Am vergangenen Wochenende fand in Berlin zum zweiten Mal die Dampfermesse InterSteam statt. Wie bereits im Vorjahr diente die Arena am Spreeufer als Messestandort. Verantwortlich für die Organisation waren erneut Ilka Klein und Thomas Viell.
Die Arena Berlin ist mit ihren 6500 m² Fläche ein beliebter Standort für Messen und Conventions aller Art. So auch für Berlins Dampfermesse.
Neben Ausstellern kamen auch bekannte Youtuber, ein Charity Verband, Caterer und Vertreter des weltweit ersten Dampfmuseums hinzu.
Am Samstag begann der erste Messetag für den regulären Publikumsverkehr um 12 Uhr.
Bevor die Besucher das Messegelände betreten konnten, gab es eine Welcome-Show. Die Tore wurden langsam aufgezogen. Lediglich eine Nebelwand strömte hinaus zu den wartenden Vapern. Musik setzte ein und es gab eine kleine Light Show.
Die Organisatorin Ilka Klein sagte später, dass in dem Moment die ganze Anspannung der letzten Tage von ihr abfiel und ihr „fast vor Freude die Tränen“ kamen.
Nachdem man den Eingangsbereich passiert hatte, konnte man bei nicht zu lauter Musik die Halle erkunden.
Was auf dem zuvor veröffentlichten Plan noch recht eng zusammengestellt aussah, entpuppte sich in Realität als sehr gut geplant und platziert. Es war, trotz des großen Andrangs, nie beengt oder überfüllt. Alle Stände waren gut erreichbar.
Für Besucher und Schnäppchenjäger war vor allem interessant, dass viele der Aussteller Rabatte von bis zu 50% auf ihr Sortiment gaben. Das Eine oder Andere war auch gratis.
Neue Hersteller zu entdecken
Das Team von Vapestreet hob sich hierbei von der Masse ab. Ein sehr junges und neues Unternehmen im Bereich Liquids und Aromen. Diese waren mit ihrem kompletten Sortiment vor Ort und gaben bei fast jedem Kauf eine Kleinigkeit dazu.
Für Großhändler bietet Vapestreet sehr umfassende Optionen der Individualisierung von Liquids und des Brandings an und könnte in den kommenden Wochen oder Monaten recht erfolgreich starten.
Ebenfalls heraus stachen die Liquids von Sique Berlin. Bei einer Verkostung der von unten blau beleuchteten Liquidproben fiel vor allem auf, wie authentisch die Geschmacksnuancen getroffen wurden.
Besonders das Liquid Neo stand mit seinem Erdnuss-Kramell-Eis Geschmack sehr hoch im Kurs der Besucher.
Dazu kam noch, dass das Team von Sique Berlin einen sehr netten und zuvorkommenden Eindruck machte und geduldig jede Frage der Interessenten beantwortete.
Den meisten Besuchern war es aus Zeitmangel wahrscheinlich nicht vergönnt, alle Aussteller anzusteuern und ausgiebig zu testen. Im Schnitt verbrachten die Besucher, so die Auskunft einiger Aussteller, zwischen fünf und zehn Minuten an den Ständen. Was etwa elf bis 23 Stunden entspräche, wenn man alle Stände besuchen wollte. Zu viel bei einer regulären Öffnungszeit von sechs Stunden pro Tag.
Bühnenprogramm mit Giveaways
Als Ergänzung zur Erkundung auf eigene Faust gab es für die Besucher auch ein Bühnenprogramm. Als grobe Orientierung konnte man sich an den Ablaufplan der Messe halten.
Dieser wurde jedoch nur für Samstag herausgegeben. Die Verantwortlichen hatten es nach eigener Aussage verschwitzt, diesen auch für Sonntag freizugeben.
