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Die deutsche Dampfer Lobby trifft sich

Jahresversammlung des BfTG in Berlin

Genau am ersten November fand die dritte Jahresversammlung des Lobby Bündnisses des E-Zigarettenhandels statt.
Veranstaltungsort war erneut das direkt an der Spree gelegene Hotel nhow mit seinen Tagungsräumen.
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Das BfTG ist inzwischen auf knapp 70 Mitglieder angewachsen. Was vielleicht ein wenig über die tatsächliche Größe hinwegtäuschen kann. Denn in dem gebuchten Konferenzsaal war sicher der Großteil der deutschen E-Zigaretten Branche vertreten.
Die Mitglieder sind Unternehmen, nicht Einzelpersonen.

Leider hatten einige Einzelhändler auf die Anreise verzichtet, einigen Mitgliedern war die terminliche Nähe zur Messe in Castrop-Rauxel im Wege und letztendlich war in einigen Bundesländern Feiertag.

Eigentlich standen auch keine wichtigen Abstimmungen auf der Agenda, so dass es sich eher um eine Informationsveranstaltung für die Mitglieder handelte.

Dass der Verband großen Wert darauf legt die gesamte Wertschöpfungskette des Marktes abzubilden konnte man dennoch deutlich ablesen.
Nicht nur kleine Einzelhändler hatten den Weg an die Spree gefunden. Anwesend waren auch die Veranstalter der Stuttgarter Messe Hall of Vape und der Berliner InterSteam.
Auch vapers.guru war mit zwei Vertretern vor Ort.

BfTG
Von Links: Thomas Mrva (Vorstand BfTG), Dr. Renate Sommer (CDU, MEP), Dustin Dahlmann (Vorstand BfTG), Prof. Dr. Bernd Mayer (Universität Graz)

Zur Begrüßung übersendete die Europa-Abgeordnete Dr. Renate Sommer (CDU, MEP) eine Videobotschaft, in der sie erneut ihre Unterstützung zusicherte.
Sie hatte mit dem BfTG im Juli die zweite Diner Debate im Europäischen Parlament organisiert.
Leider wird sie bei der nächsten Wahl nicht wieder zur Verfügung stehen, womit dem BfTG eine sehr wichtige, direkte und wohlgesonnene Ansprechpartnerin auf höchster Ebene verloren geht.

In der Vorstellung der Verbandsarbeit wurde jedoch klar erkennbar, dass weiter an der direkten und persönlichen Kontaktaufnahme für das gemeinsame Anliegen gearbeitet wird.
Wie so etwas funktionieren kann, zeigte das Abwenden des Mentholverbotes 2017. Ein beeindruckendes Signal.

Sponsoring und Tabakfreiheit

Neben vielen Kontakten auf Bundesebene wurde im vergangenen Jahr immer auch der Austausch auf Landesebene gesucht.
Das Sponsoring von Parteitagen hat sich als gutes Mittel erwiesen, persönlich ins Gespräch zu kommen. So war das BfTG auch auf dem Bundestag der Jungen Union und Bundes- und Landesparteitagen der FDP präsent.

Als Türöffner erwies sich dabei immer wieder das Bekenntnis zur Tabakfreiheit.
Hatte das BfTG zuvor die Mitgliedschaft von Firmen mit Tabakbezug abgelehnt, hat sie dies auf der letzten Jahreshauptversammlung sogar einstimmig in seine Satzung aufgenommen.

Öffentlichkeitsarbeit

BfTG Bündnis für Tabakfreien Genuss
Geballte Fachkompetenz in der ersten Reihe

Im weiteren Verlauf des Tages wurde viel über die Öffentlichkeitsarbeit berichtet. Über die Schwierigkeiten der Kontaktaufnahme zu Medien, die Erfahrungen mit Kommunikationsagenturen und einzelne Erfolge.
Ein Höhepunkt der Pressearbeit war sicher die Übernahme einer Pressemitteilung durch die Deutsche Presseagentur dpa, die dann wiederum von einigen Zeitungen übernommen wurde. Das BfTG wurde im Handelblatt, der Bild, der Welt und einigen anderen erwähnt.
Das zeigt, dass der Verband sich als adäquater Ansprechpartner für die Medien positionieren konnte.

Ein weiterer Erfolg des Arbeitsbereiches des Pressesprechers Philip Drögemüller, der erst in diesem Jahr das Team verstärkt hatte, war ein Eintrag bei Wikipedia.

Diese Arbeit soll weiter verstärkt und ausgebaut werden. Nicht nur, um dadurch eventuelle Ansprechpartner aufmerksam machen zu können. Sondern auch, um Dampfern und kleinen Einzelhändlern Einsicht in die Lobby Arbeit für den Dampf geben zu können.

