Derzeit kommen immer häufiger Fragen auf, ob man sich einen Vorrat an nikotinhaltigen Liquids bzw. Base (NikShots) anlegen soll. Oder eben nicht.
Diese Frage hatten wir auch zur TPD 2 bzw. zum deutschen Tabakerzeugnisgesetz schon einmal 2015/2016.
Viele erwarten jetzt sicher ein schnelles „ja“ oder „nein“. Das ist mir zu wenig.
Ich möchte erklären was abläuft, ob es Sinn macht, wann es Sinn macht und wie es Sinn macht.
Ich weise darauf hin, dass ich bereits 2016 eine ähnliche Einschätzung gegeben habe. Mit der ich Recht behalten habe. Ich halte mich auch selber an das, was ich hier schreibe.
Daher kann ich schon mal vorwegnehmen: Ich bunkere (noch) nicht und werde entsprechend abwarten. Ohne Panik oder Hektik.
Gehen wir also in Ruhe durch, dann kann sich jeder selber ein Bild machen und eine Entscheidung treffen.
Die Olaf-Situation
Derzeit plant das Finanzministerium unter dem Kanzlerkandidaten der SPD Olaf Scholz eine „Modernisierung“ der Tabaksteuer.
Im Zuge dieser Gesetzesänderung sollen auch Liquids besteuert werden. Bemessungsgrundlage soll der Nikotingehalt sein. Das soll nach jetzigem Stand in zwei Schritten passieren.
Ab 2022 soll ein Milligramm Nikotin mit zwei Cent besteuert werden. Ab 2024 dann mit jeweils vier Cent.
Eine handelsübliche Flasche 10 ml NikShot enthält 20 Milligramm Nikotin pro Milliliter. Also 200 Milligramm; mal vier Cent wären das 8,- Euro Steuern.
Die politische Situation
Erst vorgestern wurde der Gesetzesentwurf vom Kabinett abgesegnet. Das bedeutet, er geht jetzt überhaupt erst in das offizielle Gesetzgebungsverfahren.
Die ersten Reaktionen haben gezeigt, dass es Widerstände dagegen gibt. Nicht nur von den Grünen, sondern sogar aus den eigenen Reihen.
Zwei Argumente geben dabei den Ton an:
Die Steuer ist zu hoch: Vor allem Gesundheitspolitiker fordern, dass ein geringeres Gesundheitsrisiko, das bei der E-Zigarette unbestritten ist, sich deutlicher in der Steuer niederschlagen muss.
Keine Alleingänge: Die EU hat Ende des Jahres die Tabaksteuer eh auf dem Zettel. Vor allem Finanzpolitiker fordern also, keine Alleingänge zu starten.
Es gibt mehr Argumente, aber diese beiden beherrschen die Diskussion.
Außerdem fühlen sich einige Politiker schlicht verarscht, weil das Finanzministerium noch im Januar gesagt hat, es wird nichts geändert. Obwohl seit mindestens Oktober an dem Entwurf gearbeitet wurde.
Der Ablauf
Am 22. April soll das Gesetz zur ersten Lesung in den Bundestag. Dort wird es aber auch noch nicht beschlossen.
Von da aus soll es in den Finanzausschuss. Und von da aus wieder zurück in den Bundestag. Und da erst könnte es beschlossen werden. Geplant ist dafür der 11.06.
Die letzte Sitzungswoche endet am 25.06. Bis dahin soll alles durchgedrückt werden, wenn es nach dem Finanzministerium geht.
Deshalb spitzen die Verbände derzeit andere Politiker an. Ziel soll sein, da Unruhe rein zu bringen.
Wird der Entwurf beispielsweise auch an den Ausschuss für Gesundheit oder den Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft gegeben, wird der Zeitplan schon eng.
Kommt es dann noch zu einer Anhörung in den anderen Ausschüssen, kann alles kippen.
Ich persönlich rechne damit, dass der Entwurf durchgeht. Es gibt aber wirklich gute und realistische Chancen, dass alles noch kippt. Nicht politisch, sondern wegen dem Zeitplan.
