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SCHEER Report: Vorbereitung der TPD3

Wissenschaftsausschuss gibt vernichtendes Urteil zur E-Zigarette ab

  • EU Wissenschaftsausschuss veröffentlicht vernichtendes Urteil zu E-Zigarette
  • Gateway und Jugendgefährdung im Fokus, Vorbereitung der TPD3
  • Report folgt ohne Nachweise den Argumenten der WHO

Im Jahr 2014 wurde die so genannte TPD2 der EU beschlossen, die Tabakproduktrichtlinie.
Dieser Richtlinie musste dann von allen Mitgliedsstaaten in einem nationalen Gesetz umgesetzt werden.
In Deutschland wurde 2016 daraus sehr hektisch das Tabakerzeugnisgesetz.

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Die TPD enthielt auch Regulierungen zur E-Zigarette. Beispielsweise die Abgabemenge für nikotinhaltige Produkte von 10ml und die Anmeldepflicht für neue Produkte am europäischen Markt.
Vereinbart wurde auch, die Regulierungen in regelmäßigen Abständen zu prüfen und gegebenenfalls nachzubessern.

Im kommenden Jahr soll es wieder so weit sein, die so genannte TPD3 steht an.
Sie wird nur so genannt, es ist der übliche Vorgang einer Revision.

Seit Beginn dieses Jahres gibt es Gerüchte aus Brüssel, dass die Vorbereitungen bereits laufen.

Der SCHEER Report

Gesetze und Gesetzesänderungen werden durch die EU-Kommission erarbeitet und durch das Parlament nur noch beschlossen oder abgelehnt.
Durch den Prozess ist es in der Praxis jedoch so, dass was die Kommission vorschlägt auch verabschiedet wird.

Um den Beamten eine entsprechende Handhabe zu bieten, hat die Kommission den Wissenschaftlichen Ausschuss „Gesundheits- und Umweltrisiken“ gegründet. (Scientific Committee on Health, Environmental and Emerging Risks, SCHEER)

SCHEER wurde damit beauftragt, einen Bericht zur E-Zigarette zu verfassen. Eine so genannte „Preliminary Opinion“, eine „einleitende Meinung“.
Dieser 117-seitige Bericht wurde soeben veröffentlicht.

Er stellt der E-Zigarette ein vernichtendes Urteil aus.

Gateway und Aromen

Der Ausschuss wertet veröffentlichte Informationen aus. Darin betrachtet er jeweils verschiedene Aspekte und vergibt für Thesen dann Einschätzungen, die jeweils als „stark, moderat, schwach, unsicher oder nicht möglich“ eingestuft werden.

Die E-Zigarette beurteilt der Ausschuss wie folgt:

  • Die Beweislage für Reizungen der Atemwege ist bei starken Nutzern moderat, kann jedoch auch für gelegentliche Nutzer nicht ausgeschlossen werden.
  • Die Beweislage für langfristige Schädigungen des Kardiovaskulären Systems (i.e. Kreislauf) ist stark.
  • Die Beweislage für eine Krebsgefahr der Atemwege ist schwach bis moderat.
  • Die Beweislage für Vergiftungen und Verletzungen durch Explosionen ist stark. (Die Fälle sind jedoch selten.)
  • Die Beweislage für andere Gesundheitsschäden kann aufgrund fehlender Daten nicht beurteilt werden.
  • Bisher gibt es keine Daten zu Gesundheitsrisiken durch Aromen. (Sie könnten jedoch die Attraktivität steigern.)

SCHEER kommt zu dem Schluss, dass die Beweislast für einen Gateway Effekt zum Rauchen stark ist. Darüber hinaus schließt der Ausschuss, dass die Beweislast der Entstehung einer Abhängigkeit durch Nikotin stark ist und Aromen die Attraktivität erhöhen.

Der Ausschuss sieht nur eine schwache Beweislast dafür, dass E-Zigaretten Rauchern beim Ausstieg helfen und nur eine schwache bis moderate Beweislast, dass E-Zigaretten bei der Reduzierung des Konsums helfen.



Gewichtung der Argumente nicht nachvollziehbar

In den Referenzen finden sich zwar 13 Arbeiten des griechischen Wissenschaftlers und Harm Reduction Befürworters Dr. Farsalinos. Aber eben auch eine Arbeit des für seine Zahlenspielereien berüchtigten Prof. Dr. Stanton Glantz. Der von der Pharmalobby gesponsert wird und von dem unlängst eine Arbeit sogar vom veröffentlichenden Journal aufgrund massiver Kritik zurückgezogen wurde.

Auch die Arbeit des Londoner Prof. Dr. Hajek konnte offenbar nicht überzeugen, obwohl dieser damit im vergangenen Jahr eine doppelt so hohe Erfolgsquote von E-Zigaretten im Vergleich zu Nikotinersatztherapien (Pflaster, Sprays, etc.) nachweisen konnte.

„Studien zu den Vorteilen von E-Zigaretten, wie z.B. die geringe Belastung der Umgebungsluft oder deren Überlegenheit gegenüber nikotinhaltigen Arzneimitteln, werden zwar erwähnt. Aber umgehend mit unsachlichen Behauptungen vom Tisch gefegt. Die Gegenargumente beruhen auf subjektiven Einschätzungen, Junk-Publikationen, allen voran den bekannten Werken von Stanton Glantz, und Zitierung der Meinungsäußerungen des US Surgeon General oder medizinischer Fachgesellschaften.“

Prof. Dr. Bernd Mayer, Leiter der Pharmakologie und Toxikologie, Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, Universität Graz

Gateway und Jugendschutz

Für die Beurteilung hat der Ausschuss Berichte anderer Organisationen, wissenschaftliche Arbeiten und Informationen genutzt, die von der Kommission bereitgestellt wurden.

