In diesem zweiten Teil des Themenschwerpunktes soll es um die USA gehen. Denn dort ist die Panik vor der E-Zigarette weit größer.
Andere Vorschriften zur Offenlegung von Finanzen machen es möglich, einmal genauer hinzusehen. Denn dadurch werden die Mechanismen hinter der Lobbyarbeit und die Profiteure der Angst deutlich.
In den USA herrscht derzeit ein sehr besonderes Klima, ausgelöst durch die Juul. Wer die Berichte verfolgt, konnte erleben, wie die Panik und Panikmache immer weiter eskalierte.
Zunächst sollte die E-Zigarette drastisch reguliert werden. Gemäß der geplanten Deeming Rule hätten für Produkte aufwändige Tests vorgelegt werden müssen, um eine Zulassung beantragen zu können. Diese hätten jedoch nicht zwangsläufig zu einer Zulassung geführt, es gab keine Definition der zu erreichenden Kriterien.
Nach Schätzungen von Wirtschaftsexperten hätte das 99% der E-Zigaretten Branche vom Markt gefegt.
Dann ernannte der neu gewählte Präsident Donald Trump den Arzt und Krebsüberlebenden Scott Gottlieb zum neuen Chef der FDA.
Die Food and Drug Administration ist eine sehr mächtige Behörde, die mit ihren fünf Milliarden Dollar Budget auch selber Forschung betreibt und für die Zulassung aller Medikamente und Lebensmittel zuständig ist.
Unmittelbar nach seiner Ernennung wartete Gottlieb mit einer sensationellen Rede auf. Ende Juli 2017 erklärte er überraschend deutlich, dass nicht das Nikotin die Menschen töte, sondern der Teer der Zigaretten.
Als erste Amtshandlung wurde die Deeming Rule mit sofortiger Wirkung auf Eis gelegt. Die Begründung war, weitere Forschungsergebnisse abwarten zu wollen.
Erwachsenen Rauchern müsse auch weiterhin eine weniger riskante Alternative zur Verfügung stehen.
Die amerikanischen Dampfer atmeten auf.
Willkommen in der Realpolitik
Dann holte die Realität Gottlieb offenbar ein. Immer schärfer wurden die Formulierungen.
Als gängiges Argument der Dampfgegner trat immer mehr der Jugendschutz zu Tage. Was zuvor gar nicht das Thema war.
Anstatt sich aber bedeckt zu halten feierte die Juul ausgerechnet in dieser Situation weite Erfolge. Und ging damit auch – typisch amerikanisch – hausieren.
Die Juul ist eigentlich nichts weiter als ein Kleingerät der ersten Generation, ein Podsystem. Doch in den USA wird es mit einer Nikotindosierung von 5% angeboten. Dem mehr als 2,5 fachen dessen, was seit der Regulierung in Europa zulässig ist.
Hinzu kam, dass die Vermarktungsindustrie das Dampfen als Lifestyle Produkt erkannte. So wurden Juul und andere Geräte derart beworben, dass man der Werbung vorwerfen konnte, sie würde gezielt Jugendliche ansprechen.
Damit hatten die Hersteller den Gesundheitsaktivisten und Moralwächtern selber die Munition geliefert, die diese benötigt hatten. Inzwischen wurde das erkannt, es wird zurückgerudert und vorsichtiger argumentiert.
Zu spät, wie sich zeigt.
Im Juni 2018 startete eine Volksbefragung in San Francisco. Befeuert durch eine 11,6 Millionen teure Kampagne verschiedener Organisationen stimmten die Einwohner für ein Verbot von „Flavours“, aller Geschmacksrichtungen außer Tabak und Menthol. Diese würden die Jugend zum Dampfen verführen und damit in die Nikotinsucht treiben. So ihr Argument.
Zwischenzeitlich häuften sich die dramatischen Berichte in den Medien, wonach immer mehr Jugendliche „juulen“. Bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang die Geschichte der Schule, die ihre Toilettentüren abhing, damit die Schüler in den Pausen nicht heimlich zur Dampfe greifen.
Fakten spielen schon lange keine Rolle mehr in der öffentlichen Empörung. Weder die Tatsache, dass so wenig Jugendliche wie nie zuvor rauchen. Noch dass die Zahlen des CDC, des staatlichen Center for Desease Control, sehr deutlich zeigen, dass die Jugendlichen welche zuvor geraucht haben, einfach auf die E-Zigarette umgestiegen sind.