Europäischer Verband

Ein Meilenstein dürfte die Gründung eines Europäischen Interessenverbandes gewesen sein. Treibende Kraft hierbei war das BfTG.
Die Notwendigkeit ergibt sich auch aus der Tatsache, dass im kommenden Jahr die Gespräche zur TPD 3 auf der Agenda stehen.

Der Vorstand der IEVA, der Independen European Vape Alliance, wird in Zukunft der Vorstandsvorsitzende des BfTG Dustin Dahlmann übernehmen. Zusammen mit Jean Moiroud aus Frankreich und Ciprian Boboi aus Rumänien.

Die Koordination übernimmt die Communication Delegate Sonya Herrmann, die auch Referentin des BfTG ist.
Inzwischen konnte eine international renommierte Beratungsagentur für die Sache gewonnen werden.

Wandel in der Wahrnehmung

Einen Eindruck der wissenschaftlichen und regulatorischen Arbeit gab Thomas Mrva, stellvertretender Vorsitzender und selber gelernter Arzt.

BfTG
Thomas Mrva, stellvertretender Vorsitzender, erläutert das Ringen um Normen.

Dabei ging es vor allem um das Labelling, DIN Normen und Messverfahren.
Spannend zu sehen war, dass auch hier Arbeit des Lobbyverbandes erfolgt. So sind zur Festlegung von deutschen und europäischen Normen inzwischen Arbeitsgruppen gebildet worden, in denen das BfTG aktiv ist.

Auch auf der Fachebene konnten renommierte Gesprächspartner adressiert werden.
Zu nennen ist hier sicherlich Prof. Dr. Christian Witt, Leiter der ambulanten Pneumologie an der Charité und anerkannter Ratgeber in der Politik.

Diesem Engagement ist es zu verdanken, dass die E-Zigarette in weiten Teilen der Politik inzwischen verstärkt anders wahrgenommen wird. Die geforderte Trennung von Tabak und E-Zigarette beginnt auf offene Ohren zu stoßen.

„In Deutschland ist die E-Zigarette die am häufigsten genutzte Methode zum Tabak-Stopp. […] Die Wirkung der E-Zigarette beim Tabak-Stopp steht im Zusammenhang mit den aromatisierten Liquids. Die Geschmacksvielfalt ist neben der Bedürfnisbefriedigung ein primärer Beweggrund von Rauchern für den Wechsel zur E-Zigarette.“
Stellungnahme an das Bundesministeriums für Gesundheit, Oktober 2018

Shake und Vape und Abmahnungen

Auf großes Interesse bei den Mitgliedern stießen die Ausführungen zum angeblichen geschützten Begriff „Shake & Vape“.

Auf der Intertabac Dortmund war ein Mitglied abgemahnt worden, weil es den Begriff Shake & Vape bei einer Produktbezeichnung verwendete. (vapers.guru berichtete, Link unten)
Dieser Begriff sei durch die abmahnende Firma Nico Liquids geschützt. Dies hielten die Anwesenden Vorstandsmitglieder für nicht statthaft und sagten sofort Unterstützung zu.

Inzwischen wurde eine Löschung des Eintrags durch die Anwälte beantragt. Begründung dafür ist, dass es sich bei dem Begriff „Shake & Vape“ um eine Produktkategorie handelt, deren Bezeichnung bereits vor dem Schützen des Namens im Gebrauch war.

Weitere Punkte waren ein Verkaufsverbot wegen bemängelter Kindersicherheit. Und die Forderung des Verbraucherschutzverein gegen unlauteren Wettbewerb e.V., nach dessen Auffassung Händler bei Kunden vor Betreten des Ladenlokals eine Alterskontrolle durchführen müssten. Da sonst die Gefahr bestünde, Minderjährige könnten Verkaufsangeboten ausgesetzt sein.
Dazu wurde erneut ein Rechtsgutachten des Prof. Dr. Liesching in Leipzig eingeholt, die Forderung wurde entkräftet.

Berater in Berlin und Brüssel

Das BfTG hatte sich frühzeitig dazu entschlossen Geld zu investieren und professionelle Berater in Berlin und Brüssel ins Boot zu holen. Diese stellten ihre Arbeit ebenfalls vor.
Die Planungen der nächsten Schritte und Maßnahmen reichen bis ins Jahr 2021.
Man baut nicht hohe Brücken, sondern lange.

Bündnis für Tabakfreien Genuss BfTG
Der Vorsitzende Dahlmann gibt eine Übersicht über die Pläne 2019.

