem letzten Satz auch, ob „der Guru“ zu den eigenen Reihen zu zählen ist.
Und dieser Satz spiegelt die ganze Diskrepanz wider.
Denn offenbar sehen sich einige dieser Online-Dampfer-Blase nach wie vor als eine Community. Als eine geschlossene Gruppe, eine Bande. Zu der man gehört, oder eben nicht.

Und wenn man sie scheinbar angreift, reagieren sie infantil und persönlich. Anstatt sich inhaltlich damit auseinanderzusetzen. Was einige wenige Kommentatoren tatsächlich getan haben, mit den ich dann auch sehr gerne offen und konstruktiv diskutiere.

Wenn aber genau jene mich angreifen, die selber lange viel vehementer als ich für eine strikte Trennung zwischen Tabak und E-Zigarette argumentiert haben, dann wird es pathologisch. Denn offenbar habe ich ein goldenes Kalb geschlachtet. Und einige sind bereit, dieses goldene Kalb so zu verteidigen, dass sie darüber hinaus ihre eigenen Grundsätze über Bord werfen.

Seit Jahren wird mir etwas unterstellt, was ich seit Jahren offen ablehne. Ich wolle ein selbsternannter Guru sein, wolle Zwietracht sähen und mich wichtigmachen.
Das Problem liegt dabei ganz offensichtlich woanders.

Ich gehöre nicht zu den „eigenen Reihen“. Einige haben offenbar einfach Probleme damit, dass jemand nicht Mitglied in ihrem Club sein will. Und dass er unabhängig jeden kritisiert, wenn er etwas für kritikwürdig hält.
Zwietracht sähen? Ja zwischen wem denn, um Himmels Willen? Ist das hier eine Bande, sind wir alles Freunde, oder was?

Prof. Dr. Bernd Mayer war nur eine Randerscheinung in meinem Artikel. So wie er im politischen Zirkus nur eine Randerscheinung ist.

Mit meinen Prognosen lag ich bisher immer richtig. Und meine derzeitige Prognose sieht nicht gut aus.
Ich bin aber wirklich gespannt wie ein Flitzebogen, wie in – sagen wir mal – einem Jahr einige Antagonisten argumentieren werden.
Die Hersteller, die mit Big T in einem Verband sind. Die Dampfer, die bei diesen Unternehmen einkaufen. Und die Kommentatoren, die es jetzt völlig ok finden, Geld von Tabakmultis zu nehmen oder sich mit Astroturfing von millionenschweren Lobbyorganisationen gemein zu machen.


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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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