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Medienoffensive E-Zigarette

Einblick in die Lobbyarbeit für die Dampfe

  • BfTG erreicht Klarstellung durch die Deutsche Presseagentur
  • Ein kleiner Einblick in die Kommunikationsarbeit
  • Viel Arbeit und Engagement, das man als Dampfer nicht immer sieht

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In den USA ist es in den vergangenen Monaten zu eine Welle von Gesundheitsvorfällen nach dem Konsum von E-Zigaretten gekommen. Inzwischen sind laut Seuchenschutzbehörde CDC 1604 Fälle und 34 Todesfälle gemeldet worden.

Seit dem wird in den Medien oberflächlich und häufig falsch über diese Vorfälle berichtet.
Denn was Fachleute, auch außerhalb der Branche, längst vermutet haben: Es kann nicht an handelsüblichen E-Zigaretten gelegen haben.

Die beschriebenen Symptome der Behandelten sind typisch für eine Lipidpneumonie.
Sie entsteht, wenn nicht wasserlösliche Öle inhaliert werden. Mit zum Teil dramatischen Folgen.

Inzwischen haben auch CDC und die Regulierungsbehörde FDA bestätigt, dass es sich offenbar um THC haltige Liquids gehandelt hat, welche die Patienten zuvor konsumiert haben.

Große Medien, wie die Washington Post, haben das sehr schnell aufgegriffen.
In Europa wurde dies jedoch nicht entsprechend kommuniziert. Vor allem im deutschsprachigen Raum titelten die meisten Medien mit Gesundheitsschäden und Todesfällen durch E-Zigaretten.
Es wird höchstens im letzten Absatz erwähnt, dass es sich nicht um handelsübliche E-Zigaretten handelt, sondern um gepanschte und illegale Kartuschen, die auf der Straße gekauft wurden.

Es gab viele Bemühungen, dieser verzerrenden Berichterstattung Argumente entgegenzusetzen.
Heute scheint dem BfTG ein großer Schritt gelungen zu sein.

Viele leisten einen Beitrag

Vor allem durch Konsumenten wurde die Initiative „E-Zigaretten retten leben“ (#ezigarettenleben) angestoßen. Ebenfalls unterstützt durch die beiden Händlerverbände VdeH und BfTG. Doch auch einige YouTuber haben sich dafür stark gemacht, ebenso wie das Dampfermagazin und VAPERS.GURU.

Ein Flyer wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion erstellt und zum freien Download bereitgestellt, eine dazugehörige Internetseite wurde erstellt.
Nicht nur Shop Betreiber haben diesen Flyer ausgelegt. Online Händler haben ihn zu ihren Lieferungen gepackt und Dampfer sind auf die Straße gegangen und haben ihn verteilt.

Doch da zeigen sich die begrenzten Mittel der Branche. Und vor allem der Konsumenten.
Solche Bemühungen erreichen ja nur diejenigen, die sich bereits für das Thema interessieren. Raucher erreicht man damit nur wenige, die Öffentlichkeit noch viel weniger. Nur etwa ein Viertel der Bevölkerung raucht, nur ein Bruchteil dampft.

Das Mittel der Wahl für Konsumenten muss also immer die Mund-zu-Mund-Information sein.
Doch dazu fehlen vielen die nötigen Informationen und Kenntnisse, um in Diskussionen überzeugen zu können.



Dieser Nachteil wird dadurch verstärkt, dass den Medien eher geglaubt wird.
Hat jemand einen besseren Zugang zu den Medien, kann er seine Informationen dort leichter platzieren. Beispielsweise eine Gesundheitsorganisation, die aus wirtschaftlichem Eigeninteresse etwas gegen die E-Zigarette hat.

Der Laie stellt sich häufig fälschlich vor, dass wenn alle Medien über etwas berichten, dass es dann richtig sein müsste. Das liegt an dem falschen Bild der Medienlandschaft.
Die meisten Meldungen kommen nicht mehr von den Medien selber, sondern von Agenturen. Die Deutsche Presseagentur dpa, Bloomberg, reuters und einige andere verfassen Meldungen, Medien zahlen dafür, greifen sie auf und veröffentlichen sie dann.

Solche Meldungen sind meist daran zu erkennen, dass kein Autor genannt wird. Denn nicht immer wird die Agentur als Quelle genannt.
Hinzu kommt das so genannte Agenturprivileg. Redakteure sind nicht verpflichtet Agenturmeldungen auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen.

