Inzwischen ist es wissenschaftlicher Konsens, dass die E-Zigarette deutlich weniger schädlich als die Tabakzigarette ist. Doch die Lobby gegen sie wächst. Und greift vor allem in ärmeren Ländern an.
Seit etwa 15 Jahren ist die E-Zigarette auf dem Markt. Inzwischen ist es wissenschaftlicher Konsens, dass sie weit weniger schädlich als die Tabakzigarette ist. Public Health England geht von über 95 Prozent weniger Gesundheitsrisiko aus. Und 99,5 Prozent weniger Krebsrisiko.
Trotzdem gibt es harte Widerstände. Was erst einmal unverständlich ist.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO selber rechnet in diesem Jahrhundert mit über einer Milliarde Tote durch den Tabak. Mehr als in allen Kriegen des vergangenen Jahrhunderts zusammen.
Da gibt es nun eine Technologie, die Milliarden von Menschenleben verbessern kann. Und sie wird nicht genutzt.
Natürlich ist es naheliegend zu glauben, dass Tabakkonzerne etwas gegen die E-Zigarette haben. Doch alle großen Konzerne haben inzwischen auch eigene Produkte am Markt. Der Branchenriese, Philip Morris International (Marlboro), hat gar angekündigt, aus dem Geschäft mit dem verbrennbaren Tabak aussteigen zu wollen.
Hinzu kommt, dass Tabakkonzerne von den Politikern als Gesprächspartner nicht gerne gesehen werden. Man nimmt gerne die Steuern, aber möchte dabei lieber nicht öffentlich gesehen werden. Die politische Macht wird gerne überschätzt.
Die E-Zigarette bedroht zwei andere Wirtschaftszweige.
Zum einen die Gesundheitsindustrie. Denn die bieten ja nicht nur Krebstherapien an, sondern auch Entwöhnungskurse und Nikotinpflaster. Diese Nikotinersatztherapien sind ein boomender Markt, mit geschätzten 26 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 20026.
Zum zweiten die Gesundheitslobby. Organisationen und Lobbyisten haben sich seit etwa 25 Jahren darin eingerichtet, den Kampf gegen die Tabakzigarette zu führen. Arbeitsplätze hängen davon ab. Fördergelder fließen.
Auch sie würden wegfallen, wenn mehr Raucher auf die E-Zigarette umsteigen und keine Gesundheitsschäden mehr davontragen würden.
Ein sehr einfaches Beispiel:
Im Bundesverband der Pneumologen (Lungenfachärzte) sind derzeit knapp 1400 Mitglieder organisiert. Ihre Aufgabe besteht zu 80 bis 90 Prozent in der Behandlung von Folgeschäden durch das Rauchen. Würde das wegfallen, würden viele arbeitslos.
Ihr erklärtes Ziel würde also das Ende ihrer Tätigkeit bedeuten. Ein Widerspruch, eine Kognitive Dissonanz.
Einfluss einer unerwarteten Lobby
Ein anderes Beispiel sind die Bloomberg Philanthropies, benannt nach ihrem Stifter Michael Bloomberg. Der ehemalige Bürgermeister von New York, der auch schon mal schnell die politischen Seiten vor einem Wahlkampf wechselt, ist Milliardär und Medienmogul. Bekannt auch hierzulande durch die Presseagentur Bloomberg. Diese Agentur ist wiederum hauptverantwortlich für die Verteilung von Medienmeldungen über die angebliche Gefährlichkeit der E-Zigarette.
Inzwischen wurde bekannt, dass diese „Philanthropen“ siebenstellige Beträge in die Hand genommen haben, um die Entscheidung der Philippinen über E-Zigaretten zu beeinflussen. Derzeit finden in den USA Diskussionen darüber statt, dass dieses Engagement sogar lokale Gesetze gebrochen hat.
Laut New York Times hat Bloomberg inzwischen über eine Milliarde in „den Kampf gegen den Tabak“ investiert. Womit wohl hauptsächlich der Kampf gegen die E-Zigarette gemeint sein dürfte.
Allemal spannend ist, dass eben dieser Bloomberg zu den größten Investoren der „Hale“ gehört. Die nichts anderes als eine E-Zigarette ist, aber als medizinisches Therapeutikum vermarktet werden soll.
Hotspots des Lobbyismus
Inzwischen ist der Verkauf von E-Zigaretten in Indien verboten. Einem Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern. Mehr als in Europa und Nordamerika zusammen leben.
Einer der Treiber dafür war der stellvertretende Gesundheitsminister Dr. S. K. Akora. Der für sein Engagement sogar von der WHO ausgezeichnet wurde. Er veröffentlichte 2018 in einem Kommentar in der indischen Daily Mail ganz offen die Strategie:
Das Ziel müsse ein völliges Tabakverbot sein. Da die E-Zigarette aber das kleinste und schwächste Glied in der Kette ist, müsse sie zuerst angegriffen werden.
Beim Staat dürfte sein Engagement nicht nur auf Gegenliebe gestoßen sein. Denn viele Zigaretten, die in Indien verkauft werden, kommen vom der Imperial Tobacco Company. Und dieser Mischkonzern gehört in Indien zu den größten.
Das macht deutlich, warum die E-Zigarette vor allem in einer weltweiten Perspektive insgesamt angegriffen wird. Obwohl sie deutlich weniger schädlich ist. Und es gibt einen Eindruck, warum Medien vor allem negativ über sie berichten.