Das hat sich auch erst vor zwei Tagen so wirklich ergeben.
Nach der Bundestagswahl am 26. September werden die Karten neu gemischt.
Persönlich rechne ich mit starken Zuwächsen der Grünen. Die dann maßgeblich mitreden könnten. Darüber hinaus wird dann eh in Brüssel darüber verhandelt, weshalb die neue Regierung das Thema wahrscheinlich nicht mehr anfassen würde.
Es ist also ein Rennen gegen die Zeit.
Wann macht Bunkern Sinn?
Damit haben wir also das Zeitfenster, wann Bunkern überhaupt erst Sinn macht. Nämlich wenn das Gesetz beschlossen wird. Also irgendwann zwischen dem 11.06. und der Bundestagswahl.
Dann ist aber immer noch Zeit. Denn die erste Steuer soll ab Januar 2022 kommen. (Noch nicht in voller Höhe!)
Das wissen natürlich auch die Unternehmen. Vor allem die, die auf Masse durch Preispolitik setzen. Also die Aldis und nicht die Feinkosthändler. (Das meine ich nicht abwertend, Aldi ist hervorragend.)
Die werden irgendwann zwischen Gesetzesbeschluss und dem 01. Januar 2022 dann entsprechende Angebote raushauen. Und da würde es sich dann lohnen. Denn die werden dann auch im Konkurrenzkampf bis an die Schmerzgrenze mit dem Preis runtergehen.
Dampferinnen und Dampfer, die sich einen Vorrat anlegen wollen, sind also gut beraten, bis zum letzten Quartal dieses Jahres zu warten.
EDIT 06.04.2021: Im nun aktuellen Gesetzentwurf ist vorgesehen, dass die geplante Steuer erst ab dem 01.07.2022 erhoben würde. Damit verschiebt sich natürlich auch die Empfehlung.
Wichtig ist: Es macht erst Sinn, wenn das Gesetz verabschiedet ist; und dann erst im letzten Quartal vor der ersten Steuererhebung.
Zudem gibt es derzeit auf dem Weltmarkt aus mehreren Gründen eine Knappheit an Propylenglykol. Also der Basis von NikotinShots. Ich weiß, dass die Hersteller schon versuchen, sich untereinander große Mengen abzukaufen. Die Preise haben sich teilweise verdrei- und vierfacht… und mehr.
Man läuft jetzt also eher Gefahr, den Markt weiter zu strapazieren und womöglich höhere Preise zu bezahlen.
Wie bunkern?
Die Grundstoffe Propylenglykol und Glycerin sind nahezu unkaputtbar.
Alles, was passieren kann, ist, dass das Nikotin durch Lichteinstrahlung oxidiert. Das gibt dann einen ekligen, braunen Farbton, ist aber immer noch konsumierbar.
Empfehlenswert wäre also, seinen Vorrat verpackt an einem dunklen und kühlen Ort zu lagern. Keller, Garage, Abstellkammer, sowas.
Die Liquids werden unter Schutzbedingungen abgefüllt. Von einem Zusammenschütten oder eigenem Abfüllen würde ich abraten. Was man einmal geöffnet hat, sollte man dann auch verbrauchen.
Aber auch da ist Hektik unangebracht. Propylenglykol ist hygroskopisch, es bindet Wasser. Bakterien und Viren mögen sowas gar nicht.
Ich selber habe gemischte Liquids im Schrank, die inzwischen drei Jahre alt sind. Ich schmeiße sie tatsächlich eher weg, weil sie eklig braun geworden sind, als dass sie irgendwie schlecht würden.
Vom Bunkern fertiger Liquids würde ich tendenziell eher abraten. Weil Aromen auch zerfallen. Selbst eingemachte Lebensmittel schmecken nach drei Jahren eher nach Pappmaschee.
Allerdings rechne ich mit einem Sterben von Herstellern ab diesem Jahr. Wer also ein absolutes Allday Aroma hat, sollte lieber da ein Auge drauf haben.
Joey Hoffmann
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