Eine aktuelle Studie zeigt: Wer vor dem 45. Lebensjahr aufhört zu rauchen, dessen Risiko an Lungenkrebs zu sterben sinkt fast vollständig. Eine zeitgemäße Betrachtung von E-Zigaretten und Tabakerhitzern ist nötig. Die Politik macht das Gegenteil.
Über 120.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an den Folgen des Rauchens. Nichtraucher leben zehn Jahre länger. Das Risiko an Lungenkrebs zu sterben ist für Raucher dreimal so hoch.
Man kennt diese Aussagen. Die meisten Raucher haben sie hinlänglich gehört. Politik, Medien und die Gesundheits- und Pharmalobby sorgen per Dauerbeschallung dafür, dass markige Aussagen im Gedächtnis haften bleiben.
Und doch hören nur die wenigsten Raucherinnen und Raucher im Laufe ihres Lebens wieder auf. Da liegt die Erklärung nahe, dass Nikotin oder Tabakzigaretten ein starker Suchtstoff sind.
Aber vielleicht gibt es auch eine andere Perspektive. Über die man nachdenken sollte. Nun, nachdem es weit weniger schädliche Alternativen gibt.
Denn alle diese Aussagen sind richtig. Und doch geben sie nicht das ganze Bild wieder. Das weniger einfach und damit viel schwerer zu verkaufen ist.
Nicht das Nikotin tötet
Es gilt bereits seit den 1970er Jahren als erwiesen: Nicht das Nikotin tötet Menschen, sondern der so genannte Teer. Die tausenden Schadstoffe, die mit dem Rauch inhaliert werden. Sie führen zu Herzinfarkten, Krebs und COPD.
Doch das tun sie nur allmählig. Der menschliche Körper repariert sich ständig selber. Erst im Alter lässt diese Fähigkeit nach. Und mit dem Nachlassen steigt das Risiko.
Das soll natürlich nicht die Folgen der anhaltenden Selbstschädigung verharmlosen. Langjährige Raucher mit einer Einschränkung des Lungenvolumens leiden unter einer Einschränkung der Lebensqualität. Doch das passiert nicht von heute auf morgen. Es ist ein schleichender Prozess.
Und das ist sicher auch ein Grund, warum so wenige Raucher aufhören. Wenn die Folgen für sie spürbar werden, haben sie üblicherweise eine Raucherkarriere über mehrere Jahrzehnte hinter sich.
Leider spiegelt sich der Zeitgeist auch in der Wissenschaft wider. Es wird immer an der reinen Substanzabhängigkeit geforscht. Da diese auch leichter empirisch zu bemessen ist. Doch bis heute ist nicht einmal nachgewiesen, dass Nikotin in Abwesenheit von Tabak abhängig macht.
Für Suchtforscher und Psychologen liegt es wohl näher davon auszugehen, dass eine wichtige Komponente die Verhaltensabhängigkeit ist. Und die ist nach dem jahrzehntelangen Missbrauch, nach dem Einüben und Verfestigen von Ritualen und Belohnungsmechanismen kaum noch zu überwinden.
Ein junger Raucher will nicht aufhören, denn er spürt keine Nachteile. Ein alter Raucher kann nicht aufhören. Ausgerechnet dann, wenn es darauf ankommt.
70 Prozent aller Verstorbenen jenseits der 70
Relationen sind wichtig, um ein Risiko abwägen zu können.
Die WHO geht davon aus, dass in diesem Jahrhundert eine Milliarde Menschen an den Folgen des Rauchens sterben. Aber das kann sich niemand vorstellen.
Zudem darf man nicht vergessen, dass diese Erhebungen keineswegs so zuverlässig sind, wie sie gerne hingestellt werden. Vereinfacht gesagt werden auch an anderen Krankheiten verstorbene Raucher dazu gezählt, ohne dass eine auslösende Ursache festgestellt wird. Man muss den Eindruck bekommen, viele Erhebungen werden zugunsten der Dramaturgie „schöngerechnet“.
Im Durchschnitt werden wir 82,5 Jahre alt. Raucher sterben im Durchschnitt mit 73.
Von 100.000 Einwohnern starben 2017 knapp 1200 an den Folgen des Rauchens. Das sind 1,2 Prozent. Das hört sich nicht mehr so dramatisch an, weil die Zahl einzeln betrachtet wird. Bei einem Drittel Raucher würde man weit höhere Prozentzahlen erwarten.
Über 70 Prozent aller an den Folgen des Rauchens Verstorbenen starben jenseits des 70. Lebensjahres. Nur 1 Prozent starb zwischen dem 15 und 59 Lebensjahr.
Das zeigt: Erst ab etwa 45 geht die Kurve nach oben.
Genau das bestätigt nun eine Studie der American Cancer Society, die gemeinsam mit der Oxford University durchgeführt wurde. Dafür betrachtete man die Zahlen von 410.000 Rauchern des allgemeinen Health Survey von 1997 bis 2014. (doi:10.1001/jamaoncol.2021.4949)
Die Ergebnisse sind eindeutig.
Raucher, die vor ihrem 45. Lebensjahr aufhören, senken das Risiko an Lungenkrebs zu sterben um 89 Prozent. Ein Raucher, der vor dem 35. Lebensjahr aufhört, eliminiert es völlig.
