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Desinformation vom Arzt und die Presse spielt mit

Erneut wird die E-Zigarette zu Werbezwecken diskreditiert

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Ebenso ist der ständig wiederholte Hinweis auf Langzeitstudien ein Taschenspielertrick. Denn solche „Langzeitstudien“ gibt es nicht. Es gibt höchstens Kohortenstudien. Ein Wissenschaftler müsste schon genau definieren, wie lang eine solche Studie sein soll. Denn sonst kann er dieses Argument ja auch in 20 Jahren noch anbringen. Und so lange, bis etwas gefunden würde.

Auch das ist im Grunde aber recht einfach. Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 130.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Die E-Zigarette ist nun seit etwa 15 Jahren auf dem Markt und hat leicht eine Millionen Nutzer alleine in Deutschland. Es gibt also Milliarden von Nutzerstunden. Bisher ist kein Fall bekannt, in dem irgendwelche Schäden durch die E-Zigarette dokumentiert wären. In dieser Zeit sind über eine halbe Millionen Raucher gestorben.

„Der parallele Gebrauch von E-Zigaretten und normalen Zigaretten sei aber auf jeden Fall noch schädlicher für den Körper. Das ergab eine Meta-Analyse aus Kopenhagen.“

Das entbehrt jeglicher Logik. Es macht keinen Sinn, dass etwas schädlicher sein soll, wenn man Schadstoffe reduziert. Es kann auch keine Wechselwirkung geben, da die Bestandteile von Liquids auch in Zigaretten enthalten sind.
Die Meta-Analyse ist mir nicht bekannt. Und ich konnte auch nichts finden. Tatsächlich ist mir keine einzige Studie bekannt, die das eindeutig nachgewiesen hätte. Und nun soll es gleich eine Metastudie, also eine Auswertung vieler Studien, geben.

„Das Aerosol von E-Zigaretten habe gefäßschädigende sowie entzündungs- und krebsfördernde Eigenschaften, heißt es von der DGP.“

Das gilt auch für Pommes Frites und Grillhaxen. Die Frage ist ja immer der Vergleich. In diesem Fall zur Tabakzigarette. Der fehlt bei solchen Aussagen grundsätzlich.

„Die Schadstoffkonzentration sei für eine Reihe von Substanzen im Aerosol von E-Zigaretten niedriger, einige aber auch höher als im Tabakrauch.“

Auch eine solche Studie ist mir nicht bekannt. Auch diese Aussage ist schwer zu glauben. Denn Liquids enthalten üblicherweise drei gut beforschte Grundstoffe plus Lebensmittel-Aromen. Der Rauch von Tabakzigaretten alleine etwa 60 eindeutig karzinogene Stoffe.

„Erste Untersuchungen deuten auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD hin.“

Das ist schlicht falsch. Oder wissenschaftlich korrekt formuliert: Auch das ist mir nicht bekannt.
Diese Aussage riecht aber sehr nach dem Prinzip Glantz.

Es geht um Werbung

Erst im Letzten Abschnitt kommt der Artikel darauf zu sprechen, worum es tatsächlich geht: Die Lungenfachklinik Immenhausen startet ein Entwöhnungsprogramm. Unter der Leitung eines Suchtberaters.
Der Name des Programms „Zigarette Ade“ wird ausdrücklich genannt.
Und da wird es dann tatsächlich pikant.

„Das Programm wird von den Krankenkassen unterstützt. Danach seien etwa 70 bis 80 Prozent der Teilnehmer rauchfrei, nach einem Jahr noch etwa 40 Prozent.“

Dabei handelt es sich um eine qualitative Aussage. Und die ist nach den Werbeeinschränkungen für Ärzte eigentlich unzulässig.
Es ist jedoch schwer, bei einem Pressebericht dagegen zu argumentieren. Zumal es kein wörtliches Zitat ist. Hier wird also vermutlich das Werbeverbot durch einen Gefälligkeitsartikel umgangen, mutmaßlich bewusst.

Unter dem Bericht wird noch ein Textfenster eingeblendet, in dem die Position der Weltgesundheitsorganisation geschildert wird. So würden „Geschmacksnoten gezielt an Kinder vermarktet“. Ebenfalls ein ständig wiederholtes Argument. Das ebenfalls bestenfalls konstruiert ist.