Inzwischen sprach selbst der zuvor so liberale Chef Scott Gottlieb von einer Epidemie.
Er hat den Unternehmen deutliche Strafen angedroht. Wenn diese nicht darlegen würden, wie sie zu verhindern gedenken, dass Minderjährige ihre Produkte nutzen.
Dass die Hersteller darauf wenig Einfluss haben spielt dabei ebenso wenig eine Rolle, wie die Erkenntnis, dass die meisten Jugendlichen die E-Zigaretten von älteren Freunden und Familienmitgliedern bekommen.
Derzeit überschlagen die Ereignisse sich in den USA. Der Verkauf von „flavoured“ Liquids wurde bundesweit in Supermärkten verboten.
Nach der Androhung Gottliebs überholten die Unternehmen sich gegenseitig mit dem Einlenken. Mehr noch, inzwischen spricht sogar Altria auf der Homepage davon, dass süße Liquids verboten werden sollten. Der Konzern, der sich gerade erst für einige Milliarden bei Juul eingekauft hatte.
Scott Gottlieb hat inzwischen seinen Rücktritt bekannt gegeben. Weil er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen möchte. Ob die Realpolitik und der Einfluss der Gesundheitslobby ihn nach kaum zwei Jahren in die Knie gezwungen haben kann man nur mutmaßen. Ein G‘schmäckle bleibt.
Wer nun glaubt, das sei ein amerikanisches Problem, der irrt gewaltig.
Die häufig falschen und panischen Medienmeldungen werden auch in Europa verbreitet. Und inzwischen haben viele Gesundheitsaktivisten und sogar Politiker diese zur Kenntnis genommen und mit ihnen argumentiert. Ohne sie inhaltlich zu prüfen.
Profiteure der Angst, eine Fallstudie
Im Dezember 2018 veröffentlichte Michelle Minton eine Fallanalyse unter dem Titel „Fear Profiteers – How E-Cigarette Panic Benefits Healt Activists“ (etwa: Angst Profiteure – Wie die E-Zigaretten Panik Gesundheitsaktivisten nützt)
Michelle Minton hat einen Abschluss der privaten Elite Universität John Hopkins in Baltimore. Derzeit arbeitet sie an ihrem Master in angewandter Ernährungswissenschaft an der University of New England.
Sie hat bereits an mehreren wissenschaftlichen Veröffentlichungen mitgearbeitet und ihre Analysen wurden in renommierten Zeitungen wie der New York Times, USA Today und dem Wall Street Journal veröffentlicht.
Nebenbei ist sie auch leitende Wissenschaftlerin am Competitive Enterprise Institute.
Das CEI ist ein konservativer Think Tank, der sicherlich umstritten ist. Denn es ist so etwas wie eine Lobby Agentur.
Ihre Gelder bekommt sie durch die Unterstützung von Unternehmen, vor allem aus der Energiewirtschaft.
Das Institut geht damit jedoch sehr offen um, es kommuniziert sehr deutlich was es macht.
Dieser Umstand alleine ist bemerkenswert, hat Minton sich doch für das Institut mit dem Problem der E-Zigarette befasst. (Link unten)
In ihrer Analyse legt Minton sehr klar und verständlich dar, wer einen Nutzen durch Panik vor der E-Zigarette hat.
Und da die USA oftmals die Blaupause für Europa sind, ist dies auch für Deutschland und Europa interessant.
Der Selbstzweck der Gesundheitsorganisationen
In ihrer hundertseitigen Analyse geht Michelle Minton nun der Frage nach, wer etwas von dieser Panik hätte. Und was eigentlich.
Und kommt zu recht eindeutigen Ergebnissen.
Gesundheitsorganisationen sind in der Regeln non-profit Organisationen. Sie machen eigentlich keinen Gewinn.
In Deutschland sind sie das Pendant zu Vereinen, Stiftungen und gemeinnützigen Organisationen.
Deshalb hat sie auch niemand tatsächlich auf dem Radar. Weil man ihnen keinen Selbstzweck zutraut.
Dabei wird schlicht übersehen, dass diese Organisationen sehr wohl einen Selbstzweck haben. Sie zahlen Gehälter, Menschen bestreiten ihren Lebensunterhalt dadurch. Die Tatsache, dass sie keinen Gewinn im kaufmännischen Sinn erwirtschaften, täuscht darüber hinweg, dass sie genauso funktionieren wie jedes andere Unternehmen auch.
