In diesem Review kann man nicht viel zu dem Gerät erzählen.
Aber um dem geneigten Leser ein wenig Hintergrund mitzugeben, möchte ich einmal schildern, wie es überhaupt zu dem Review gekommen ist.
Da ich psychologisch etwas vorbelastet bin (Vorsicht Wortspiel) und mich etwas eingehender mit Süchten beschäftigt habe, habe ich den Umstieg auf das Dampfen sicher bewusster und geplanter erlebt als viele andere.
Und daher habe ich mich wohl auch intensiver damit auseinandergesetzt, was ein Raucher so braucht. Bestimmt habe ich deshalb auch eine etwas differenziertere Sichtweise.
Mein Umstieg hat übrigens von jetzt auf gleich funktioniert, nach zwei Tagen standen alle Aschenbecher gespült im Regal.
Ich halte es für sehr wichtig, Rauchern den Umstieg möglichst leicht zu machen. Deshalb liegt mir diese Sparte sehr am Herzen, auch wenn ich sie selber nicht wirklich nutze.
Es gibt wenige wirklich gute Umsteiger Geräte. Bisher habe ich immer das Set der Kangertech Evod II empfohlen, ein hervorragendes Teil. Aber ich hatte immer das Gefühl, dieser Sektor wird am Markt etwas vernachlässigt.
Wir werden überschwemmt von chinesischen Boxen mit 200W, aber wenn ein Raucher nach einer Empfehlung fragt wird es eng.
Die Juul
Schon im letzten Jahr wurde ich dann auf die Juul aufmerksam. Die es meines Wissens nach aber nicht in Europa zu kaufen gibt.
Die Juul ist ein sehr einfaches Gerät, das sehr ähnlich wie die MY von VON ERL konzipiert ist. Das fand ich sehr spannend. Denn offenbar hatten sich die Macher hier tatsächlich weniger Gedanken um die Umsetzung gemacht, sondern erst einmal darum, was ein Raucher zum Ersetzen (Substituieren) der Kippe benötigt. Form follows function.
Und siehe da, die produzierende Firma „PAX Labs, Inc.“ Mit Sitz in San Francisco wurde von zwei Design Studenten der Stanford University gegründet. Und sie stellt auch nur die Juul her.
Die Juul ist ein sehr einfaches Gerät, das mit Kartuschen bestückt wird und auf Zug reagiert. Also eigentlich wie die hier bekannten Cig-a-likes der ersten Generation. Das Besondere an diesem scheinbaren Rückschritt der Dampfer Evolution: Sie wird mit 36mg Nikotin bestückt. Was 2016 sicher eher ungewöhnlich war. Dennoch oder gerade deshalb ist sie in den USA eingeschlagen wie eine Bombe.
Cig-a-likes
In der Folge habe ich mich immer mal wieder nach anderen, ähnlichen Geräten umgeschaut. Und ich kann es einfach zusammenfassen: Sie alle waren Kernschrott.
Das Beste was ich gefunden hatte war eine Cig-a-like von der einigermaßen bekannten Firma NJOY, dem nach eigenen Angaben größten Hersteller in den USA. Die war in einem Supermarkt zufällig in meinen Wagen gefallen. Zigarettenformat, leuchtet vorne wenn man zieht, man kennt das. Aber auch die war eher untenrum. Und der Geschmack war noch schlimmer. Tatsächlich für Umsteiger vollkommen ungeeignet und unzureichend.
MY von VON ERL
Dann brachte der österreichische Hersteller VON ERL die MY auf den Markt.
Auch VON ERL ist kein klassisches Dampfer Unternehmen. Sondern es ist hervorgegangen aus einem Spezialisten für Feinmechanik in der Medizintechnik.
Nachdem VON ERL dann auch noch erklärte den amerikanischen Markt damit anzupeilen, wollte ich mir das Teil einmal genauer anschauen.
Bei der Hall of Vape in Stuttgart habe ich mir so einen Winzling dann gekauft. Mit drei verschiedenen Liquids. Während der Rest der Messebesucher sich um den BT geprügelt hat. Ich habe es ausprobiert und war überrascht bis begeistert.
Dann dachte ich mir, da ich selber ja schon zu lange dampfe, ist mein Urteilsvermögen für so ein Gerät sicher getrübt. Man sollte seinem eigenen Hirn eh nichts glauben. Also wäre es ja pfiffig, einen Raucher direkt zu fragen.
