Die Ärztezeitung Online berichtete am vergangenen Montag, dass der Dachverband der Suchtgesellschaften seine Bedenken gegenüber der E-Zigarette aufhebt. Ein entsprechendes Positionspapier war bereits im August veröffentlicht worden, kam jetzt aber anlässlich einer Veranstaltung in Frankfurt ins Gespräch.
Dieses Positionspapier liegt vapers.guru nun vor.
Vor einer Woche fand eine Experten-Diskussion im Radisson Blu Hotel in Frankfurt am Main statt. Diese Veranstaltung wurde durch den Konzern Philip Morris initiiert, der derzeit mit seinem Heat not Burn Produkt IQOS auf den Markt drängt.
Geplant waren Vorträge von dem Toxikologen Prof. Dr. Bernd Mayer von der Uni Graz und von Dr. Alexander Nussbaum, Senior Manager der Forschungsabteilung von Philip Morris. Im Anschluss fand eine moderierte Diskussionsrunde statt.
Zu der Veranstaltung unter dem Titel „Nikotin ohne Rauch? Was sind Chancen und Grenzen der „Tobacco Harm Reduction“?“ waren über eine Agentur auch Medienvertreter eingeladen.
Positionspapier der DSG
Anlässlich dieser Veranstaltung verwies Dr. Nussbaum auf ein Positionspapier des Dachverbandes der Suchtgesellschaften, die sich in ihrer Veröffentlichung bereits im August sehr klar positiv zur E-Zigarette geäußert hatte.
Leider wird dieses Positionspapier durch Dritte verlegt, weshalb es wohl keine größere Beachtung und Verbreitung gefunden hatte.
Die Ärztezeitung Online griff dieses Positionspapier am vergangenen Montag auf, inzwischen liegt es vapers.guru im Original vor.
Der Dachverband der Suchtgesellschaften (DSG), auch kurz Deutsche Suchtgesellschaft, vereint seit 2016 die drei großen Verbände, die sich in Deutschland mit den Themen Therapie, Medizin und Psychologie beschäftigen. In diesen sind wiederum andere Verbände und Mediziner zusammengeschlossen.
Damit vertritt der DSG das, was oftmals als Suchtforschung und Suchtmedizin zusammengefasst wird.
Nikotin ohne Rauch?
In Ihrem gleichnamigen Positionspapier „Nikotin ohne Rauch? Was sind Chancen und Grenzen der „Tobacco Harm Reduction“?“ erläutert der Dachverband die Vorteile der E-Zigarette.
Der Hauptautor Dr. Tobias Rüther ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit dem Schwerpunkt Suchtmedizin. Er leitet als Oberarzt an der Uniklinik München zwei Stationen und die Spezialambulanz für Tabakabhängigkeit.
Er hatte sich bereits 2015 sehr offen zur E-Zigarette als Möglichkeit der Harm Reduction bekannt.
„Generell kann davon ausgegangen werden, dass in Relation zum konventionellen Zigarettenrauch die Schädlichkeit des Aerosols der E-Zigarette um ein Vielfaches geringer ist und die E-Zigarette bei der Tabakentwöhnung eingesetzt werden kann, wenn leitliniengerechte psychotherapeutische und/oder medikamentöse Maßnahmen zur Tabakentwöhnung nicht wirksam sind oder nicht gewünscht werden.“
Positionspapier: Nikotin ohne Rauch? Was sind Chancen und Grenzen der „Tobacco Harm Reduction“
Leider wieder falsche Quellen
Leider wurden auch in diesem Papier wieder tendenziöse und teilweise falsche Quellen des DKFZ, der WHO und anderer herangezogen. Auch hier wird wieder von Kokelstudien und Schadstoffen wie Formaldehyd gesprochen. Aber es wurden auch Quellen aus Großbritannien herangezogen, die Ergebnisse des Royal College of Physicians sind ausdrücklich genannt.
Daher kommen sie zu einem völlig anderen und im deutschsprachigen Raum erfrischenden Fazit.
Dieses kann aus erwähnten Gründen nur zusammenfassend wiedergegeben werden:
- Im Vergleich zum Zigarettenrauch ist der Dampf der E-Zigarette „um ein vielfaches“ weniger gefährlich.
- Die E-Zigarette hat einen potentiellen Nutzen zur Rauchentwöhnung. Darüber hinaus hat sie kurzfristige und sehr wahrscheinlich langfristige Effekte zur Schadensreduzierung. Wer für Beratung, Therapie oder Medikation nicht zu gewinnen ist, dem kann zum Rauchstopp zur E-Zigarette geraten werden.
- Weitere Studien sind nötig.
- Die E-Zigarette wird in der Bevölkerung angenommen. Die Chance, die sich dadurch für die Tabakentwöhnung bietet, sollte nicht durch eine Überregulierung zunichte gemacht werden.
- Präventive Maßnahmen zum Jugendschutz sollten jenseits von Verboten gefördert werden. Auch – und das ist ausdrücklich erwähnt – wenn der Einstieg in das Tabakrauchen sehr selten ist.
- Die Forschungsarbeit zur E-Zigarette sollte öffentlich gefördert werden.
Viele Vorteile benannt
Die Autoren hoben zwar hervor, dass die Tabakkontrollpolitik nicht durch die E-Zigarette „untergraben“ werden dürfe.
Sie stellten dies aber recht eindeutige in Relation zu den Vorteilen. Unter anderem zitierten sie Ergebnisse, nach denen ehemalige Raucher nach einem Jahr E-Zigarette ihren Blutdruck und ihre Lungenfunktion positiv beeinflussten. Ebenso konnten Asthmatiker deutlich von einem Wechsel profitieren.
„Insgesamt wird die Toxizität des Dampfes von E-Zigaretten jedoch um den Faktor 9 bis zum Faktor 450 geringer eingeschätzt als konventioneller Tabakrauch, was als Schadensreduktion angesehen werden kann.“
Positionspapier: Nikotin ohne Rauch? Was sind Chancen und Grenzen der „Tobacco Harm Reduction“
Es bleibt zu hoffen, dass die unsäglichen und oftmals schlicht falschen Ergebnisse von Kokelstudien endlich als solche in der wissenschaftlichen Wahrnehmung erkannt werden.
Doch trotz dieser Studien hat sich in diesem Positionspapier einer der größten und renommiertesten Stakeholder klar für die E-Zigarette ausgesprochen.
Bericht zur Studie des Royal College of Physicians: https://www.vapers.guru/2016/05/01/sensationeller-report-aus-london/
Homepage des DSG: https://dachverband-sucht.de/
Joey Hoffmann
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