Die meisten dieser Organisationen leben von Spenden.
Doch das ist ein Markt geworden. Ein Markt, in dem es um viel Geld geht.
Minton zitiert einen Arzt der Pennsylvania Society for the Prevention of Tuberculosis (Pennsylvania Gesellschaft für die Prävention von Tuberkulose) der bereits 1910 sagte „Es wird schwerer und schwerer so viel Privatspenden zu bekommen, wie man braucht. Wenn man aber auf öffentliches Geld zielt, kann man es in immer größerem Überfluss bekommen.“
Da die Tuberkulose auch in den USA annähernd ausgerottet ist, benannte die Gesellschaft sich nach dem Erfolg einfach um. Die Tuberkolose Gesellschaft ist heute die American Lung Association. Eine der erbitterten Gegner der E-Zigarette.
Ganz ähnlich verfuhr auch der so genannte March of Dimes, der 1938 von Roosevelt ins Leben gerufen wurde. Die Organisation war zu erfolgreich, 1964 war die bekämpfte Polio annähernd ausgestorben.
Anstatt den Laden zu schließen, wechselte man kurzerhand das Betätigungsfeld und kümmert sich bis heute um Geburtsfehler und Sterblichkeit unter Neugeborenen.
Dieses Model der „Umfirmierung“ wird uns beim kommenden Blick auf Deutschland wieder begegnen.
Im Jahr 2010 veröffentlichte das erwähnte Center for Desease Control einen Report, in dem es zum Ziel machte, die Quote der erwachsenen Raucher bis zum Ende der Dekade auf 17% zu senken. Inzwischen ist sie unter 15%. Aber das ist kein Grund aufzuhören.
Hersteller von Hardware werden auch nicht zu machen, wenn jeder einen Computer besitzt. Samsung und Apple werden auch nicht tausende Mitarbeiter entlassen, wenn jeder ein Handy hat. Autohersteller werden nicht die Werke schließen, wenn jeder ein Auto fährt. Der Gedanke erscheint völlig absurd.
Trotzdem gehen wir ganz selbstverständlich davon aus, dass eine Gesundheitsorganisation gegen eine Krankheit oder Sucht kämpft. Obwohl das Erreichen ihres Zieles automatisch ihr eigenes Ende bedeuten würde.
Es erscheint doch wirtschaftlich viel naheliegender, dass diese Organisationen – wie jedes andere Unternehmen auch – vor allem weiter einen Markt bedienen wollen.
37 Milliarden jährlich
Vielversprechend sind für solche Organisationen die Unterstützungen der staatlichen Behörden.
Das vom amerikanischen Gesundheitsministerium betriebene National Health Institute lobt für Arbeit im Gesundheitssektor derzeit 37 Milliarden Dollar jährlich aus. Das entspricht etwa dem deutschen Verteidigungsetat.
Hinzu kommen weitere Zuwendungen.
Im vergangenen Jahr beschloss die Regierung eine zusätzliche Förderung der American Cancer Society von 275 Millionen Euro. Nur für 2018.
Die war sicher nicht naiv überwältigt über die Großzügigkeit. Das zeigt sich an der Struktur des Wohlfahrtsunternehmens.
Für Spenden über eine Millionen Euro muss ein Viertel Steuern abgeführt werden. Unter einer Million nichts. Also hat die Krebsgesellschaft einfach 57 einzelne Dependancen gegründet und Lobbyarbeit in Washington betrieben, damit die Zuwendungen bitteschön steuersparend auf alle verteilt werden.
In Kalifornien sollte 1988 die Proposition 99 (Eingabe 99) verabschiedet werden. Diese Prop99 sah vor, die Steuer auf Zigaretten zu verdreifachen.
Natürlich wurde diese Eingabe in Kampagnen durch die Gesundheitsorganisationen unterstützt. Obwohl eine Erhöhung der Steuer nicht zwangsläufig zum Rückgang der Raucherzahlen führt und ein gesundheitlicher Nutzen damit strittig ist.
Mindestens 25% der Mehreinnahmen sollten versprochenermaßen in die Forschung gesteckt werden. Gerechnet wurde mit 350 Millionen Dollar pro Jahr.
Bei über 80 Millionen erwarteten zusätzlichen Einnahmen pro Jahr kann man schon mal ein oder zwei Millionen für Kampagnen investieren. Und das betraf nur einen von 50 Bundesstaaten.