Eine wissenschaftliche Versuchsreihe kann ich schwer umsetzen, aber man kann ja einfach mal andere Meinungen einholen.
Also habe ich auch Versuchskaninchen bestücket um Erfahrungsberichte einzuholen. Tanzt meine Puppen, tanzt.
Der Gerät
Die My ist wie bereits geschildert eine Cig-a-like die über eine Zugautomatik funktioniert. Damit ist sie ein reines M2L Gerät. Sie wird mit Kartuschen bestückt, so genannten Liquidpods oder Podpacks. Diese enthalten 1,6ml Liquid. (Angabe des Herstellers. Viele Shops geben 2ml an.)
Der Akku verfügt über 350mAhm, was sich erst einmal sehr wenig anhört.
Das war eigentlich auch schon alles, was man zu diesem Gerät sagen kann.
Die Liquids
Die Liquids sind für einen Subohmer erst einmal ungewohnt. Denn sie sind sehr auf die Substitution und M2L abgestimmt. Fast alle haben einen „Kick“ dabei, viele mit Menthol. Was ich durchaus sinnvoll finde, denn ein Raucher braucht genau diesen Kick.
VON ERL bietet für die MY derzeit 12 Sorten an.
Das Tabakaroma empfand ich als etwas schokoladig. Ich befürchte, Rauchern könnte das zu süß sein. Aber es war auch zu meiner Zeit schon schwer, ein entsprechendes Tabak Aroma zu finden, das nach Tod und Verwesung schmeckt. So wie man es als Raucher kennt.
Insgesamt empfand ich die Aromen erst einmal als etwas dünn. Aber nach einiger Zeit der Benutzung gewöhnt man sich nicht nur daran, sondern inzwischen halte ich sie für genau richtig.
Herausgestochen ist für mich eindeutig das Greenapple. Es schmeckte auch für Subohmer Verhältnisse sehr lecker, fruchtig und frisch.
Überrascht hat mich Mangoapricot. Das werde ich mir für die persönliche Nutzung wieder bestellen. Mehr muss ich nicht dazu sagen.
Etwas enttäuscht war ich vom Blueice. Was aber eher meiner Erwartungshaltung zuzuschreiben ist. Weil ich mehr Ice und weniger Blaubeere erwartet habe. Schmecken tut es aber, kann man auch nicht meckern.
Spannend waren die Exoten Ginsengginger und Eukalyptuslemon. Was sich erst nach Hustenbonbons aus dem Körnerladen anhört, war tatsächlich eher Richtung Fruchtgummi und hat mich ebenfalls überzeugt.
Insgesamt war kein Liquid dabei, von dem ich mir nicht vorstellen kann, dass es dem ein oder anderen schmeckt.
Die Liquids werden in den Stärken 0mg, 9mg und 18mg angeboten. Da ich für Umsteiger möglichst hohe Dosen Nikotin empfehle, habe ich auch alle mit 18mg getestet.
Eine solch hohe Konzentration führt in meiner Wahrnehmung dazu, dass der Geschmack des Liquids überdeckt wird. Aber genau das erschien mir nach einiger Gewöhnung völlig stimmig, die Aromenköche haben das wohl einkalkuliert.
Das Dampferlebnis
Wie bereits erwähnt hat mich die Dampfmenge erst einmal sehr überrascht. Bei Dauernutzung war es mir dann aber doch zu wenig.
Das führte dazu, dass ich am Anfang zu doll gezogen habe, was wiederum zu Liquid auf den Lippen geführt hat. Einmal rein pusten hilft.
Das Zugverhalten selber ist sehr mit einer Zigarette zu vergleichen. Allerdings muss man auch hier langsam und länger ziehen. Wie bei allen E-Zigaretten. Der Coil muss erst einmal in Schwung kommen, einige Male vorpaffen macht da durchaus Sinn. Allerdings halte ich das bei Rauchern für kein großes Hemmnis.
Aber auch hier hat ein Gewöhnungsprozess stattgefunden. Als jemand der lange weit stärkere Geräte gewohnt ist und sich weit vom Throat Hit Richtung Lung Hit entfernt hat, musste ich mich tatsächlich erst darauf einlassen.