Ein interessanter Punkt waren natürlich auch die Privatimporte.
Dabei ging es nicht darum, diese unterbinden zu wollen. Es hatten sogar Gespräche mit Vertretern der Zollbehörden und anderen Stakeholdern stattgefunden.
Intention war den Mitgliedern zu versichern, dass das Thema Sechs- Monats-Frist nicht aus den Augen verloren wird.
Ein wichtiger Angriffspunkt wird sein, Oppositionspolitiker zu ermuntern diese Regulierungen zu hinterfragen. Benachteiligen sie doch den europäischen Handel. Das genaue Gegenteil von dem, was die EU nach eigener Willensbekundung hatte bewirken zu wollen.

Als letzter regulärer Punkt stand das Thema Big Tobacco auf den Plan.
Das BfTG unterstrich mit allen Stakeholdern zu sprechen. Merkte aber auch sehr deutlich an, dass das Engagement der großen Tabak Konzerne dazu geeignet ist, die Trennlinie zwischen Rauchen und Dampfen zu verwischen.
Vorstand und Mitglieder versicherten sich, die Distanzierung vom Tabak aufrecht zu erhalten.

Ferner liefen…

Unter dem letzten Punkt „Sonstiges“ kamen zwei Themen zur Sprache, die auch Konsumenten interessieren dürften.

Es ist inzwischen offiziell, dass die Firma Juul auf den europäischen Markt geht. In Großbritannien sind die Juul Labs aus San Francisco bereits vertreten.
Da es aber im Vorfeld verschiedene grundsätzliche Konflikte mit der Firma Juul gegeben hatte, wurden die Mitglieder in offener Abstimmung befragt, ob die Vertreter von Juul sich vorstellen und vor dem Plenum Rede und Antwort stehen dürfen.




Durch die Fachmedien war vermeldet worden, dass Juul im Vorfeld des Markteintrittes in Europa Firmen abgemahnt hatte. Zudem gibt es in den USA derzeit eine weitreichende Empörungswelle. Es wird von einer Epidemie unter Jugendlichen gesprochen und das „Juuling“ ist zum Synonym für dampfende Jugendliche geworden.
Nach letzten Zahlen hält der Kick Starter Juul derzeit 70% des Marktes für Kartuschengeräte in den USA und ist nach rasantem Aufstieg inzwischen 16 Milliarden Dollar wert.

Die Mitglieder erklärten sich schon zu Beginn der Versammlung einverstanden und so konnten die Vertreter von Juul sich für eine Art Podiumsdiskussion auf den heißen Stuhl setzen. Mit dabei war der Managing Director für den deutschsprachigen Raum Markus Kramer, der zuvor u.a. auch für Bacardi tätig war.

Europaweite Initiative am Start

Beim zweiten Thema ging es um eine europaweite Initiative.

BfTG
Das nhow in Berlin Friedrichshain.

Ziel ist es, angelehnt am Instrument der europäischen Bürgerinitiative, eine Millionen Unterschriften zu akquirieren.
Die Forderung soll die Überarbeitung des Artikels 20 der Tabakproduktrichtlinie sein.
Dort finden sich all jene Bestimmungen, die in Dampferkreisen nur noch als „TPD2“ bekannt sind: Werbeverbot, Höchstdosierung, Abfüllmenge, Anmeldefrist.

Da diese Aktion aber auch auf die Initiative eines Tabakkonzerns zurückgeht, hat der Verband dies den Mitgliedern zur Abstimmung gestellt. Die Initiatoren hatten beim BfTG angefragt, ob sie die Initiative unterstützen würde.
Die Zusammenarbeit wurde einstimmig bejaht.

Geplant ist eine europaweite Kampagne, eine eigene Homepage mit einer Unterschriftensammlung und einem Tool zur leichten Verifizierung des Europa-Abgeordneten für den jeweiligen Nutzer.

Eine rauschende Ballnacht

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass das BfTG sich in seiner Arbeit und seinen Zielen selber übertroffen hat.
Viele persönliche Gespräche in den Pausen haben eindrücklich bewiesen, dass die Mitglieder über eine Überraschung hinaus überzeugt waren.

Damit ist die E-Zigarette wohl endgültig auf dem Parkett der Lobbyarbeit angekommen.

Doch man sollte die Erwartungen nicht zu hoch schrauben.
Immer noch geht es nicht darum, etwas schnell ändern zu können. Sondern darum überhaupt Gesprächspartner und Gehör zu finden. Vorgelassen zu werden. Die E-Zigarette in der Wahrnehmung vom Tabak zu trennen.

Die Erfolge motivieren. Und bergen eine gewisse Ansteckungsgefahr, sich vom unbestreitbaren Enthusiasmus mitnehmen zu lassen.


Dampf Dinner im Parlament: https://www.vapers.guru/2018/07/12/zweites-dampf-dinner-im-eu-parlament/
Jahresversammlung 2017: https://www.vapers.guru/2017/11/03/jahresversammlung-der-dampferlobby/
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCndnis_f%C3%BCr_Tabakfreien_Genuss

Abmahnung während Messe: Shake & Vape ist geschützt

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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