So kam es dazu, dass viele am weniger gut besuchten Sonntag mehr oder minder planlos durch die Halle liefen oder einfach anderen Grüppchen folgten. Diese bewegten sich kreuz und quer durch die Halle. Immer wieder gelockt von der nächsten Giveaway Aktion auf der Bühne, bei denen Hersteller ihre Produkte freigiebig in die wartende Menge warfen. Alles wurde hierbei jedoch nicht verschenkt.
So gab es zum Beispiel keinen Hardware Hersteller, der zumindest eine Verlosung am Stand oder ähnliches anbot.
Neben diesen Gratis-Aktionen gab es noch viele andere Publikumsmagneten. Auf der Bühne moderierte das SteamTeam durch die Messetage und heizte die Menge immer wieder ordentlich an. Es gab aber auch Interviews mit Herstellern und Händlern, eine Charity Auktion und eine Vape Trick Show von VGOD. Ein Programm also, wie man es bereits von anderen Dampfermessen wie Hall of Vape oder VapersCom kennt.
Unschön war, dass es bei einer der Shows von VGOD eine grobe Panne gab. Bei der zweiten Show am Samstag wurde das Oberlicht der Halle geöffnet und ein steter Luftstrom ließ das Trick Team sehr amateurhaft wirken. Von den sonst so kunstvollen Dampffiguren blieb nicht mehr als der gute Wille übrig. Ein paar Ringe kamen dann aber dennoch zu Stande.
Sonntag ruhiger aber chaotischer
Am Sonntag öffnete die Messe schon um 10 Uhr und lief etwas langsamer als am Vortag an.
Wer zu so früher Stunde eine Stärkung gebrauchen konnte ging zuerst an den kleinen Stand der Firma Caffè Pol Venezia, einer Rösterei aus München. Dort konnte man für wenig Geld hervorragenden Kaffee und Espresso bekommen.
Informationsreich waren die Stände von Fair Vape und Feal, zwei internationalen Großhändlern. Die Sicht eines großen Players auf den deutschen im Vergleich zum internationalen Markt ist war aufschlussreich.
Nach kurzem Gespräch kam das kontroverse Thema TPD2 auf. Die Antwort des Mitarbeiters von Fair Vape ließ keine Zweifel über dessen Meinung offen. „The TPD2 is a huge pain in the ass and ruins the vape sector in Germany.“ war eindeutig.
Sinnbildlich übersetzt heißt dies nichts anderes, als dass die TPD2 ein riesengroßer Mist ist und den Dampfersektor in Deutschland ruiniert.
Die InterSteam Awards
Ab etwa 13:30 Uhr wurden dann auf der Bühne die InterSteam Awards in sieben Kategorien vergeben. Diese waren in Reihenfolge: Bestes Liquid (Vaporist für Bienenstich), beste Standaktivität (Expran GmbH), bestes Cooling Liquid (PJ Empire für die Slushy Serie), bester Stand (Twisted Flavours), bestes offenes Pod System (Subohm für die KICK), Newcomer 2018 (Mr. Gelato), Special Liquid Jury Pick (Dr. Frost) und Best Blend 2018 (Bangjuice).
Leider gab es auch hier wieder organisatorische Probleme. So kamen die Gewinner der ersten beiden Awards zuerst gar nicht auf die Bühne.
Ob nun nicht Bescheid gesagt wurde, oder ob die Gewinner einfach anderweitig beschäftigt waren, ließ sich nicht herausfinden. Auf jeden Fall wirkte es nicht sehr professionell.
Nach dem fünften Award kam es erneut zu einer kurzen Unterbrechung, was erneut für Unruhe im Publikum sorgte. Und Sebastian vom SteamTeam zum Eingreifen zwang, damit sich die Menge nicht auflöst. Die Gewinner haben sich zwar augenscheinlich über ihre Awards gefreut, es kam jedoch nicht das Gefühl auf, dass eben etwas Besonderes geschehen war.
„Um 150% gesteigert“
Abseits der Verleihung bot sich eine gute Gelegenheit, mit einem der Gewinner direkt zu sprechen. Am Stand von Liquidwerk/Vaporist entstand mit einem der Mitarbeiter ein interessantes Gespräch zum Blick auf die Messe aus Händlersicht.