Ebenfalls als ungewohnt empfand ich, nur so ein kleines Stöckchen in der Tasche zu haben. Plötzlich kamen die Sorgen über die Akkulaufzeit wieder auf. Wie in den besten Umsteigerzeiten. Was sich aber als unbegründet heraus stellte. Der Akku hät nicht nur überraschend lange, sondern ist auch sehr schnell geladen.
Es ist irgendwie erleichternd, keinen Akkuträger in der Tasche zu haben, bei dem man ständig die Buchse hoch ziehen muss.
Die 2ml Liquid sind nicht nur ausreichend, sondern sogar überraschend ergiebig. Sie entsprechen in der Nutzung und dem Nikotingehalt gemäß Hersteller etwa einer Schachtel Zigaretten. Man kommt mit diesem Gerät mit Akku und einem Pod ganz locker über den Tag.
Auch das anfängliche Dauernuckeln justiert sich ganz automatisch wieder zu kurzen Raucherpausen. Das Ritual passt sich einfach an, auch psychologisch sehr spannend.
Die Versuchskaninchen
Symptomatisch waren die Berichte meines Kollegen.
Nach dem ersten Wochenende war ich kaum aus dem Aufzug des Büros, als er mir erzählte, er habe ohne Mühe in drei Tagen nur vier Tabakzigaretten geraucht.
Er hatte von mir vorher auch schon ein Gerät der dritten Generation bekommen, nutzte aber scheinbar nur noch die MY. Sie ersetzte für ihn die Zigarette optimal.
Bei den Geschmäckern wurde ich dann überrascht. Denn ich war davon ausgegangen, dass ein Raucher vor allem auf die Tabaksorten und vielleicht die mentholigen Aromen steht. So war auch meine Laborratte sehr von Greenapple angetan.
Er war aber überraschenderweise von Cafélatte begeistert. (Was allerdings auch zur Triade der optimalen Umsteigeraromen zählt.)
Der Preis
Einem erfahrenen Dampfer muss die MY erst einmal teuer erscheinen. Da gibt es nichts zu diskutieren.
Aber Subohmer und Selbermischer sind ja auch nicht die Zielgruppe, und deshalb muss man hier wohl andere Maßstäbe anlegen.
Die MY ist für ca. 25 Euro im Handel, inklusive einem Ladekabel (keinem Wandadapter!) und einem Liquidpod. Das ist – im Anbetracht der Zielgruppe – sehr gut.
Die Liquidpods kosten im Doppelpack jedoch 7,- €. Was auch ich erst einmal sehr teuer fand. Aber vielleicht muss man das auch einmal anders betrachten. Denn zum einen bekommt man ja nicht nur 4ml Liquid. Sondern die Coil ist ja im Pod verbaut. Eigentlich erhält man also zwei Verdampfer.
Und zum anderen halte ich die Aussage des Herstellers, ein Liquidpod entspräche einer Schachtel Zigaretten, für absolut zutreffend. Wenn nicht sogar vorsichtig. Das Bedeutet, man bekommt locker zwei Schachteln Zigaretten für 7 Euro.
Damit spart ein Raucher fast 50% gegenüber der Tabakzigarette. Und muss sich keine Gedanken um den Wechsel der Coils machen.
Der Shitstorm
Offenbar passt es vielen Wutdampfern nicht, wenn ein solches Gerät positiv bewertet wird. Denn ungefähr nach der Hall of Vape in Stuttgart haben viele YouTuber das Gerät besprochen. Steamshots war wieder schneller. [Video unten] Und die Reaktionen waren überraschend negativ. Das ging bis zu einzelnen Shitstörmchen, die beispielsweise auch VapingApes abbekommen hat.
Es kamen die gleichen Argumente wie immer. Alle Reviewer sind ja prinzipiell schon gekauft. Und außerdem ist VON ERL kein Dampfer Hersteller. Denn echte Dampfer Hersteller machen alles nur aus Nächstenliebe. Und zu teuer ist das Teil eh.
Der absurdeste Kommentar prognostizierte eine schnellere Versteuerung von E-Zigaretten durch solche Geräte. Muss man nicht verstehen wo da wieder kognitiv falsch abgebogen wurde.
Solche Argumente sind haltlos. Und sicherlich eher psychologisch motiviert: Nur wir Selbstmischer und Selbstwickler sind die wahren Dampfer. Und außerdem bloß dem Tabakmulti keine Kohle in den Rachen schmeißen, obwohl man selber jahrelang hunderte Euro monatlich verbrannt hat. (Nur der Mensch ist zu der Schizophrenie fähig, den zu hassen der einem gibt was man haben will.)