„Aktuell findet der Kurs in den Räumen der Agaplesion Diakonie Kliniken in Kassel statt, Herkulesstraße 34, Nebenraum Cafeteria, Haupteingang 1. Stock. Eine kostenlose Informationsveranstaltung findet am Montag, 13. Juni, um 19 Uhr statt.“

Man kennt sich, man grüßt sich

„Die Basis stammt aus Tübingen, wir haben es dann lokal weiterentwickelt“

Prof. Dr. Stefan Andreas, HNA, 12.06.2022

Das Zitat lässt tief blicken. Denn in Tübingen sitzt Prof. Dr. Anil Batra, einer der bekanntesten Tabakgegner Deutschlands.
Er ist auch Vorsitzender des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Tabakentwöhnung e.V. WAT. Einer Lobbyorganisation, in der auch die bekannteste deutsche Gegnerin der E-Zigarette Dr. Martina Pötschke-Langer vertreten ist. Die wiederum das Aktionsbündnis Nichtrauchen ABNR leitet.
Dieser Verein wurde nach Recherchen der Süddeutschen von einer Agentur gegründet. Auftraggeber dahinter war der Pharmakonzern Novartis, der Produkte der Marke Nicotinell herstellen. Und für den der Herr Professor Batra auch schon mal ein gutes Wort in einer Werbebroschüre abgegeben hat.

Batra ist auch der Leiter der Experten, welche die S3 Leitlinien „Rauchen und Tabakabhängigkeit“ formulieren. Die Leitlinien, nach denen sich behandelnde Ärzte richten. Und genau da begegnet uns auch Prof. Dr. Andreas wieder.
Man kennt sich, man grüßt sich.

Und natürlich der Verband

Prof. Dr. Andreas anlässlich des DGP- Kongress 2017 „Tabakentwöhnung muss Krankenhäusern bezahlt werden“; Foto: Screenshot

Ebenso ist in dem Artikel mehrfach von der DGP die Rede, der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie. Wobei auch da rhetorisch geschickt nie so ganz eindeutig ist, wer nun was sagt.

Auch der warnt vor der E-Zigarette. Was in anderem Licht erscheint, wenn man weiß, dass alleine sein Jahreskongress 2018 mit 185.956 Euro gesponsert wurde. Vom Pharmakonzern GlaxoSmithKline, dem Hersteller der Nikotinersatztherapien Nicotinell und NiQuitin. Solchen Nikotinersatztherapien, die in genau den Kursen empfohlen und häufig gleich verkauft werden, die hier beworben werden.

Die Unterscheidung ist auch nicht so wirklich wichtig. Da Andreas Sekretär und 2009 Sprecher der Arbeitsgruppe „Tabakprävention“ und 2010 Sprecher Sektion kardiorespiratorische Interaktion des Verbandes war.
Er ist also langjähriges, engagiertes Mitglied des Verbands, mit dem hier argumentiert wird.

Unterm Strich mal wieder…

Unterm Strich ist es wieder so banal wie vorhersehbar.
Es handelt sich um keinen Bericht, der nun neune Erkenntnisse liefert. Geschweige denn relevante, neue Forschungsergebnisse.

Es ist ein Gefälligkeitsartikel. Anlass ist das Angebot von Entwöhnungskursen. Die Beschränkung der Werbung wird dadurch geschickt umgangen. Die junge Redakteurin Anna-Laura Weyh wird instrumentalisiert und erfüllt nicht das, was man allgemein von einer Journalistin erwarten würde.

Um das mundgerechter verkaufen zu können und eine Schlagzeile zu haben, wird gegen die größte Konkurrenz, die weniger schädliche E-Zigarette, argumentiert. Obwohl sie eigentlich in keinem Zusammenhang zu den Entwöhnungskursen steht.
(Methode und Grund wird hier erklärt.)

Es wird der Eindruck vermittelt, dass viele Mediziner vor der E-Zigarette warnen. Beim genaueren hinsehen steht dahinter jedoch die gleiche Clique von einigen Wenigen, wie bei fast allen Artikeln dieser Art auch. Bei denen häufig eine Nähe zur Pharmaindustrie plausibel erscheint.

Also unterm Strich eigentlich das übliche Marketing für professionelle Entwöhner, die damit viel Geld verdienen können.


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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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