Der Mitarbeiter Alexander Stebner war überzeugt, dass sich „die Messe im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 150% gesteigert hat“. Sowohl Publikum als auch Aussteller seien mehr und vielfältiger geworden, die Organisation sei viel besser als im Vorjahr. Auch hier gab es Verbesserungswünsche, wie etwa eine bessere Kommunikation seitens der Organisatoren mit Ausstellern sowie Medienpartner.
Er räumte jedoch auch ein, dass es letzten Endes alles Menschen seien, die so eine Veranstaltung planen und organisieren. Und Menschen machen auch einmal Fehler.
Wie Stebner sahen es auch mehrere der anderen Aussteller.
Tom Klark‘s erläuterte die Sicht eines Urgesteins im Liquidsektor.
So meinte ein Mitarbeiter auf die Frage, wieso Tom Klark‘s so anders und doch so erfolgreich ist „Es gibt einfach viel zu viele Firmen, die den gleichen Mist wie die anderen machen. Wenn eine Firma Erdbeer-Doughnut als Geschmack herausbringt, hat man nach einer Woche 10 andere Firmen, die genau das Gleiche machen. Nur meist in noch schlechterer Qualität.“
Verständlich ist dieses Statement durchaus. Gerade, wenn man einmal die Liquids von Tom Klark‘s gedampft hat. Sehr komplex, vielschichtig und einfach anders und interessant.
Vor allem im letzten Jahr sind neue Firmen wie Pilze aus den Boden geschossen und haben sehr oft gleiche oder ähnliche Liquids an den Markt gebracht.
Ein gutes Beispiel hierfür ist die Geschmacksrichtung Lemon Tart. Davon gibt es mittlerweile so viele, dass man den Überblick verloren hat. Dies ist weder schlecht noch verwerflich, der Vielfältigkeit jedoch eher abträglich.
Doch auch das Team um Tom Klark‘s fand die Messe in diesem Jahr viel besser, denn im Vergleich zum Vorjahr hat sich im Hintergrund viel in Sachen Professionalität getan.
„Manche Berliner sind es selber schuld“
Ansatzweise bestätigt hat sich dieser Eindruck durch die Aussage von Ilka Klein in einem Informationsgespräch mit ihr und Thomas Viell. Auf die Frage, wie sie denn mit der Kritik der Aussteller gegenüber der Messe umgehen, gab sie zu bedenken dass „viele bei so einer Messe gern vergessen, was dort alles an Verantwortung, Planung, Stress und Problemen mit dran hängt. Es ist nicht einfach damit getan, ein paar Stände in eine Halle zu stellen und das dann Messe zu nennen.“
Dass die Organisation dieses Jahr scheinbar besser lief, deuten auch die Zahlen und Besuchermeinungen an. Etwa 7500 Besucher sind für eine Veranstaltung dieser Größe solide. Die über 140 gelisteten Aussteller füllten das Areal gut aus und boten dennoch genug Platz für die Dampfer.
Händler und Großhändler durften bereits am Freitag ab 15 Uhr für geschäftliche Belange in die Halle.
Laut Organisator Thomas Viell soll das langfristige Ziel aber noch viel höher gesteckt sein. In den kommenden Jahren soll die Messe auf vier Tage ausgeweitet werden und an einem größeren Standort stattfinden.
Etwas Kritik vom Veranstalter gab es an dieser Stelle aber auch. Nicht an der Messe selbst, eher an einem bestimmten Typ Messebesucher.
“Manche Berliner sind es selber schuld, wenn Hersteller keine Lust haben, auf eine Dampfermesse nach Berlin zu kommen. Auf der einen Seite schreien alle, dass sie eine Messe wollen. Und auf der anderen Seite beschweren sie sich dann, wenn gute Produkte auf der Messe fast genau so viel kosten wie im Laden. Das kann nicht funktionieren.“ Diese Erwartungshaltung mache es schwer, so etwas in Berlin auf die Beine zu stellen.
