Die eGarage hat gestern einen Beitrag veröffentlicht, in dem es um die politische Gegenwehr gegen Disposables geht.
Vielleicht ist etwas Kontext und Einordnung nötig. Um zu erklären, was derzeit politisch passiert.
Derzeit überschwemmen die so genannten Disposables den Markt. Einweg-E-Zigaretten, die inklusive Batterie weggeworfen werden, wenn sie leer sind.
Es dürfte keine Frage sein, dass die Politik vergleichsweise schnell dagegen vorgehen wird.
Diese Disposables werden kaum über den traditionellen Fachhandel vertrieben. Einige Vape Shops stellen sich vielleicht ein oder zwei Produkte ins Regal, aber das war es dann auch. Die Abnehmer dieser Produkte sind Kioske und Tankstellen.
Und das ist der Grundgedanke der Produzenten. Die E-Zigarette ist ein kommunikationsintensives Produkt. Offene und Pod Systeme, Akkuleistung, Nikotinstärke. Viele schreckt das ab.
Die Einfachheit dieser Disposables scheint dafür geschaffen, andere Käufer zu erreichen. Und daher sind dann auch Einzelhändler wie Kioske interessiert. Und das ruft dann wiederum die Händler auf den Plan, die diese Einzelhändler beliefern. Beispielsweise Lekkerland, das tausende Kioske beliefert und inzwischen zu Rewe gehört.
Der Jugendschutz
Daher ist der Jugendschutz natürlich ein politisches Thema. Denn es scheint ja nahe zu liegen, dass vor allem Minderjährige auf diese preiswerten Produkte anspringen. Und Jugendschutz geht politisch immer wie geschnitten Brot. Kein Politiker würde sich gegen Jugendschutz positionieren.
Ob das aber tatsächlich überhaupt so ist, kann niemand sagen. Denn die Unternehmen machen zwar derzeit Millionengewinne. Aber das ist ja nur der Handel vom Großhändler zum Einzelhändler.
Und die mussten erstmal versorgt werden. Ob die dann dort im Regal stehen oder wirklich an Konsumenten verkauft werden, kann man daraus nicht ableiten.
Wir erinnern uns an die Juul. Das Pod-System, das durch die Medien ging.
Juul Labs aus San Francisco war in der üblichen kaufmännischen Kommunikation so unsensibel und hat von sich selbst behauptet, der mit Abstand größte auf dem Markt zu sein. Ob das dann tatsächlich so war, darf bezweifelt werden. Konsumentenbefragungen spiegelten das nicht wider.
Das kam vermutlich auch dadurch zustande, dass große Supermarktketten wie Walmart, Cosco, Kroger und Wallgreens sie gekauft haben. Und wenn in tausenden Filialen an mehreren Kassen hunderte Juul stehen sollen, dann werden da auch schnell mal ein paar Millionen verkauft. Dann sehen auch die Bilanzen super aus. Entscheidend ist der so genannte Zweitkäufer, also ob der Endkunde auch weiter nachfragt.
Erste Zahlen aus den USA zeigen derzeit zumindest, dass es wohl auch unter Jugendlichen einen rasanten Anstieg der Nutzung gegeben hat. Was allerdings vor allem Probierkonsum sein könnte.
Das Aromenverbot
Die Gefahr für die E-Zigarette ist nun, dass die Politik diesen Jugendschutz als Argument aufgreift. Und die Disposables zum Anlass nimmt, Aromen zu verbieten.
Das ist in den Niederlanden und Litauen bereits umgesetzt, in Irland wird derzeit darüber diskutiert. In Schweden wurde es gerade abgelehnt.
Die Begündung dahinter ist, dass Fruchtaromen besonders für Jugendliche attraktiv sind.
Dagegen kommt man politisch schwer an. Dass auch Erwachsende gerne Fruchtgeschmäcker oder Süßigkeiten mögen, spielt kaum eine Rolle. Denn in den Köpfen der meisten Menschen steckt ja: Wenn es nur um Suchtbefriedigung geht, dann können Raucher auch Tabak dampfen.
Das würde die Attraktivität der E-Zigarette für Umsteiger deutlich schmälern. Denn nach dem Geld und der Gesundheit ist der Geschmack der größte Anreiz. Und die Aromen erleichtern vielen Umsteigern ja sogar die Entwöhnung vom Verbrennungstabak.
Von einem solchen Verbot wären nicht nur die Disposables betroffen, sondern alle vorbefüllten E-Zigaretten. Zusätzlich wären aber sicherlich auch fertige Liquids in den üblichen 10-Milliliter-Fläschchen betroffen.
Und nach der derzeitigen Rechtsprechung in Deutschland sicher auch alle Mischkomponenten, die für den Konsum in der E-Zigarette beworben werden. Beispielsweise Shake & Vape, aber auch reine Aromen zum Selbstmischen.
Der Umweltschutz
Eine zweite Herangehensweise könnte jedoch im Umweltschutz liegen. Und genau darüber hat die eGarage gestern berichtet.
Die EU möchte bereits seit 2020 die Batterien in Europa regulieren. Mehr Recycling, weniger Müll.
Dazu hat das EU-Parlament bereits im März einen Bericht veröffentlicht. Die Vorschriften sollen so geändert werden, dass nicht aufladbare Batterien entsprechend gekennzeichnet werden sollen. Und die Mitgliedsstaaten gewisse Voraussetzungen für das Recycling schaffen müssen.
Ein Passus würde den Disposables dabei das Genick brechen. Bereits ab Januar 2024 sollen Batterien aller Geräte austauschbar sein. Durch „qualifizierte, unabhängige Operateure“.
Das bedeutet dann, dass es auch keine Handys, Laptops oder ähnliches mehr geben darf, bei denen die Batterien und Akkus nicht getauscht werden können.
Und genau das würde dann die Geschäftsgrundlage von Disposables zunichtemachen.
Auch viele Pod Systeme und Tabakerhitzern, die derzeit am Markt sind, wären betroffen. Aber da lässt sich leicht etwas ändern.
Bei Disposables entfällt damit aber tatsächlich der Sinn des Produktes. Denn ein Disposable, bei dem man die Batterie tauschen aber das Liquid nicht nachfüllen kann, ist schlicht Unsinn. Und wenn man das Liquid nachfüllen kann, ist es kein Disposable mehr. Sondern ein Pod System, wie es auch in vielen Vape Shops zu haben ist.
Die Tage sind gezählt
Nun ist die Frage, wie schnell das jetzt alles geht.
Über diese „Batterien-Verordnung“ soll nun im Parlament abgestimmt werden. Derzeit wird aber auch schon kräftig an einer Anpassung der Tabakproduktrichtlinie TPD gearbeitet. In der dann auch ein Aromenverbot stehen könnte.
Es ist also die Frage, ob in der Lobbyarbeit für die Tobacco Harm Reduction den Politikern vermittelt werden kann, dass eine Lösung für die Frage der Disposables dadurch bereits auf dem Weg ist.
Zu viele Hoffnungen sollte man sich allerdings nicht machen.
Denn das grundsätzliche Argument des Jugendschutzes wird dadurch nicht ausgehebelt werden können. Und wie die Niederlande und Litauen zeigen, kann es auch nationale Alleingänge geben.
In jedem Fall sind die Tage von Disposables gezählt.
Ob sie verschwinden, bevor die E-Zigarette schweren Schaden nimmt, ist aber fraglich.
Joey Hoffmann
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