Selbst wenn man noch zwischen 55 und 64 aufhört, senkt man das Risiko um 56 Prozent.
Ähnliches muss für die E-Zigarette zutreffen
Die britische Gesundheitsbehörde Public Health England schätzt das allgemeine Gesundheitsrisiko von E-Zigaretten im Vergleich zu Tabakzigaretten auf 95 Prozent geringer. Tabakerhitzer bewegen sich auf Augenhöhe.
Das Krebsrisiko sieht sie um über 99,5 Prozent verringert.
Wenn diese Zahlen zutreffen, dürfte das akute Risiko eines Nutzers von E-Zigaretten ähnlich dem eines Nichtrauchers sein. Und dass sie zutreffen, ist inzwischen weit anerkannt. Public Health prüft diese Zahlen regelmäßig und bezieht dafür alle weltweiten Studien mit ein.
Und das bedeutet wiederum, dass die Berechnungen für den Rauchstopp auch auf einen Umstieg auf die E-Zigarette zutreffen müssen.
Ausgerechnet von der American Cancer Society, einem der größten Gegner der E-Zigarette. Die britische Cancer Research empfiehlt die E-Zigarette seit Jahren.
Prävention: Die Lizenz zum Gelddrucken
Der Zug der Tabakbekämpfung nahm erst vor etwa 20 Jahren so richtig Fahrt auf. Nachdem auch die WHO auf das Thema aufmerksam wurde, wurde auch die Politik aufmerksam. Und dadurch lässt sich inzwischen viel Geld verdienen.
Am leichtesten geht das in der Prävention. Denn Prävention muss keine Erfolge und Ergebnisse nachweisen.
Und in der Prävention kann man Kinder adressieren. Denn wer kann schon etwas dagegen haben, Kinder vor einem frühzeitigen Tod zu bewahren und von einer vermeintlichen Abhängigkeit abzuhalten?
Genau so wird in Deutschland Politik gemacht. Bei vielen Regulierungen ist immer wieder der Jugendschutz als Begründung zu lesen. Obwohl die Zahlen seit Jahren rückläufig sind, sowohl bei Tabak- als auch bei E-Zigaretten.
Die Raucherquote in Deutschland beträgt laut Debra (Deutsche Befragung zum Rauchverhalten) aber über 33 Prozent. Warum die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und andere regelmäßig auf geringere Zahlen kommen, bleibt wohl ein Geheimnis.
Im Grunde hat sich trotz Millionensubventionen und Schulprogrammen seit Jahren nichts geändert.
Könnte mal bitte jemand an die Kinder denken?
Geht man einige Schritte zurück und betrachtet das ganze Bild, wird der Irrsinn deutlich.
Es wird viel Geld in die Prävention investiert, ohne einen Abgleich von Nutzen und Ergebnissen.
Stattdessen werden diejenigen, die diese Hilfe am dringendsten Benötigen, vergessen. Denn E-Zigaretten und Tabakerhitzer werden immer weiter reguliert. Und damit immer unattraktiver gemacht. Snus, der orale Tabak aus Skandinavien, der maßgeblich für den Niedrigstand an Lungenkrebs in seinen Herkunftsländern verantwortlich ist, ist gleich ganz verboten.
Kleinere Packungen, Warnhinweise, Steuer… Inzwischen wird über ein Verbot von Aromen diskutiert. Natürlich auch das vor dem Hintergrund, Aromen könnten Kinder und Jugendliche gemäß Gateway Theorie in die Sucht reißen. Dass die deutliche Mehrzahl aller Umsteiger aber gerade die Aromen-Vielfalt als einen Hauptgrund für das Gelingen des Rauchstopps mittels Dampfs angibt, spielt keine Rolle. Ebene so wenig, dass die Gateway Hypothese längst widerlegt ist.
Es wird ausgerechnet die Jugend angeblich geschützt, die über den üblichen Probierkonsum hinaus immer weniger konsumiert. Und die jahrzehntelangen Raucher, die dringend einer Substitution, einer Alternative bedürfen, werden vergessen.
Von einer evidenzbasierten, sachorientierten Drogenpolitik würde man erwarten, dass exponentiell weniger schädliche Alternativen gefördert werden. Doch damit scheinen viele Lobbyisten der Ärzteverbände und der sie finanzierenden Pharmaindustrie nicht einverstanden zu sein.
Inzwischen ist zumindest die erste Rauchentwöhnung zur Kassenleistung gemacht worden, eilig durchgedrückt von der scheidenden Regierung. Entwöhnungskurse versprechen regelmäßige Einnahmen. Und der Markt der Nikotinersatztherapien (Kaugummis, Sprays, etc.) boomt. Zweistellige Zuwächse bis 2026 erwartet.
Eine E-Zigarette stört da nur. Könnte mal bitte jemand an die Kinder denken?
Im letzten Drogen- und Suchtbericht der Drogenbeauftragten war in diesem Jahr nur noch von aufhörwilligen Rauchern die Rede. Was je nach Umfrage höchstens 20 Prozent sind. Der Rest wird offenbar nun auch von staatlicher Stelle ignoriert.
Quit or die, hör auf oder stirb.
Joey Hoffmann
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