Gesundheitsorganisation made by Pharma
Zugegebenermaßen erscheint die E-Zigarette zu einem ungünstigen Zeitpunkt.
Inzwischen sind Nichtraucherschutz, Jugendschutz und Restriktionen so in den Köpfen der Öffentlichkeit verankert, dass man sehr leicht glauben könnte, das war schon immer so.
Tatsächlich nimmt der Anti-Tabak-Zug aber überhaupt erst seit etwa 15 Jahren richtig Fahrt auf. Gestartet ist er in den 1990ern. Und seitdem wachsen die Spenden und Zuschüsse in diesem Bereich exponentiell. Der Markt der Gesundheitslobby boomt.
Auch hier waren die USA Vorreiter, Europa zog verzögert nach.
Das erste Nikotinpflaster wurde erst 1991 unter dem Namen Nicotrol in den USA zugelassen.
Nachdem dann die Pharmariesen in den Markt der Ersatztherapien eingestiegen sind, wurde sofort mit entsprechender Lobby Arbeit begonnen.
Als eindrücklichstes Beispiel von vielen nennt Minton in ihrer Analyse Johnson & Johnson.
Der Konzern, der heute für die Nicorette Produkte verantwortlich zeichnet, gründete 1995 die Johnson & Johnson’s Robert Wood Johnson Foundation. Die Stiftung mit dem sperrigen Namen hat seit Bestehen in jedem Jahr mindestens 400 Millionen Dollar an Einzelpersonen oder Organisationen gespendet.
Bei der zeitlichen Nähe zur Zulassung der Nikotinersatztherapien (Nicotine Replacement Therapies, NRT) ist die reine Nächstenliebe wohl eher nicht als das ausschlaggebende Motiv anzunehmen.
Unter anderem spendete die Stiftung seit ihrem Bestehen 115 Millionen an die American Cancer Society und 99 Millionen an die Smokeless States Initiative, die von der American Medical Association, der Cancer Society und der bereits erwähnten American Lung Association administriert wird.
117 Millionen gingen an die Campain for Tobacco Free Kids. Die praktischerweise von der Stiftung selber gegründet wurde. Sie ist also ein direkter Ableger des Multimilliarden Konzerns Johnson & Johnson. Gilt aber als gemeinnützig.
Diese „Kampagne für tabakfreie Kinder“ ist eins der treibenden Propagandaräder im Verbot der Aromen in E-Zigaretten. Sie begegnete uns unter anderem auch bei der Abstimmung in San Francisco.
Im Jahr 2016 erhielten von der Johnson & Johnson Stiftung:
- The Truth Initiative: über 1 Milliarde Dollar
- American Cancer Society: über 1 Milliarde Dollar
- CancerAction Network (Teil der American Cancer Society): über 4 Millionen Dollar
- Campaign for Tobacco-Free Kids: über 45 Millionen Dollar
- Tobacco-Free Kids Action Fund: über 38 Millionen Dollar
- American Lung Association: über 15 Millionen Dollar
Michelle Minton, Competitive Enterprise Institute, Fear Profiteers, 12/2018
Diese Liste wäre beliebig fortzusetzen.
Die größten Pharma Konzerne sind auch gleichzeitig die Hersteller der meisten Tabakersatztherapien. Zu nennen wären hier unter anderem auch Novartis und das in Großbritannien beheimatete GlaxoSmithKline.
Amici degli amici
Ein handfestes Beispiel, wie diese Gesundheitsorganisationen und Stiftungen auch einzelne Personen befördern und instrumentalisieren können, ist Stanton Glantz.
Prof. Dr. Glantz von der University of California, San Fransisco, ist einer der bekanntesten, schillerndsten und am häufigsten kritisierten „Gesundheitsaktivisten“ der USA.
Auch hierzulande wird er häufig als Arzt vorgestellt. Doch auch wenn er eine Professur am Medizinischen Institut hat, ist er weder Mediziner nach Pharmakologe. Tatsächlich ist er Ingenieur.
Er hat auch keinen M. D. (medincinae doctor), sondern einen Ph. D., (philosophiea doctor).
Nach dem Studium hatte er sich mit mathematischen Modellen zum Herzgewebe beschäftigt. So kam Glantz dann auf verschlungenen Wegen dazu ein Anti-Tabak-Aktivist zu werden.
Er gründete 1981 die „Californians for Nonsmokers‘ Rights“ (Kalifornier für Nichtraucherrechte). Das war offenbar so einträglich, dass sie bald in „Americans for Nonsmokers‘ Rights“ umbenannt wurde.
