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Fallstudien: Lungenschäden nach E-Zigarette

In Ermangelung anderer Ursachen

  • Drei Fallbeispiele sollen eine Schädigung durch E-Zigaretten Nachweisen
  • Die Fallbeispiele werden in medizinischen Kreisen bereits als Nachweis argumentiert.
  • Einen tatsächlichen Nachweis gibt es nicht, dafür aber Verbindungen zur Medizin Lobby

Bereits im März veröffentlichte das deutsche Ärzteblatt eine Arbeit zu drei Fallstudien, die akute Lungenschädigung nach dem Gebrauch von E-Zigaretten zeigen soll. (Link unten)
Die drei Fälle wurden im Städtischen Klinikum Braunschweig bzw. der Medizinischen Hochschule Hannover von den Professoren Thomas Fuehner, Tobias Welte und Hendrik Suhling dokumentiert.

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Problematisch an der Arbeit sind weniger die unbestreitbaren Schwächen. Problematisch ist, dass diese Fallbeschreibungen vor allem im medizinischen Bereich instrumentalisiert wird. Obwohl die tatsächlichen Erkenntnisse das gar nicht hergeben.

EVALI

Nur zwei der Fälle werden als „dringende Verdachtsfälle“ aufgeführt, beim dritten Fall liegt lediglich ein „möglicher Zusammenhang“ vor.

Im Aktionismus um die angeblichen Toten durch E-Zigaretten wurde durch die amerikanischen Behörden die EVALI definiert. Das ist die „e-cigarette, or vaping, associated lung injury“, also die mit „E-Zigaretten, oder Dampfen, verbundene Lungenerkrankung“.

Die Definition von EVALI besagt, dass dann von einer durch E-Zigaretten bedingte Erkrankung auszugehen ist, wenn eine Infektion oder andere Krankheitsbilder ausgeschlossen werden können.

Der Logik nach entspricht das genau dem, wogegen derzeit eine Empörung in Deutschland aufbrandet. Das Robert-Koch-Institut zählt alle diejenigen Verstorbenen zu Corona Opfern, die den Virus in sich trugen. Selbst wenn sie an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall verstorben sind.

Um EVALI zu diagnostizieren muss also kein Nachweis für eine Schädigung durch die E-Zigarette geführt werden. Es reicht aus, andere Krankheiten auszuschließen. Hat der Patient dann in den vergangenen 90 Tagen E-Zigaretten konsumiert, attestiert man ihm EVALI.

Die Fälle

Fall 1
Ein 48-Jähriger wurde mit akuter Atemnot und trockenem Husten mit dem Rettungswagen eingeliefert.
Er konsumierte seit drei Jahren E-Zigaretten und hatte zuvor geraucht. Wie lange wird nicht angegeben.

Fall 2
Ein 22-Jähriger wurde mit blutigem Husten aus einer anderen Klinik übernommen. Er klagte bereits sei einem Jahr über trockenen Husten.
Der Patient gab an, seit zwei Jahren E-Zigaretten zu konsumieren. Vorher habe er nicht geraucht.

Fall 3
Ein 34-Jähriger klagte über Belastungsluftnot und wurde von einem Facharzt überwiesen.
Er hatte seit dem 17. Lebensjahr geraucht und war ein Jahr zuvor auf E-Zigaretten umgestiegen. Wobei er angab, seit dem hätte seine Belastbarkeit abgenommen.

Gedampft ja, aber was?

Die Studie weist weitere Schwächen auf.

Zunächst wird erneut nicht angegeben, welche Produkte die Patienten konsumiert haben.
Das ist nicht nur verwunderlich, weil die Spanne beim Konsum von E-Zigaretten der Spanne von Gelegenheitsrauchern von Zigaretten bis zu regelmäßigen Shisha Rauchern reicht.
Es ist darüber hinaus unabdingbar zu wissen, welche Liquids die Patienten konsumiert haben. Da diese, wie bei der EVALI Welle in den USA, gepanscht sein und Stoffe enthalten können, die nicht zur Inhalation geeignet sind.

