Derzeit findet in Europa eine Debatte über das Verbot von Aromen in E-Zigaretten statt. Eine neue Studie wirft nun Fragen auf.
Die Niederlande und Litauen haben aromatisierte E-Zigaretten bereits verboten. In Irland wird darüber diskutiert. Und die EU hat das Thema für eine Überarbeitung der Tabakproduktrichtlinie auf der Agenda.
Die Logik dahinter besagt, dass Aromen die E-Zigarette für Kinder und Jugendliche attraktiv macht. Und sie so in die Sucht leiten könnte.
Tatsächlich gibt es dafür keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte. Weder den so genannten Gateway Effect, nach dem Nikotinnaive durch die E-Zigarette zum Tabak greifen. Noch, dass dadurch Jugendliche im signifikanten Ausmaß abhängig werden. Tatsächlich geht der Konsum aller Nikotin-Produkte bei Heranwachsenden seit Jahren stetig bergab.
Befeuert wird diese Logik vor allem durch die Pharma- und Gesundheitsindustrie. Die nicht müde wird, dieses Narrativ zu bedienen. Mit der Folge, dass auch Politiker darauf einsteigen.
Befürworter der Harm Reduction warnen hingegen. Da zur Vermeidung eines kleinen Übels – falls denn überhaupt vorhanden – ein weit größeres Übel in Kauf genommen würde. Nämlich, dass vielen Rauchern der Umstieg auf die weit weniger schädliche Alternative erschwert würde.
Frucht-Aromen sind eben auch bei erwachsenen Umsteigern die mit Abstand beliebteste Geschmacksrichtung.
Eine Studie, die jüngst im Fachjournal Pedriatics erschienen ist, wirft nun ein gänzlich neues Licht auf die Debatte.
Vor allem im amerikanischen Raum sind viele Nikotinersatztherapien (Nicotine Replacement Therapy, NRT) mit Aromen angereichert. Doch auch hierzulande sind Produkte zu kaufen, wie Nicorette Kaugummi „Freshfruit“ oder Nicotinell „Tropenfrucht“. Die in den USA gebräuchlichen Fruchtgummis haben es wohl noch nicht über den Atlantik geschafft.
Für die Studie der Keck School of Medicine an der University of Southern California wurden 3500 Schülerinnen und Schüler befragt. Und gleich hinter den E-Zigaretten waren diese Kaugummis, Fruchtgummies und Pastillen die beliebtesten Nikotinprodukte. Tabakzigaretten rangierten erst auf Platz drei.
9,6 Prozent der Teenager hatten einmal eine E-Zigarette ausprobiert, 5,5 Prozent innerhalb der letzten 30 Tage. NRT hatten 3,4 Prozent ausprobiert, 1,7 Prozent während des vergangenen Monats.
„Überraschenderweise waren diese neuen, aromatisierten oralen Nikotinprodukte die am zweithäufigsten genutzten Produkte, nur übertroffen durch die E-Zigarette.“
Dr. Alyssa F. Harlow, Anthropologin und Epidemiologin, Studienleiterin
Die Logik des Aromenverbotes läuft also nicht rational, nicht invariant. Es wird mit zweierlei Maß gemessen.
Noch schlimmer: Ein Nicorette Kaugummi oder eine Lutschpastille (Lozenge) enthält bis zu 4mg Nikotin. Das fünffache dessen, was aus einer Marlboro herauskommt.
Joey Hoffmann
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