Medical Republic ist eine australische Plattform, die sich vor allem an Mediziner wendet. Am 11. August wurde ein ausführliches Interview mit Prof. Simon Chapman veröffentlicht, einem hoch angesehenen Wissenschaftler.
In diesem Interview spulte er die gleichen Verzerrungen und falschen Argumente über die E-Zigarette ab, wie sie von Gegnern überall auf der Welt ständig wiederholt werden. Hierzulande beispielsweise vom Pneumologen-Verband oder dem ABNR.
Bemerkenswert ist nicht nur, dass nun ein anderer Wissenschaftler dem widersprochen hat. Sondern dass Medical Republic dies vorgestern veröffentlicht hat.
Dr. Colin Mendelsohn ist behandelnder Arzt, der sich vor allem mit der Behandlung von Erkrankungen durch das Rauchen beschäftigt. Er ist auch Gründer der Australian Tobacco Harm Reduction Association ATHRA, die sich für die Information über weniger schädliche Alternativen einsetzt.
Die sieben Punkte von Dr. Mendelsohn in freier Übersetzung:
„Dampfen ist 95% sicherer“
Prof. Chapman behauptet, dass die Angabe „95% sicherer“ aus einer Übersicht von Prof. David Nutt stamme. Das ist einfach falsch. Die Schätzung beruht auf einer Meta-Studie des Royal College of Physicians* und Public Health England**.
Ob Dampfen 80% oder 95% weniger schädlich ist, ist nicht der Punkt. Das überwältigende wissenschaftliche Einverständnis ist, dass Dampfen weit sicherer als Rauchen ist.
„E-Zigaretten sind 100%ig sicher“
Kein glaubwürdiger Wissenschaftler behauptet, dass Dampfen 100%ig sicher ist. Die Kernfrage ist, ob es sicherer als Rauchen ist, was es ersetzt. Die genauen Langzeitrisiken sind unbekannt, aber das Royal College of Physicians* schätzt, dass Langzeit-Dampfen vermutlich nicht mehr als 5% des Schadens durch Rauchen verursacht.
Schaden durch Nikotin
Professor Chapman wirft unbegründete Sorgen über den Konsum von Nikotin auf. Laut Royal College of Physicians*: „Der Konsum von Nikotin, in Dosen die von Rauchern konsumiert werden, stellt – wenn überhaupt – geringe Gefahren für Konsumenten dar.“
Aromen
Professor Chapman liegt richtig, dass einige Aromen potentiell langfristige Schäden auslösen können und dass dies beobachtet werden sollte. Dennoch schloss ein Report der Europäischen Kommission: „Bis jetzt gibt es keine Daten, dass bestimmte Aromen, die in E-Zigaretten in der EU verwendet werden, ein Gesundheitsrisiko für Konsumenten aufgrund wiederholtem Konsums darstellen.“
Dual Use
Während des Dampfens zu Rauchen ist eine normale, vorläufige Übergangsphase für die meisten Raucher. Viele setzen das fort und verzichten später auf das Rauchen um nur noch zu dampfen.
Dual Use ist weniger schädlich als nur zu rauchen, denn die meisten Dual User reduzieren das Rauchen signifikant. Viele Studien zeigen substanziell niedrigere Biomarker bei Dampfern und Gesundheitsverbesserungen wie niedrigerer Blutdruck und verringerte Asthma Symptome.
Dampfen ist effektiv
Es gibt glaubwürdige Beweise, dass Dampfen ein effektiveres Mittel zum Rauchstopp ist als Nikotinersatztherapien. (Pflaster, Kaugummis, etc., Anm. d. Red.) Das Cochrane Review von 2021 fand eine „moderate Sicherheit, dass E-Zigaretten mit Nikotin die Raten des Rauchstopps im Vergleich zu Nikotinersatztherapien erhöhen.“
Eine Meta-Analyse von 2021 kam zu dem Schluss, dass Dampfen die effektivste Einzeltherapie war, gefolgt von Varenicilin und Nikotinersatztherapien.
Dampfen ist kein „Gateway zum Rauchen“
Professor Chapman verwechselt Zusammenhang mit Ursache. Nur weil einige junge Leute mit dem Dampfen anfangen und später rauchen, bedeutet das nicht, dass das Dampfen das Rauchen verursacht hat. Eine weit plausiblere Erklärung ist die Risikofreudigkeit.
Tatsächlich zeigen viele Studien inzwischen, dass Dampfen junge Menschen eher vom Rauchen abhält, als sie dazu zu verleiten. Beispielsweise wurde der Rückgang des Rauchens unter Minderjährigen in den USA beschleunigt, nachdem das Dampfen bekannter wurde.
* Das Royal College of Physicians in London ist eine Art Ärztekammer (College = Kollegium). Es ist das älteste seien Art und wurde bereits von Heinrich VIII gegründet. Ähnlich wie Cochrane gelten Aussagen des Kollegiums als Gold Standard weltweit.
** Public Health England PHE ist die Staatliche Gesundheitsfürsorge in Großbritannien. Sie ist so etwas wie eine Krankenkasse, die dem Gesundheitsministerium untersteht.
Joey Hoffmann
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