Die bereits erwähnte Stiftung von Johnson & Johnson spendete seiner Organisation seit 1996 über 22 Millionen Dollar.
Alleine zwischen 1995 und 1999 erhielt die Organisation vom Gesundheitsministerium Kaliforniens auch fünf Millionen Dollar aus den zugesagten Mehreinahmen aus der Erhöhung der Tabaksteuer durch die Prop99.
Sicher um die Ausgaben für Veröffentlichungen zu kompensieren, die von der Los Angeles Times als „Feindesliste“ bezeichnet wurden.
Diese Veröffentlichungen schlossen unter anderem die Beobachtung und Informationssammlung über Leute ein, die sich negativ über die Tabakkontrolle geäußert hatten. Bis hin zu einem Richter, der in einem Prozess wegen Passivrauchens nicht wie gewünscht entschied.
Seit 1972 gab die RWJF von Johnson & Johnson fast 160 Millionen Dollar an die Universität in San Fransisco. Alleine im Jahr 2002 spendete die Stiftung 10 Millionen Dollar, um das „Center for Smoking Cessacion“ (Zentrum für Rauch-Entwöhnung) zu gründen. Das praktischerweise dann auch gleich vom ehemaligen Präsidenten der Stiftung Steven Schroeder geleitet wurde.
Zwei Jahre zuvor hatte Glantz bereits einen von der Stiftung ausgelobten Preis erhalten, der mit 300.000 Dollar dotiert war.
Darüber hinaus erhielt er 2001 bis 2005 über 1,1 Millionen Dollar für eine „Aufklärungskampagne“, die Restaurant Besitzer davon überzeugen sollte, das Rauchen in ihren Restaurants zu verbieten.
Was lag also näher, als Glantz und die reich beschenkte Universität zusammen zu bringen?
Im Jahr 2005 wurde Stanton Glantz an das Institut für Medizin an der Universität in San Fransisco berufen. Inzwischen ist er Leiter des Center for Smoking Cessacion.
Seitdem veröffentlicht er immer wieder Studien, die ebenso regelmäßig von anderen Wissenschaftlern in der Luft zerrissen werden. Der wissenschaftliche Grundsatz, dass eine Korrelation keine Ursache widerspiegelt, schein den gelernten Ingenieur nicht weiter zu belasten.
Nochmal zum Mitschreiben:
Die Stiftung eines Pharmariesen spendet Millionen für die Gründung eines Zentrums an einer Universität und anschließend wird derjenige Leiter des Zentrums, der zuvor schon jahrelang Gelder von dem Pharmakonzern erhalten hat.
Trotzdem gilt er bei den Medien als neutral und unabhängig.
In einer seiner Studien, auf die die Medien durch Pressemitteilungen aufmerksam gemacht wurden, behauptete er im vergangenen Jahr nachgewiesen zu haben, dass E-Zigaretten das Herz schädigen. Denn Konsumenten von E-Zigaretten hätten ein doppelt so hohes Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden. Konsumenten die gleichzeitig rauchen und dampfen gar ein fünffach höheres.
Natürlich verglich er das lediglich mit Nichtrauchern. Obwohl selbst diese Zahlen offenbar zeigen, dass Dampfen weniger gefährlich als Rauchen ist.
Wie lange die Konsumenten zuvor geraucht hatten wurde nicht erhoben.
Medizinisch wurde kein Nachweis erbracht. Das wäre auch schwer möglich, denn der Professor für Medizin ist eben kein Mediziner und kann nur Zahlen auswerten. Er hatte die Statistiken verglichen.
Über Glantz wird auch im nächsten Teil des Themenschwerpunktes zu sprechen sein. Denn er hatte sich zu Beginn dieser Woche wieder zu Wort gemeldet. Und ein Beispiel geliefert, wie Medien instrumentalisiert werden.
Das Handeln nach eigenen Interessen
Auch die Tabakindustrie kommt in Mintons Arbeit nicht gut weg.
Ihr Anteil ist jedoch weit geringer, als man es gemeinhin annehmen würde. Vernachlässigen sollte man ihn jedoch nicht.
Die Tabakindustrie ist nicht per se gegen die E-Zigarette. Diese Behauptung ist vereinfachend und mehr falsch als richtig. Dazu muss man sich nur einmal die Interessen der Tabakindustrie anschauen.
