Die Befürworter der E-Zigarette Heino Stöver und Dietmar Jazbinsek stellten auf einer Pressekonferenz in Berlin die Forderung an die Politik, einen Richtungswechsel einzuleiten.
Nachdem das am Mittwoch mit einem Artikel auf aerztebaltt.de, dem Online Medium des Deutschen Ärzteblatt, positiv gewürdigt wurde, macht es auch in Dampferkreisen die Runde.
Dietmar Jazbinsek ist Gesundheitswissenschaftler und Journalist. Er engagiert sich vor allem im Bereich der Tabakindustie und der Lobbyarbeit. Unter anderem hat er bereits Stadtführungen in Berlin durchgeführt, bei der er das Publikum zu Agenturen und Lobby Niederlassungen geführt hat. Die davon wohl oftmals nicht so begeistert waren.
Prof. Dr. Heino Stöver (Bild oben) ist Sozialwissenschaftler, hat einen Lehrstuhl an der University of Applied Sciences in Frankfurt und ist Vorstand des Bundesverbandes für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik. Im Vergangenen Jahr hat er das Buch „Die E-Zigarette“ veröffentlicht. Die erste wissenschaftliche Zusammenfassung in Deutschland zu diesem Thema. [Bericht und Audio dazu hier…]
Forderung nach Richtungswechsel
Beide sind Verfechter der E-Zigarette und plädieren für einen Richtungswechsel in der Politik.
Denn starke Kritik am Vorgehen der entsprechenden Vertreter übte seit dem vor allem Stöver. Dass sich der Umstieg von Tabak auf Dampf nicht lohne, sei definitiv die falsche Botschaft, betont er in der Pressekonferenz.
Bereits im letzten Jahr verwies er auf die britische Regierung. Die einerseits eine sehr rigorose Tabak Politik betreibe, die E-Zigarette aber fördere. Diese klare Positionierung fehle in Deutschland.
Die [britische Regierung, Anm. d. Red.] hat gesagt: Die E-Zigarette ist 95 Prozent weniger schädlich als die Verbrennungszigarette. Und das hat sie den britischen Bürgern mitgeteilt, und das gibt den Bürgern eine Orientierung, die wir hier für Deutschland, so in dieser Klarheit, nicht haben.
Dietmar Jazbinsek betonte noch einmal mit Blick auf Großbritannien „Hier ist der Tabakkonsum stringenter und konsequenter reguliert als in Deutschland, zugleich setzen sich britische Gesundheitsorganisationen und Gesundheitspolitiker nachdrücklich für eine Nutzung der E-Zigarette im Sinne der Harm-Reduction-Strategie ein.“
Heino Stöver zu seiner Veröffentlichung „Die E-Zigarette“
Beispiele für Neuausrichtung
Auf der Pressekonferenz vertraten beide den Standpunkt, dass das Potenzial im Sinne der öffentlichen Gesundheit nur zum Tragen komme, wenn das Dampfen gesetzlich gefördert würde. Daher forderten sie eine komplette Neuausrichtung der Gesundheitspolitik.
Für eine solche gesetzliche Förderung nannten sie drei Beispiele:
- Wird eine Steuer auf E-Zigaretten erhoben, solle die Tabaksteuer deutlich angehoben werden. Die Erhöhung führe vor allem in einkommensschwachen Bevölkerungsschichte dazu, dass viele Menschen aufhören zu rauchen. Mit der preiswerteren E-Zigarette sei hier dann aber eine Alternative gegeben, die diesen Effekt verstärken könne.
- Innovation erhöhe auch immer die Akzeptanz und Sicherheit eines Produktes. (Beispielsweise das temperaturgeregelte Dampfen). Um diese Innovation zu fördern, müsse aber auch die Werbung für E-Zigaretten – unter Auflagen- erlaubt sein. Das schafft einen wirtschaftlichen Anreiz. Die Werbung für Tabak solle hingegen komplett verboten werden.
- Es gibt Diskussionen das Rauchen am Arbeitsplatz grundsätzlich zu verbieten. Die gesetzlichen Voraussetzungen hierzu bestehen. Vorhandene Raucherräume in Betrieben könnten dann zu Dampferräumen umfunktioniert werden.
„Der einzige Bereich der Gesetzgebung, bei dem es sinnvoll ist, das Rauchen von Zigaretten und das Dampfen von E-Zigaretten in gleicher Weise zu regulieren, ist der Jugendschutz“, sagte Dietmar Jazbinsek zu der Gleichbehandlung. Dies ist aber mit der Regulierung 2016 bereits geschehen.
„Auch die Großunternehmen der Tabakindustrie berufen sich offiziell auf das Prinzip der Schadensreduzierung (Harm Reduction), um zu begründen, warum sie neuerdings Milliardenbeträge in die Vermarktung von E-Zigaretten und anderen „Produkten mit reduziertem Risiko“ investieren“, sagt er weiter. Aber das sei ein Etikettenschwindel. „Tatsächlich verfolgen die Zigarettenkonzerne das Ziel, die neue Konkurrenz der E-Zigaretten Hersteller aus dem Nikotinmarkt zu drängen.“
Jazbinsek gilt aufgrund seiner bisherigen Arbeit als einer der besten Kenner der Tabak Lobby in ganz Deutschland.
Joey Hoffmann
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