Unter dem Begriff „Stoptober“ lanciert Public Health England (PHE) seit 2012 eine großangelegte Medienkampagne. Ziel dieser Kampagne ist es, Tabakraucher dabei zu unterstützen, mit dem Rauchen aufzuhören.
Seit Beginn haben laut Aussage von PHE bereits 1,5 Millionen Briten den Tabakstopp geschafft.
Großbritannien ist Deutschland – sowie großen Teilen der EU – in vielen Dingen voraus. Seien es die Löhne, das Sozialsystem, die Krankenversicherung oder die Gesundheitsvorsorge.
Die letzten beiden Punkte werden, anders als in Deutschland, staatlich über Steuereinnahmen finanziert.
Spekulativ könnte dieser Umstand der Grund dafür sein, dass die Briten bei dem Thema „Harm Reduction“ aufgeschlossener sind als andere EU-Staaten.
Besonders Deutschland wirkt bei dieser Thematik politisch sehr unbeholfen und torpediert mit oft seltsam anmutenden Regulierungen das Potenzial der E-Zigarette zur Schadensminimierung.
Dabei ginge es auch anders, wie sich am Beispiel des Stoptober zeigt.
Stoptober – Eine Erfolgsgeschichte
Die groß angelegte und von vielen Seiten unterstützte Kampagne gibt es seit 2012 und man kann sie, ohne zu übertreiben, als Erfolgsmodell bezeichnen. Neben Großbritannien haben auch die Niederlande das Konzept übernommen und verbuchen damit große Erfolge.
Auffallend ist hierbei, dass das Gesundheitssystem in den Niederlanden ähnlich wie in Großbritannien teilweise in staatlicher Hand liegt. Der Staat reguliert und gibt den Krankenkassen vor, welche Leistungen diese erbringen müssen. Es besteht also ein staatliches Interesse daran, die Menschen gesund zu halten, um die Belastung der Gesundheitssysteme zu minimieren.
Genau diese Entlastung ist das Ziel des Stoptober.
Raucher von der Tabaksucht zu befreien und die Folgeschäden zu minimieren ist, um es vorsichtig zu formulieren, ein ambitioniertes Ziel.
Um dieses zu erreichen bekommen Interessenten über die Seite von PHE Unterstützung verschiedenster Art. Von Informationsmaterial über eine App, den Austausch in Foren, E-Mails, Facebook Gruppen und fachliche Begleitung bis hin zu Nikotinersatztherapien ist alles dabei.
Soziale Aspekte, wie eine große Community, als auch der Wettbewerbscharakter spornen zusätzlich dazu an, während der 28 Tage auf Tabak zu verzichten.
Kleine Ziele machen Sinn
Laut Umfragen und einer Studie haben die Teilnehmer des Stoptober gegenüber normalen Entwöhnungsprogrammen eine 500 % höhere Chance nach 28 Tagen mit dem Rauchen dauerhaft aufzuhören. Ein ähnliches Modell, wenn auch in einem anderen Rahmen, gibt es bei vielen anderen Suchterkrankungen wie Alkoholismus oder der Abhängigkeit von Medikamenten oder illegalen Drogen.
Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Hilfen empfiehlt PHE seit 2016 gezielt die E-Zigarette als unterstützende Maßnahme beim Tabakstopp.
Seit dem vergangenen Jahr gilt sie als beliebtestes Mittel.
Diversität und Individualität spielen bei der Entwöhnung von Substanzen eine ebenso große Rolle wie die persönliche Motivation. Je individueller und motivierender die Ent- oder Umgewöhnung stattfindet, desto größer ist letztendlich die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges.
Viele Unterstützer
Treffend formulierte diesen Sachverhalt im September Deborah Arnott, CEO von „Action on Smoking and Health“. Sie sagte gegenüber Medscape, einem Online-Portal für Ärzte und Gesundheitsexperten in einem Artikel: „Es gibt viele Wege aufzuhören. Aber um Erfolg zu haben, brauchen Raucher Motivation.“ („There are many different ways of quitting, but to succeed, smokers need motivation.“)
Die Implementierung der E-Zigarette in den Entwöhnungsprozess schafft sowohl Motivation als auch die angesprochene Diversität.
Der Konsument muss liebgewonnene Angewohnheiten – wie etwa die Zigarette zum Kaffee – nicht komplett aufgeben sondern ersetzt das antrainierte Verhalten durch eine weniger schädliche Alternative. Durch schnelle Erfolgserlebnisse und eine völlig neue Erfahrungswelt wird das neue Medium mit der gewohnten Handlung verknüpft und ersetzt die alte Gewohnheit im Optimalfall komplett.
Es findet der gleiche Prozess der Konditionierung wie beim Erlernen des Tabakkonsums statt. Dass diese Neukonditionierung erfolgreich ist zeigen Umfragen von PHE. Dort geben über 60% der derzeitigen Dampfer in Großbritannien an, dass die E-Zigarette der Hauptgrund ist wieso sie vom Tabak weggekommen sind.
Wie bei vielen Kampagnen gibt es auch beim Stoptober Unterstützer aus den unterschiedlichsten Bereichen.
Neben großen Pharmafirmen sind auch Amazon, Royal Mail und Kier (zweitgrößte Bau- und Immobiliengruppe Großbritanniens) mit an Bord. Auch die Londoner Feuerwehr befürwortet den Stoptober, jedoch aus anderen, offensichtlichen Gründen.
Raucher haben laut Statistik ein 266-fach höheres Risiko als Dampfer einen Hausbrand auszulösen.
Interessant hierbei ist die große Bandbreite der Unterstützer. Diese vermittelt einen guten Eindruck darüber, welcher Grad an Akzeptanz und Transparenz beim Thema E-Zigarette und Harm Reduction in Großbritannien herrscht. Hierzulande kämen Unternehmen wie die Deutsche Post wohl eher nicht auf die Idee, sich für die E-Zigarette einzusetzen und eine ähnliche Kampagne zu unterstützen.
Und Deutschland so…
Der Stoptober in Großbritannien und den Niederlanden zeigt sehr gut, dass ein überlegtes Einbeziehen der E-Zigarette in Tabakstopp-Programmen und die Aufklärung der Bevölkerung den Erfolg von der Tabakzigarette wegzukommen, enorm steigert.
Die Kampagne, aktuelle Studien und der Einsatz vieler Fachleute sollten als Fanal gesehen und dementsprechend genutzt werden.
Das hierzulande gern wiederholte Mantra der fehlenden Langzeitstudien, die diffuse Gesetzgebung sowie das mediale Echo bewirken jedoch, dass Deutschland weiterhin in einem wichtigen Bereich die Möglichkeit verspielt etwas zu ändern und Vorreiter für Neuerungen zu sein.
Die E-Zigarette ist eine bewiesenermaßen weniger schädliche Alternative zur Tabakzigarette und kann, richtig gefördert und vermittelt, viele Leben retten.
Vielleicht sollten wir öfters erfolgreiche Konzepte übernehmen und in unserem Land umsetzen anstatt immer nur alles zu zerreden und ewig unproduktive Debatten zu führen.
Homepage Stoptober: https://www.nhs.uk/oneyou/for-your-body/quit-smoking/stoptober/
Stoptober auf Facebook: https://www.facebook.com/stoptober/
Stoptober Niederlande auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?time_continue=3&v=K5J4DJXH2P4
Sebastian Hackauf
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