Globale Lobbyarbeit
Bei den folgenden Listen sollte man sich verdeutlichen, dass die meisten dieser Länder einen Sitz in der Weltgesundheitsorganisation WHO haben. Und damit dort dann auch meist zu den 179 Unterzeichnern des „Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs“ (FCTC) gehören.
Es wäre für einen global agierenden Lobbyisten also naheliegend, beispielsweise Länder wie Gambia oder Osttimor zu bearbeiten. Denn auch wenn diese Länder gar keine Relation zu E-Zigaretten oder Tabakerhitzer haben, kann man da sehr leicht – und zur Not durch Bestechung – eine Stimme mitnehmen.
Ganz ähnlich wird es aber auch durch Lobbyisten für die E-Zigarette versucht. Zumindest denen, die es durch Astroturfing versuchen. Beispielsweise durch die World Vape Alliance, die mutmaßlich vor allem durch British American Tobacco (BAT, Lucky Strike) finanziert wird. Und vor allem Konsumentenvereinigungen aus Afrika und Südamerika als Mitglieder hat. Länder, in denen das Dampfen teilweise hart eingeschränkt ist oder es im ganzen Land nur einen Vape Shop gibt.
Die folgenden Listen wurden zusammengezogen aus mehreren aktuellen Listen. Zum einen einer Liste der WHO, zum anderen einer Liste des britischen Herstellers Totally Wicked, zum dritten einer Liste von „Clear the Air Hongkong“.
Grundsätzlich sind Verkauf und Import verboten in etwa 49 Ländern, die Benutzung ist eingeschränkt in etwa 75 Ländern.
Schwierigkeiten ergeben sich dadurch, dass jedes Land eine andere Legislative und Rechtsprechung hat.
Liste der Verbote
Der Verkauf und/oder Import von E-Zigaretten ist in folgenden Ländern verboten. In fast allen Fällen beides. Womit E-Zigaretten effektiv verboten sind:
Ägypten | Antigua und Barbuda | Argentinien |
Äthiopien | Australien | Bahrain |
Bangladesh | Barbados | Bhutan |
Brasilien | Brunai | Costa Rica |
Gambia | Hongkong | Indien |
Irak | Iran | Japan |
Jordanien | Kambodscha | Katar |
Kolumbien | Kuwait | Laos |
Libanon | Macao | Malaysia |
Mauritius | Mexiko | Nepal |
Nicaragua | Nordkorea | Oman |
Osttimor | Palästina | Panama |
Saudi-Arabien | Seychellen | Singapur |
Sri Lanka | Suriname | Syrien |
Thailand | Türkei | Turkmenistan |
Uganda | Uruguay | Vatikan |
Venezuela |
Hinweis: In der Türkei ist zwar der Import verboten. Aber alles, was inländisch produziert oder für den Eigenverbrauch importiert wird, ist legal.
Hinweis: In Japan ist der Verkauf nikotinhaltiger Flüssigkeiten verboten. Und damit effektiv die E-Zigarette. Der Verkauf von Tabakzigaretten ist jedoch seit Einführung des Tabakheritzers IQOS um 40 Prozent eingebrochen.
In Gambia und Singapur ist der schon Besitz von E-Zigaretten strafbar.
Liste der Einschränkungen
In folgenden Ländern ist die Benutzung von E-Zigaretten gesetzlich eingeschränkt. Beispielsweise in öffentlichen Gebäuden, öffentlichen Verkehrsmitteln oder am Arbeitsplatz.
Albanien | Algerien | Andorra |
Argentinien | Armenien | Aserbaidschan |
Australien | Barbados | Belarus |
Belgien | Brunai | Costa Rica |
Gambia | Hongkong | Dänemark |
Ecuador | El Salvador | Estland |
Fidschi | Finland | Frankreich |
Georgien | Griechenland | Guyana |
Honduras | Island | Italien |
Israel | Jamaika | Jordanien |
Kanada | Kasachstan | Kongo |
Kroatien | Kuwait | Laos |
Lettland | Libanon | Litauen |
Luxemburg | Malta | Moldawien |
Montenegro | Nepal | Neuseeland |
Niederlande | Niue | Norwegen |
Österreich | Palau | Panama |
Papua-Neuguinea | Paraguay | Philippinen |
Polen | Portugal | Rumänien |
Russland | San Marino | Sankt Lucia |
Saudi-Arabien | Singapur | Slowenien |
Spanien | Südkorea | Syrien |
Tadschikistan | Togo | Tschechien |
Türkei | Tuvalu | Ukraine |
Ungarn | Uruguay | Usbekistan |
Zypern |
Hinweis: Deutschland steht, wie auch die USA, nicht auf der Liste. Da es in diesen föderalen Republiken keine bundesweite Regulierungen gibt.
Ein einheitliches, bundesweites Gesetz gibt es in der Bundesrepublik Deutschland nicht. Beispielsweise ist die Nutzung in öffentlichen Transportmitteln wie der Deutschen Bahn untersagt. Jedoch nicht aufgrund eines bundesweiten Gesetzes, sondern aufgrund des Hausrechts der Deutsche Bahn AG.
Globales Resümee
Rechnet man die Einwohnerzahlen dieser Staaten zusammen, ergibt sich ein erschreckendes Bild.
Der Mehrheit der Weltbevölkerung ist der Zugriff auf wissenschaftlich nachgewiesen weniger schädliche Alternativen zu Tabakzigaretten politisch verwehrt. Er ist sogar illegalisiert.
In vielen weiteren Ländern wird der Zugriff systematisch eingeschränkt.
In der Europäischen Union droht ein Aroma-Verbot, wie es derzeit in den USA umgesetzt wird.
Joey Hoffmann
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