Zur Kernaussage des Reports, dem angeblichen Gateway Effekt bei Jugendlichen, gab der Ausschuss nur sieben Arbeiten an.

So unterscheidet SCHEER zwar zwischen Probierkonsum und regelmäßiger Nutzung. Weist aber darauf hin, dass die meisten Informationen aus den USA sind.
Dort hatten viele Organisationen eine „Nikotin Epidemie“ unter Jugendlichen proklamiert, weil Erhebungen eben nicht zwischen Probierkonsum und regelmäßiger Nutzung unterschieden haben. Organisationen, die von Pharmakonzernen finanziert oder sogar gegründet wurden.

Es wurden auch die steigenden Zahlen der Konsumenten betrachtet. Es fand jedoch kein Abgleich mit den Zahlen statt, wie viel weniger rauchen. Somit wird die Bewegung von der Tabakzigarette zur E-Zigarette als reiner Anstieg des Konsums von E-Zigaretten dargestellt.

Trotz mehrerer Seiten Erklärungen zu den Aromastoffen wird im Report kein Nachweis oder auch nur Argument geliefert, warum die E-Zigarette ein Gateway zum Rauchen sein sollte. Im Gegenteil, der Ausschuss bestätigt in einem kurzen Absatz, dass es dafür keinen Nachweis gibt.

Man muss also davon ausgehen, dass die regelmäßige Nutzung von E-Zigaretten dem Tabakrauchen gleichgesetzt wurde.
Die Definitionen sind auch bei Wissenschaftlern bis heute nicht geklärt.

Bemerkenswert ist auch, dass SCHEER das Risiko von Vergiftungen (von Kindern) und Explosionen als „stark“ einstuft. Aber sogar in der Zusammenfassung anmerkt, dass diese sehr selten sind.

„Das werden wir in einer Eingabe verdeutlichen“

Gemäß dem üblichen Vorgehen wird es nun eine „öffentliche Beratung“ zu dem Thema geben. (Public Consultation)

Bis zum 26. Oktober können Interessenvertreter eine Stellungnahme zum Report online einreichen.
In wie weit diese Berücksichtig werden, liegt dann wiederum in der Verantwortung der EU-Kommission.
Viele haben bereits wenige Stunden nach Veröffentlichung eine Stellungnahme angekündigt.

In dem SCHEER Report fehlt es an einem Vergleich zwischen dem Konsum von E-Zigaretten und Tabakzigaretten. Das ist ein unglaubliches Versäumnis, wenn man bedenkt, das dieses Produkt für erwachsene Raucher konzipiert ist und wissenschaftlich ein Konsens darüber herrscht, dass E-Zigaretten im Vergleich wesentlich weniger schädlich sind.
Diesen und viele weitere Punkte werden wir in einer Eingabe der Kommission verdeutlichen.

Dustin Dahlmann, Präsident der Independent European Vape Alliance IEVA

„Die Voreingenommenheit ist atemberaubend“

Der Ausschuss besteht derzeit aus 16 Mitgliedern.
Neben Medizinern und Professoren sind auch Fachleute der Wasserwirtschaft und der Petrochemie vertreten. Und eine Vertreterin des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung.

Dr. Roberto Bertollini, Vertreter der WHO bei der EU und Mitglied von SCHEER

Wenig überrascht, dass auch der Vertreter der WHO bei der EU Mitglied in diesem Ausschuss ist.
Man sollte daher im Hinterkopf behalten, dass die WHO im vergangenen Jahr alle Mitgliedsstaaten dazu aufgerufen hat, die E-Zigarette zu verbieten oder in den Regulierungen den Tabakzigaretten wenigstens gleich zu stellen.
Die Weltgesundheitsorganisation wird inzwischen zu drei Vierteln aus freiwilligen Beiträgen finanziert. Zu den größten Zahlern gehören die großen Pharmakonzerne.

Vor diesem Hintergrund wird klar, dass der Report sehr genau der Perspektive der WHO folgt.
Eine strenge Regulierung wird mit Jugendschutz begründet, obwohl es dafür auch nach Jahren keine tatsächlichen Belege gibt. Gesundheitliche Bedenken treten in den Hintergrund, weil diese unter der wachsenden Last der wissenschaftlichen Ergebnisse nicht mehr zu vertreten sind.

Und so überrascht es wenig, dass vor allem die Aromen Erwähnung finden.
Denn derzeit gibt es in mehreren Mitgliedsstaaten Bemühungen, Aromen in Liquids zu verbieten. (Niederlande, Dänemark) In den USA rollt bereits eine Verbotswelle.
Darüber hinaus hatte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig bereits angeregt, die derzeitige EU-Ratspräsidentschaft Deutschland dafür zu nutzen, zu dem Thema „ins Gespräch zu kommen“.

Nicht nur, dass der Scheer Report bei den entscheidenden Aussagen nicht evidenzbasiert ist. Nicht nur, dass er sogar Aussagen trifft, die dem derzeitigen Stand der Wissenschaft widersprechen.
Er folgt erschütternd eindeutig der politischen Linie der WHO und der Gegner der Harm Reduction.

Die Voreingenommenheit dieses Committees ist atemberaubend. Leider ist zu befürchten, dass dieses Pamphlet der EU-Kommission als Grundlage für die Revision der TPD2 dienen wird. Die unsachliche Meinungsäußerung von Helfershelfern der WHO darf nicht Grundlage für die europaweite Regulierung von E-Zigaretten sein.

Prof. Dr. Bernd Mayer, Leiter der Pharmakologie und Toxikologie, Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, Universität Graz

Der Report im original (Guru Server): https://www.vapers.guru/wp-content/uploads/2020/09/scheer_report.pdf

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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