Mit dieser Aussage ist die Organisatorin nicht allein. Ein Mitarbeiter eines Ausstellers sagte, dass „Berlin ein schwieriges Pflaster für Messen ist. Weil der Berliner an sich übersättigt ist. Es gibt jeden Tag und überall irgendwelche Partys, Veranstaltungen und Events. Das verwöhnt und hebt den Anspruch.“
Überangebot an Liquids
Eine kleine Gruppe junger Dampfer, welche am Stand von Asmodus stöberte, hatte ebenfalls ein paar Verbesserungswünsche für die Messe. „Es ist zu wenig Hardware. Fast nur Liquids und Aromen. Auch Selbstwickler und Coils könnten mehr sein.“
Für solche Wünsche war zwar am Stand von Tasty Ohms vorgesorgt worden. Jedoch sei dort „eine so riesige Menschenmenge, dass die Crew nicht aus dem Wickeln heraus käme“.
Das angesprochene Überangebot an Liquids und Aromen gegenüber Hardware lässt sich jedoch recht einfach erklären.
Nikotinfreie Liquids, gerade die Short Fill Variante, fallen nicht unter die Anmeldepflicht der TPD2 und können so ohne größere Probleme über Ländergrenzen hinweg transportiert und verkauft werden. Auch ein großer Teil des Gewinns wird mit Liquids und Aromen gemacht.
Hardware jedoch unterliegt in Deutschland der Anmeldepflicht und muss sechs Monate vor Verkauf registriert werden. Sollte diese Hardware also nach Deutschland zu einer Messe mitgebracht werden, muss sie auch freigegeben sein. Ansonsten besteht das Risiko, dass der Zoll diese einbehält. Oder die Ordnungsbehörden den Verkauf unterbinden.
Interessant ist, dass trotzdem viele Hersteller auf der Messe nicht angemeldete Hardware zum Verkauf anboten.
Für den Enthusiasten und versierte Besucher gab es noch den so genannten Modder Bereich. Hier fanden sich Szene Größen wie Purge, Keller Mods oder Atomixani.
Die Hardware, welche hier ausgestellt und angeboten wurde, ist sicherlich nicht für jeden etwas. Bewegen sich die Kosten der Geräte doch oft im hohen dreistelligen Bereich.
Ebenfalls vertreten war der recht bekannte Hersteller Steampunk Tools. David Hippedingers Team zeigte und verkaufte hier seine schon oft gelobten Akkuträger im einzigartigen und unverkennbaren Steampunk Design.
Gelungen, aber Luft nach oben
Abschließend lässt sich sagen, dass die InterSteam eine durchaus gelungene Messe war und sich nicht vor anderen Veranstaltungen dieser Art zu verstecken braucht.
Nach zwei Jahren steckt die Messe noch in den Kinderschuhen und hat viel Entwicklungsspielraum nach oben.
Wenn die Zukunftspläne der Veranstalter wirklich Erfolg haben sollten, dann lohnt sich eventuell auch irgendwann ein Vergleich mit der Hall of Vape oder der VapersCom. Dies wäre zum aktuellen Zeitpunkt jedoch noch nicht angebracht.
Unsere Hauptstadtmesse hat nach einheitlicher Meinung der Aussteller und Besucher viel Potenzial.
Und wenn man die organisatorischen Probleme in den Griff bekommt, wird sie in den nächsten Jahren ein noch größerer Erfolg werden, als sie momentan schon ist.
Homepage InterSteam: https://intersteam.de/index.php/de/
Sebastian Hackauf
Neueste Artikel von Sebastian Hackauf (alle ansehen)
- Brunhilde von Vapefly - 17. Januar 2019
- Endzeit Aromen vom Dampfwerk - 13. Januar 2019
- Vapewunder: Liquids im Abo - 7. November 2018