Wie im ersten Teil dieses Artikels bereits beschrieben stellen die großen Hersteller selber auch E-Zigaretten her. Sie würden sich also auch potentielle Absatzmärkte verbauen.
Hinzu kommt, dass zur Tabakindustrie eben nicht nur die großen Zigarettenhersteller gehören. Sondern auch der Markt des Nikotinhandels.
Die größten Hersteller von Tabak sind heute nicht mehr die Südstaaten oder Südostasien. Sondern der staatliche Tabakkonzern in China, gefolgt von Indien.
Dieser Markt beliefert nicht nur die Big Five, sondern auch die Hersteller von Liquids. Die Illusion, als Dampfer würde man sich frei machen von der Tabakindustrie, endet also zwangsläufig spätestens beim Kauf einer nikotinhaltigen Flüssigkeit.
Man sollte auch nicht vergessen, dass Nikotin lange Zeit als Pestizid verwendet wurde. Das ist zwar seit den 1970ern zumindest in der EU verboten. Doch verschiedene Institute stellen nach wie vor auffällige Häufungen bei Obst und Gemüse Proben fest. Wer weiß schon, was auf einer Bananenplantage in Costa Rica oder Ecuador passiert?
Die Tabakindustrie möchte diesen Markt aufrechterhalten. Und die Zigarettenhersteller wollen weiter mit Tabak handeln. Deshalb orientieren sie sich hin zu dem neuen Markt der Harm Reduction.
Dafür finden sie unterschiedliche Lösungsansätze.
Philip Morris International und British American Tobacco versuchen es mit ihren Tabakerhitzern IQOS und Glo, Japan Tobacco mit Versuchen im Bereich von Granulaten. Und alle spähen auch Richtung der traditionellen E-Zigaretten. PMI hat im vergangenen Jahr bereits die erste E-Zigarette IQOS Mesh in Großbritannien auf den Testmarkt gebracht.
Doch die oberste Prämisse ist nun einmal der Absatz und nicht die Gesundheit der Konsumenten. Und deshalb suchen sie nach Lösungen, die eine hohe Markenbindung und eine möglichst umfassende Nutzung ihres Rohstoffes versprechen.
Deshalb ist es ihnen auch vergleichsweise egal, ob nun Aromen in Liquids verboten werden. Oder ob der Umstieg für Raucher, über einen gesundheitlichen Aspekt hinaus, attraktiv erscheint. Es ist wichtig, dass ihre Produkte weiter konsumiert werden. Welche Produkte das sind ist nachrangig.
So verwundert es auch nicht, dass viele Unternehmen nach den Angriffen der FDA so schnell eingelenkt haben. Im Gegenteil, es war zu erwarten.
Wenn Aromen verboten werden, haben sie eine bessere Chance, mit ihren Produkten Marktanteile zu sichern.
Der Traum eines Managers in einem Zigarettenkonzern muss zwangsläufig eine Welt sein, in der es wenige offene Systeme gibt. Und dafür E-Zigaretten mit vorbefüllten Kartuschen, die ausschließlich nach Tabak oder höchstens Menthol schmecken.
Es ist zu erwarten, dass die Tabakindustrie diesen Weg weiter gehen wird. Und dass sie sicher auch versuchen wird, ihren Einfluss auszuspielen. Aber nicht gegen die E-Zigarette. Sondern gegen offene Systeme. Gegen Aromen und Steuervergünstigungen, gegen wiederbefüllbare Dampfen und Produkte zum Selbermischen.
Doch ihr Einfluss ist in der Politik weit geringer, als man es gemeinhin glauben möchte. Denn kaum ein Politiker lässt sich heute noch gerne mit einem Lobby Vertreter der Big Five gerne sehen.
Profiteure der Angst – Themenschwerpunkt
- Die Konspiration gegen die E-Zigarette
- Der Einfluss der Lobbyisten
- Wissenschaft und Medien
- Schwarzbrenner und Baptisten
- Das System Deutschland
Die Studie im Original: https://www.vapers.guru/wp-content/uploads/2019/05/Fear_Profiteers_Michelle_Minton.pdf
Das Einlenken der Hersteller in den USA: https://www.vapers.guru/2018/11/14/e-zigaretten-hersteller-lenken-ein/
Die WHO fordert ein Verbotd er E-Zigarette: https://www.vapers.guru/2018/10/05/who-fordert-verbot-von-e-zigaretten/
Joey Hoffmann
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