Die Foundation For A Smokefree World hat ihren „Tobacco Transformation Index“ für das erste Halbjahr 2021 veröffentlicht. Er zeigt einerseits, wieviel Gewinn die Tabakkonzerne mit rauchfreien Alternativen machen. Andererseits, wie stark die Entwicklung tatsächlich ist.
Die Foundation wurde von dem ehemaligen Direktor der WHO Dereck Yach gegründet. Er hatte auch die Rahmenkonvention der Weltgesundheitsorganisation mitverfasst.
Dennoch kam es zu Empörung seitens Vertreter der öffentlichen Gesundheit, als Philip Morris International bekanntgab, die FSFW für mehrere Jahre mit ca. 80 Millionen Dollar jährlich zu unterstützen. Seitdem wird sowohl die Organisation als auch Yach selber bei jeder Gelegenheit mit dem Label „Philip Morris“ versehen.
Offenbar ist einigen wichtiger, wer die Musik bezahlt, als welches Lied gespielt wird.
In Ihrem „Transformationsindex“ beleuchtet die Foundation die Bewegung der Tabakkonzerne zu weniger schädlichen Alternativen wie E-Zigaretten, Tabakerhitzern und Snus.
Ein kleiner Schwede und der Platzhirsch
Spitzenreiter des Rankings ist das Unternehmen Swedish Match.
Die Schweden stellen nur Zigarren und Snus bzw. Kautabak her, weshalb das Unternehmen eher unbekannt ist. Es gehört zu den kleinen Playern am Markt. Daher ist auch wenig verwunderlich, dass es im ersten Halbjahr fast 66% seiner Gewinne mit diesen „nicht verbrennbaren Tabak-Produkten“ erzielte.
Gefolgt wird es mit einigem Abstand von Philip Morris International. Der weltweit größte, private Konzern hat im ersten Halbjahr 29 Prozent seines Gewinns mit dem Tabakerhitzer IQOS erzielt.
Das kann verschiedene Gründe haben. Beispielsweise auch eine höhere Gewinnspanne, da die so genannten Heets weniger Tabak enthalten, aber bei einem gleichen Verkaufspreis wie Zigaretten in vielen Ländern nur als Pfeifentabak bzw. nach Gewicht besteuert werden.
Dies wird sich mit der beschlossenen Tabaksteueränderung im nächsten Jahr zumindest in Deutschland ändern. Es bleibt abzuwarten, wieviel der Konzern von der höheren Steuer an die Konsumenten weiterreicht.
Die IQOS scheint für PMI also vor allem ein gutes Geschäft zu sein. Dennoch ist die Willenserklärung des Konzerns, sich von konventionellem Tabak verabschieden zu wollen, durchaus glaubhaft.
Beispielsweise hat PMI bereits vor einem Markterfolg der IQOS auf öffentliche Werbung für Marlboro verzichtet. Und inzwischen investiert man auch in andere Unternehmen aus anderen Bereichen. Derzeit will man das britische Pharmaunternehmen Vectura – spezialisiert auf Lungenkrankheiten – für über eine Milliarde Euro übernehmen.
Der Aktienhandel hat die ersten Lippenbekenntnisse skeptisch aufgefasst. Inzwischen steigt die Aktie jedoch wieder. Offenbar nehmen viele Anleger dem Konzern sein Vorhaben und die Fähigkeit dazu inzwischen ab, für langfristige Anlage wird die Aktie inzwischen sogar empfohlen.
Ein überraschender letzter Platz
Der US-amerikanische Mutterkonzern von PMI, Altria, landet im Ranking mit 12% auf dem dritten Platz. Er vertreibt seit die IQOS in den USA, ebenso wie er dort noch die Rechte für Marlboro und andere Marken hält.
Ausdrücklich ausgenommen ist seine 35-prozentige Beteiligung an dem E-Zigarettenhersteller Juul.
Direkt gefolgt wird Altria von dem umtriebigen Britisch American Tobacco mit Hauptsitz in London.
Innerhalb der deutschen E-Zigarettenbranche ist er vor allem dadurch aufgefallen, dass er die damals größte Kette Highendsmoke übernommen hatte.
BAT (Lucky Strike) hat sein Portfolio der rauchfreien Produkte stetig erweitert. Den ersten E-Zigaretten folgten weitere Pod- und offene Systeme der Marke Vype bzw. Vuse. Hinzu kam in Deutschland nun der Tabakerhitzer Glo, der beispielsweise in Italien schön länger auf dem Markt ist. Und man versucht sich an tabakfreiem Snus.
Dennoch erzielten die Briten laut Index nur 11,8 Prozent Gewinn mit diesen Produkten.
Die Gewinne von Japan Tobacco (Camel) auf diesem Segment werden lediglich mit 2,8 Prozent beziffert. Diese Zahlen gelten auch nur für ihren Kernmarkt in Japan selber, internationale Bemühungen scheint es wenige zu geben.
Spannend ist allerdings Imperial. Obwohl das Produkt „My Blu“ von Reemtsma, das zu der Imperial Brandings Gruppe gehört, in Deutschland recht bekannt ist, landet der Tabakriese mit 2,3 Prozent auf dem letzten Platz.
„Limitiert, wenn auch wachsend“
Interessant sind auch die Bewegungen, die Foundation hat den aktuellen Zahlen die Zahlen von 2019 gegenübergestellt.
Philip Morris International verzeichnet einen rasanten Anstieg des Segments von über 10 Prozent. Bei BAT fiel das mit etwas über drei Prozent deutlich geringer aus. Bei Imperial und Japan Tobacco war der Anteil sogar rückläufig.
Diese Zahlen bestätigen recht gut den sonstigen Eindruck. Philip Morris schein tatsächlich hin zu weniger gesundheitsschädlichen Produkten zu wollen. Und British American Tobacco scheint das Potential erkannt zu haben, tut sich aber offenbar noch schwer, wirklich auf das Pferd zu setzen.
Andere Tabakkonzerne spielen zumindest in Europa keine relevante Rolle für diese Entwicklung.
Die Foundation beurteilte die Entwicklung daher als „limitiert, wenn auch wachsend“.
Joey Hoffmann
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