Häufig erscheinen Medien nach außen als vielfältig. Doch die überregionalen Medien gehören oftmals zusammen.
Nicht nur Stern und RTL gehören zu einem Konzern. Berüchtigt dürfte vor allem der Axel Springer Konzern mit der Bild sein.
Dazu gehört die Tochtergesellschaft von Welt und N24, die wiederum kooperierende Nachrichtengeber für ProSiebenSat.1 Media sind, zu denen auch Kabel eins und andere Sender gehören.

Das führt dazu, dass bei dem Leser oder Zuschauer der Eindruck entsteht, viele Medien würden selber etwas recherchieren und dann entsprechend berichten. Tatsächlich kommen aber die meisten Informationen aus einigen wenigen Medienhäusern. Häufig nur von einer einzigen Agentur.

Richtigstellung richtig platzieren

Daher verfolgt das BfTG seit seiner Gründung eine andere Herangehensweise.
Um die Öffentlichkeit in der Breite zu erreichen, muss man es schaffen, seine Informationen entsprechend zu platzieren.

Das passiert zumeist hinter den Kulissen.
Man kann nicht einfach bei einem Redakteur anrufen und einen Artikel „bestellen“. Wie einige sich das sicher gerne vorstellen.
Es geht um Vernetzungsarbeit, Händeschütteln und viel Argumentation. Es geht vor allem auch um Vertrauen.

Man benötigt also einen Kommunikationsinhalt. Einen Anlass.
Dass die E-Zigarette weniger schädlich als die Tabakzigarette ist, ist keine Story. So etwas verkauft sich nicht.
Medien benötigen einen „Aufhänger“.

Anlässlich der desaströsen Berichterstattung hatte das BFTG eine Umfrage unter Händlern lanciert. Auf der Facebook Seite von VAPERS.GURU hatte auch ich Anfang Oktober zur Teilnahme aufgerufen. Viele Händler lesen VAPERS.GURU, es kamen über 600 Teilnehmer zusammen.
Abgefragt wurden nur sehr wenige Informationen, wie beispielsweise ein möglicher Umsatzrückgang und die Einschätzung über den möglichen Rückgang des Interesses bei Umsteigern.

BfTG
Vorstand, Mitarbeiter und Berater des BfTG bei der Jahreshauptversammlung 2018 in Berlin. (Foto: Ich selbst)

Ziel war nicht, statistisch saubere Zahlen zu erhalten. Sondern einen Aufhänger zu haben, um mit den Medien in ein Gespräch zu kommen.
Das funktionierte auch ganz gut. Wenige Tage nach der Auswertung berichteten unter anderem die Welt, die FAZ, der Stern und das Manager Magazin.
Die Branche fand ein Gehör, die Informationen konnten weitergegeben werden. Das war erst einmal das Ziel.
Die Berichte waren weiterhin wenig zufriedenstellend. So kam im Artikel des Stern wieder Gegner der E-Zigarette zu Wort, die auf die angeblichen Gefahren hinwiesen. Die längst widerlegt sind.
Das Manager Magazin lieferte eine sehr nüchterne und faktische Darstellung.

Offenbar fand eine weitere Kommunikation statt. Ein Anfang war gemacht. So war es möglich, wieder andere Ansprechpartner zu finden.

Gestern hat die Deutsche Presseagentur das Thema aufgegriffen. Nach einem Gespräch mit dem Vorsitzen des BfTG Dustin Dahlmann.
Heute erschienen dazu entsprechende Berichte, unter anderem in der Süddeutschen, der Zeit, dem Stern, dem Focus und einigen anderen. Hinzu kommen kleine Medien wie das Westfalen Blatt und die Abendzeitung München.

„Konsumenten von E-Zigaretten in Deutschland drohen nach aktuellem Kenntnisstand keine erhöhten Risiken, sofern sie Produkte verwenden, die europäischen und deutschen Regelungen entsprechen.“
Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstitutes für Risikoforschung, stern.de, 27.10.2019


„Zuletzt gab es Hinweise, dass dabei THC-Produkte eine Rolle spielen könnten. […] Neueste Erkenntnisse legen laut CDC nahe, dass vor allem THC-haltige Produkte, die von der Straße oder teils über illegale Händler bezogen worden seien, mit den meisten Fällen in Verbindung stünden.“
sueddeutsche.de, 27.10.2019


„So, wie wir zwischen Joints und Zigaretten unterscheiden, können wir auch nicht „E-Joints“ und E-Zigaretten in einen Topf packen.“
Dustin Dahlmann, Vorsitzender BfTG, Tagesspiegel, 27.10.2019

Einige Artikel verlinke ich unten.