Es ist verwunderlich, dass Wissenschaftler und Mediziner bis heute fahrlässig von der E-Zigarette sprechen und diese Faktoren ignorieren.

Es ist auch deshalb verwunderlich, da die Autoren selber fordern, dass ein nationales Register eingeführt werden sollte und die Anamnese Standard werden sollte.
Darüber hinaus bemerken die Autoren eine fehlende Standarisierung der Produkte, die zu unterschiedlichen Schädigungen führen könnten.

Sie fordern also genau das, was sie selber unterlassen. Die Erhebung dessen, was überhaupt konsumiert wurde. Denn die E-Zigarette ist ja nur ein Gerät, wie eine Spritze ein Gerät für eine Konsumform ist. Doch niemand würde nach der Spritze fragen, sondern was injiziert wurde.



Die Fachkompetenz ist auch daran abzulesen, dass die Autoren behaupten, die E-Zigarette sei als „Wellness“-Produkte (wörtlich) zugelassen. Daher gäbe es keine Untersuchungen über längere Zeiträume.
Doch eine solche Zulassung als „Wellness Produkt“ gibt es nicht. Und die Aussage der fehlenden Untersuchung über längere Zeiträume ist ebenfalls falsch. (Polosa, Hajek, etc.)

Damit soll offensichtlich ein Framing erreicht werden, dass von vielen Medizinern und Lobbyisten gerne vertreten wird: Die E-Zigarette sei ein weitestgehend unreguliertes Produkt, dass über Heilsversprechen vermarktet wird und daher reguliert werden müsse.

Wenig überraschende Verbindungen

Unterm Strich bleiben also drei Fälle, bei denen keine direkte Ursache nachgewiesen ist. Von denen in der Veröffentlichung selber nur zwei als Verdachtsfälle bezeichnet werden.
Eigentlich widerspricht der Text bereits der eigenen Überschrift.

Auch wenn bei den von uns beschriebenen Patienten der Verdacht auf ein EVALI wahrscheinlich ist, […] lässt sich der Beweis für den Zusammenhang der Erkrankungen mit dem E-Zigarettenkonsum nicht führen.

Suhling, Welte, Fuehner; Fallberichte von drei Patienten mit akuter Lungenschädigung nach Gebrauch von E-Zigaretten, 03.2020

Eine Motivation könnte gewesen sein, dass die Autoren „damit die ersten Verdachtsfälle von akuten Lungenerkrankungen durch die Nutzung von E-Zigaretten in Deutschland“ beschreiben. Denn so etwas geht immer in die Medizin-Geschichte ein.

Einer der Autoren, Prof. Dr. Tobias Welte, ist ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und sitzt bis heute im wissenschaftlichen Beirat.
Das ist deshalb bemerkenswert, weil auch die DGP Mitglied im von Martina Pötschke-Langer geleiteten Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR) ist. Das als Lobbyverband gegen die E-Zigarette und für die Übernahme von Rauchentwöhnung als Kassenleistung kämpft.
Vor allem die DGP macht immer wieder durch Lobbyarbeit gegen die E-Zigarette und Harm Reduction auf sich aufmerksam.

Die tatsächlichen Relationen

Mit diesen Fallbeispielen nun eine tatsächliche Gefahr von E-Zigaretten zu argumentieren entbehrt jeglicher Grundlage.

Laut Ärzteblatt und statistischem Bundesamt sind in den vergangenen dreißig Tagen, also etwa seit Erscheinen der Arbeit, alleine in Deutschland über 10.000 Menschen an den Folgen des Rauchens gestorben.

Hier haben wir drei Fallbeschreibungen, die nicht einmal einen konkreten Nachweis führen. Sondern lediglich keine anderen Ursachen diagnostizieren konnten. Und daher dann eine Verbindung zur E-Zigarette voraussetzen.
Nach inzwischen über zehn Jahren E-Zigarette.

Das sind die tatsächlichen Relationen.


Die Arbeit im Original (PDF, Guru Server): https://www.vapers.guru/wp-content/uploads/2020/04/Fallbeispiele032020.pdf

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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