Ich persönlich kann keine Angst empfinden, mir würde jemand jetzt meine Selbstwickler abnehmen, weil solche Geräte in Mode kommen.
Im Gegenteil, ich begrüße diese Entwicklung. Der Markt lebt von Vielfalt. Es ist unersichtlich, warum das bei solchen Geräten enden sollte.
Ein Raucher will es vor allem einfach. Er will seine E-Zigarette wie seine Kippen. Er will sich nicht mit Selberwickeln und Selbermischen beschäftigen. Und wenn er dann dabei noch Geld spart, ist er erst einmal glücklich.
Gemäß des Drei-Stufen-Plans benötigt ein Umsteiger ein Gerät, das es ihm so einfach wie möglich macht die Finger vom Tabak zu lassen. In der zweiten Phase kann er dann schauen, ob er dabei bleibt oder sich für andere Dinge interessiert.
Es ist objektiv unverständlich, was daran falsch sein sollte.
Und wenn die Reviewer durch die Bank ein Gerät für gut bewerten – was mich tatsächlich sehr angenehm überrascht hat – dann sollte man vielleicht einmal darüber nachdenken. Und wenn immer mehr Shops das Teil im Angebot haben, sollte man vielleicht auch mal aufhören mit den Beinchen zu strampeln und mit dem Kopf vor die Wand zu laufen.
VON ERL hat sich inzwischen mit Fontem Ventures, dem niederländischen Hersteller von blu, zusammen getan. Das ist eine Produktlinie, die tendenziell die gleiche Zielgruppe adressiert.
Es ist also zu erwarten, dass die derzeit 3000 Verkaufsstellen stark ausgeweitet werden. Wobei bereits jetzt etwa 80% des Umsatzes in den USA erzielt werden.
Mein Fazit (+ Versuchskaninchen)
Ich halte die MY für das derzeit beste Umsteigergerät am deutschsprachigen Markt.
Für mich als Subohmer war es gewöhnungsbedürftig in meiner Dampf-Evolution eigentlich wieder einen Schritt zurück zu gehen. Aber selbst für mich ist es ein tolles Ding. Ich genieße es geradezu, mir für unterwegs nur diesen kleinen Knubbel einzupacken. Das ist die Einfachheit, die ich mir als Umsteiger gewünscht hätte.
Mein Versuchskaninchen war ebenfalls sehr angetan. Der Austausch hat mir geholfen, meine eigene Wahrnehmung zu überprüfen. Er nutzt das Gerät bis heute und will es auch weiterhin nutzen.
Der Preis könnte niedriger sein. Aber er ist vertretbar. Denn dieses Gerät zielt klar auf Umsteiger. Die sparen dadurch derzeit bummelig 50% im Verhältnis zur Tabak Zigarette.
Und weil ich nicht gekauft bin kann ich auch verraten, dass man die Liquidpods sehr leicht selber nachfüllen kann. Es gibt dazu genügend Videos auf YouTube. Aber das bleibt unter uns.
Im Gegensatz zu anderen Geräten ist die Grundanschaffung so gering, dass es auch in dem Segment kaum ein anderes Gerät mit diesem Preis-Leistungs-Verhältnis gibt. Deshalb kann ich es auch nur wärmstens als Testballon empfehlen.
Wer rauchende liebe Angehörige in der buckligen Verwandtschaft hat, um deren Gesundheit er sich sorgt, kann demjenigen für 25,- Euro so ein Teil zustecken. Einfach super.
Nach meiner Einschätzung werden noch mehr solcher Geräte auf den Markt kommen. Dadurch wird die Entwicklung dieser Geräte weiter vorangetrieben. Und sie werden dazu beitragen, immer mehr Raucher anzusprechen und Dampfen bekannter zu machen.
Auch wenn einige meinen, das sei gar kein Dampfen.
VON ERL und Fontem: https://www.vapers.guru/2017/07/01/big-tobacco-schluckt-e-zigarettenhersteller/
Der Drei-Stufen-Plan zum Umstieg: https://www.vapers.guru/2017/02/25/fahrplan-vom-rauch-zum-dampf/
Joey Hoffmann
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