Aufruf

Das macht einmal deutlich, woran die E-Zigaretten Lobby tatsächlich arbeitet.
Und es freut mich auch ganz persönlich, das einmal offen zeigen und erklären zu können und zu dürfen. Auch ich bin bekennendes Mitglied des BfTG und bringe mich in die Verbandsarbeit ein.

Die Kommunikation findet üblicherweise hinter verschlossenen Türen statt. Die Vorstandsmitglieder sind ständig in Berlin und Brüssel unterwegs, zwei Mitarbeiter koordinieren hauptberuflich, es ist eine jahrelange und mühsame Arbeit dahinter.
Hunderte Gespräche mit Politikern, Wissenschaftlern und Medienmitarbeitern werden jedes Jahr geführt.
Und dann kann man es noch nicht einmal jemandem erzählen.

Es kann nicht das Ziel sein, wie einige es sich offenbar vorstellen, die Medienbranche umzukrempeln.
So kritisierenswert sie ist, aber daran wird die E-Zigarette zwangsläufig scheitern. Mit brachialer Gewalt und der nächsten sinnlosen Petition kommt man nicht weiter.
Das Ziel muss es sein, die Medien zu erreichen und sich als kompetenter und gewinnbringender Ansprechpartner anzubieten und zu positionieren.
Man muss mit den Medien umgehen, so wie sie sind. Mit professioneller, geduldiger und diplomatischer Arbeit.

Mit dieser heutigen Medienoffensive ist es möglich, auf einen Schlag weit mehr Menschen zu erreichen und zu informieren.
Dafür hat sich meiner Meinung nach die harte Arbeit der vergangenen Monate gelohnt.

Doch damit ist noch lange nicht Schluss. Diese Krise kann für die Verbände die Chance sein, sich Gehör zu verschaffen.
Nie war das Interesse an der E-Zigarette so präsent. Nie war die Zeit so reif dafür, die deutlich weniger schädliche Alternative zum Tabak zu kommunizieren.
Nie waren die Wissenschaftler und Fachleute sich so einig, wie erst kürzlich die Fachtagung in Frankfurt gezeigt hat. (Link unten)
Nie war die Chance so groß, aus der Nische herauszutreten und Raucher mitzunehmen. Mitzunehmen in eine rauchfreie Zukunft.

Deshalb möchte ich ganz persönlich alle engagierten und motivierten Interessensvertreter dazu aufrufen weiterzumachen. Durchzuhalten. Nicht aufzugeben.
Es ist völlig egal, ob man „nur“ Flyer verteilt oder mit der dpa spricht. Es ist völlig egal, ob man sich in der Kneipe der Diskussion stellt oder den Kollegen in der Raucherpause aufklärt. Es muss nur sinnvoll sein.
Wie ich bereits mehrfach gesagt habe: Ein Dampfer hat sein Lebenssoll an guten Taten erfüllt, wenn er zwei Raucher überzeugt hat.
Macht Euch laut!

Händler möchte ich dazu aufrufen, sich in einem Verband zu engagieren.
Es ist nun einmal Geld nötig, wenn man ständig zu Terminen fährt oder fliegt. Büros und Gehälter sind nötig, es müssen Broschüren und Messestände bezahlt werden.
Dem kleinen Shop Betreiber wird es mittelbar nicht nutzen. Aber nur so ist es möglich, gemeinsam etwas bewegen zu können.

Das griechische Wort „krisis“ bezeichnet eigentlich gar keine hoffnungslose Situation. Sondern einen Wendepunkt.
Ab da kann es nur noch besser werden.


Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/nach-etlichen-todesfaellen-in-usa-umsatz-bei-e-zigaretten-in-deutschland-bricht-ein/25159142.html
Süddeutsche: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/e-zigaretten-todesfaelle-umsatzeinbruch-deutschland-1.4657407
Spiegel: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/e-zigaretten-branche-beklagt-umsatzeinbussen-nach-todesfaellen-in-usa-a-1293533.html
Stern: https://www.stern.de/gesundheit/nach-todesfaellen-in-usa–deutscher-e-zigaretten-umsatz-bricht-ein-8972946.html
Fachtagung in Frankfurt: https://www.vapers.guru/2019/10/14/fachtagung-zur-e-zigarette-in-frankfurt/

Tödlicher Dampf: Verhaftungswelle in den USA

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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